wo Möbel in Auftrags-Schreinerei herstellen lassen

Graf_Dracula

ww-birke
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Angenommen ich habe mir ein paar Möbelstücke gebaut, die zugegebenermaßen von der Maßgenauigkeit her nicht das gelbe vom EI sind, die aber dennoch auf den ersten Blick bei all unseren Besuchern Anklang finden und Sie uns von sich aus fragen, ob wir schon mal dran gedacht haben sowas zu verkaufen. Meine eigenen Schreinerfähigkeiten würde ich selber eher in den Bereich "besserer Heimwerker" einordnen (bin halt kein Schreiner, nur Nachrichtentechniker), was ich aber dafür umso besser kann ist mir was neues einfallen lassen und das am CAD zu erstellen. Zu Hause hab ich mir privat dafür Alibre Design V2012 - 2D und 3D CAD/CAM Software gekauft, auf Arbeit konstuiere ich mit SolidWorks Anlagen für die Industrie.

Wenn ich nun also tatsächlich tiefgründiger darüber nachdenke sowas zu verkaufen, hab ich erst mal gar keine Lust das selber zu machen, noch möchte ich Streß mit den Nachbarn riskieren und zum Letzten bin ich so selbstkritisch genug zu wissen, das mein Selbstgebautes für einen professionellen Verkauf dann doch zu minderwertig wäre. Außerdem, sollte das wirklich funktionieren und größere Nachfrage da sein, hab ich neben meinen meist 9-10h-Tag auf Arbeit und meiner Tochter gar keine weitere Zeit für sowas ... also ... herstellen lassen ... nur wie und wo und überhaupt?

Irgendwo hab ich schon gelesen, dass es für sowas direkt Auftrags-Schreinereien gibt, die dann z.B. eine CNC-Fräse haben und die entsprechenden Teile schnell genug und in ausreichender Stückzahl in Top-Qualität herstellen können. Dazu hab ich aber etliche Fragen ...

Gewerbeanmeldung beim Finanzamt dürfte ja eigentlich kein Problem sein, da ich ja nicht als Schreiner tätig bin, sondern das "Zeugs" nur entworfen habe und vertreibe - oder?

- Punkt 1: Das wichtigste natürlich, was kostet sowas??? ... klar, das hängt von dem Möbelstück ab, wie viele Löcher zu bohren sind etc., aber kann da nicht irgendjemand irgendwas zum groben Überschlagen aus dem Nähkästchen erzählen?
- Punkt 2: Wie stark ist der Preis von den Stückzahlen abhängig?
- Punkt 3: Muß ich z.B. 500 Stück auf einmal abnehmen und sofort bezahlen, oder schließt man nen Rahmenvertrag über 500 Stück pro Jahr und könnte dann auch Stückweise abnehmen, oder was für Möglichkeiten gibts da?
- Punkt 4: Da ich das ja selbst "designt" habe, hätte ich da ein bisschen Angst vor Nachahmern falls das wirklich gut ankommt, also vorher Gebrauchsmuster anmelden, oder nen NDA mit der Schreinerei abschließen, oder wie läuft sowas?
- Punkt 5: irgendwas vergessen?
 

yoghurt

Moderator
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Hallo,
na ja, nun....
1. Was soll ich sagen? Nimm mal Kontakt mit horatec.de auf...
2. Deutlich! Vielleicht sollte aber jemand erstmal einen Prototypen erstellen??
3. Das geht sicher auch in Einzelfertigung. Konkreter zu beurteilen wäre es, wenn man wüsste, welche Materialien Du verwendest usw...
4. Keine Ahnung!
5. .....

Vielleicht redest Du mal mit einem Schreiner in Deiner Gegend? Vielleicht ergibt sich daraus eine Partnerschaft? Ich wäre an so etwas prinzipiell nicht uninteressiert....
 

Gast aus Belgien

ww-robinie
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- Punkt 5: irgendwas vergessen?

Ein Schrankmöbel von 5 Meter lang, 2 Meter hoch, mit 157 Schubladen und aus Mahagoni wird natürlich einen ganz anderen Preis haben in der Herstellung als ein Designerhocker mit 3 Füssen aus Fichte.
Auch besteht ein Möbelstück nicht nur aus Löchern ........

Du solltest also doch schon ein bisschen aus dem Nähkästchen erzählen müssen.

Bei einer Stückzahl von 500 wird Dir wohl keine Auftragsschreinerei diese Dir für lau machen und einlagern bis Du mal ein Stück nötig hast. Da wirst Du schon einen seriösen Abschlag auf den Tisch legen müssen. Die müssen die Grundstoffe ankaufen, müssen die Lohnarbeit ausführen und der Vertrag ist eigentlich nur das Papier wert wo er drauf steht. Gehst Du nämlich in der Laufzeit des "Rahmenvertrages" pleite sehen die ihr Geld nie mehr.
 

Graf_Dracula

ww-birke
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Ein Schrankmöbel von 5 Meter lang, 2 Meter hoch, mit 157 Schubladen und aus Mahagoni wird natürlich einen ganz anderen Preis haben in der Herstellung als ein Designerhocker mit 3 Füssen aus Fichte.
Auch besteht ein Möbelstück nicht nur aus Löchern ........

Du solltest also doch schon ein bisschen aus dem Nähkästchen erzählen müssen.

Die Preise für Holz an sich sind mir in etwa bekannt, da ich mir von nem Großhändler schon mal 3 Leimholzplatten a 4,20x1,20m eingekauft hatte (leider schon alle alle :emoji_frowning2: ) und die Preise für die ganzen anderen Hölzer daher kenne. Daher interesisert mich nur die reine Arbeitsleistung fürs "zurechtschneiden, - fräsen etc." bis die Einzelteile fertig sind. Zusammenbau sollte dann ähnlich dem IKEA-Prinzip vom Käufer vorgenommen werden, ist aber so konstruiert, dass das nur mit Dübeln und bisserl Leim kein Problem ist.

Das eine Teil z.B. besteht aus ca. 100 Einzelteilen und 100 Dübeln, besteht insgesamt aber nur aus etwa 1,5 qm Holz (26mm Massivholzplatte), also eher viele kleine Einzelteile, wobei's aber nur 5 verschiedene Teile sind, die aber ebend entsprechend in rauhen Mengen.
 

Manfred1955

ww-robinie
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zu 4:

Ein NDA schützt dich in keinster Weise vor Nachahmern!!!!!!
Da kannst du lediglich der Schreinerei an den Kragen, falls du nachweisen kannst, das einer von deren Mitarneiter das NDA verletzt hat.

Berate dich da mit einem Patentanwalt, wie du auf der sicheren Seite bist.


Grüße
Manfred
 

ölfisch

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Hallo,
bitte nicht falsch verstehen, aber das klingt nach einer Fixen Idee.
Im Prinzip, sofern ich richtig verstanden habe, möchtest Du Möbel entwerfen, herstellen lassen und vertreiben (lassen).
Zum einen brauchst Du einen nennenswerten Absatzmarkt für deine Möbel. Du sprichst von 500 Stück.

Frage an die Schreiner Kollegen wer hat in seinem Leben 500 Stück eines ähnlichen Möbels verkauft???
500 Stück (Tische, Hocker, Schränke usw.) sind eine Menge.


Ich glaube kaum das irgendein Betrieb (Handwerk) ein Risiko eingeht und Dir solche Mengen vorfinanziert. Oder auch nur ein einziges Stück.

Wenn Du überzeugt bist kannst Du ja den üblichen Weg gehen und auf der IMM hausieren gehen.
Oder auch in Mailand.

Zu Punk 4: Kann ich aus eigener Erfahrung sagen, ein Geschmaksmuster (nicht Gebrauchsmuster) ist nur soviel Wert wie DU Geld auf dem Konto angehäuft hast. Denn bei einer Verletzung musst Du klagen.


Beste Grüße
 

Graf_Dracula

ww-birke
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Frage an die Schreiner Kollegen wer hat in seinem Leben 500 Stück eines ähnlichen Möbels verkauft???
500 Stück (Tische, Hocker, Schränke usw.) sind eine Menge.

Genau solche Fragestellungen interessieren mich ja eben auch, weil ich eben nicht aus dem Fach bin und mir daher schwer vorstellen kann, wie oft ein Möbelstück verkauft werden kann. Gerade bei kritische Fragen muss man ja über die Dinge nachdenken, an die man selber nie gedacht hätte.

Bei einem schönen Tisch aber z.B., der eine besondere Form hätet oder irgendein anderes highlight könnte ich mir schon vorstellen, dass man sowas mehrfach verkaufen könnte, auch 500 mal, oder liege ich da sooo falsch?
 

civil engineer

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Bei einem schönen Tisch aber z.B., der eine besondere Form hätet oder irgendein anderes highlight könnte ich mir schon vorstellen, dass man sowas mehrfach verkaufen könnte, auch 500 mal, oder liege ich da sooo falsch?

Wenn 500 potentielle Kunden wissen, dass das Möbel existiert, denen das gefällt, der Preis für sie passt, usw. kannst Du schon richtig liegen.

M. E. ist die Idee ein Hirngespinnst und verbrennt nur Geld. Deines und evtl. das des Möbelherstellers.
 

ölfisch

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Bei einem schönen Tisch aber z.B., der eine besondere Form hätet oder irgendein anderes highlight könnte ich mir schon vorstellen, dass man sowas mehrfach verkaufen könnte, auch 500 mal, oder liege ich da sooo falsch?

Ok, nimm einmal an du möchtest 500 von den "dingern" verkaufen:

Frag mal in deinem Bekanntenkreis/Umfeld/Umgebung jeden der Dir über den Weg läuft: Schau mal hier... willst Du den Kaufen.
(Nicht würdest Du, sondern macht Du das. VERBINDLICH)

Du wirst sehen, dass Du sehr viele Menschen fragen musst um 5 St. zu verkaufen.

Sprich eine Quote von 1000 zu 1 währe schon gut.
Ein potenzieller Käufer muss das Geld, den Platz, den Willen, die Zeit, den "Geschmack" haben um einen Gegenstand zu kaufen.

Klassische Handwerksbetriebe haben ja nun den Vorteil: Da kommt jemand mit einem Wunsch und der Handwerker versucht dem Wunsch zu entsprechen.
Der Deckel wird an den Topf angepasst.

Du hast einen fertigen Deckel und musst den richtigen Topf finden.
 

SteffenH

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Im Grunde ist das eigentliche Produkt und dessen Produktion fast sekundär. Vermarktung und Vertrieb ist wesentlich aufwändiger und schwieriger.
 

anobium60

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ich habe mir ein paar Möbelstück gebaut, die auf den ersten Blick bei all unseren Besuchern Anklang finden und Sie uns von sich aus fragen, ob wir schon mal dran gedacht haben sowas zu verkaufen.

.....versuche doch mal ein Möbel zu verkaufen (zu einem realistischen Preis!), und du wirst sehr schnell merken, dass zwischen leichtfertigem Daherreden und tatsächlichem Kauf Welten liegen.....

Ich spreche aus Erfahrung: Wenn alle, die meine Sachen toll finden (und angeblich kaufen würden), diese auch erwerben würden, käme ich mit der Arbeit nicht mehr nach.....
 

ARON

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Moin,

sehe ich genau wie Steffen. (s. die elendigen Threads zum Meisterzwang bzw. Qualifikation zum Führen eines Unternehmens)

Aber einen anderen Punkt sollte man nicht vernachlässigen: Du sagst selbst, dass Du kein Tischler bist. Wenn Du Deinen Entwurf einem Tischler für ein Angebot vorlegst, wird er Dir wahrscheinlich erstmal Deine Schwachpunkte aufzeigen und im schlimmsten Fall irgendwo eine Leiste anordnen. Damit ist es aber nicht mehr DEIN Entwurf, sondern der des Tischlers - und Du hast wieder Freizeit.

Wünsche Dir viel Erfolg.

PS.: Gewerbeanmeldung erfolgt nicht beim Finanzamt, sondern bei der Stadt, Gemeinde o.ä.
 

predatorklein

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Im Grunde ist das eigentliche Produkt und dessen Produktion fast sekundär. Vermarktung und Vertrieb ist wesentlich aufwändiger und schwieriger.

Hi

Nagel-Kopf-getroffen:emoji_wink:

Marketing ist heute (fast) wichtiger als die Fingerfertigkeit.

Deshalb ein Existenzgründerseminar bei der Handwerkskammer buchen.
Die haben Profis die einem sagen können ob die Idee überhaupt eine Chance hat.

Und klären einem mal drüber auf was es alles zu beachten gibt.

Gruß
 

TT_TPR

ww-birke
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Hi Graf_Dracula,

Deine Idee der Möbel-Lohnfertigung finde ich sooo abwegig nicht. Allerdings bin ich bei all denen, die darauf hinweisen, welche Hürden zu berücksichtigen, besser: zu meistern sind.

Was es auf jeden Fall braucht, wenn Du ernsthaft in die von Dir skizzierten Dimensionen vorstoßen willst (die auch ich für sehr ambitioniert halte), ist ein durchdachter und durchgerechneter, belastbarer Business Plan, damit Du entscheiden kannst, ob sich das durchaus erhebliche Risiko lohnt.

Immerhin gibt es für solche Existenzgründungen umfangreiche, sehr unterschiedliche Förderprogramme, bspw. von der KfW. Meine Kollegen und ich sind u.a. bei der KfW als Gründungscoaches registriert und können Dich, so Du Interesse hast, konkret beraten. Wenn Du magst, sollten wir dazu direkt Kontakt miteinander aufnehmen.

Beste Grüße, TT
 

TheWoodTinkerer

ww-eiche
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Interessanter Gedanke, den wohl einige Hobbyschreiner haben werden. Bei allem was geschrieben wurde scheint mir die folgende Antwort am ehesten umsetzbar.

Vielleicht redest Du mal mit einem Schreiner in Deiner Gegend? Vielleicht ergibt sich daraus eine Partnerschaft? Ich wäre an so etwas prinzipiell nicht uninteressiert....

Mit dem Schreiner zusammen das Design des Möbelstück produktionsgerecht überarbeiten, d.h. hier und da anpassen, dass es, wenn überhaupt, effizient gebaut werden kann. Der Schreiner kann dir ja dann ein Angebot machen wieviel er dafür haben will. Du schlägst deine Designer-Marge drauf und suchst dann nach Kunden und lässt auf Bestellung produzieren. Jeder minimiert so sein Risiko. Wenn nie ein Auftrag kommt, hast du nur deine Freizeit investiert!
 
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