Wundverschluß

bugger

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Zur Abwechslung habe ich mal eine Frage zu noch lebendem Holz, da ich denke daß hier manch einer auch damit zu tun hat.

Man liest ja immer wieder, daß diese Wundverschlußpasten aus Baumarkt & Co mehr schaden als nutzen, da die Wunde nicht abtrocknen kann.

Gilt das auch für natürlichen Wundverschluß? Ich habe hier bei einem jungen Obstbäumchen, was eine Doppelspitze entwickeln wollte, das schwächere Ästchen entfernt und (mehr aus Interesse) von einer Tanne frisches Harz auf den Schnitt gestrichen. Soweit sieht alles gut aus (dank Sonne ist das Harz recht klar geworden).

Was macht man im professionellen Bereich? Bei Ästchen und Reisern mache ich mir keinen großen Kopf, aber wenn ich doch mal was Dickeres (so ab 3cm Durchmesser) rausschneiden muß, frage ich mich immer was man am Besten machen soll. Immerhin will ich daß die Bäume lange stehen :emoji_slight_smile:
 

NiklasAG

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Harz. Kann man auch im Topf so kaufen. Das verwendet ja ein Baum auch, wenn mal was abbricht und gerade kein Gärtner zur Hand ist.
 

WoodyAlan

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Ich verwende die Paste nur wenn ich Obstbäume veredle, ansonsten nicht. Hab ich mal a Zeit und hat Fassbinder zu schimmeln angefangen. Mein Onkel, passionierter Imker und Obstbaum Besitzer (>30 Bäume) rät da generell auch davon ab. Die Bäume können das ab. Wichtig ist aber: immer so nah wie möglich am Stamm abschneiden (am Auge) ohne weitere Verletzung der Rinde. Und natürlich der richtige Zeitpunkt. Äpfel/Birnen immer im Spätherbst bis Februar, Kirschen direkt nach der Ernte. Zwetschgen aste ich fast nie aus, die „putzen“ sich von selbst. Damit habe ich durchgehend sehr gute Erfahrungen gemacht.
 

Klapauzius

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Soweit der Baum recht vital ist, reicht ein sauberer Schnitt nahe an der Verzweigung, damit der Baum selber die Wunde abschotten kann. Schau mal nach der Hamburger Schnittmethode. Wenn mal etwas abbricht, dann entsprechend sauber nach schneiden und auf den Versorgungsast ableiten.

Ich arbeite derzeit nebenberuflich in der Baumpflege und dort ist ein Wundverschluss durch irgendwelche Pasten/Harze nicht üblich. Es mag allerdings Sonderfälle geben. Auch muss ich zugeben, dass Obstbaumschnitt wiederum ein eigenes Thema ist, mit dem ich mich nicht auskenne.
 

U.Tho

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Ich verwende Baumwachs für meine Bonsai - ist aber unhandlich, würde mittlerweile auch eher Paste verwenden.
 

Ilex

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Die Hamburger Schnittmethode wurde ja schon erwähnt.

Alex Shigo, der „Vater der modernen Baumpflege“ sagte: „wer schnelle Fäulnissbildung haben will,
sollte Wundverschlußmittel benutzen!“

Die richtige Schnittführung ist die fachlich richtige Vorgehensweise beim Baumschnitt.
Hier:
https://www.baumpflegeportal.de/ihr...-entfernen-ohne-verletzung-der-astschutzzone/
wird etwas dazu erläutert. Shigo und andere haben gute Bücher darüber geschrieben. Oder mal "auf Astring schneiden" in die Suchmaschine
geben.

Wolf
 

bugger

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Wir Goethe sagte: "Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!" :emoji_slight_smile:

Aber das mit der Hamburger Methode ist interessant, die kannte ich nicht. Danke!
 

WoodyAlan

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Wir Goethe sagte: "Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!" :emoji_slight_smile:

Aber das mit der Hamburger Methode ist interessant, die kannte ich nicht. Danke!
Wie gesagt, auch von anderen, ich würde nicht verschließen, zumindest ned bei Äpfel, Birnen, Kirschen. Ich komm diese Woche noch in ne Baumschule ums Eck. Da kann ich gerne mal nachfragen.
 

bugger

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Wie gesagt, auch von anderen, ich würde nicht verschließen, zumindest ned bei Äpfel, Birnen, Kirschen. Ich komm diese Woche noch in ne Baumschule ums Eck. Da kann ich gerne mal nachfragen.
Generell bin ich ja auch der Meinung. Mit ging es eher um die Frage, ob natürliches (frisches) Harz einen Bonus bringt. Das ist ja rein biologisch und von der Natur genau zu dem Zweck entwickelt worden :emoji_slight_smile: Und da es antibakteriell und fungizid sein soll...
 

WoodyAlan

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Generell bin ich ja auch der Meinung. Mit ging es eher um die Frage, ob natürliches (frisches) Harz einen Bonus bringt. Das ist ja rein biologisch und von der Natur genau zu dem Zweck entwickelt worden :emoji_slight_smile: Und da es antibakteriell und fungizid sein soll...
Achso, dann hab ich das fehlinterpretiert. Zum Harz oder Wachs sei angemerkt, dass das bei der Ernte lästig sein kann wenn alles klebt. Bei Hitze rinnt das gern den Ast/Stamm entlang.
 

Hondo6566

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Nein das hat m.E. kein Vorteil.
Wundverschluss ist speziell entwickelt damit es ortsfest die Schnittwunde verschließt, und es bindet auch trocken ab. Beides gute Eigenschaften die Harz nicht hat.
 

Klapauzius

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Bäume haben ihre eigenen sehr erfolgreichen Strategien um mit Beschädigungen umzugehen. Das sind komplexe biologische Wundreaktionen, siehe CODIT-Prinzip, und das schon seit Millionen von Jahren :emoji_wink:

Ich würde durch einen fachgerechten Schnitt die „Beschädigung“ möglichst gering halten und dem Baum so seine eigene Abschottung ermöglichen. Das genügt.
 

U.Tho

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Bei Bonsai´s macht man das auch (Wundverschluss) - zumindest bei größeren Eingriffen.
 
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U.Tho

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WoodyAlan

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Warum macht man da einen Unterschied?
Da kann ich tatsächlich nur wiedergeben was mir mein Onkel gelehrt hat und bis dato in der ganzen Verwandtschaft bestens funktioniert: grundsätzlich wird nicht am tragenden Baum geschnitten. Somit Apfel/Birnen per se erst ab Herbst. Hier hat sich Jan/Februar sehr gut bewährt und Wasser zieht er a ned. Kirschen kommen früh und können den Schnitt (teils stark ausgeastet) danach sehr gut ab und bilden dann gleich wieder kräftigen Wuchs fürs kommende Jahr (Ernte is a einfacher :emoji_grin: ). Bei Apfel/Birne is das Jahr nachm Schnitt idr erstmal Pause.
Fachleute können das sicher fundierter beschreiben aber ich hab das so von Menschen gezeigt bekommen, dieses wiederum von Menschen gezeigt bekommen haben…. Und das Ergebnis sagt: so falsch kann’s ned sein:emoji_slight_smile: da is irgendwo auch die Gefühlssache a Thema.
 

WoodyAlan

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Und nochmal zur Kirsche: das ableiten auf neue Triebe fällt bei/nach der Ernte einfacher um im nächsten Jahr a schöne Krone zu haben.
 

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Da kann ich tatsächlich nur wiedergeben was mir mein Onkel gelehrt hat und bis dato in der ganzen Verwandtschaft bestens funktioniert: grundsätzlich wird nicht am tragenden Baum geschnitten. Somit Apfel/Birnen per se erst ab Herbst. Hier hat sich Jan/Februar sehr gut bewährt und Wasser zieht er a ned. Kirschen kommen früh und können den Schnitt (teils stark ausgeastet) danach sehr gut ab und bilden dann gleich wieder kräftigen Wuchs fürs kommende Jahr (Ernte is a einfacher :emoji_grin: ). Bei Apfel/Birne is das Jahr nachm Schnitt idr erstmal Pause.
Fachleute können das sicher fundierter beschreiben aber ich hab das so von Menschen gezeigt bekommen, dieses wiederum von Menschen gezeigt bekommen haben…. Und das Ergebnis sagt: so falsch kann’s ned sein:emoji_slight_smile: da is irgendwo auch die Gefühlssache a Thema.
O.k. Das mit dem Schnitt der Kirsche direkt nach der Ernte habe ich auch schon gehört. Eine Begründung konnte ich nicht finden.
Ich schneide meine Bäume erst Ausgangs der Vegetationsruhe, also im Februar, und zwar aus folgendem Grund. Im Spätsommer/Herbst kommen die Stoffwechselvorgänge im Baum langsam zur Ruhe, zumindest findet kein Wachstum mehr statt, der Saftfluss geht auch zurück. Das bedeutet aber, dass an einer durch Schnitt entstandenen Wunde der Baum nur wenig gegen Pilzwachstum ausrichten kann. Pilze wachsen dagegen bereits ab etwa 5-6°C. Wird die Wunde befallen, hat der Pilz vor allem in milden Wintern viel Zeit, das Holz zu besiedeln. Eine Gegenwehr durch den Baum kann erst wieder mit Beginn der Vegetationszeit erfolgen. Dann kann es aber zu spät sein.
Tatsächlich kann ich nicht behaupten, selbst in dieser Hinsicht schon 30 Jahre lang Erfahrung zu haben. Mein Vater hat sich allerdings früher sehr oft über seine "krebsigen" Obstbäume geärgert. Er hätte aber auch nicht auf seinen Sohn gehört, obwohl der späte Schnitt in pflanzenphysiologischer Hinsicht naheliegend ist. Aber ich lasse mich gerne belehren, wenn einer `ne griffige Begründung hat.

Ach so: Ich wohne hier ja in einer Obstbaugegend. Die Sauerkirschernte wurde vor drei Wochen beendet, geschnitten sind die Bäume noch nicht. Allerdings ist die industrielle Obstplantage nicht wirklich mit dem Hobbyobstanbau vergleichbar.
 

U.Tho

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Mal nebenbei, hier nebenan ist eine größere Streuobstwiese (Kirschenleite genannt), wurde irgendwann nach dem Kriege angelegt. Überwiegend Hochstamm Kirsche - große Bäume und nur mit Leiter zu ernten. Ernten tut hier seit der Wende (fast) keiner mehr, mit Fördergeldern werden die Flächen seit paar Jahren nur noch gepflegt, d.h. 1 x gemäht. Es wurden im letzten Jahr auch wieder Hochstammkirschen gepflanzt - einfach um die Lücken zu schließen, die durch die abgestorbenen Bäume entstanden sind. Irgendwie ist das nur noch ein Kultur(?)- denkmal.
 

bugger

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Mir hat man mal erklärt, der Winterschnitt sorge für einen stärkeren Trieb im nächsten Jahr, weil der Baum Nährstoffe zurückgezogen hat, aber die Wundheilung ist nicht so toll, eben wegen der Winterruhe. Der Sommerschnitt hingegen nimmt dem Baum Energie weil alles voll im Saft steht und beruhigt, aber gleichzeitig ist die Wundheilung besser weil es in die Wuchszeit fällt.

Ich glaube da muß man schon zwischen Hobby- und Erwerbsbau unterscheiden. Beim letzteren stehen oftmals die Bäume ja nicht lange genug, damit Schäden sich tief in den Stamm vorarbeiten können, weil beim Nachlassen der Ernteleistung gleich gerodet wird.

Bei uns hier wird auch vieles nicht mehr geerntet. Das ist so schade drum wenn man das ganze leckere Obst vergammeln sieht. Aber wehe man hebt was auf, dann ist das Diebstahl. Hier gibt es Ecken mit Kirschen, da wird vielleicht einmal im Jahr gemäht damit nicht alles verbuscht. Die Bäume sehen erbärmlich aus und Bruch liegt herum; und das bei riesigen saftig-süßen Kirschen, die dann am Baum verfaulen.
 
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