Gelöschtes Mitglied 109767
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In einem Parallel-Thread (SHINKO Dickenhobel) gab es einige Diskussionen bezüglich der "richtigen" Schrauben für die Befestigung von Wendeschneidplatten. Um Unsicherheiten auszuräumen nachstehend die Fakten:
Grundsätzlich ist zu empfehlen die Schrauben zu verwenden die der Hersteller / Händler vorgibt bzw. die er als Original-Ersatzteile verkauft. Nur der Hersteller weiß, welche Schrauben die richtigen sind.
Es ist natürlich verlockend einfach irgendwelche anderen (preiswerte) Schrauben zu verwenden - leider wird selbst in Blogs und Lehrgängen von Schreinern gerne von "weichen" Schrauben gesprochen die hier angeblich zur Anwendung kommen. Ich habe keine Ahnung warum...
Diese (unqualifizierten) Aussagen könnten jetzt Anwender dazu verleiten irgend eine passende Schraube zu verwenden wenn die Originalschraube fehlt. Ob das eine gute Idee ist soll nachstehend geklärt werden.
Die Befestigungsschrauben zentrieren im Fall von Senkkopfschrauben die Wendeplatten mit hoher Genauigkeit. Weil die Platten beim finalen Schleifen an der Senkung aufgenommen werden, haben die Schneiden die exakt gleichen Abstände von der Plattenmitte / Senkung-Bohrung.
Das obige Foto zeigt eine Wendeplatte mit M6 Befestigungsschraube - die weiter unten angegebenen Maße sind von dieser Schraube abgenommen.
Wenn man ein Werkzeug / Hobelwelle mit Wendeplatten hat, dann gibt der Hersteller immer ein Anzugsmoment für die Befestigungsschrauben vor, welches unbedingt einzuhalten ist. Aus dem Anzugsmoment kann man jetzt erste Rückschlüsse auf die Festigkeit der verwendeten Schraube ziehen.
Im obigen Fall gibt der Hersteller Bernardo ein Anzugsmoment von 7Nm für die Platten auf der Hobelwelle an.
Als erster Anhaltswert, welche Schraubengüte verwendet werden muss genügt ein Blick in eine Tabelle mit Anzugsmomenten:
Quelle: https://holtech-antriebstechnik.de/produktkataloge-pdf
Bei einer M6 Schraube und einem vorgegebenen Anzugsmoment von 7Nm könnte man theoretisch eine 6.8 Schraube verwenden, hätte dann jedoch nur wenig Sicherheit wenn die Schraube mal zu fest angezogen wird oder wenn die Betriebslasten hoch werden. Somit wäre in erster Näherung eine Festigkeitsklasse von mindestens 8.8 zu wählen.
Nachstehend die effektiven Belastungswerte für Schrauben - je nach Art des Schraubenkopfes:
Im Fall (A) wird eine "normale" Schrauben mit Rundkopf betrachtet:
der Kernquerschnitt beträgt ca. 20mm2, ein Anzugsmoment von 7Nm ergibt eine Spannkraft von 7400N.
Je nach Festigkeit der Schraube beträgt die Sicherheit zur Streckgrenze 1,8 (8.8) oder 2,6 (10.9)
Hier wäre eine 8.8 Schraube also ok.
Wenn man jedoch eine Senkkopfschraube ( verwendet sieht das Thema etwas anders aus:
Der Schraubenantrieb (in diesem Fall Torx) benötigt eine gewisse Tiefe (2,6mm) damit das Drehmoment aufgebracht werden kann. Wegen dem kleinen Schraubenkopf ragt die Torx-Verzahnung bis zum Kernquerschnitt der Schraube nach unten.
Dies hat zur Folge, dass nicht mehr der volle Kernquerschnitt (20mm2), sondern nur noch ein reduzierter Querschnitt von 15mm2 zur Verfügung steht (=Restbodendicke).
Bei gleichem Anzugsmoment von 7Nm hat die Schraube jetzt nur noch eine Sicherheit von 1,3 bei Festigkeitsklasse 8.8. Da wird es dann schon sehr eng wenn der Anwender die Schraube zu fest anzieht (was er in der Regel tut). Erste eine Festigkeitsklasse 10.9 ergibt hier ausreichend Sicherheit.
Bei (C) dann noch die Betrachtung der Flächenpressung unter dem Schraubenkopf: bei der Senkkopfschraube beträgt die Flächenpressung 345 N/mm2 = 3450bar.
Wenn man sich die obigen Zahlen und Fakten ansieht, dann wird deutlich, dass "weiche" Wald- und Wiesenschrauben als Ersatz für die Originalschrauben vielleicht doch keine ganz so gute Idee sind.
Viele Grüße
Alois
Grundsätzlich ist zu empfehlen die Schrauben zu verwenden die der Hersteller / Händler vorgibt bzw. die er als Original-Ersatzteile verkauft. Nur der Hersteller weiß, welche Schrauben die richtigen sind.
Es ist natürlich verlockend einfach irgendwelche anderen (preiswerte) Schrauben zu verwenden - leider wird selbst in Blogs und Lehrgängen von Schreinern gerne von "weichen" Schrauben gesprochen die hier angeblich zur Anwendung kommen. Ich habe keine Ahnung warum...
Diese (unqualifizierten) Aussagen könnten jetzt Anwender dazu verleiten irgend eine passende Schraube zu verwenden wenn die Originalschraube fehlt. Ob das eine gute Idee ist soll nachstehend geklärt werden.
Die Befestigungsschrauben zentrieren im Fall von Senkkopfschrauben die Wendeplatten mit hoher Genauigkeit. Weil die Platten beim finalen Schleifen an der Senkung aufgenommen werden, haben die Schneiden die exakt gleichen Abstände von der Plattenmitte / Senkung-Bohrung.
Das obige Foto zeigt eine Wendeplatte mit M6 Befestigungsschraube - die weiter unten angegebenen Maße sind von dieser Schraube abgenommen.
Wenn man ein Werkzeug / Hobelwelle mit Wendeplatten hat, dann gibt der Hersteller immer ein Anzugsmoment für die Befestigungsschrauben vor, welches unbedingt einzuhalten ist. Aus dem Anzugsmoment kann man jetzt erste Rückschlüsse auf die Festigkeit der verwendeten Schraube ziehen.
Im obigen Fall gibt der Hersteller Bernardo ein Anzugsmoment von 7Nm für die Platten auf der Hobelwelle an.
Als erster Anhaltswert, welche Schraubengüte verwendet werden muss genügt ein Blick in eine Tabelle mit Anzugsmomenten:
Quelle: https://holtech-antriebstechnik.de/produktkataloge-pdf
Bei einer M6 Schraube und einem vorgegebenen Anzugsmoment von 7Nm könnte man theoretisch eine 6.8 Schraube verwenden, hätte dann jedoch nur wenig Sicherheit wenn die Schraube mal zu fest angezogen wird oder wenn die Betriebslasten hoch werden. Somit wäre in erster Näherung eine Festigkeitsklasse von mindestens 8.8 zu wählen.
Nachstehend die effektiven Belastungswerte für Schrauben - je nach Art des Schraubenkopfes:
Im Fall (A) wird eine "normale" Schrauben mit Rundkopf betrachtet:
der Kernquerschnitt beträgt ca. 20mm2, ein Anzugsmoment von 7Nm ergibt eine Spannkraft von 7400N.
Je nach Festigkeit der Schraube beträgt die Sicherheit zur Streckgrenze 1,8 (8.8) oder 2,6 (10.9)
Hier wäre eine 8.8 Schraube also ok.
Wenn man jedoch eine Senkkopfschraube ( verwendet sieht das Thema etwas anders aus:
Der Schraubenantrieb (in diesem Fall Torx) benötigt eine gewisse Tiefe (2,6mm) damit das Drehmoment aufgebracht werden kann. Wegen dem kleinen Schraubenkopf ragt die Torx-Verzahnung bis zum Kernquerschnitt der Schraube nach unten.
Dies hat zur Folge, dass nicht mehr der volle Kernquerschnitt (20mm2), sondern nur noch ein reduzierter Querschnitt von 15mm2 zur Verfügung steht (=Restbodendicke).
Bei gleichem Anzugsmoment von 7Nm hat die Schraube jetzt nur noch eine Sicherheit von 1,3 bei Festigkeitsklasse 8.8. Da wird es dann schon sehr eng wenn der Anwender die Schraube zu fest anzieht (was er in der Regel tut). Erste eine Festigkeitsklasse 10.9 ergibt hier ausreichend Sicherheit.
Bei (C) dann noch die Betrachtung der Flächenpressung unter dem Schraubenkopf: bei der Senkkopfschraube beträgt die Flächenpressung 345 N/mm2 = 3450bar.
Wenn man sich die obigen Zahlen und Fakten ansieht, dann wird deutlich, dass "weiche" Wald- und Wiesenschrauben als Ersatz für die Originalschrauben vielleicht doch keine ganz so gute Idee sind.
Viele Grüße
Alois