Treppennorm veraltet?

Fraggle

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Tach zusammen!

Die Diskussion um den Flucht-Blumenhocker vor dem Fenster hat mich gerade auf eine andere Fragestellung gebracht, die mich schon länger beschäftigt:

Warum ist das Maß nach dem Treppen dimensioniert sind seit mehreren Jahrhunderten unverändert, obwohl die Bevölkerung immer größer wird?
(Oder habe ich irgendwas nicht mitbekommen?)

Hintergrund:
Die Regeln für Schrittmaß und Bequemlichkeit gehen auf Untersuchungen aus den Jahren 1683, bzw. 1900 zurück. Sogar die Bekleidungsindustrie hat schon gemerkt, daß Ihre Konfektionsgrößen von 1950 heute nix mehr taugen, aber die Treppenbauer??? :confused:
Ich bin mir sicher, daß heute nur noch ein verschwindend kleiner (und kleinwüchsiger) Teil der Bevölkerung das Schrittmaß von 65cm erfüllt. Ich persönlich komme auf 80-85 cm (eben nachgemessen) und bin keine 2 Meter groß.

Deswegen überlege ich auch, beim bald anstehenden Neubau unserer Wohnungstreppe das Maß auf eine wirklich bequemes zu vergrößern. Aus den o.g. Gründen kann ich mir nicht vorstellen, daß das ein Sicherheitsproblem darstellen könnte. Ich selbst zumindest empfinde die heutigen "Norm-"Treppen als sehr unangenehm und komme durch diesen erzwungenen Trippelschritt auch wesentlich leichter ins Stolpern als wenn ich gleich zwei Stufen auf einmal nehme.

Oder hab ich dann baurechtliche Probleme, weil Leute unter 130 cm dann Schwierigkeiten bekommen könnten? :emoji_wink:

Gruß
Dirk
 

ARON

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Moin,

die Antwort wird Dich nicht befriedigen und ist auch rein subjektiv, aber ich glaube, dass der Durchschnitt der Bevölkerung angenommen wird und da zählen nunmal auch Kinder, Senioren und Gehbehinderte dazu.

Ich habe für Treppen immer ein Schrittmaß von 62,5 cm angenommen und meine, dass die Treppen gut zu begehen sind. Lasse mich aber gern belehren und bin auf weitere Antworten gespannt.
 

SteffenH

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Wie die Schrittmassregel zustande kommt, habe ich noch nie verstanden. In der Ebene macht man einen Schritt und misst von Schuhspitze zu Schuhspitze. Das sind dann angeblich durchschnittlich 63cm. Bei der Schrittmassregel werden 2h+s gerechnet. D. h. ich stehe mit einem Fuss auf einer Stufe, mit dem anderen auf der nächsten und setze dann auf die übernächste. Das hat mit dem erwähnten Schritt in der Ebene überhaupt nichts zu tun.
Die 63cm sind ein bewährtes Mass, aber die Frage ist berechtigt. Die Beine sind länger geworden und die Füsse grösser.
 

uli2003

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Ich denke man kann dies nicht am Schrittmaß in der Ebene festmachen. Es kommen einfach zu viele Kriterien hinzu.
Dazu zählen der Bewegungsablauf des Fußes über die 2 Stufen, die zu überbrückende Steigung und so weiter. Das Gewicht des Körpers will ja auch gestemmt werden.

Gefühlsmäßig finde ich persönlich Treppen mit dem 'bewährten' Steigungsmaß am bequemsten. Unbequeme Treppen mit davon abweichenden Maßen spüre ich sofort.

Grüße
Uli
 

magmog

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guude,

bekanntlich gibt die DIN 18065 590 bis 650 mm vor, also darfst Du abweichen.
so wesentlich hat sich in den letzten jahrzehnten die länge der beine nicht geändert, es sind ehr die proportionen.
 

Fraggle

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Mal schnell bei Wikipedia geschaut:
Code:
1500–1800 n. Chr.	167,8 cm	155,3 cm
19. Jahrhundert		167,6 cm	155,7 cm
Deutschland 2003	177 cm		165 cm
D, 2005/09		178 cm		165 cm

Seitdem diese 59 bis 65 cm festgelegt wurden ist die Bevölkerung im Mittel um 10 cm größer geworden (durch Wohlstand, medizinische Versorgung, etc.). Demzufolge müssten wir die Treppen heute also eher auf 63 bis 69 cm auslegen.

Andererseits ist das Volk durch die DIN ein Leben lang an die Normtreppe gewöhnt worden, selbst wenn sie nicht mehr das ergonomische Optimum darstellt / darstellen sollte.

Hm.... :confused:

Gruß
Dirk
 

civil engineer

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Hallo,

ich möchte dem Argument von uli2003 "Das Gewicht des Körpers will ja auch gestemmt werden." zustimmen. Ich verkehre hin und wieder in einer Kneipe, die in einem sanierten Gebäude betrieben wird. Das Gebäude steht meines Wissens unter Denkmalschutz und die Treppe, die ins OG, wo sich die Toiletten befinden, führt, ist wohl noch aus dem Baujahr 18xx. Die Treppe ist gewendelt und hat eine Steigungshöhe von schätzungsweise 23cm bis 25cm. Ich bin nicht der unsportlichste mit einem BMI unter 25, aber so eine Treppe ist wirklich anstrengend zu gehen. Und, wie oben schon geschrieben, empfinde ich so ein Maß auch als ungewohnt. Überleg Dir gut, ob Du vom bewährten abweichen willst.

Gruß
Jochen
 

uli2003

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@Fraggle

Vielleicht beobachtest du einfach mal das Verhalten des Körpers beim Treppe steigen.
Hinauf machst du keinen Schritt, sondern hebst einen Fuß, verlagerst das Gewicht auf diesen Fuß, und drückst den Körper nach oben. Lange Beine kann man nicht zwingend höher anheben, nur weil sie länger sind.

Was passiert nun beim Erhöhen der Steigung? Man muss einen längeren Weg drücken, und das Knie ist mehr angewinkelt - beides nicht ideal.
Mehr Auftritt - der Körper muss sich weiter nach vorn lehnen, um den Schwerpunkt notwendigerweise auf den oberen Fuß zu bekommen - der untere steht aber noch eine Etage tiefer. Der muss ja auch noch mit..

Herunter verlagert sich der Körper dann auch mehr nach vorn, und er müsste größere Höhen abfedern - stolpern vorprogrammiert.

Für mich ist die durch längere Beine mögliche größere Schrittlänge beinahe zusammenhangslos mit der Technik des Treppe steigens.

Grüße
Uli
 

magmog

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guude,

wenn die durchschittslänge seit "erfindung" der 630 mm 100 mm größer geworden ist, sind es die beine um 40mm.
diese 40 mm kommen mit weniger als10 mm der schrittlänge zu gute, man schreitet ja nicht mit 180° schritten und ein wesentlicher teil verläuft beim treppensteigen senkrecht.
und der senkrechte teil wird in der formel auch noch gedoppelt.

aber Deine eigen treppe mit 680 mm zu konstruieren sollte Dir zugestanden sein.


es sollten schon daher die 590-650 mm ausreichen.
 

Mister G

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(…) Die Treppe ist gewendelt und hat eine Steigungshöhe von schätzungsweise 23cm bis 25cm. (…)

Wobei die Steigungshöhe ja nicht mit dem Schrittmaß identisch ist. Du kannst auch eine "Treppe" mit einer Steigungshöhe von 30 cm bauen, die immer noch der Schrittmaßregel entspricht. Das wäre dann allerdings eher eine Leiter mit einer Auftrittbreite (nicht unbedingt = Stufentiefe!) von 3 cm.
 

civil engineer

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Wobei die Steigungshöhe ja nicht mit dem Schrittmaß identisch ist. Du kannst auch eine "Treppe" mit einer Steigungshöhe von 30 cm bauen, die immer noch der Schrittmaßregel entspricht. Das wäre dann allerdings eher eine Leiter mit einer Auftrittbreite (nicht unbedingt = Stufentiefe!) von 3 cm.

Hallo,

schon klar. Wurde früher oft in landwirtschaftlichen Gebäuden so gemacht oder in alten Bauernhöfen. Bloß bei der oben beschriebenen Treppe (Breite schätze ich 1.30m, Handlauf an der Wand, Treppenauge ohne Handlauf) sind auch die Auftrittsbreiten auf der Gehlinie (mit Hand am Handlauf) nicht 63-2*23=17cm, eher bei 35cm oder mehr. Gutes Fitnesstraining das Ding.

Gruß
Jochen
 
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