Wie Fischleim in Perlen ansetzen?

lola2go

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Hallo,

ich lese hier schon länger mit. Jetzt habe eine Frage zu der ich hier im Forum keine Antwort gefunden habe:

Bisher habe ich Fischleim immer flüssig gekauft. Bei meiner letzten Bestellung bekam ich einen Sack Fischleim im Perlenform zugeschickt.
Wie setze ich den an? Ich muss den doch sicher auch in Wasser quellen lassen, oder? Das habe ich jetzt übernacht auch getan, er quillt wirklich stark, sieht aber immer noch aus wie Graupensuppe. Muss ich noch etwas zusetzen oder wird er ganz anders verarbeitet als flüssiger Fischleim?

Freue mich über hilfreiche Antworten,
Grüße
Lola
 

welaloba

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Hallo,
Fischleim in Perlen kenne ich gar nicht. Knochenleim und andere Glutinleime kommen in Perlenform. Diese müssen in der Tat eingeweicht werden, das hast du intuitiv richtig gemacht. Jetzt also überschüssiges Wasser abschütten (sofern noch vorhanden) und im Wasserbad sachte auf maximal 60 °C erhitzen. Der Leim schmilzt und wird zur Flüssigkeit. Ist im warmen Zustand wasserverdünnbar. Kann nur im heißen Zustand verarbeitet werden. Anwärmen der Werkstücke ist wichtig und hilfreich. Bei Furnierarbeiten heiße Zulagen verwenden. Abgekühlter Knochenleim kann im Wasserbad immer wieder erwärmt werden. Leimarbeiten mit Knochenleim sind kaum mit der Verarbeitung von Fischleim zu vergleichen. Es braucht Geschick und Geschwindigkeit.
Gruß Werner
 

lola2go

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Hallo Werner,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Wie man Knochenleim anwendet, weiß ich schon. Und das Praktische am Fischleim ist ja, dass man ihn (normalerweise) nicht erwärmen muss, deswegen nehme ich ihn ja so gern.

Aber es ist defintiv Fischleim, es sei denn sie haben sich verdruckt - zum Beweis habe ich ein Foto angehängt :emoji_wink:

Den Hersteller habe ich angeschrieben, aber bisher noch keine Antwort erhalten. Irgendwo im Netz habe ich gestern gelesen, dass man noch etwas dazufügen muss um ihn zu verflüssigen (irgendeine Chemikalie)

Sowas Blödes aber auch ....

fischleim.jpg
 

welaloba

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Hallo Lola,
ja danke für das Bild, hab ich so noch nicht gesehen. Es sollte doch eine BormaVertretung in D geben, die man evtl. fragen könnte?
Und: neugierhalber: Wo beziehst du deinen Fischleim und was kostet der da?
Gruß Werner
 

lola2go

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So, ich habe jetzt mal bei einem Händler angerufen, der den Leim auch in Schuppenform anbietet. Man müsse den Leim in warmen Wasser auflösen, dann bliebe er flüssig, meinte er. Versuchen wir´s mal.
 

lola2go

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So, Versuch macht kluch - Leim vorsichtig erwärmt. Nach dem Abkühlen ist er wieder geliert. Jetzt habe ich keine Lust mehr und flüssigen Fischleim bestellt.

Grüße, Lola
 

paffii

ww-kastanie
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mein Eintrag kommt zwar Jahre später, aber ich hatte dasselbe Problem. Wenn man so über Fischleim liest, geht man davon aus, dass er bei Raumtemperatur relativ flüssig sein soll. Deshalb hatte ich mir auch trockenen Fischleim in Pulverform gekauft, der jedoch auch wie Knochenleim gelierte. Vielleicht hängt das auch mit der Qualität des Fischleimes zusammen...aber ich denke, die Flüssigprodukte enthalten halt doch noch Zusätze. Wede mir also auch die flüssige Fertigvariante kaufen müssen.
 

lola2go

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Verwende auch am liebsten den Flüssigen. Das ist nunmal einfacher.
Grüße
 

Diabolus

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Hi Leute,

nach langer Websuche (u.a.) hier im Forum und einigen Selbsversuchen bin ich auf des Rätsels Lösung gestoßen. Ein leicht saurer Ph-Wert verhindert das Gelieren bei Raumtemperatur. Wissenschaftlich kann man das in "Animal glues: a review of their key properties relevant to conservation" oder auf deutsch in "Seminararbeit Modifizierte Glutinklebstoffe" nachlesen (einfach googlen). Letztere Quelle enthält auch viele andere Rezepte zu Glutinleimen die bei Raumtemperatur flüssig bleiben.

Bzgl. der hier gestellen Frage zu Fischleim aber nochmal meine Kurzanleitung:

1. Fischleim und Wasser je nach gewünschter Dickflüssigkeit im Verhältnis 1:5 bis 1:10 ca. 12h quellen lassen.
2. Unter gelegentlichem Rühren im Wasserbad bei max. 60°C schmelzen (dauert bloß einige Minuten)
3. Konservierungsmittel zugeben (ich nehme hier ungefähr 1g Phenol/500ml Kleber - aus der Apotheke, ist aber heutzutage schwer zu kriegen da giftig) und Ph-Wert sauer einstellen. Verwedet werden können zum Beispiel Essig (riecht!) oder Zitronensäure oder Harnstoff (Urea - ebenfalls aus der Apotheke) oder alle anderen Säuren oder sauer löslichen Salze. Die Menge muss man austesten, ich schätze 1%-5% bei 35%iger-Essigessenz oder Zitronensäure. Zuerst nur wenig hinzugeben!
4. Beim Abkühlen des Leims unter rüheren einfach schauen ob er noch geliert und wenn ja, dann wieder erwärmen und etwas mehr Säure hinzugeben. Das tolle an diesen Leimen ist ja, dass sie immer wieder reversibel sind.
-> ach ja, keine metallhltigen Sachen in Kontakt mit dem Leim bringen! (Erwärmen in Einmachglas oder so, Rühren mit Holz oder Plastik...)

Der Unterschied keine Säure zu viel Säure ist bei mir Fischleim der bei Zimmertemperatur wie Radiergummi ist (keine Säure) zu Fischleim mit beinahe wasserartiger Konsistenz (5 Volumen% von 35%iger-Essigsäure) bei jeweils 1:10 Perlen zu Wasser ...

Bzgl. des Konservierungsmittels kann ich nicht sagen, ob es eventuell sogar reicht, dass der Ph-Wert sauer ist. Mikroben fühlen sich da auch nicht wohl. Wenn jemand hier Erkenntnisse hat interessiere ich mich auch dafür! Da es aber wahrscheinlich einige Zeit dauert (hoffentlich Jahre!), bis der Leim verdirbt dauert es bei mir wohl auch bis ich selbst eine Antwort auf diese Frage herausfinden werde.

So, ich hoffe die Anleitung hilft Leuten wie mir, die sich die Finger im Netz wund suchen, obwohl der Thread schon so alt ist!
 

Friederich

ww-robinie
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Dass "normaler" Hautleim schon beim Abkühlen fest wird, ist aber nicht nur von Nachteil.
Beim Verleimen von kleinen Furnierstücken oder bei schwierigen Verleimarbeiten, wenn sich schlecht eine Zwinge ansetzen lässt, kann man ihn ähnlich wie Sekundenkleber einsetzen und braucht nur recht kurze Zeit von Hand Druck auszuüben.
 
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