Wie war/ist es in Eurer Ausbildung

TischlerMak

ww-nussbaum
Registriert
16. Dezember 2005
Beiträge
77
Ort
Berlin
Hallo zusammen!

Also ich habe im September eine Ausbildung in Berlin (leider, wäre lieber in den deutschen Süden gegengen) als Tischler begonnen. Davor habe ich in der selben Tischlerei ein 4 Monatiges Vollzeitpraktikum (8 Std. täglich) absloviert. (bekommen habe ich dafür auch nichts, aber das ist wieder was anderes)

Ich arbeite die meiste Zeit mit einem Meister zusammen, der für den Möbelbau (Flachpressplatte) zuständig ist.
Ich hatte bis jetzt noch nicht mal einen Hobel in der Hand. (jedenfalls nicht um ihn zu benutzen) Holzverbindungen kenne ich nur aus dem Lehrbuch.
Es ist mir klar, das die Aufträge, die wir bekommen abgearbeitet werden müssen, doch ich finde es blöd, das ich nicht so viel lerne.
Eigenes Werkzeug bestize ich auch nicht.

Alles blöd !!!!!

Wie ist oder war das denn bei euch?

Gruß Mak
 

carsten

Moderator
Teammitglied
Registriert
25. August 2003
Beiträge
20.176
Alter
51
Ort
zwischen Koblenz und Wiesbaden
Hallo

zusammen mit deinem Ausbildunsgvertrag sollte dir dein Meister einen Ausbildungsrahmenplan ausgehändigt haben. Wenn nicht frag ihn mal danach.
Der regelt so ungefähr was du bis wann können solltest. sprich auch mal deinen Meister auf evtl Arbeitsproben an. Eigenes Werkzeug ist nicht unbedingt notwendig wäre aber zumindest was Stecheisen inkl Holzklüpfel, Handsäge (Feinsäge oder Japaner), Winkel und Streichmaß und ein normaler Hammer angeht sinnvoll. Mit dem Fragen bzgl. Arbeitsübungen zeigst du dienem Meister auch interesse am Beruf vielleicht wartet er darauf um zu sehen wie ernst du es mit dem Job meinst. Das du derzeit mit in die allgemeien Produktion eingebunden bist zeigt doch zumindet mal das ihr aussreichend Arbeit habt, das ist nicht in allen Betrieben so, sie also auch froh das du in einem solchen Betrieb arbeiten darfst.
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.872
Ort
Wien/österreich
Hi Mak!
Jetzt ist mal die Frage. Möchtest du eine Beruf lernen mit dem du dir deine täglichen Brötchen verdienen kannst, oder willst du die Tischlerei lernen wie sie in der verklärten Anschauung so mancher Holzbastler existiert?
Ist es Ersteres dann lernst du schon jetzt täglich etwas dazu. Bei Zweitem ist es besser du gehst in Tischlerkurse von "Dick" oder anderen Anbietern.
Ich habe in meiner Laufbahn viele Lehrlinge ausgebildet. Als Arbeiter und als Selbständiger. Ein Lehrling arbeitet bei mir ganz normal an den Aufträgen mit. Bei passender Gelegenheit wurden spezielle Dinge gelehrt.
Wenn du jetzt mit deinem Meister mitarbeitest musst du nur ein bisschen deine Augen aufmachen, und vor allem fragen. Dann lernst du wirklich eine ganze Menge. Wie setzt sich ein Möbel zusammen? Wohin gehört das Winkelzeichen? Wie leime ich? Welche Beschläge setze ich ein? Welche Verbindungsmittel setze ich ein? ............................................ Ich könnte dir noch zig solcher Fragen aufschreiben. Alles Fragen die auch bei normaler Spanplattentischlerei wichtig sind.
Auch meine Tischlerei war eine Spanplattentischlerei. Zum Glück hatte ich Kundschaften die auch immer wieder etwas besonderes wollten, und dadurch wurde auch sehr viel Massivholz verarbeitet. Bei diesen Aufträgen war es dann möglich dem Lehrling die Besonderheiten der Massivholzarbeit zu zeigen. Aber wie gesagt, das kam alles auf die Aufträge an.
Du bist jetzt am Anfang deiner Lehrzeit und darfst einfach nicht erwarten dass du schon jetzt alles lernst.
Wenn du zb. mal 1 Woche nur Rundungen schleifst ist das keine Schikane deines Meisters, sondern einfach notwendig für den Auftrag. Und auch dabei kannst du eine Menge lernen. Angefangen von sauberem Arbeiten bis zum richtigen Gefühl für eine Rundung. Du musst davon ausgehen, dass ein Betrieb keine Lehrwerkstätte ist. Je mehr Aufträge da sind, umso besser ist es. Einerseits geht es dem Betrieb gut, und du brauchst nicht um deinen Lehrplatz zu bangen. Andererseits kommt dadurch immer wieder mal was neues von dem du profitieren kannst.
Und wie ich schon erwähnt habe. Augen offen halten, und fragen, fragen, fragen........
gerhard
 

TischlerMak

ww-nussbaum
Registriert
16. Dezember 2005
Beiträge
77
Ort
Berlin
Hallo Gerhard!

Natürlich verstehe ich was du da schreibst, aber ich denke auch an die Zwischenprüfung. Da wird dann auch nicht gefragt ob ich das schon mal gemacht habe.
Und leider machen wir fast immer nur das gleiche.
Es ist mir schon klar, das ein himmelweiter Unterschied zwischen Hobbytischler und dem Tischlerberuf besteht, aber es sollte auch das Traditionelle vremittelt werden.
Ich würde mich freuen, wenn wir auch mal Massivholzmöbel herstellen würden, aber in Berlin ist das anscheinend nicht so gefragt.

Im Großen und Ganzen hast du schon Recht, aber trotzdem bin ich nicht ganz so zufrieden.
Habe mir schon eine Hobelbank und allerhand Werkzeug selbst gekauf, damit ich zu Hause das machen kann, was mir (auch) Wichtig ist.

--> Mak
 

MaHo

ww-robinie
Registriert
1. März 2005
Beiträge
875
Ort
Breitengrad 53,5°
Eigeninitiative ist gefragt

hallo,
Praktika werden meistens nicht entlohnt-ist so nicht üblich.
ich hatte damals für 3 Wochen je woche 50 DM bekommen und gleich ne Lehrstelle ohne zutun angeboten bekommen.Keine Frage -was ich zu tun hatte:emoji_grin:
4 monate Praktika ist aber schon heftig(oder warste da schon aus der Haupt/Real/Gynasium-Schule raus?)

ich weiß nicht,ob du öfters in der Werkstatt arbeitest-könntest ja nach Feierabend mal jeden Tag 1-2 Std. ranhängen zum Üben(sucht dir aus,was du halt meinst ,noch lernen zu müssen) und red mit deinem Meister(erklär ihm dein Bedürfnis-lass dich nicht abwimmeln-evtl verweise auf die Ausbildungsverordnung-schließlich willst du ja nach der lehre nicht mit halben Know How dastehen
der freut sich bestimmt,wenn sein Lehrling Engagement mitbringt.
im berufsalltag(die ersten 7 jahre waren nicht berauschend,was das eigentkiche Handwerken angeht)so beschloss ich zuhause meine bedürfnisse zu befrieden-siehe Bild(natürlich hab ich schon mehr gemacht:emoji_wink: )

zur Zeit arbeite ich in einer Zeitarbeitfirma(seit 99)was das neue Know How und Abwechslungreichtum angeht:emoji_slight_smile: ,Bezahlung weniger schön,aber halt ein Job wo doch heutzutage viele festangestellte freigesetzt werden
 

Anhänge

  • okt11 014.jpg
    okt11 014.jpg
    111,7 KB · Aufrufe: 52

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.872
Ort
Wien/österreich
Hi Mak!
Du scheinst wirklich großes interesse an der Tischlerei zu haben. Das ist gut so.
Ich kann dich auch verstehen wenn du manchmal frustriert bist.
Red einfach mal mit deinem Meister. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da nicht eine gute Ausbildung draus wird. Ich hab jeden Lehrling der sogar in der Freizeit seinen beruf "lebte" so gut es ging unterstützt. Denn wenn dein Chef sieht dass da einer ist der nicht nur einen Job möchte sondern der den Beruf in all seinen Facetten lernen möchte, nehme ich an dass er auch während der Arbeit Zeit findet die du für verschiedene Proben nützen kannst.
Natürlich kannst du ihm auch die Ausbildungsvorschriften unter die Nase halten. Nur finde ich, das sollte wirklich der letzte Weg sein. dadurch verhärten sich nur die Fronten.
Bei uns in österreich gibt es einen Spruch der heisst "durch's reden kommen die Leut' zusammen".
Also immer wieder das Gespräch suchen.
Ich wünsch dir noch viel Freude und Erfolg in der Tischlerei
gerhard
 

florian

ww-buche
Registriert
8. Dezember 2004
Beiträge
280
Ort
Saarland
Hallo
Also ich bin jetzt selbst im 2. Lehrjahr und auch in so einer Spanplattenfirma gelandet. Am Tischlerberuf bin ich schon sehr interresiert, wobei mir in der Firma die Lust immer mehr vergeht. Ich bin hauptsächlich damit beschäftigt die Werkstatt zu fegen, Spanplattenschränke, die auf der CNC komplett gebohrt und gefräst wurden zusammen zu bauen, oder auch mal zu schleifen. Von dem was im Ausbildungsplan des 1. Lehrjahrsteht, hab ich kaum etwas gemacht (wenn man die Überbetrieblichen Lehrgänge mal weglässt eigentlich garnichts). Gefragt hab ich zu begin meiner Lehre auch immer gerne und viel, doch da ich da fast immer blöde Antworten bekomme oder abgewimmelt werde, lass ich das mit der Zeit auch immer mehr sein. Auch wenn ich so mal das Gespräch mit meinem Chef suche, hat er fast nie Zeit. Immerhin hat er mir erlaubt das ich abends nach Feierabend in meiner Freizeit in der Werkstatt bleiben darf und üben, allerdings noch nicht an die Maschienen (hab erst TSM 1). Das Material bekomme ich vom Chef wenn es kleine Abfallstücke sind, oder muss es bezahlen. Das ich Übungsbedarf hab, habe ich in der Zwischenprüfung gemerkt, in der ich es nur auf 78 Punkte geschafft habe. Und das jetzt keiner sagt die 78 sind weil er kein Interresse am Beruf hat. in der Theoretischen Prüfung hab ich mit 284 Punkten die beste am meiner Berufsschule.
und nochmal zurück zum Chef: Als ich ihm morgends mein Zwischenprüfungszeugnis geben wollte, hieß es nur ich soll es ins Büro legen, und als ich abends gefragt hab ob er mal reingeschaut hat, wusste er garnichtmehr wie ich abgeschnitte hab. Welch eine Motivation.

Aber lasst euch ned einschüchtern. Tischlern ist für mich imemr noch der schönste Beruf. Würde jederzeit nochmal eine Lehre anfangen, nur ned in dem Betrieb.

@MaHo: Hast du die Verbindungen auf dem Bild mit der Hand gemacht? Wenn ja wie hat sich das Ahorn stemmen lassen (im Vergleich zu Eiche und Buche).

Florian
 

MaHo

ww-robinie
Registriert
1. März 2005
Beiträge
875
Ort
Breitengrad 53,5°
Hi
@Florian:von hand gezinkt! mittelhartes Holz,aber mit scharfen Werkzeug gehts angenehm von der Bühne:emoji_slight_smile: gewußt wie:emoji_wink:
das Teil wird fertig so aussehen(siehe meine Mitglieder-Galerie:emoji_wink:
Da du ja theoretisch ein kluger lehrling bist,wird das praktische leichter von der Hand gehen-durch ständig wiederholte Praxis wirds sicher gelingen .

Mir ist allgemein aufgefallen,jede fortschreitende Tischlergeneration lernt immer weniger traditionelle Techniken,die schulische überbetriebliche Praxisseminare scheint auch nicht alle techniken vermitteln können bzw. wollen .
scheint in Zukunft so zu sein,das ein nicht unerheblicher teil der Lehrlinge noch mehr als üblich Eigeninitiative ergreifen muß,um handwerklich Traditionen zu erlernen.
kann da die Schule zumindest Anstösse geben?!
wo können sich neue Quellen der Förderung(privat,staatlich) erschließen für den Tischlernachwuchs.
der demografische Faktor wird massive Anstrengungen erfordern .
die Betriebe(nicht alle!) scheinen ja im Alltagtrott zu ersaufen:rolleyes:

Gruß Marc
 
Oben Unten