Wie öle ich richtig

m4nu92

ww-ulme
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Glück Auf,

ich versuche nun langsam die Welt des Massivholzes zu betreten und komme auch halbwegs gut zurecht. Das theoretische Wissen habe ich (habe "holz" studiert) aber die Praxis fehlt leider noch etwas.
Aber es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Nun zu meiner Frage:

beim ölen von Oberflächen wird ja immer gesagt, dass man reichlich Öl auf die Fläche geben soll und dann nach einer bestimmten Zeit den Überstand abnehmen soll. Soweit so gut, klingt alles logisch.
Nun aber zum praktischen Problem:
Mein Werkstück ist ja meisten quaderförmig bzw. grenzen halt an eine Fläche immer "Kanten".

Im speziellen Fall habe ich gerade ein Schaukelpferd für meinen Sohn zum Geburtstag gebaut. Schaut auch super aus (wenn es geölt ist, stelle ich auch mal ein Bild online).
Aber wie Öle ich es richtig?
Wenn ich nur die Flächen öle, läuft das Öl an den Kanten herunter und bildet Nasen.
Wenn ich die Flächen und die Kanten Öle, läuft das Öl auch herunter und bildet irgendwo tropfen.

Habe ich die "Öl-Anleitung" falsch verstanden und das Öl muss doch nicht reichlich aufgegeben werden sondern nur soviel, dass nix verläuft?

Bei den ganzen Youtube-Videos bzw. Online-Anleitungen sieht man leider immer nur, wie jemand eine Fläche ölt aber meistens kein komplettes Werkstück.

Die Frage scheint trivial zu sein - aber ich komme da leider nicht ganz weiter.

Vielen Dank schon einmal

Gruß

Manu
 

SteffenH

ww-robinie
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Der Ölauftrag sollte zwar relativ reichlich sein, also das Werkstück ziemlich "nass" machen, aber laufen muss es nicht. Aber selbst wenn, ist nicht weiter schlimm, da ja Überstände nach einer gewissen Zeit unbedingt abgenommen werden müssen. Man wischt das Werkstück also quasi wieder trocken. Der Auftrag von zuviel Öl ist dann nur etwas verschwenderisch, da sehr viel in den Lappen wandert. Bei bestimmten Hölzern sollte man einigermaßen zügig arbeiten, zB bei Buche, da Läufer sich so markieren können, dass sie auch später noch sichtbar sind, wenn die ganze Fläche oder Kante geölt ist. Und es ist empfehlenswert, mehrmals zu ölen. Das bringt mehr, als einmal "schwimmend". Einfach normal mit dem Pinsel einstreichen reicht. Nach kurzer Zeit sieht man, wieviel Öl ins Holz gezogen ist.
 

m4nu92

ww-ulme
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Vielen Dank für die Antwort.

Also verstehe ich richtig:

Falls sich doch irgendwo eine Nase bildet bzw etwas herunterläuft, hinterlässt das später keinen dunklen Fleck an der Stelle, weil dort "mehr" Öl war als bei den restlichen Stellen?
 

blueball

ww-robinie
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Welches öl hast du für das Pferd verwendet?
Ich nutze sehr gerne die Osmohartwachsöle und trage sie mittels Schwamm auf. Da läuft nichts. Und wenn man möchte, kann man auch sehr gut aufpolieren.
Nutze mal den kostenlosen Service von Osmo und lasse dir bis zu 5 Proben zusenden. Dauert 2 Tage. Dann nimmst dir ein Musterbrett und arbeitest nach Anleitung. Anstatt eines Schwammes nehme ich auch schon mal ein Stück altes Tshirt, kippe da etwas Öl drauf und reibe mein Holz damit ab. Nächsten Tag noch mal, selten 3 mal. Und das war's.
Die Verarbeitung von Ölen ist auch abhängig vom Öl. Bei Osmo Hartwachsölen wird kein Überstand abgenommen. Auf alle Fälle ist das alles keine Wissenschaft. Verarbeitungshinweise gibt eigentlich jeder Hersteller. Gutes Gelingen. Grüße
 

m4nu92

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Ich habe das Clou - Hartwachsöl erstanden und wollte gestern Abend auch mit ölen anfangen - aber dann kam halt die Frage auf.

Heute Abend werde ich mich mal an das Ölen machen.

Danke schonmal für die Hinweise - Bilder folgen.

Und was habe ich gelernt:
Gedanken machen bringt nicht immer was und macht einen auch manchmal verrückt, obwohl es doch eigentlich ganz einfach ist.
 

blueball

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Naja, sicher hat auch Clou Hinweise auf oder an der Verpackung. Wird sich wohl ähnlich verarbeiten lassen wie Osmo. Gutes Gelingen
 

mscholz1978

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Bei Clou nehm ich nen Küchenschwamm trage satt auf, warte nen paar minuten und dann mit blauen papiertüchern trockenreiben - beim 2.mal nur dünn und dann wieder trockenreiben - 2 tage stehenlassen und alles super. Für eine noch bessere Oberfläche kannst auch nach dem 1. Auftrag mit ganz feinem Schleifvlies überschleifen - ergibt noch bessere Oberfläche!
Mfg Martin

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tiepel

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Hi,
Ich habe das Clou Hardwachsöl schon verwendet.
Überschüssiges Öl unbedingt abnehmen, sonst bleibt es tagelang klebrig.
Ansonsten wirklich keine Wissenschaft daraus machen.
Satt von allen Seiten auftragen. Wenn man einmal durch ist, kann man ruhig noch mal (nass is nass) von vorne beginnen, und etwas nachhölen. Besonders an den Stellen, die viel ziehen.
Dann etwas warten und den Überstand abnehmen.
Am nächsten Tag wiederholen.
Gruß Reimund
 

Komihaxu

ww-robinie
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Schwamm verwenden!
Nach dem Ölen stecke ich den Schwamm in ein großes Joghurtglas mit Schraubdeckel. So bleibt der Schwamm für die nächste Ölung bereit, kann auch gerne 1-2 Wochen später sein.

Alle Lappen / Schwämme danach sofort anzünden oder feuerfest entsorgen, weil SELBSTENTZÜNDUNGSGEFAHR! Einen öligen Lappen niemals irgendwo liegenlassen!

Ölen ist wirklich keine große Kunst. Das Abreiben mit Küchentuch 10 bis 20 Minuten nach dem Auftrag ist das allerwichtigste! Nicht die Zeit aus den Augen verlieren! Wenn du im Sommer deutlich länger wartest, hast du eine klebrige Masse, die du nicht mehr richtig abwischen kannst.
Auch die Küchentücher am besten sofort danach anzünden (Ofen, Grill).
 

Mitglied 30872

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...Also verstehe ich richtig:
Falls sich doch irgendwo eine Nase bildet bzw etwas herunterläuft, hinterlässt das später keinen dunklen Fleck an der Stelle, weil dort "mehr" Öl war als bei den restlichen Stellen?

Wenn es bereits vorher eingeölt war, ist das kein Problem, bei erster Ölung allerdings schon. Insbesondere bei Buchen-Hirnholz tust Du gut daran, die Fläche möglichst rasch und gleichmäßig einzuölen. Wenn ein Läufer eingezogen ist, wirst Du die Spur hinterher sehen, auch wenn Du nachölst.
 

Mitglied 30872

Gäste
...Alle Lappen / Schwämme danach sofort anzünden oder feuerfest entsorgen, weil SELBSTENTZÜNDUNGSGEFAHR! Einen öligen Lappen niemals irgendwo liegenlassen!...

Oder eben offen an der Luft trocknen lassen. Wenn der Lappen trocken ist, kann auch keine Reaktionsenergie (=Wärme) freigesetzt werden. Danach in den Hausmüll.
 

WinfriedM

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Noch ein Tipp: Wenn du alles zügig einmal eingeölt hast, immer mal wieder das Öl verteilen, damit Stellen, wo das Öle weggezogen ist, wieder Öl bekommen. So verteilst du auch regelmäßig irgendwelche Tropfen oder Läufer um.

Auf senkrechten Flächen hab ich noch keine Probleme erlebt, wenn irgendwo ein Läufer war. Auf Hirnholz kann es hingegen kritisch sein, zumal dort das Öl schnell wegzieht. Dann ist alles oberflächlich trocken, außer der Läufer. Das kann Flecken machen. Hirnholz deshalb immer gut beobachten (immer wieder Öl verteilen) und in einem Rutsch zügig einölen.
 

Eulenmacher

ww-nussbaum
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Ich möchte zu den vielen guten Tips noch anmerken, dass das Ganze sich vielleicht komplizierter anhört, als es ist. Gerade als Anfänger lässt man sich vielleicht abschrecken. Ich persönlich finde das Ölen sehr einfach und angenehm und man kann fast nichts falsch machen, außer mit dem "Abnehmen des Überstandes" zu lange zu warten.
 
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