Tisch-„Wiederaufbereitung“

yoghurt

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Hallo,
mir ist da so eine kleine Aufgabe zugelaufen, für die ich etwas Rat benötige. Es handelt sich um einen Tisch, von dem ich aber leider keine Gesamtansicht fotografiert habe. Der Tisch stand lange in einem Keller und ist imho ersteinmal verdreckt. Meine Kur wäre warmes Wasser mit einem kleinen Schuss Spülmittel. Dann ist die Platte etwas mitgenommen, ich würde nicht schleifen wollen, sondern vielleicht die Platte mit Renuwell versuchen etwas “aufzufrischen“. Ich möchte möglichst wenig von der vorhandenen Oberfläche abtragen, denn das scheint mir gebeizte Eiche zu sein und ich möchte nur sehr ungern nachbeizen. Eventuelle tiefe Löcher oder Kratzer mit etwas Hartwachs auffüllen. Meine Idee wäre dann das Ding abschließend zweimal sehr dünn mit Osmo-Hartwachsöl zu behandeln. Der Gedanke ist, dass das Osmo gutwillig auf fast allem hält und eine relativ strapazierfähige Oberfläche ergibt. Auf dem Tisch werden Prospekte ausliegen, es bestehen also nicht die höheren Anforderungen an einen Arbeitstisch oder Esstisch.

Dass mein Vorgehen keine fachgerechte Restaurierung darstellt ist mir bewusst. Dazu müsste man vermutlich die originale Oberfläche ermitteln und dann mit dem selben Material wieder herstellen. Es geht mehr um die Herstellung von Ansehnlichkeit und Gebrauchstauglichkeit.

Habt ihr weitere Tipps? Einwände? Vielleicht brauche ich auch noch Entgrauer?
 

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mj5

ww-robinie
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N' Abend!

Auf dem Tisch werden Prospekte ausliegen, es bestehen also nicht die höheren Anforderungen an einen Arbeitstisch oder Esstisch.

Das wird also wohl nicht dein Kuechentisch, oder?
Dann wuerde ich mich am "Drumherum" orientieren. Entweder als Kontrast zu edlem Interieuer den Tich "desinfizieren" und ansonsten so lassen - true chabby chique.
Oder sonst sachte abwaschen, Kernseife statt Spuelie? Und dann eine Runde Antikwachs drueber damit die Farbe mit der Umgebung harmoniert.
Kratzer fuellen wuerde ich lassen. Das kann ein Fass ohne Boden werden, weil wenn die Groebsten raus sind, dann aergern gerne die Zweitgroebsten. Dann sieht es aus wie "Gewollt... aber nicht gekonnt." Da bist Du dann schnell doch im Bereich Restauration. Werner, Melanie und bestimmt hab ich wen vergessen - gibt dafuer ja auch Fachleute hier.
Renuwell wuerde ich erstmal aussen vor lassen, das ist fuer mich mehr das Zeug fuer abgewetzte Schrankwaende in "Eiche Brutal".

Gruesse
Mattes
 

yoghurt

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Hallo,
ich zweifele ja echt manchmal an mir. Wie ich bei der ersten Untersuchung dieses Tisches vergessen konnte mal zu sehen, wie er von unten aussieht? Jedenfalls habe ich das Ding heute mal mit Kernseife abgeschrubbt und jetzt sieht alles viel freundlicher aus. Leider ist der Tisch furniert und das Furnier hat Kürschner, Löcher und Kratzer. Der Tisch scheint mir mit so einem ins rötliche anfeuernden Lack lackiert zu sein, von dem auf dem Tischplatte aber nur noch Streifen übrig sind. Der Plan ist also jetzt mal zu sehen, ob ich den Restlack mit Verdünner abwaschen kann und dann vorsichtig ein wenig schleife. Ein paar Kratzer scheinen recht oberflächlich zu sein. Dann Hartwachsöl oder auch Antikwachs und Mu zur Lücke! Es wird nicht wie neu werden - soll es auch nicht - aber es soll abwischbar sein. Mal sehen, ich bin ja kein Restaurator aber auch nicht erst seit gestern in Handwerk und habe ja ein Forum in dem ich Fachleute habe…..

Der Tisch gehört übrigens zu einer Kirche und dort eventuell zur originalen Ausstattung - das wäre dann 1929, da würden mich Meinungen interessieren @Mathis @Holzsinn @welaloba
 

Holzsinn

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Mir scheint die Oberfläche nicht gebeizt zu sein, die Flecken sind eher dadurch entstanden, das da noch teilweise Lack ist, teilweise nicht mehr.
Kürschner würde ich mit Fischleim nieder bügeln. Meiner Erfahrung nach kommt man danach um Schleifen nicht drumherum, weil das Bügeln die Oberflächenstruktur verändert. Ich empfinde vorsichtiges Schleifen, höchstens mit Körnung 180, nicht als Frevel, sondern als Möglichkeit, die Oberfläche zu vereinheitlichen.
Den geschliffenen Tisch dann vorsichtig zu wässern, schadet auch nicht und lässt vielleicht einige Druckstellen wieder aufquellen. Ausserdem simuliert die Feuchtigkeit die Farbigkeit bzw. den Anfeuerungsgrad eines späteren Lackauftrags und zeigt ob noch Flecken auftauchen würden. Dann nochmals fein schleifen. Auch wenn der Eine oder die Andere es für nicht fachgerecht hält, ich beize solche Oberflächen meistens in ihrem eigenen Farbton mit verdünnter Wasserbeize. Das vereinheitlicht das Oberflächenbild noch einmal. Und dann wie auch immer lackieren oder mit Hartwachsöl behandeln....

Melanie
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welaloba

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Gibt es noch eine Ganzansicht? Ansonsten sieht das nach Eichefurnier aus - auf den ersten Blick, ich würde auch erst niederbügeln, dann Lackreste abwaschen dann weitersehen. Grüsse in die Hauptstadt, Werner
 

yoghurt

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Hallo,
jetzt habe ich gestern einen Beitrag dazu geschrieben und nicht abgeschickt. Dass mir das passiert! Hier also noch ein paar Bilder. Weitergekommen bin ich noch nicht - der Fischleim musste noch weichen….

Die Bilder zeigen auch den Zustand des Furniers. Was habe ich mir da nur angelacht!

Eine Frage zum Abwaschen des Lackes, wie lange muss ich den Lack mit Lösemitteln malträtieren? Ein erster Versuch mit verschiedenen Lösemitteln und Küchenkrepp mal schnell zu wischen ließ den alten Lack völlig unbeeindruckt…
 

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Christian81

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Würde es auch wie Holzsinn machen. So gehe ich bei sowas auch immer vor. Im schlimmsten Fall ist er dann ein wenig dunkler. Schleifen macht schon Sinn. Habe auch gerade bei älteren Möbeln gute Erfahrungen mit Osmo Produkten gemacht. Eingefärbte Öle lassen sich öfter mal besser an vorhandene Oberflächen anpassen. Beize kann einen da des öfteren zur Verzweiflung bringen....
 

welaloba

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Sieht auf den ersten Blick aus wie Nitrolack. Der bleibt bei Alkohol unbeeindruckt.
Test 1: Dowanol (von Kremer oder Deffner und Johann - Methoxypropanol oder ähnlich heisst das Zeug)
- Test 2 Aceton weiterer Test mit Abbeizer
 

happyc

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Einen a.d. Waffel
Was ist denn unter dem Furnier für eine Trägerplatte?
auf dem ersten Bild im letzten Beitrag sieht es so aus, als wäre das Furnier aufgerissen. Wie bekommst du das wieder hin?
 

wirdelprumpft

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ich würde die Platte vom Gestell lösen (ggf. mit Multimaster) abschleifen und neu Furnieren -
da ist jeder Rettungsversuch zwecklos bzw. weit mehr Aufwand bei schlechterem Ergebniss - zuviele Schadstellen die nur mit viel Aufwand beseitigt werden können - selbst mit Retuschiermaterial von König, Celo, Bao etc. ist da nichts mehr zu retten.:emoji_wink:
 

happyc

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Einen a.d. Waffel
ja, ich hatte schon ein paar Möbel aus der Gründerzeit in der Hand, das halbe Obergeschoss im Haus meiner Großmutter war voll davon. Bei den meisten Möbeln (vorwiegend Schränke & Kommoden) war es wie du schriebst, eine Nadelholz-Platte, mit edle(re)m Holz überfurniert. Meine Urgroßeltern, die 1912 diese Möbel gekauft hatten, waren nicht arm, aber auch nicht übertrieben wohlhabend, so dass dies dort gesehene mit Sicherheit nicht nicht das obere Ende der Fahnenstange der damaligen Schreinerkunst war. Daher wollte ich erstmal nachfragen, bevor ich möglicherweise falsch annehme…

Kürschner sind meines Wissens nach hohl liegende Stellen im Furnier. Das auf diesem Bild gezeigte
würde ich aber nicht als Kürschner bezeichnen, oder liege ich da falsch? Das sieht so aus, als wäre das Furnier aufgerissen und nach oben außen gewölbt - bekommt man das wieder hin? Daher wäre mein vorsichtiger Gedanke auch gewesen, die Platte abzuschleifen und neu zu furnieren…
 

wirdelprumpft

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an den Vorredner: Das geben die Fotos doch überhaupt nicht her. Die Platte dürfte fest mit dem Gestell verleimt sein.
Multimaster löst das Problem mit ggf. auf Gestell verleimter Platte sehr gut - und wenn man die Zoomfunktion nimmt geben die Fotos genung her um sicher zu sagen das eine Reparatur durch ausflicken keinen Sinn macht:emoji_wink:

@happyc irgendwie bekommt man das hin wenn das 1-2 kleiner Stellen wären aber nicht wenn über die ganze Platte verteilt
schon Furnierstücke fehlen und eine Stelle durch geschliffen ist - das nächste Problem wenn man eine Stelle erfolgreich geleimt hat kommt die nächste hoch mit Glück wenn man die Oberfläche macht mit Pech wenn der Tisch 2 Wochen beim Kunden steht - auch wenn es hier wohl eher ein Gefallen oder Eigenbedarf sein wird
 

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Johannes

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Hallo zusammen, hallo H...o,
bei so einem alten Tisch, würde ich nicht, so ohne weiteres, neues Furnier drauf machen. Lieber ein paar Stellen ausflicken oder spachteln und retuschieren.

Es grüßt Johannes
 

Holzsinn

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Ich bleibe bei meinem Vorschlag der Vorgehensweise - auch nach Ansicht der besseren Bilder: zuerst ruterbügeln, was lose ist, dann mit Verdünnung (wenn Alkohol nichts tut mit Nitro, wie Werner vorschlägt) dann schleifen. Da die Oberfläche schon ziemlich beschädigt ist, muss man beim Schleifen nicht zu zaghaft sein. Erst nach diesen Arbeitsschritten lässt sich beurteilen, wieviel von dem Furnier zu retten ist oder ob doch neu furniert werden muss.

Melanie
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Holzsinn

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Beim Zoomen sind mir die unterschiedlichen Schäden klarer geworden: die länglichen Risse von Bild 1 würde ich wahrscheinlich nach dem Ermitteln des ursprünglichen Holzfarbtons spachteln, bei Bid 3 ein neues Furnierstück einbügeln. Alles andere müsste durch Reinigen und Schleifen noch zu retten sein, vor allem von jemand, der von Holzbearbeitung eine Ahnung hat.

Melanie
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