Wie Buche fein schleifen und Schwarz beizen?

RainerE

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Guten Tag und frohe Weihnachten, liebe Forumsteilnehmer!

Meine Hobbys sind: An Haus und Einrichtung basteln, alte Uhren reparieren, und Sportschießen. An einem alten, gebrauch gekauften Luftgewehr war der Buchenschaft völlig zerkratzt und vermackt. Ich habe ihn geschliffen mit 80er, 120er und 400er Körnung. Soweit alles gut. Nun habe ich ein Video über das Thema Beizen angesehen, dort wird empfohlen, bis 180 zu schleifen, damit die Oberfläche noch offen genug ist, um Beize aufzunehmen. Je feiner die Oberfläche, um so schlechter wird das Ergebnis, weil nichts eindringen kann und man den Großteil der Beize wieder abwischt. Das leuchtet mir ein.

Ich möchte aber gerne einen schwarzen Schaft UND die Oberfläche soll sehr fein sein.

Ich wollte eigentlich noch bis 800 schleifen, dann lösemittelhaltig Beizen, und später Ölen.

Aber scheinbar kann ich so nicht vorgehen, oder?

Gruß, Rainer
 

WinfriedM

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Je feiner die Oberfläche, um so schlechter wird das Ergebnis, weil nichts eindringen kann und man den Großteil der Beize wieder abwischt. Das leuchtet mir ein.

Leuchtet ein, wird gerne und oft wiederholt, ist aber nicht so. Egal, wie fein du Holz schleifst, es bleibt genauso offenporig und nimmt genauso Beize auf. Wie sollte man durch schleifen auch die Oberfläche abdichten?

ABER: Es gibt einen anderen Effekt: Durch grobes Papier entstehen Riefen mit einer gewissen Tiefe, in denen sich beim Abwischen die Beize hält. Das kann den Effekt verbessern.

Bei farbigen Ölen spielt das eine Rolle. Bei Beizen hab ich diesen Effekt aber noch nicht beobachten können. Mach doch einfach mal ein Muster, dann kannst du das praktisch überprüfen. Du kannst dann das Muster auch lackieren, um zu schauen, ob der komplette Prozess richtig funktioniert. Denn bestimmte Beizen vertragen sich nicht mit bestimmten Lacken. Auch wird die Optik durch den Lack nochmal verändert.

Beim Beizen würde ich nicht mehr, als bis Korn 240 schleifen. Dann wässern, trocknen lassen und nochmal mit Korn 240 drüber. Das vielleicht noch 1-2 mal wiederholen. Dann Beizen. Dann lackieren. Nach der ersten Lackschicht mit Korn 320-400 glatt schleifen, aber aufpassen, dass du nicht wieder die Beize runterholst.

Dein Sprung von Korn 120 auf Korn 400 war übrigens viel zu groß.
 

yoghurt

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Hallo,
wenn es tiefschwarz werden soll ist es allgemein unproblematischer als irgendwelche Brauntöne bei denen man aufpasesen muss nicht doppelt zu beizen. Ich würde einfach einmal beizen, ggfs. falls sich Fasern aufstellen nochmal zwischenschleifen und erneut beizen. Dann kannst Du ölen. Welches Öl nimmst Du?
 

carsten

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Hallo

bei einem Möbel würde ich 150er Körnung schleifen. Beizen, und lackieren.
Gewehrschäfte werden traditionell geöltdas hab ich mal mitbekommen.
Schwarz ist auch beim Beizen weniger kritisch da fast keine Flecken entstehen. Es könnte aber sein wenn der Schaft bis dato schon geölt war das der vermutlich vorhanden Restölgehalt im Schaft die Aufnahme von Beize behindert.
Als eher experimentelles vorgehen Schleifen Korn 180 satt beizen. Beize trocknen lassen. Satt ölen, öl trocknen lassen, dass kann je nach Öl mehrere Tage dauern. Leicht nachölen und mit Körnung 400 einschleifen ohne Druck. Trocknen lassen, das ganze wdh mit feinem Schliefvlies, je nach Wunsch Wiederholungen mit feiner werdendem Schleifpapier. Evtl ab dem zweiten Ölauftrag ein schichtbildendes Öl nehmen.
Experimentell deshalb weil ich unsicher bin ob das funktiniert und ob nicht auf dauer doch mal bei evtl reger Nutzung der Schütze ne Schwarze Backe bekommt.
 

WinfriedM

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Beize und Öl und dann an einem Schaft, den man oft anfasst - das würde ich nicht tun. Ist nicht beständig genug.
 

derdad

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Welches LG hast du? Welche Schaftform?
Beize und Öl ist bei einem Gegenstand wie einem LG nicht zielführend (auf den Schaft beziehend, nicht auf die Scheibe ). Überall wo Hautkontakt besteht wirdesüber kurz oder lang abfärben. Wenn Beize, dann eine Lackschicht, wie es bei den meisten Matchwaffen mit Holzschaft getan wird. Ölschäfte greifen sich angenehm, sind aber nur für ungefärbtes Holz auf Dauer eine gute Lösung.
LG Gerhard
 

RainerE

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WOW! So viele tolle Antworten.

Bislang habe ich weder Öl noch Beize hier. Ich dachte, erst schlau machen, dann kaufen. Bislang habe ich den Schaft lediglich geschliffen.

Das Problem des Abfärbens leuchtet mir ein.
Vor dem Schleifen war das Holz sehr dunkel, mit dem fraglichen Charme einer Ladeneinrichtung in einem Handelskontor aus den 40er Jahren. Jetzt nach dem Schleifen ist die Buche schön hell, das gefällt mir auch gut. Ich lass das so, dann gibt es auch keine Probleme mit dem Abfärben.

Was nehme ich am besten für das Finish, um den hellen Buchenton so gut wie möglich zu erhalten?

Gruß
Rainer
 

uli2003

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Was hast du denn mit der Punzierung gemacht? Weggeschliffen, oder wie möchtest du die Stellen dann beizen?
Ich bin nicht so der Freund des Ölens bei Sportwaffen (Ölen ist eher beim jagdlichen Schießen üblich), daher geht meine Tendenz zum Lack.
Wenn es unbedingt Öl sein muss, empfehle auch ich dir ein schichtbildendes HWÖ und darunter eine Lösemittelbeize. Bei schwarz empfiehlt es sich sowieso zweimal zu beizen.
 

derdad

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Uuups, ich hatte tatsächlich LG geschschrieben....:emoji_thinking: Vielleicht weil ich davor gerade mein LG gereinigt hatte. Es ist ein KK, ein Anschütz 1813 im Matchschaft.
Schießt Du auch?

Gruß, Rainer
Ich nehme an du hast den Standard Matchschaft. Bei dem der Pistolenschaft und die Unterseite des Vorderschafts punziert sind.
Wenn du es jetzt natur lässt würde ich ein gutes Öl nehmen. Ich bin aber kein Ölspezialist, würde aber ein gutes Hartöl empfehlen. Buche wird aber meist durchs Ölen dunkler. Doch da können sicher Kollegen hier eine Empfehlung abgeben.

Ich hab das 1913er System in einem Nuss Standard Matchschaft. An dem hab ich aber ein bisschen herumgeschnippselt. Vorderschaft schmäler, damit er speziell beim Liegendschießen besser in der Hand liegt. Pistolengriff an meine Handgröße angepasst. Backe etwas einfacher höhenverstellbar. System Kunststoff gebettet. So ist es noch immer für Standardbewerbe zulässig, aber durchaus schon eine "Freies Gewehr". Alles in Allem besser für die 3 Stellung. Ich hab auch die Punzierungen entfernt und alles mit Hartwachsöl (ich glaub Natural) 2x geölt. Ich mag diese Haptik. Speziell an der Wange. Hab den "Umbau" vor 25 Jahren gemacht und seitdem nichts mehr gemacht. Es sieht daher jetzt schon etwas "abgegriffen" aus. Macht sich aber neben den ultramodernen Aluschießmaschinen sehr gut.
LG Gerhard

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uli2003

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Bei dem der Pistolenschaft und die Unterseite des Vorderschafts Sand gestrahlt sind.
Die sind nicht sandgestrahlt sondern geprägt bzw. punziert. Mit Sandstrahlen bekommt man das so nicht hin.

(Ich wollte für den selbstgebauten Schaft einer meiner 54er gerne auch diese Prägung haben. Letztendlich habe ich einen Büchsenmacher gefunden, der mir die Eisen leihen würde - coronabedingt hatte ich allerdings noch keine Muße dazu. Aber mit dem Aluschaft einer anderen 54er geht's weiter..)
 

RainerE

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Was hast du denn mit der Punzierung gemacht? Weggeschliffen, oder wie möchtest du die Stellen dann beizen?
Ich bin nicht so der Freund des Ölens bei Sportwaffen (Ölen ist eher beim jagdlichen Schießen üblich), daher geht meine Tendenz zum Lack.
Wenn es unbedingt Öl sein muss, empfehle auch ich dir ein schichtbildendes HWÖ und darunter eine Lösemittelbeize. Bei schwarz empfiehlt es sich sowieso zweimal zu beizen.
Die punzierten Bereiche sind weg. Der Schaft liegt jungfräulich in heller Buche und glatter Oberfläche vor mir.
Du hattest meinen letzten Beitrag nicht gelesen – ich möchte den Schaft jetzt gerne Natur lassen.
 

uli2003

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Das habe ich in der Tat überlesen. Dann eventuell ein leicht weiß pigmentiertes Öl.
Den glatten Griff habe ich aktuell auch noch - gefällt mir nicht, da nicht sonderlich griffig sondern rutschig. Da ich KK meist mit Schießhandschuhen schieße ist das nicht so dramatisch, aber im Sommer wird's rutschig. Da habe ich ganz pragmatisch lieber etwas rutschhemmenderes.
 

RainerE

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Ich hab das 1913er System in einem Nuss Standard Matchschaft. An dem hab ich aber ein bisschen herumgeschnippselt. Vorderschaft schmäler, damit er speziell beim Liegendschießen besser in der Hand liegt. Pistolengriff an meine Handgröße angepasst. Backe etwas einfacher höhenverstellbar. System Kunststoff gebettet.
Ich wollte eigentlich auch etwas herumschnipseln, weil ich Auflage schieße und dieser schräge Vorderschaft eigentlich nur die Möglichkeit bietet, diese Holzkeile drunterzuschrauben – das finde ich maximal hässlich. Am liebsten hätte ich den Vorderschaft in der Höhe reduziert, um dann eine elegante, schlanke Auflage drunter zu bauen. Aber das traue ich mich nicht, weil ich sicher bin, dass die ganze Statik des Vorderschaftes sich verändert.
Schaft 1914.jpg Schaft G&E.jpg

Hat Deine Kunststoffbettung was gebracht?

Gruß,Rainer
 

derdad

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Wenn ich in den nächsten Tagen in die Werkstatt komme, mach ich ein Foto von meiner "Büx".
Die Bettung hat rein ballistisch nicht den großen Unterschied gemacht, war vielmehr im Kopf. Alles ausnutzen, das Streukreise vermindert. Ich rede da von Streukreisen bei Munitionstestungen eingespannt von 10-11mm umschlossen bei 10 Schuss. Da ist auch mit Bettung nicht mehr viel zu holen. da hilft nur mehr stundenlanges Munitesten.
 

RainerE

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Den hab ich auch recht schlank gehalten beim Selbstbau. Und zusätzlich viel Gewicht eingebaut. Kein Problem.
Ok, Du hast den Schaft selbst gebaut....
Mein Matchschaft besteht im unteren Bereich (den ich am liebsten weg hätte) aus versetzten Kammern, oder Taschen – viel Hohlraum. Wenn ich da die Hälfte wegschneide, befürchte ich, dass es auf die Stabilität und die Schussleistung geht. Dummerweise habe ich dafür nur einen Versuch :emoji_frowning2:
IMG_3648.jpg IMG_3649.jpg

Gruß, Rainer
 

uli2003

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Ich habe das dann so gelöst: IMG_4930.jpg

Bei der nächsten Ausbaustufe kommt allerdings die Gabel, wie beim LG auch.
 

RainerE

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Das macht einen massiven Eindruck. Mit Zusatzgewicht.
Ich nehme an, Du schöpfst das zulässige Gewicht voll aus. Das ist auch gut so.

Allzeit Gut Schuss und viele Grüße
Rainer
 

uli2003

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Nicht ganz, hab noch etwas Luft. Innen viel hohlgefräst für Zusatzgewichte.
Ich verstehe nicht warum die 1813 so ausgehöhlt wurde, Sinn macht das für die Auflage nicht.
 

derdad

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Der Schaft wurde so ausgehöhlt, damit man noch Zusatzgewichte einlegen kann. Es ist ja der Schaft für die "Standard" Disziplin, und deshalb nicht so ausbaufähig wie beim "Supermatch" Schaft für die "Freie" Disziplin. Ausserdem war das Gewicht bei "Standard" mit 5,5kg beschränkt. Man konnte damit aber auch bei den "Freien" mitmachen, und da konnte man bis auf 9,5 kg erhöhen. Und je weniger Gewicht der Schaft selbst hat, umso besser konnte man die Waffe mit Gewichten ausbalancieren. Die dazupassenden Gewichte gibt es als Zubehör.
Der Schaft für das 18xx und das 19xx System ist ja im Prinzip gleich. Nur die Ausfräsung für die Systemhülse ist etwas anders. Das 19xx System ist die Weiterentwicklung der 18xx System. Das 54er System ist das alteste. Eigentlich ist System und Schaft ein unabhängiges Baukastensystem und für die jeweiligen Disziplinen austauschbar.
LG Gerhard
 

uli2003

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Der Schaft wurde so ausgehöhlt, damit man noch Zusatzgewichte einlegen kann.
Nicht horizontal, sondern vertikal. Die Fräsungen für die Gewichte sind mir bekannt.
Der Schaft wurde so ausgehöhlt, damit man noch Zusatzgewichte einlegen kann. Es ist ja der Schaft für die "Standard" Disziplin,
Nein, der xx07 ist der Standardschaft, der xx13 der Supermatch.
 

derdad

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Ja, hast Recht. xx07 ist Standard. Meins war also ein 1907 und ist nach dem Umbau ein 19.. nicht ganz 13.
So. Und jetzt lassen wir unser Fachgeplänkel. Sonst werden die Holzkollegen grantig.
LG Gerhard
 
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