Treppe aus dem 19. Jhd. richten und wiederherstellen

dertill

ww-pappel
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Die Treppe in unserem jüngst erworbenen Bauernhaus von 1880 bin ich gerade dabei in Stand zu setzen.
Die Ausgangssituation ist im anliegenden Foto sehr schmeichelhaft dargestellt:
Dielentreppe Bestand.png

Leider habe ich kein genaueres Detailfoto von der Treppe im vorherigen Zustand gemacht. Laut Vorbesitzer wurde die Treppe wohl erst in den 1950er Jahren im Zuge des Ausbaus der Obergeschosses eingebaut. Der Treppenpfosten vorn sowie das mit Spanplatten ausgefüllte Geländer sprechen dafür. Die Wange mit Rundling sowie der sichtbare Abdruck eines ehemals runden Treppenpfosten sprachen aber für ein älteres Baujahr und eine Änderung in den 1950ern. Die Zimmertüren und Fußböden im OG stammen teilweise auch aus dem 19. Jhd. wofür ja auch eine Treppe dorthin notwendig war.

Das Foto ist schmeichelhaft, weil nicht so gut sichtbar ist, wie schief das Geländer und auch die Treppe sind. Der obere Antritt war auf der rechten / inneren Seite um ca. 7 cm Abgesackt bis er gegen den Balken gestoßen war und lag dort an. Das Geländer passt nicht so recht zum abgesackten Zustand. Scheinbar war die Treppe erst abgesackt und dann wurde das Geländer darauf schief montiert.

Wir haben dann erstmal das Geländer komplett demontiert, dabei kamen unter der in einer Nagelorgie befestigten Halteleiste für die Spanplattenfüllungen alte Zapfenlöcher für die ehemals verwendeten Geländersprossen zum Vorschein. Gleiches gilt für den Handlauf. Auch die untere Verkleidung haben wir demontiert, diese war offensichtlich auch aus den 1950er Jahren und musste zur Anhebung der Treppe demontiert werden.

Inzwischen haben wir die Treppe mittels Baustützen schrittweise hochgedrückt und am oberen Antritt die Wange am Auflagepunkt von Wechsel und Balken unterfüttert und verschraubt. Im Bereich des Krümmlings werden wir (nach Austausch des Fußbodens) noch einen neuen Pfosten anbringen, um diesen zu entlasten.
Durch den Verzug über die Jahre lässt sich die Treppe bzw. die Stufen leider nicht mehr auf ganzer Strecke in Waage bringen.
Treppe ohne Geländer.jpg

Wie man sieht, haben wir nicht nur die Treppe ein wenig zerlegt.
Der alte Handlauf ist aus Buche und die Treppenstufen (leider) aus Weichholz. Auf dem Foto sieht man schon die unteren Stufen, welche ich testweise abgeschliffen habe.
Das funktioniert mit 40er Papier ganz gut, inzwischen habe ich 12 der 18 Stufen soweit runter geschliffen, dass sie mir gefallen. In den Splintholzteilen, hat der Wurm seine Spuren hinterlassen, das werde ich entsprechend zuspachteln. Nach dem Schliff sollen die Trittstufen mit Hartwachsöl mit pigmentierung passend zum Buchenhandlauf versiegelt werden. Der Handlauf wird ebenfalls entlackt und mit Hartwachsöl versiegelt. Die Wangen und Trittstufen werde ich nur anschleifen und weiß lackieren.

Die alten Bohrungen für die Sprossen haben ca. 13mm Durchmesser, wofür wir leider keine passende Anzahl an alten Stäben (40 Stück inkl. Brüstung im OG) finden konnten. Deshalb werden wir die Bohrungen aufweiten auf 20 mm und entsprechend mit neuen weißen Stäben versehen.

Der Rest des Raumes wird auch noch überarbeitet, aber das ist nicht so Holzlastig (bis auf den neuen Dielenboden).
 

Mitglied 24010 keks

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Boah beim ersten lesen hab ich gedacht das erste Bild ist der neue Zustand. :emoji_grin: puh ganz schön rot! :emoji_grin: Zum Glück gewesen!
Berichte gerne weiter!

Gruß Daniel
 

Thommi77

ww-birke
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Aus gegebenem Anlass fühle ich schon jetzt mit dir ! Viel Arbeit ! Aber auch das wird werden ! Freu mich auf Bilder.

Gruß
Thommi
 

dertill

ww-pappel
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Inzwischen habe ich noch etwas mehr Dreck gemacht und alle Stufen mit 40/80/120 geschliffen.
Hier die Ansicht nach dem 80er Schliff:
20230414_193841013_iOS.jpg 20230414_195957571_iOS.jpg

man sieht hier teilweise stark vom Wurm angegriffene Stufen im Splintholz an der Vorderkante. Das sind im wesentlichen zwei Stufen und im Bereich der Kurve die Eckstufe im Mittelbereich.
Die Löcher habe ich so gut wie möglich ausgespachtelt.

Hier noch ein Teil des Handlaufs, ebenfalls mit 80er geschliffen. An drei Stellen sind noch Nagelköpfe von ausgerissenen Nägeln enthalten, die ich nicht heraus bekomme ohne aufzubohren - die bleiben drin, hat auch irgendwie Charme.
20230414_223436115_iOS.jpg

Wangen und Trittstufen habe ich grob angeschliffen und inzwischen mit zwei Lagen in weiß lackiert. Ein bisschen wolkig ist es noch.
Auf dem Foto sieht man auch im oberen Bereich an der Wandseite noch die offenen Schlitze, die aus der Schrägstellung der Treppe resultieren. Die bekomme ich aber nicht ganz grade, ohne dass ich Angst habe, dass die Treppe am Krümmling aufgeht. Aber wie gesagt, läuft sie sich inzwischen wieder gut und mit der Rest-Schräge im Mittelteil muss ich leben.

20230425_181049144_iOS.jpg
Inzwischen habe ich nochmal angeschliffen, alle Löcher und Schlitze mit Acryl verfüllt und überlackiert.
Nun folgt noch die Versiegelung mit Hartwachsöl und die Geländermontage - da fehlen aber noch die Stäbe, die sind noch nicht fertig.
 

Martin45

ww-robinie
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Mir fehlt gerade die Phantasie, wie man 13er Bohrungen an einer fertigen Treppe also vermutlich mit Handgerätschaften auf 20mm sauber aufgebohrt bekommt??
 

Mr.P

ww-ulme
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Blöde Idee von jemanden, der auch ein bisschen im Metallbereich unterwegs ist...
Könnte man zum Aufbohren nicht einen Flachsenker nehmen? Der hat vorne eine Führung mit z.B. 13mm und der Senker erweitert das Loch dann auf 20mm. Was ich nicht einschätzen kann, ist, ob der Führungszapfen lang genug ist, um bei der Steigung der Treppe noch in das Loch zu greifen.

Ich meine so etwas hier: https://www.saegeblatt-shop.de/p/flachsenker-din-373-hss-kopf-20-mm-schaft-125---2
 

SchweißerSchnitzer

ww-robinie
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Für den einmaligen Gebrauch reicht doch einfach ein entsprechend unten angeschrägtes Hartholz mit 20mm Loch als Führung. Evtl noch recht und links n Brettchen dranleimen als Führung. (oder mehrere Hölzer falls die Schräge nicht überall gleich ist). Oder übersehe ich was?
 

dertill

ww-pappel
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Mir fehlt gerade die Phantasie, wie man 13er Bohrungen an einer fertigen Treppe also vermutlich mit Handgerätschaften auf 20mm sauber aufgebohrt bekommt??
Da habe ich auch gegrübelt.

Brettchen mit festem Winkel geht nicht, da im Bereich der Krümmung der Winkel anders ist und der Untergrund nicht eben.
Ich habe nach passenden zweistufigen Bohrern gesucht und habe genau das gefunden, was @Mr.P vorgeschlagen hat. Nur mit etwas längerem vorderen Teil.

Einen M12 Stufenbohrer mit 14/20mm.
Das hat gut geklappt, man brauchte nur ordentlich Drehzahl und den Bohrer gut festhalten, damit er sich nicht gleich reinfrisst.

Das ganze hab ich natürlich vor dem Lackieren gemacht.

Die Löcher haben nahezu den richtigen Winkel. Falls beim anpassen doch was schief steht, wird nochmal nachgefeilt.

Am Abdrehen der Stäbe hindert mich die fehlende Drechselbank.
IMG-20230430-WA0000.jpg

Hier eine Bohrung fertig aufgebohrt.
 
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