Stuhllehne befestigen?

hplzwurm

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Hallo liebe Fachleute,

s. Bild
ich will diese Lehne wieder so befestigen, dass sie nicht mehr wackelt.
meine Frage: hat man sowas früher verleimt? Es sieht für mich nicht so aus, eher als habe man die Nut leicht keilförmig geschnitten und die Lehne eingepresst.

Meine Idee: an den verlängerten Stuhlbeinen einen dünnen Span aufleimen und die Lehne wieder liebevoll aufpressen.
Geht das bzw. ist das fachgerecht?
Schrauben möchte ich vemeiden.

Allen ein gesegnetes Neues Jahr
 

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rafikus

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Das sieht so aus, als ob es eingegratet wäre.
Du solltest alles so gut wie möglich reinigen und prüfen, ob die Gratnut keilförmig hergestellt ist?
Ist die Gratleiste auf den Stuhlbeinen noch in Ordnung? Zeig mal ach davon Bilder.
Dann probeweise aufstecken und feststellen, ob tatsächlich soviel Spiel vohanden ist, dass nachgearbeitet werden muß.
Sowas wird verklebt/verleimt.

Rafiku
 

hplzwurm

ww-ahorn
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Hallo Rafikua,

die Gratnut ist keilförmig, von 23mm --> 22mm über 80mm Länge.

Die Lehne hatte ein wenig Spiel, saß aber so fest, dass ich sie mit dem Hammer rausschlagen musste.

Möglicherweise hätte ich sie nur 1x festklopfen müssen, das werde ich ausprobieren.

Ansonsten gibt es keine Hinweise, das sie verleimt war, Auch ist der Grat sehr sauber gearbeitet, so daß das Ding sicher Jahrzehnte fest war.

Wenn der o.g. Versuch mit Festklopfen gelingt ist es ja gut, wenn nicht, werde ich einen ganz feinen Hobelspan auf den Grat leimen, damit die Nut wieder auf Spannung sitzt.
So hatte ich mir das vorgestellt, weil ich nicht unbedingt leimen will, wo alte Fachleute dies unterlassen haben.
Ist das nachvollziehbar?
 

rafikus

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Ich kann mir kaum vorstellen, dass es nicht verleimt war. Schließlich muß man davon ausgehen, dass der Stuhl gerade an der Lehne festgehalten wird, wenn man ihn anheben/verschieben will. Ich hätte mich da nicht nur auf die Klemmwirkung verlassen.
Wenn es mit einem hauchdünnem Span gehen sollte, dann kannst Du es aber sicherlich versuchen. Schließlich weißt Du selber am besten, wie oft Du an dem Teil ziehen musst. Verleimen kannst Du später immer noch.

Rafikus
 

sif220

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Hallo,

wenn da ein Grat dran ist, dann spricht viel dafür, dass das eine Gratnut- & Feder Verbindung ist. Das könnte man auf einem Bild auch der Strebe / Stütze, an der die Lehne befestigt war sehen.

Davon unabhängig - Querholz darf nie nicht mit Längsholz verleimt werden!

Das Holz arbeitet in den beiden Dimensionen völlig unterschiedlich und würde durch den Leim am Arbeiten gehindert werden und aller Wahrscheinlichkeit reissen.

Ich würde an der Gratnut (= Lehne) wie schon vorgeschlagen einen Hauch von Holzspan einbringen. Wenn geleimt, unbedingt warten, bis der Leim vollständig (!) abgebunden ist. Dann alles wieder mit "viel Liebe" und einem Hammer gut zureden, bis es wieder stramm sitzt. Wenn das dann immer noch nichts hilft, könnte man sich -doch - über Schrauben Gedanken machen. Die dann aber ein wenig größer Vorbohren, damit das Arbeiten des Holzes wieder ermöglicht wird.

Herzliche Grüße

Tom
 

dascello

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JA!! Genauso sagt es das Lehrbuch.

Diese Lehne besteht aber sicher aus gebogenem Sperrholz oder ähnlichem. Da fällt diese Regel weg.

lg
gerhard

Und im Instrumentenbau auch. In jedem Klavier werden Stege und Rippen quer zum Resonanzboden verleimt.
Das Holz ist immer radial gesägt und die Verleimung findet bei minimaler Luftfeuchtigkeit statt. Außerdem werden Risse zwar nicht eingeplant aber, wenn sie denn auftreten, als unvermeidbar akzeptiert.
Aber für den Möbelbau gelten die Regeln!

Frohes 2016 wünscht

Michae
 

sif220

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Schönen guten Abend Gerhard & Michael,

hm.

Die Regel "gilt" schon. Nur - und da mögt Ihr Recht haben - in gewissen Konstellationen wird ein Reissen entweder akzeptiert / einkalkuliert
- offenbar im Instrumentenbau so - wo ich mich dann frage, wie "da" dann ein ordentlicher Ton rauskommt => würde mich interessieren und um Hinweise dankbar
- Sperrholz / ähnlich wechselseitig verleimten Holz => das Arbeiten dort wird durch die Verleimung in der Platte minimiert, aber sicherlich nicht vollständig eliminiert.

Wenn dem dann - tatsächlich - so ist, stellt sich trotzdem noch die Frage, weshalb das damals noch nicht verleimt worden ist? Die Gratnut sieht schon ziemlich sauber aus und ich gehe nicht davon aus, dass die mühsam von Leim gereinigt worden ist. Formverleimungen kann man ja schließlich auch / und wird auch durchaus so praktiziert aus mehreren, dünnen Lagen Holz machen (nicht jeweils in wechselseitiger Faserrichtung).

Herzliche Grüße

Tom

... der sich schon fast ärgert, "nie" verwendet zu haben... Ganz im Sinne von "keine Regel ohne Ausnahme"... :emoji_slight_smile:
 

kgb007

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Da das keilförmig ausgearbeitet ist reicht es auch oben an den hinteren Beinen ein klein wenig weg zu nehmen, dann sollte das wieder stramm sitzen.
 

hplzwurm

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Hallo Tom, Rafiku und ihr anderen Antworter,

vielen Dank für eure Antworten, auch durch die Diskussion habe wieder etwas gelernt.

Die Lehne war definitiv nicht verleimt, das was ihr auf dem Bild seht, ist die Lehne so wie ich sie von den Beinen mit leichten Hammerschlägen abgezogen habe. Ich habe weder für das Bild noch später etwas entfernt ausser Staub :emoji_slight_smile:

Es handelt sich um einen ganz alten typischen Küchenstuhlm keine Ahnung, wie alt, aber meine Eltern sowas auch schon als alten Stuhl.
Die Lehne war komischerweise nur leicht wackelig, wenn sie ganz draufgeschlagen war.
Also habe ich wie beschrieben einen hauchdünnen Span aufgeleimt und später die Lehne wieder aufgeschlagen und sie sitzt total fest.

P.S.
Eure fachlichen Diskussionen anl. so einfacher Fragen finde ich immer hochinteressant.
Bzgl. des Verleimens bei Instrumenten werde ich meinen Klavierstimmer = Klavierbauer (Spezialisierung auf Instrumente um die Jahrhundertwende 19tes --> 20tes Jh) mal fragen und hier kurz berichten.
Als er mir neulich erläuterte, dass der Boden meines Flügels aus dem Jahr 1917 inzwischen seine Spannung aufgrund des Holzschwundes verloren hat und wie er den wieder auf Spannung bringt, ist mir fast die Luft weggeblieben. Er meinte, ich könnte das in meiner Werkstatt auch, ich habe aber abgelehnt :emoji_slight_smile:
Der Resonanzboden wird unter Spannung erhitzt/erwärmt bis er reißt, d.h. kleine Längsrisse aufweist. Die Geräusche dabei seine beim ersten Man beängstigend, meinte er.
Dann werden in die Rissen des gebogenen / gespannten Bodens entsprechend kleine Späne eingeleimt, sodass der Boden anschließend wieder seine Wölbung erhält und hält, sodass der Klang wieder richtig trägt.
 

hplzwurm

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Hier der Nachschlag vom Klavierbauer:

Quer-und Längsfasern können gut verleimt werden, wenn die Leimflächen nicht zu klein sind
Titebond ist der passende Leim dazu. Verboten ist lediglich, Hirnholz stumpf zu verleimen.
 
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