Wer kauft so teure Maschinen?

Orgelbauer

ww-robinie
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Danke Andreas,
es klingt ja zumindest für den Bereich veilversprechend und gut.
...dann hab ich bislang quasi die Falschen kennen gelernt. Ok, liegt zum Einen auch daran, daß ich bislang wenig auf Tischler zurückgreifen mußte.
Und mein derzeitiger Kumpel ist wirklich nur 1-Mann-Veranstaltung :emoji_wink:
(ist halt sein Ding)
 

DZaech

ww-robinie
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Würde mich interessieren: Was macht ihr aus Massivholz?

Hallo Konze


Ganz verschiedene Sachen, Türen, Tische, Treppen usw. Die Hobelmaschine macht vlt. ca 1-2, manchmal 5 Betriebsstunden pro Tag, kommt halt drauf an was so anliegt. Praktisch sämtliche Leisten, schmale Bretter, Kanthölzer usw. hobeln wir am Vierseiter, von da her läuft die ADH gar nicht so viel trotz der grossen Menge an Massivholz die wir laufend verbrauchen.

Die SCM Maschine hobelt sauber und gerade, das steht ausser Frage. Die 9kW Motorleistung sind top, die digitale Steuerung funzt auch. Trotzdem regt man sich oft an der Maschine auf, da sie einfach etwas simpler konstruiert ist als eine Hofmann oder Panhans Maschine. Einige Beispiele:

-die Abrichttiefenverstellung ist lediglich ein kurzer Hebel der einen Parallelogrammechanismus verstellt. Mit dem schwergängigen Hebel und der nur auf 2mm eingeteilten "Ungefähr-Skala" ein genaues Mass zu treffen ist unmöglich. Ärgerlich wenn man wiederholgenau Fasen oder Auskehlungen hobeln möchte.

- Ein anderer Punkt ist die Schutzbrücke. Ein etwas simpel konstruierte Aluschutz der gerne klemmt und unpraktisch zu verstellen ist. Aufrüstung auf den guten Suvamatic-Schutz geht an die 2000.-; bei Hofmann ist der Serienmässig.

-ebenfalls lästig ist der Abrichtanschlag. Sowohl Klemmschraube für den Winkel als auch die Rundwelle für die Verschiebung sind weit auf dem Abnahmetisch, sprich dort wo man beim Abrichten nicht steht. Möchte der Bediener also den Anschlag verschieben oder schwenken muss man sich umständlich strecken oder um die Maschine herumlaufen, denn wenn man bequem beim Aufgabetisch den Anschlag verstellen möchte verkantet diese relativ weit entfernte Rundwelle.

-bei der klassisch gebauten SCM muss zum hinunterklappen der Tische (Umstellung Dicke auf Abrichte), erst der Dickentisch auf min. 35mm hinuntergefahren werden, weil sonst die Absaughaube keinen Platz findet. So wie früher eben üblich bei den meisten Geräten. Mehrere Hersteller haben mittlerweile aber eben Maschinen bei denen man in jeder Position die Funktion wechseln kann.

-Die Maschine hat keine verschleissfreie Bremse, ca. alle 6 Monate muss diese nachgestellt werden, da die Maschine sonst nach Ablauf der Sicherheitszeit (bis dann kann der Tisch nicht geöffnet werden) noch nachläuft.

-die Maschine verstellt sich andauernd, ca. einmal monatlich muss die Steurung wieder geeicht werden, teilweise bis zu 0,8mm Abweichung.

-die gegliederte Einzugswalze erfüllt ihre Funktion nicht wirklich zufriedenstellend, drei Leisten mit nur 0,5mm Dickenunterschied werden schon nicht mehr eingezogen auch wenn man sie auf die ganze Hobelbreite verteilt. Mit zwei Leisten funktionierts, aber das hat es auch bei der alten ADH ohne gegliederte Walze.

-Die Tische sind nur gefräst und nicht gehobelt, von den Gleiteigenschaften her macht das durchaus etwas aus, gehobelte Tische sind ein richtiges Qualitätsmerkmal und angenehmer beim arbeiten.



Nur um einige Punkte aufzuzählen, inwiefern ein Topmodell einer italienischen Firma sich von einem Topmodell eines deutschen Traditionsherstellers unterscheiden. Keinesfalls möchte ich hier diese sehr brauchbare SCM Maschine hinunterhauen. Die Maschine ist gut und zuverlässig, nur möchte ich sagen es gibt durchaus verbesserungswürdige Details. Und genau solche Punkte machen den Preisunterschied auch aus... An der SCM kann man arbeiten, nur fühlt es sich nicht nach einem Stück Ingenieurskunst an, welche ein Leben lang hält. Viele Dinge wirken eben nicht so durchdacht und sind so quasi "aus dem Regal genommen und drangebaut".


Grüsse aus der Schweiz
David
 

Konze

ww-eiche
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David, echt interessant. Zum einen deine Ausführungen zum Hobel. So kann man als Laie einigermaßen nachvollziehen, was für den Pro alles wichtig ist.

Zum anderen, dass ihr so viel Massivholz verarbeitet. Kenne ich so eigentlich nicht, außer tatsächlich Türen. Tische kamen meines Erachtens bisher immer aus dem Möbelhaus (wie gesagt: den ganzen B2B-Bereich hatte ich nicht auf dem Schirm). Und ein mir bekannter Treppenbauer ist jetzt in Rente gegangen und hat keinen Käufer für seine Werkstatt gefunden. Er meinte, Treppen kommen heute im Prinzip auch aus einer Fertigung, die mehr als "Industrie" zu bezeichnen ist und weniger als "Handwerk". Ähnliches erzählte mir ein Zimmermann. Er meinte, er würde im Prinzip keine Dachstühle mehr bauen, sondern eigentlich nur noch umbauen und reparieren. Die neuen Standard-Sachen kämen alle aus großen (Industrieähnlichen) Werken, und der Zimmermann wird dann nur noch für die Montage gebraucht.

Das war auch mit der Grund, warum ich hier gefragt habe. So 20.000 bis 40.000 Euro Geräte erschienen mir einfach zu teuer für den Otto-Normal-Schreiner ohne oder mit wenig Mitarbeitern und viel zu günstig für große Anwendungen, wo richtig Masse gemacht wird.
 

Undead

ww-esche
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David, echt interessant. Zum einen deine Ausführungen zum Hobel. So kann man als Laie einigermaßen nachvollziehen, was für den Pro alles wichtig ist.

Zum anderen, dass ihr so viel Massivholz verarbeitet. Kenne ich so eigentlich nicht, außer tatsächlich Türen. Tische kamen meines Erachtens bisher immer aus dem Möbelhaus (wie gesagt: den ganzen B2B-Bereich hatte ich nicht auf dem Schirm). Und ein mir bekannter Treppenbauer ist jetzt in Rente gegangen und hat keinen Käufer für seine Werkstatt gefunden. Er meinte, Treppen kommen heute im Prinzip auch aus einer Fertigung, die mehr als "Industrie" zu bezeichnen ist und weniger als "Handwerk". Ähnliches erzählte mir ein Zimmermann. Er meinte, er würde im Prinzip keine Dachstühle mehr bauen, sondern eigentlich nur noch umbauen und reparieren. Die neuen Standard-Sachen kämen alle aus großen (Industrieähnlichen) Werken, und der Zimmermann wird dann nur noch für die Montage gebraucht.

Das war auch mit der Grund, warum ich hier gefragt habe. So 20.000 bis 40.000 Euro Geräte erschienen mir einfach zu teuer für den Otto-Normal-Schreiner ohne oder mit wenig Mitarbeitern und viel zu günstig für große Anwendungen, wo richtig Masse gemacht wird.

Die Aussagen von den Kollegen halte ich schlichtweg für quatsch. Ich habe in meiner Lehre in einer kleinen Tischlerei Pro Jahr an 4-6 Treppen gearbeitet. Wir haben unzählige Fenster, Haus & Zimmertüren gefertigt. Man könnte sagen Massiv / Platte waren 50/50 % dazu muss man sagen das wir Möbeltechnisch nur Sonderanfertigungen und Maßmöbel gemacht haben, da die Kunden in Zeiten von Ikea natürlich zum Großteil nicht mehr bereit sind die Arbeit zu zahlen .

Ich finde die Aussagen zudem leider echt schade, klingt für mich als seien die, die du gefragt hast eher schlecht auf die Industrie zu sprechen gewesen oder machen lieber Montage.

Bei mir zuhause baut gerade eine Zimmerei ein großes Carport, die Jungs trocknen ihr Holz sogar selber in einer eigenen Trockenkammer. Letztes Jahr haben sie das komplette Dach unserer Halle gemacht. Auch alles aus Eigenfertigung.

Vielleicht ist es hier tatsächlich ausschlaggebend in welcher Gegend Deutschlands man sich befindet.


Selbstverständlich ist die Industrielle Fertigung schneller und günstiger, aber dann muss man sich als Tischlerei eben auf etwas spezialisieren und dann läuft das. Wir hatten immer mehr Aufträge als Zeit dafür im Jahr :emoji_slight_smile:

Mit freundlichen Grüßen
 

FredT

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... nur Sonderanfertigungen und Maßmöbel gemacht haben, da die Kunden in Zeiten von Ikea natürlich zum Großteil nicht mehr bereit sind die Arbeit zu zahlen .

Und auch die Massivholzmöbel nicht vergessen im Zeitalter der Spanplatte. Zu den Kunden, da gibt es sicher auch noch welche, die liebend gern die Arbeit bezahlen würden, aber es schlichtweg nicht können, und dann eben ikean. Das sollte man in der heutigen Zeit auch mit berücksichtigen. Auch die Gegend des Tischlereibetriebes ist ein großer Faktor.

Grüße
Fred
 

derdad

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David, echt interessant. Zum einen deine Ausführungen zum Hobel. So kann man als Laie einigermaßen nachvollziehen, was für den Pro alles wichtig ist.

Zum anderen, dass ihr so viel Massivholz verarbeitet. Kenne ich so eigentlich nicht, außer tatsächlich Türen. Tische kamen meines Erachtens bisher immer aus dem Möbelhaus (wie gesagt: den ganzen B2B-Bereich hatte ich nicht auf dem Schirm). Und ein mir bekannter Treppenbauer ist jetzt in Rente gegangen und hat keinen Käufer für seine Werkstatt gefunden. Er meinte, Treppen kommen heute im Prinzip auch aus einer Fertigung, die mehr als "Industrie" zu bezeichnen ist und weniger als "Handwerk". Ähnliches erzählte mir ein Zimmermann. Er meinte, er würde im Prinzip keine Dachstühle mehr bauen, sondern eigentlich nur noch umbauen und reparieren. Die neuen Standard-Sachen kämen alle aus großen (Industrieähnlichen) Werken, und der Zimmermann wird dann nur noch für die Montage gebraucht.

Das war auch mit der Grund, warum ich hier gefragt habe. So 20.000 bis 40.000 Euro Geräte erschienen mir einfach zu teuer für den Otto-Normal-Schreiner ohne oder mit wenig Mitarbeitern und viel zu günstig für große Anwendungen, wo richtig Masse gemacht wird.

Ich glaube, da sind die Begriffsbestimmungen der Einzelnen verschieden. Viele sehen den Handwerker noch immer mit Hobel und Säge, und wenn jemand eine CNC in der Werkstatt hat wird er schon in die Kategorie Industrie verfrachtet. "Denn es macht ja eh alles die Maschine". Dass diese Maschine aber nur einige Arbeiten auf einmal erledigt für die man sonst evtl 5 Maschinen gebraucht hat, das sieht keiner. Trotzdem wird in solchen Werkstätten Einzelfertigung betrieben und nicht in Serien gearbeitet.

LG Gerhard
 

Dietrich

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Hallo,

als ich vor einigen Jahren bei Sjöbergs in Südschweden war fragte mich der Chef wie lange ich denn für meine Hobelbank gebraucht habe, was ich mit 100 Std beantwortet habe, da schmunzelte er und meinte, wir brauchen 20 Min.
Absolut durchrationalisierte Fertigung, die Aussparungen der Platten und Zangen werden komplett hinterm Vorhang gefräst, kleinste Holzfehler werden aussortiert von einem Mann mit Formatsäge, der dreht jede Leiste vom Vierseiter und längt ab, Fehler fliegen in die Gitterbox alles andere auf Band zum nächsten Schritt. Gearbeitet wird mit Leimvorhängen, nach dem Einspannen wird die Bankplatte wie mit einem Fächer nach hinten gehoben/gedreht...
Zu gerne hätte ich mir mal die Fertigung bei Epple Hobelbänke angeschaut, der Herr Epple soll ja noch an alten schweren Maschinen alles selbst machen...deutlich sympatischer aber sehr viel Kosten-intensiver.

Gruß Dietrich
 

yoghurt

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Hallo Dietrich,
die meinen doch nicht im Ernst, dass sie nur 20 Minuten für eine Hobelbank brauchen? Irgendwelche Spannzeiten wird es doch schon noch gebe? Ist damit nicht gemeint, dass alle 20 Minuten eine Hobelbank fertig ist?
 

ChrisOL

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Das dürften wohl wirklich eher technische Durchlaufzeiten sein. Wenn die am Tag in zwei Schichten 50 Hobelbänke produzieren, dann kommt rechnerisch alle 20 min eine Bank raus.

Aber egal wie, wer kauft heute noch so viele neue Hobelbänke? Das ist doch kein Verbrauchsmaterial?
 

Dietrich

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Hallo,

ja klar sind das theoretische Durchlaufzeiten, aber die hatten tatsächlich eine Menge Bänke da stehen, sicher nicht alles 130kg Bänke, auch für Schulen usw.
Sehr viele verkaufte man damals 2012 nach Amiland.

Gruß Dietrich
 
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