Unbehandeltes Holz - Für draußen geeignet?

Tim865

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Hallo,

ich würde gerne mit meinem Sohn ein Wildbienenhotel bauen. Laut Fachliteratur bietet sich hierzu ein Hartholzblock mit Bohrlöchern an.

Laut Biologen werden folgende Holzsorten empfohlen: Ahorn, Apfel, Birke, Birne, Eiche, Hainbuche, Hasel, Kastanie, Pflaume, Rotbuche und insbesondere Esche.

Das Holz sollte ein bis zwei Jahre alt sein, abgelagert und sorgfältig getrocknet, entrindet und komplett unbehandelt sein (weder kesseldruckimprägniert noch geölt oder mit chemischen Holzschutzmitteln behandelt.

Zwei Fragen habe ich als Laie nun:

1.) Wo bekommt man Holz als Endverbraucher mit solchen Anforderungen? Habe bei zwei Holzhändlern angefragt, aber diese liefern leider nur an Gewerbetreibende.

2.) Das Bienenhotel würde logischerweise im freien stehen, also bei uns im Garten. Wir würden es vermutlich unter den Balkon hängen. So ist es zwar recht gut vor Regen geschützt, aber natürlich trotzdem noch der Witterung ausgesetzt. Wenn es mal stark regnet und windet würde es natürlich trotzdem auch nass werden. Hier stellt sich für mich die Frage wie lange unter diesen Bedingungen unbehandeltes Holz wie oben beschrieben überhaupt hält? Welche Holzsorte der oben genannten wäre diesbezüglich am besten geeignet?

Vielen Dank für eure Hilfe und ich freue mich auf eure Hilfe.

Schöne Ostern und liebe Grüße
Tim
 

carsten

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Hallo

Insekten gibt es seit fast 1/2 Milliarde Jahren und die stellen mit knapp 1 Mio Arten mit Abstand die Größte Artengruppe auf dem Planten Erde.

Allein das zeigt schon das die sehr anpassungsfähig sind. Wie die Biologen auf genau diese Hölzer kommen ist mir schleierhaft.
Am haltbarsten wäre von diesen in unseren Breiten Eiche. Aber unter einer Balkon als Insektenhotel ist es aus Holzsicht weitgehend egal welches Holz man nimmt. Bevor es durch Verwitterung "zerstört" wird haben die Insekten vermutlich ihr Werk verrichtet.

Also das nehmen was man bekommt. Ach ja als Bezugsquelle würde ich örtliche Schreiner abklappern oder als Grundstock einen Ast oder kleinen Stamm im Garten oder Wald suchen.
 

Tim865

ww-pappel
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Hallo Carsten,

vielen Dank für deine Antwort.

Die Holzarten habe ich aus einem biologischen Fachbuch entnommen. Versuche habe wohl gezeigt, dass die genannten Holzarten am besten von den Bienen angenommen wurden UND es sollten nur Holzarten verwendet werden, die kaum zur Rissbildung eignen etc. Es gibt noch weitere Kriterien.

Stimmte dir natürlich zu, Insekten sind anpassungsfähig. Aber wenn man so ein Projekt macht, kann man es ja auch direkt so gestalten, dass die Anforderungen der Wildbienen perfekt abgedeckt werden.

Uns würde es natürlich freuen, wenn wir langfristig etwas von dem Bienenhotel haben. Eines würden wir vielleicht auch gerne einer Schule zur Verfügung stellen. Daher wäre es natürlich schön, wenn das Bienenhotel längerfristig halten würde. Wie lange wird so ein Holzblock aus Eiche ungefähr halten?
 

Mitglied 30872

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...Allein das zeigt schon das die sehr anpassungsfähig sind. Wie die Biologen auf genau diese Hölzer kommen ist mir schleierhaft...

So einfach ist das allerdings nicht. Insekten sind aufgrund der langen Entwicklung sehr auf ihren Lebensraum spezialisiert. Somit auch auf die Hölzer, in denen sie ihre Brut unterbringen. Sicher gibt es Arten, denen das ziemlich gleich ist, aber andere Artrn fallen eben hinten runter, wenn ihr Brutbiologie nicht bedacht wird. Da ist es sinnvoll, verschiedene Hölzer zu nutzen. Insgesamt ist das ausgesprochen komplex.
 

carsten

Moderator
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Hallo

da Eiche das am Witterungsbeständigste einheimische Holz ist würde ich unter einem Balkon fast zur gewagten Aussage: "Ewig" tendieren.
Der Schwachpunkt wird vermutlich die Aufhängung sein.
ABER die Beständigkeit der Eiche kommt nicht von ungefähr. Sie enthält Gerbstoffe die in Verbindung mit Feuchtigkeit gelöst werden, da reicht auch die Luftfeuchtigkeit. Und für Insekten im allgemeinen und Bienen im besonderen dürfte die Gerbsäure nicht förderlich sein. Da wäre ich eher bei Fichte oder Kiefer. Daraus bauen auch die Imker ihre Bienenbehausungen. Auch aus Fichte oder Buche ( sehr gering beständiges Holz bzgl Einsatz im Außenbereich) würde ich dem locker eine Haltbarkeit von 5 Jahren und mehr erwarten. Bzgl der Vielfalt also eher eine Mixtur aus verschiedenen Hölzern am besten sogar verschiedenen Materialien.
 

joh.t.

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Hallo

da Eiche das am Witterungsbeständigste einheimische Holz ist würde ich unter einem Balkon fast zur gewagten Aussage: "Ewig" tendieren.
Der Schwachpunkt wird vermutlich die Aufhängung sein.
ABER die Beständigkeit der Eiche kommt nicht von ungefähr. Sie enthält Gerbstoffe die in Verbindung mit Feuchtigkeit gelöst werden, da reicht auch die Luftfeuchtigkeit. Und für Insekten im allgemeinen und Bienen im besonderen dürfte die Gerbsäure nicht förderlich sein. Da wäre ich eher bei Fichte oder Kiefer. Daraus bauen auch die Imker ihre Bienenbehausungen. Auch aus Fichte oder Buche ( sehr gering beständiges Holz bzgl Einsatz im Außenbereich) würde ich dem locker eine Haltbarkeit von 5 Jahren und mehr erwarten. Bzgl der Vielfalt also eher eine Mixtur aus verschiedenen Hölzern am besten sogar verschiedenen Materialien.

Die Fichte, Tanne und Weymouthkiefer
ist eine Preis und Verfügbarkeitsfrage. Außerdem ist eine Zarge mit Honig dann schnell mal 22-30 kg schwer. Und mit Eiche noch viel mehr.

Das hat nix mit Holzart zu tun. Und die Frage nachForm Größe Bauart und einiges Anderes dahinter von
Bienenbehausungen ist ein eigenes Universum!!

Wenn Interesse besteht gerne Fragen an mich.

Stichworte zum Gockeln:
Schiffer Tree, Kugelbeute, Warre beute, Mellifera Einraumbeute und noch vieles Anderes...
 
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Tim865

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Vielen Dank für die vielen Antworten.

Wenn ich das nun richtig her ausgelesen habe, würde sich Fichtenholz sehr gut eignen. Einerseits in der Fachliteratur empfohlen und andererseits wohl gut wetterbeständig.

Da werde ich am Dienstag mal einige lokale Schreiber anrufen ob die etwas entsprechendes verkaufen :emoji_wink:
 

Gelöscht Mitglied 91199

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UND es sollten nur Holzarten verwendet werden, die kaum zur Rissbildung eignen etc. Es gibt noch weitere Kriterien.

Dann wäre Eiche aber nicht so der Hit.
Die reißt stark.
Und bei den Querschnitten, die du sichst, solltest du dich an einen Zimmermann wenden...
Alternativ könntest du auch gelochte steinblöcke nehmen...
Habe kein Fachwissen über Bienen aber in der mal insektenhotels gefertigt. Also quasi überdachte Regale, die von den Kunden dann mit verschiedensten Materialien gefüllt wurden. Die Steine hat man häufiger gesehen.
 

Mitglied 30872

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An Deiner Stelle würde ich mal einen Waldspaziergang machen. Was Du da so an trockenem Holz auf dem Boden findest, darfst Du rein rechtlich mitnehmen. Und dann die Hölzer entsprechend ablängen, bohren, zusammensetzen und was es so alles an Möglichkeiten gibt. Sind ja auch keine Unmengen, die Du benötigst.
 

Tim865

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An Deiner Stelle würde ich mal einen Waldspaziergang machen. Was Du da so an trockenem Holz auf dem Boden findest, darfst Du rein rechtlich mitnehmen. Und dann die Hölzer entsprechend ablängen, bohren, zusammensetzen und was es so alles an Möglichkeiten gibt. Sind ja auch keine Unmengen, die Du benötigst.

In der Literatur steht: Holzblöcke ein bis zwei Jahre alt, abgelagert.... Rohdichte bei 0% Feuchtigkeit, über 550 kg/m³ bzw. 0,55 g / cm³.
 

Mitglied 30872

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Bei mir nisten die in den Spalten der Balkenköpfe und da, wo die Auflageflächen zwischen den Wandbalken der Fassade nicht wirklich dicht sind. In den folgenden Jahren rieselt da manchmal dann auch unverbrauchter Pollen bunt gemischt heraus und Erdkrümelchen der sich langsam zersetzenden Nester. So ein Blockhaus ist ein richtiger Biotop für solche Insekten. Aber wohlgemerkt: alles nur von einer Art.
 

brubu

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Hallo
Ein Insektenhaus sollte immer gegen direkte Bewitterung geschützt sein, also nicht nass werden, dann ist Fäulnis kein Problem.
Unser Bekannter, der in einer sozialen Institution solche Insektenhotels professionell seit Jahren fertigt, nimmt immer Esche und zwar
frisches Rundholz aus welchem er seine Teile zuschneidet und etwas trocknen lässt. Esche riecht im Holztrockner unangenehm süsslich,
ob darum die Insekten dieses Holz lieben kann ich nicht sagen. Es funktioniert auf jeden Fall gut mit Esche. Die Bohrlochgrössen kenne
ich nicht, musst Du selber abklären, wo und wie die Hotels aufgestellt werden sollen wegen Sonne und Witterung ebenfalls.
Gemäss Bekanntem sonniger und windgeschützter Ort.
Viel Erfolg!
Gruss brubu
 

Tim865

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Vielen herzlichen Dank @brubu für die wertvollen Informationen. Esche scheint mir nach all dem was nun gehört habe mein Favorit zu sein.... Ich werde dann mal verschiedene Schreiner, Tischler, Holzhändler etc. anrufen und nett nachfragen :emoji_wink:
 

brubu

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Oder einfach mal bei einem Brennholz Händler fragen, du wirst ja sicher keine Möbelqualität benötigen :emoji_wink:
Oder direkt vom Wald, dürfte eventuell besser sein als technisch getrocknetes Holz aus einem Verarbeitungsbetrieb. Weiss ich aber
nicht, der Bekannte macht es so mit Erfolg wie ich beschrieben habe.
Gruss
 
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