Tischplatte mit Standöl behandeln

Fatso Katz

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Hallo,
Standöl hat ja die Eigenschaft zäh wie Honig zu sein und deshalb kaum ins Holz einzuziehen.

Ich möchte die Platte unseres Küchentischs vor der hohen Beanspruchung schützen. Ist Standöl eine gute Möglichkeit? Ich möchte dabei so natürlich bzw. ursprünglich wie möglich vorgehen. Ich glaube vor allem mache ich das, weil ich den verwirrenden Urwald an den ganzen Oberflächenprodukten verlassen möchte. :emoji_slight_smile:

Zu Oberflächenbehandlung mit Standöl habe ich leider im ganzen Netz nichts gefunden, nur zum farbigen Lackieren. Ich habe einen kleinen Test an einem Reststück gemacht, dort einmal Standöl in der Dicke eines normalen Pinselstrichs aufgetragen und an einer anderen Stelle mit einem Standöl-getränkten Tuch dünn aufgetragen. Die Stelle mit dem Tuch sieht schon sehr gut aus: ist hart geworden, Holz glänzt nur mäßig, wasser perlt ziemlich ab. Leider war die Testfläche nur ein bis zwei Quadratzentimeter.

Hat schon jemand Erfahrungen zur Oberflächenbehandlung mit Standöl?

Viele Grüße
Jochen
 

Holzsinn

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Guten Morgen,

Standöl ist i.d.R. Leinöl, bei dem früher durch Stehenlassen (daher der Name) die Trocknungseigenschaften verbessert wurden. Heute gibt es modere Verfahren, bei denen Sauerstoff ins Öl gelasen wird (sogenannte geblasene Öle) oder das Öl bei 260° gekocht wird. All diese veränderten Öle fasst man in der Gruppe der Dicköle zusammen.
Der Begriff Standöl bezieht sich also eher auf die Herstellungsart als auf das Öl selber.
Handelt es sich denn in deinem Fall denn um Leinöl?
Und wenn man Muster macht, sollte man eine Fläche von min 10 x 10cm behandeln, sonst lässt sich der Effekt nicht wirklich beurteilen.

Melanie
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Fatso Katz

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Danke für deine Antwort Melanie. Das Standöl, das ich habe, ist aus Leinöl und wurde durch erwärmen in den dickflüssigeren Zustand gebracht. Es gibt ja auch noch traditionell hergestellte "Sonnen"-Standöle, die auf natürlichem Weg, mit Sonne, Sauerstoff und häufiger Bewegung dickflüssig gemacht werden. Sie sind ziemlich teuer, aber ob sie auch wirklich ein besseres Ergebnis liefern müsste man auch noch testen. Vielleicht sind die natürlich verdickten Öle auch eher in der Malerei wichtig.

Ich bin am Wochenende kurz in der Werkstatt und werde mal größere Testflächen anlegen und dann danach beurteilen.

Hast du schon Erfahrungen mit der Oberflächenbehandlung mit Standöl gesammelt?
Ich frage mich vor allem, ob man es ähnlich, wie die dünnflüssigen Öle, nach einer gewissen Zeit wieder abwischen sollte, oder ob die aufgetragene Schicht von anfang an nur extrem dünn sein sollte.
Beim Abwischen habe ich die Befürchtung, dass man das komplette Öl wieder abwischt, weil kaum etwas ins Holz gesaugt wurde.
Ich würde nun folgende Testflächen anlegen:
1) Öl satt auftragen und nach 20 - 30 Min abwischen
2) Öl nur sehr dünn auftragen und nicht abwischen

Ich werde berichten :emoji_slight_smile:
 

Holzsinn

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In der Regel sollte man den Überstand bei einziehenden Ölen immer nach einer gewissen Einwirkzeit abnehmen. Und davor wirklich satt ölen, damit die obersten Fasern so gut wie möglich gesättigt werden. Standöl ist ein einziehendes und kein schichtbildendes Öl.
Jede Oberflächenbeschichtung dringt nur im Bruchteil von Millimetern in die Holzfasern selbst ein, eher schon in die Zwischenräume, bzw. Hohlräume am Hirnholz. Das Tiefeindringen von Oberflächenmitteln im Holzbereich ist ein Mythos, den die Hersteller aus Werbezwecken gerne heraufbeschwören, der aber nicht der Realität entspricht.
Das Saugverhalten von Holz kann trotzdem, auch wenn die Flüssigkeit nicht sehr tief eindringt, recht unterschiedlich sein. Das hängt von der Holzsorte ab und davon, wie die Maserung verläuft: schräg angeschnittene Fasern nehmen deutlich mehr auf als die, die parallel zur Oberfläche verlaufen.
Bei jedem einziehenden Öl ist es ratsam, die gesamte Fläche so lange zu behandeln, bis überall etwas Öl stehen bleibt und kurze Zeit danach den Überstand gut abzunehmen.
Es schadet aber bestimmt nicht, auf Musterstückchen mal auszuprobieren, wie sich das Standöl verhält, wenn man den Überstand nicht abnimmt. Ich würde so etwas nur nie am Orginal selber testen.

Melanie
www.holz-sinn.de
 
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