Tariflohn

Colliewood

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Hallo zusammen,

kurze Frage in die Runde. Ich stehe kurz vor einer Festanstellung als Meister in einem mittelständischen Unternehmen (30 MA). Ende 2020 habe ich nach 14 Jahren Selbständigkeit meine kleine Tischlerei (aus familiären Gründen bewusst und schuldenfrei) abgemeldet. Nun habe ich die Möglichkeit in einem mittelständischen Unternehmen mit 30 MA als Meister anzufangen. Die konkreten Aufgaben sind im Moment noch nicht final geklärt, außer, die Unterstützung des jetzigen Meister sowie die praktische Ausbildung der 7 Lehrlinge und einen Teil der Auftragsvorbereitung im Büro.

Soweit ich das Einschätzen kann liegt mein Tätigkeitsfeld am Anfang eher im Bereich M1, hier liegt der Lohn momentan bei 3280 €/monatl. für Sachsen, das entspricht 18.92 €/Std.. Was ich von Kollegen weiß, ist, das es eine Spanne von 18 - 23 € bei Gehaltsvorstellung gibt, die derzeit zum Einstellungsgespräch genannt werden.
Da ich keine MA in meinem Betrieb angestellt hatte, ich über 20 Jahre Berufserfahrung verfüge und die Inflation gerade grandios zuschlägt, bin ich mir im Moment noch unschlüssig wie ich mich zum Thema äußern werde.

Vielleicht kann mir der ein oder andere einen Gedankenanstoß geben der mir bei meiner Entscheidung weiter hilft. Ich möchte nicht zu viel verlangen aber auch nicht zu wenig. Von Außen lässt sich sowas immer etwas nüchterner betrachten, daher meine Frage hier im Forum.


PS.: Ich hatte den originalen Thread weitergeführt ohne zu wissen das der im alten Forum ist. Daher habe ich nochmal hier meine Frage neu eingestellt.
 

Mitglied 24010 keks

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Bei uns gibt's unter 20€ keinen Gesellen... Schon gar nicht wenn der einige Jahre Berufserfahrung hat und selbstständig arbeiten kann. Dann eher ganz gut über 20€.
OK ist südliches Bayern und nicht Sachsen... Aber du bist auch Meister!
Du musst für dich überlegen wie wichtig dir die Stelle ist. Wenn du einen Alternativplan hast, kannst ja ruhig hoch anfangen. Du wirst dann schon merken wie sehr die dich wollen. Ich würde hier bei uns als Meister mit min. 30€ in die Verhandlungen starten. Also du vielleicht mit 25€?

Gruß Daniel
 

Holzrad09

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Ich würde hier bei uns als Meister mit min. 30€ in die Verhandlungen starten.
Naja Keks ähm Daniel :emoji_slight_smile:
Bedenke aber auch, dass die Lebenshaltungskosten im südl. Bayern mind. Faktor 3 haben. Verrechnet man bei Euch die Std. mit 70 Eu zzgl. Mwst, dann sind in Sachsen höchstens 40 - 45 Eu möglich. Auf'm Lande wird selbst das schwierig, kaum Kapital unter den Leuten und da ist DIY angesagt.
Da kannst Du mit 18 Eu / Stundenlohn schon zufrieden sein.

Edit: Als Ich in Berlin Spandau meine Ausbildung gemacht habe (89-92) ging es um einen großen Fensterauftrag ( Rundbogenkastenfenster ) im ehem. Ostberlin und es wurde ein Musterfenster verlangt, was unser Meister damals gebaut hatte.
Einige Tage später kam der Chef tobend in die Werkstatt und meinte "im Osten wird wohl umsonst gearbeitet ????" und der Meister fragte warum und da meinte der Chef "Wir waren mit 1500 DM pro Stück zu teuer und den Auftrag bekommt eine Fa aus Ostberlin". Das Musterfenster wurde aber m.W. voll bezahlt.
In dieser Zeit mussten sicher viele ehemalige Westberliner Firmen Ihre Stundensätze nach unten korrigieren, da man ja nun auf Handwerker aus dem Umland zugreifen konnte, einigen wird es auch das Genick gebrochen haben.
Mittlerweile dürfte sich Berlin und der Speckgürtel auf dem gleichen Niveau befinden.
LG
 

Mitglied 24010 keks

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@Holzrad09
Eine Firma mit 30MA wird wohl kaum ausschließlich regional arbeiten... :emoji_wink: Oder sie ist so spezialisiert, dass die trotzdem ordentliche Stundensätze kalkulieren können.
Und auch in Sachsen werden fähige Meister, und das unterstelle ich @Colliewood einfach mal das er das ist, nicht vom Himmel fallen und alle in einer Schlange stehen um bei genau DER Firma zu arbeiten.

Such mal einen fähigen MA... Egal wo in Deutschland! :emoji_wink: Warum sollte man diese Situation als AN aktuell nicht ein wenig ausnutzen wenn's nicht zwingend notwendig ist dort zu arbeiten? :emoji_wink:

Gruß Daniel
 

FredT

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Information kann auch eine Anfrage bei der zuständigen Branchengewerkschaft geben, die diese Tarifabschlüsse ja getätigt hat. Warum also nicht dort zuständig nachfragen?
Sollte es einen betrieblichen Tarifvertrag geben, ist diese Anfrage noch gezielter.
Also keine falsche Bescheidenheit und mal ran...
 

Colliewood

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Prinzipiell will ich die Situation am Arbeitsmarkt nicht ausnutzen, ich will ja lange im Unternehmen bleiben wenn das Arbeitsklima passt, daher sollte der zukünftige Arbeitgeber auch die Möglichkeit haben mich "neutral" kennenzulernen. Aber unter Wert verkaufen ist auch nicht gut, das geht dann an der Lebensqualität verloren.
Im traditionellen Handwerk bin ich richtig fit, auch was drumherum dazu zählt Kundengespräche, Aufmaß, Bestellungen, etc. pp.. Nicht aber im industriellen Bereich, da muss ich mich erst einarbeiten, das weiß der zukünftige AG. Er meint dass das kein Problem ist, "learning by doing" war die Antwort.
Das der Markt leer ist, ist mir bewusst und dem AG auch. Ich möchte trotzdem keinen schlechten Eindruck hinterlassen (Preisvorstellung), dafür war das erste Gespräch, der Arbeitsweg und das Unternehmen an sich zu gut, in Bezug auf das was sonst alternativ an Möglichkeiten besteht.
 
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Mitglied 24010 keks

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Dann wäre doch ein Kompromissvorschlag von deiner Seite eine tolle Möglichkeit.
Probezeit 6 Monate zu 19€ - 20€ und danach dann eine deutliche Erhöhung, also 23-25€. Dann sieht der Betrieb ob du taugst - nach 6 Monaten solltest du ja weitestgehend eingearbeitet sein, du siehst ob du es dir längerfristig vorstellen kannst und es ist für beide Seiten fair.
Ich würde da als AG mitgehen und mich freuen, so einen Vorschlag zu bekommen.
(Das Modell ist ja auch gar nicht so unüblich in etwas gehobenen Positionen)

Gruß Daniel
 

Colliewood

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Guter Gedanke mit der Probezeit und der Erhöhung danach, gefällt mir!
In unseren Breiten sind 23-25 € meines Wissens, auch in der momentanen Situation, nicht realistisch.
Eingestellt wird hier in der Regel unter Tarif ab 16 - 18 Taler.
 

Holzrad09

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Mei wenn das da so ist... Dann ist es halt so...
Da stand aber noch nichts, dass er in die Industrie geht. Da wird es ja wieder ganz anders.
Im traditionellen Handwerk bin ich richtig fit, auch was drumherum dazu zählt Kundengespräche, Aufmaß, Bestellungen, etc. pp.. Nicht aber im industriellen Bereich, da muss ich mich erst einarbeiten, das weiß der zukünftige AG. Er meint dass das kein Problem ist,
 

Mitglied 24010 keks

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In unseren Breiten sind 23-25 € meines Wissens, auch in der momentanen Situation, nicht realistisch.
Eingestellt wird hier in der Regel unter Tarif ab 16 - 18 Taler.
Menschen mit deiner Erfahrung gibt es aber auf dem Arbeitsmarkt nicht. Ein (ehemaliger) Unternehmer wäre MIR (wenn der seinen Betrieb nicht in den Sand gesetzt hat und ich die Gründe der Aufgabe nachvollziehen kann, definitiv einige Euros pro Stunde Wert!
Wenn du gut bist, und warst, stellen die einen Unternehmer ein und keinen AN! Das ist eine ganz andere Hausnummer!
Wünsch dir viel Erfolg und bitte dich, dich nicht unter Wert zu verkaufen so denn du einen hast! :emoji_wink:

Gruß Daniel
 

Colliewood

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Danke Keks!


Konkret ist das Unternehmen im Innenausbau, Möbel und Messebau tätig.
18 Euro sind üblicherweise bei größeren Unternehmen und 16 Euro bei kleineren Tischlereien als Einstieg zu erwarten.
 

FredT

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Und ggf. auch noch einen zweiten Betrieb in der Hinterhand haben; und sich s.o. nach den Tarifbedingungen informieren. Dann kann man nämlich auch mal etwas pokern und da läßt sich der suchende Betrieb dann kaum die Butter vom Brot nehmen. Außerdem nach "weichen" Faktoren (Benefits) fragen. Urlaubstage, Pausenversorgung, Tankgutschein etc... alles erstzunehmende Gründe, wie auch eine Jahressonderzahlung, Arbeitszeiten, Dienstfahrzeug...
 

FredT

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Ja, dann muß sich wohl der Betrieb entscheiden, was er eigentlich will. Maßgeschneiderte An gibt es nicht mehr auf dem Markt; es herrscht nämlich Fachkräftemangel. Und da freuen sich Mitvbewerber schon mal ein Bein aus, wenn sie dem Konkurrenten einen abgejagt haben...
Btw. zu wissen, was der Tarifvertrag vorsieht, war schon niemals schlecht. Und wenn dann der Betrieb das auch noch so weiß, ist es noch besser.
 

Christian81

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Na ja, jemand der schon so viele Jahre selbstständig war dem traut man auch gerne etwas mehr zu. Du weißt wo man das Geld verdient. 30€ finde ich jetzt auch etwas sehr hoch gegriffen.
Ich wäre da bei max. 22€.
Mit der Probezeit kann man so machen, aber aus eigener Erfahrung weiß ich das es nicht immer einfach ist wenn die Probezeit vorbei ist und es darum geht das man mehr Geld haben möchte. Dann könnte der Chef dich auch hinhalten und sagen du kommst mit den Maschinen noch nicht so gut klar oder kannst die Abläufe noch nicht richtig einschätzen etc. nur um dich klein zu halten. Da gibt es eine Reihe Möglichkeiten für den AG.
Die Versprechungen sind beim Einstellungs Gespräch immer groß. Wichtig für beide Seiten finde ich das man es schriftlich vereinbart und nicht auf Gutgläubigkeit vertraut!
 

Colliewood

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Jede Menge gute Tipps, hat sich für mich schon jetzt gelohnt hier meine Frage einzustellen.

Vielen Dank an alle!

Ich lass das jetzt erstmal sacken und schlaf mal ein paar Nächte drüber. Ob nun was übertarifliches dabei raus kommt bleibt abzuwarten, in Richtung 20 Euro wäre Bombe als Einstieg.
 

Gelöscht stwe

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Die Probezeit ist ja nicht nur eine Probezeit für den Arbeitnehmer, sondern auch für den Arbeitgeber. Würde ich da mündlich was ausmachen und der AG erzählt mir 6 Monate später, dass er sich an nichts erinnern kann, oder hält mich hin, dann würde ich sofort kündigen. Für so jemanden will ich nicht arbeiten.
 
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Mitglied 24010 keks

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Du kannst deine Lohnüberlegungrn ja auch anders herum aufziehen. Was denkst du, was der Betrieb für eine Kalkulationsgrundlage hat?
Hier https://www.woodworker.de/forum/threads/fingergezinkte-schubladen.119938/post-878655 habe ich mal ganz grob aufgedröselt was ein MA bei Stundenlohn x kostet. Da setzt du dann deine Wunschvorstellung ein, schaust ob es gut realistisch ist und haust einfach noch 2-5€ drauf. Und damit fängst du an zu verhandeln.
Wenn der AG anfängt zu stöhnen, bleich zu werden oder einen ganz roten Kopf bekommt, kannst du ja freundlich nach der Kalkulationsgrundlage im Betrieb fragen. (Die sollte ein zukünftiger führender MA ja auf jeden Fall kennen) :emoji_grin: Auch wenn es lustig klingt, eigentlich meine ich das fast ernst. Mach doch deine Gehaltsvorstellungen daran fest.
Was hast du als Selbsständiger kalkuliert? Hört sich fast so an als wärst du ein Einzelkämpfer gewesen? Normale Werkstatt? Dein neuer AG verteilt die Fixkosten, die du hattest, auf locker 3-4 MA. In deiner Werkstatt (wenn es halt so eine typische kleine Schreinerei war) hätte man ja auch mit 3-5 Leuten arbeiten können. Der neue AG hat ja im Prinzip das gleiche, nur mal 5-6 und paar andere Maschinen....

Ich kann dir nur empfehlen nicht zu tief in die Verhandlungen zu gehen. Und wenn der neue AG komisch schaut und fragt, nimmst an Zettel und an Stift und rechnest dem das vor...
Bin mir sicher, dass der das noch nie erlebt hat und du den Job dann erst Recht bekommst. Also vorausgesetzt der ist nicht total komisch... :emoji_grin:

Lass uns gerne wissen was draus wird.

Gruß Daniel
 
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Mitglied 24010 keks

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1-3 MA Werkstatt, die anderen Montage. Wird in dem neuen Betrieb vom Verhältnis nicht viel anders sein...
 

Colliewood

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Sehr schön! :emoji_joy:

Ich glaube ich hatte Ende 2020 mit 38€ Netto (damals üblicher Stundensatz) als Einzelkämpfer aufgehört. Die Kosten für die Werkstatt waren überschaubar, keine Miete, es war/ist alles bezahlt, moderat Ausgestattet und nicht all zu groß. Mit kleinem Lager und Lackierraum waren das ca. 100m². Eine gut ausgestattete Hobbywerkstatt ist das heute. Deine Kalkulation schaue ich mir gern gleich mal an, wobei ich aber keine Zahlen kenne, von daher wird das sehr schwierig.
 

Mitglied 24010 keks

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Kleiner Tipp noch für die Verhandlungen.
Kein Betrieb, der dich haben will, wird dir wegen 5€ zu hoher Vorstellung die Tür zeigen. Dann gibt es halt eine Diskussion... Der Betrieb legt, im Idealfall plausibel, dar warum er nicht mehr zahlen kann, du warum du nicht viel billiger arbeiten kannst. Dann einigt man sich irgendwo in der Mitte... Beide sind glücklich... Und DU hast mit einer halben Stunde schwitzen im ersten Monat eine gut bezahlte halbe Stunde... Und in den nächsten Monaten erst Recht. :emoji_wink:
 
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