Werkbank aus Buchenleimholz lackieren oder ölen?

karlweber

ww-kastanie
Registriert
22. Oktober 2006
Beiträge
32
Hallo, ich hab mir gerade im Baumarkt 1800 x 600 x 26 mm Buchenleimholz zu einem günstigen Preis mitgenommen. Daraus soll meine Werkbank werden.

Das Holz ist jedoch noch nicht oberflächenbehandelt. Ich denke dass zum Schutz vor Feuchtigkeit auf jedenfall lackiert oder geölt werden sollte...

Was empfehlt ihr mir da?

- Edit 1 ( etwas später an diesem Abend):
In eurem Forum fand ich den Leitfaden zum Ölen.... In folgendem zitierten Abschnitt wird vom Nassschleifen geredet. Ist damit gemeint, dass man mit dem Schleifpapier auf dem noch nicht getrockneten Werkstück schleift? Auch wenn dann noch Öl da ist? Wird das Schleifsägemehl nicht festkleben?

Nun bringe ich den zweiten Ölauftrag auf. Diesen Auftrag schleife ich nun nass in nass
(240er Papier)auf der gesamten Oberfläche in Holzfaserrichtung Mit dem Schleifen erreiche
ich folgendes, es ergibt einen feinen Holzabrieb, welcher sich in Vertiefungen/Ritzen usw.
ansetzt und mit dem Öl unsichtbar antrocknet. Die Oberfläche wird so dichter und
gleichmäßiger. Nun stelle ich wiederum fest dass das Öl gleichmäßig auf der ganzen
Oberfläche steht. Wie vorher, nach ca. 30 – 90 Minuten wische ich das Öl sorgfältig in
Holzfaserrichtung ab. Nun wieder Geduld und Trocknen lassen, dauert meist länger als der
erste Auftrag.


- Edit 2 (noch später an diesem Abend)

Kann man denn das überflüssige Öl wieder in die Büchse packen und beim nächsten Anstrich verwenden?

Gruß und Danke
Karl
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Werkbank Oelen

Hallo Karl,

vermutlich wird die Werkbank nicht als Schmuckstueck im Wohnzimmer stehen, da ist das Oelfinish schon viel einfacher. Vom prinzipiellen des Oelens, das Oel oxidiert mit dem Sauerstoff der Luft und bildet einen unloeslichen Film, welcher in der Holzoberflaeche sitzt und durch mehrere Oelauftraege verstaerkt wird. Zu dicke Auftraege verzoegern das Auskurieren und ergeben eine ungleichmaessige Oberflaeche.

Mit Oel meine ich Leinoelfirnis, oder Tungoel bei diesem verlaeuft der Trockenprozess etwas anders.

Fuer den ersten Auftrag erhitze ich das Oel im Wasserbad auf 50/60 Grad/C und trage dieses auf. Beim ersten Auftrag saugt die Platte unterschiedlich,in deinem Fall besonders, da sie aus den verschiedensten Holzstuecken besteht. So lange Oel auftragen bis nichts mehr eingesaugt wird und eine gleichmaessig glaenzende Oberflaeche entsteht. Nun 30 - 90 Minuten warten und dann das Oel mit einem nichtfuselnden Lappen (altes Unterhemd) sorgfaeltig abwischen, es darf kein Oel auf der Oberflaeche mehr stehen. Die Oberflaeche sollte leicht glaenzen besser weniger!

Mit dem Nasschliff erreiche ich folgendes, dass eventuell beim ersten Oelauftrag entstandene Unebenheiten beseitigt werden, durch das Auftragen des Oels mit dem Pinsel werden kleine Luftblasen in die Oberflaeche gebracht, welche eine ungleichmaessige Trocknung ergeben koennen, diese werden dabei beseitigt, dabei ist kein Schleifen im Sinne von Materialentfernung gemeint nur ein gewisses Glaetten, wenn ich in Faserrichtung ueber das Holz schleife, fuehle ich am unterschiedlichen gleiten des Schleifpapieres, wo etwas mehr Druck noetig ist.

Dies hat sich bei mir bewaehrt und die Mehrarbeit nehme ich gerne in Kauf, du kannst es auch weglassen, wenn dir dies nach zuviel Arbeit aussieht. Ich verdiene mit so etwas meine Broetchen und kann es mir nicht leisten eine nicht perfekte Arbeit abzuliefern. Zum Finishen von Werkbaenken bin ich bestimmt zu teuer!

Dir geht es anscheinend wie es mir am Anfang gegangen ist, das Gute Oel wieder Abzuwischen und wegzuwerfen hat mir damals schon fast weh getan.

Wichtig!!! Alle Oellappen entweder sofort verbrennen, oder ausgebreitet im Freien Trocknen, oder in einem Metallgefaess unter Wasser Aufbewahren. Selbstenzuendungsgefahr.!!

Als Gedankenanstoss fuer dein Vorhaben.

Das Oelen ist kinderleicht und hoert sich durch das Beschreiben des "Wie und Was" recht kompliziert an. Der Vorteil gegenueber Lack ist der, es blaettert nichts ab und wenn die Oberflaeche der Platte abgenuetzt ist, genuegt eine Reinigung der Oberflaeche und ein leichter Anschliff fuer einen neuen Schutzauftrag mit Leinoelfirnis.

mg

Ottmar

PS: Wie man sagt viele Wege fuehren nach Rom. Genauso gibt es verschiedene Wege, Oelfinsh anzuwenden. Wenn das Endergebnis zufriedenstellend ausfaellt, ist es egal mit welcher Methode dies erreicht wurde. Ich beschreibe nur was sich ueber lange Zeit bei mir bewaehrt hat.
 

karlweber

ww-kastanie
Registriert
22. Oktober 2006
Beiträge
32
Danke nochmals für die ausführliche Beschreibung!

Ausprobieren möchte ich deine Methode auf jeden Fall mal

Noch zwei Fragen bezüglich des Trocknens:

Ich möchte das Streichen auf 2 Holzböcken durchführen. Kann ich die Platte waagerecht auf den Böcken liegen lassen, oder stellt man sie zum Trocknen besser senkrecht hin?

Kann ich zuerst die Unterseite nach oben legen und anstreichen, die Platte dann umdrehen und dann die Oberseite streichen oder warte ich mit jeder Seite, dass die Böcke das Trocknen auf der Rückseite nicht behindern?
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Oelfinish

Hallo Karl,

Nomaler weise ist ein Oelen der Unterseite nicht notwendig. Ich selbst Oele auch die Unterseite einer Tischplatte ca 3 mal. Damit erreiche ich, dass die Unterseite der Tischplatte, entlang der Zarge, leichter Sauber gehalten werden kann. Es sieht auch viel besser aus und ergibt im Ganzen ein Bild von fachmaennischer Ausfuehrung. Ein Oelen der Unterseite bei deiner Platte begrenzt das Schwellen/Schwinden des Holzes bei Luftfeuchtigkeitsaenderungen.

Dein Gedankengang erst die Unterseite zu Oelen ist richtig, ich fange auch damit an. Ich habe mir dafuer Dreikantleisten gefertigt auf denen die geolte Plattenunterseite ruht. Ich oele beide Plattenseiten und nach der Einziehzeit des Oeles, wende ich die Platte um enferne das Oel und nun drehe ich die Platte wieder um (oberseite oben) und lasse die Platte Trocknen.Nur wagrecht Trocknen. Beim Trocknen lieber etwas laenger warten bis zum naechsten Auftrag, ich konnte noch nicht herausfinden warum das selbe Oel auf der gleichen Holzart verschiedenlang zum Trocknen braucht. Vom dritten Auftrag an warte ich mindestens 2 Tage bis zum naechsten Auftrag.

Wuensche dir viel Erfolg.

mfg

Ottmar

PS: Unsere Schreinervorfahren, begradigten mit der Rauhbank je nach Abnutzung, die Oberflaeche der Hobelbank, danach wurde diese mit heissem Leinoelfirnis geoelt.
 

Unregistriert

Gäste
Ein Tipp noch:
Das olen ist unbedingt von deiden seiten durchzuführen nicht nur weil es dann leichter sauber gehalten werden kann, sondern weil sich die platte durch die ungleiche behandlung der beiden seiten verziehen würde.

Ich weiß ja nicht wie du die unterkonstruktion geplant hast aber es sollte darauf geachtet werden das längs und quer holz nicht verleimt sondern nach möglichkeit nur verschraubt werden darf da es unterschiedlich arbeitet.
 

karlweber

ww-kastanie
Registriert
22. Oktober 2006
Beiträge
32
so, die erste Schicht Öl ist drauf, es hat sogar richtig Spaß gemacht! Ich war begeistert, als ich das vorläufige Resultat sah. Die vom Oel dunklere Buche wirkt viel edler.
 
Oben Unten