Wann braucht man Schuko-Stecker bei 230V?

Daniboy

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Kann mir jemand erklären wie eigentlich momentan der Stand der Vorschriften in zB Deutschland ist?
Kann man knapp sagen, immer wenn nicht Schutzisoliert, sondern Metallgehäuse, braucht man bei 230V eine Erdung?
Stimmt das überhaupt oder gibt es da Ausnahmen?

Ich sehe zB in Geschäften viele Lampen mit Metallgehäuse, wo das 230V-Kabel in der Metallverrohrung geführt ist und die keinen Schuko-Stecker haben, sondern nur einen flachen 2-poligen.
 

Time_to_wonder

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Kompliziert. Es gibt heutzutage viele Geräte, bei denen die Schutzklasse nicht mehr ausgewiesen ist. Und ein Schukostecker ist noch lange kein sicheres Indiz für SK I. Beispiel Notebooknetzteil: Da ist nirgendes ein berührbares Metallteil dran, aber ein Schukostecker. Warum? Weil der Schutzleiter als Ableiter für im Normalbetrieb anfallende Leckströme oder auch als Abschirmung missbraucht wird. Bei einer Häufung solcher Geräte kann es so durchaus passieren, dass der FI fliegt, obwohl die einzelnen Geräte in Ordnung sind!

Und dann gibt es durchaus auch schutzisolierte Geräte mit berührbaren Metallteilen. Diese Teile sind dann aber zu spannungsführenden Teilen so isoliert, dass ein Körperschluss nicht passieren kann (z.B. mein Bohrhammer).

Selbst Prüfer von ortsveränderlichen Geräten (DGUV V3) rätseln da manchmal herum, wie divere Geräte eingestuft werden können.
 

Time_to_wonder

ww-robinie
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Ich sehe zB in Geschäften viele Lampen mit Metallgehäuse, wo das 230V-Kabel in der Metallverrohrung geführt ist und die keinen Schuko-Stecker haben, sondern nur einen flachen 2-poligen.

Das liegt daran, dass das Kabel (besser die Leitung) an sich schon als schutzisoliertes Betriebsmittel gilt, da jede Ader eine Basisisolierung hat und drumherum noch der Mantel ist. Dass das Ganze jetzt in einem Metallrohr steckt, ist wie wenn Du Deinen Rasierer in einen Edelstahltopf legst, es ändert nichts an der SK des Betriebsmittels.
 

Daniboy

ww-robinie
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Danke für eure Ausführungen. Was ich noch nicht verstanden habe:

Wann muss ich als Hersteller denn nun für Schutzklasse I sorgen.

Wenn alles durch doppelisolierte Kabel zu Klasse II wird, bräuchte man ja nirgends Klasse I mit Schutzerde.
 

Komihaxu

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Neben Schutzklasse und Abführung von Filter-Ableitströmen gibt es noch einen weiteren Grund, warum man in bestimmten Fällen keinen flachen Eurostecker verwenden darf:
Ströme über 2,5 Ampere, also Leistungen über ca 600 Watt. Darüber braucht man einen "ordentlichen" Stecker. Das ist dann meist der Schukostecker, heute oft aber auch ein Konturenstecker.

Wann muss ich als Hersteller denn nun für Schutzklasse I sorgen.

Wenn alles durch doppelisolierte Kabel zu Klasse II wird, bräuchte man ja nirgends Klasse I mit Schutzerde.
Na wenn du irgenwo im Metallgehäuse ein Bauteil hast, das nicht doppelt isoliert ist. Es reicht, wenn eine offene Platine im Gehäuse ist oder irgendwo eine Einzelader rumfliegt, die nicht nochmal in einer Umhüllung steckt.
 

WinfriedM

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Wann muss ich als Hersteller denn nun für Schutzklasse I sorgen.

Wenn alles durch doppelisolierte Kabel zu Klasse II wird, bräuchte man ja nirgends Klasse I mit Schutzerde.

Es geht um das Gesamtgerät. Wenn dieses nicht komplett schutzisoliert ausgeführt werden kann, braucht es eine Erdung des Gehäuses. Oft ist es einfach auch kostengünstiger, das metallische Gehäuse zu erden, als alles schutzisoliert aufzubauen.

Wenn im Gerät z.B. Kabel langlaufen und auf Schalter oder Platinen gehen, könnten die sich lösen und Kontakt mit dem metallischen Gehäuse bekommen. Das muss durch Erdung abgesichert werden.

Mitunter braucht man Erdung auch zur Erfüllung elektromagnetischer Abschirmung bzw. zur Umsetzung elektromagnetischer Verträglichkeit (EMV). Oder bei Staubsaugern z.B., um elektrostatische Aufladungen abzuführen. Etwas, was die meisten Haushaltssauger und billige Werkstattsauger nicht können.
 
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