Steifen und Flecken in neuen Buchemassivschrank

anacronataff

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Hallo Zusammen,

wir haben uns bei einem Schreiner einen massiven Bucheschrank anfertigen lassen. Die Türen sind Dreischichtplatten. Sie wurden geölt mit Livos 196. Wir sind jedoch nicht ganz zufrieden: Auf der Oberfläche beider Türen sind Flecken und sogar Streifen über die komplette Breite zu sehen.
Ich habe mal versucht, das in Bildern festzuhalten, was jedoch nicht so ganz gut klappte. In Wirklichkeit sind die Streifen und Flecken noch viel deutlicher erkennbar.
Der Schreiner meinte auf unsere Reklamation hin, das es ein Naturprodukt sei und wir damit halt leben müssen. Wir sind jedoch der Meinung, das es ein Verarbeitungsfehler des Schreiners oder dessen Lieferanten ist.

Was meint Ihr dazu als Profis?

Danke für Antworten in voraus.

Gruß
Gerd

Bilder:
SAM_0772_1.jpg

SAM_0773_1.jpg

SAM_0774_1.jpg
 

WinfriedM

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Kannst du mal genauer beschreiben, was du mit Streifen und Flecken meinst oder das mal in den Bildern genau kennzeichnen. Ich kann auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches erkennen.

Wenn du den unterschiedlichen Farbeindruck der Lamellen meinst, dass ist nicht ungewöhnlich. Bei Buche kommt noch hinzu, dass die Farbunterschiede durch Öl stark zum Vorschein treten. Ungeölt sieht alles noch fast gleich aus, nach dem Ölen sieht man dann starke Farbunterschiede der Lamellen. Und auch alle Inhomogenitäten des Holzes kommen stark raus. Etwas Einfluss hat man darauf durch die Wahl des Öles und die Einzugszeit.

Nachtrag: Beim genaueren Hingucken sehe ich Querstreifen, die sollten da nicht drauf sein. Könnte auf mangelnden Schliff hindeuten. Die Streifen laufen ja gleichmäßig über alle Lamellen, an Inhomogenitäten des Holzes kann es also nicht liegen. Beim Ölen fallen solche Nachlässigkeiten viel stärker auf, als beim Lackieren.
 

ChristophW

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Ich bin zwar kein Profi, da ich aber gerade einen "ganzen Haufen" Buchplatten geölt habe:

Für mich sieht das wie Abdrücke vom lagern/umschichten aus. Man ölt ja beide Seite und zumindest ich stapel die platten dann mit so mit Abstandshölzchen.

Dabei musste ich bei folgenden Dingen aufpassen (die Profis haben da eventuell ihre Tricks):
a) "Flecken" weil man mit den öligen Patsche-Händchen das Brett umlagert
b) "Streifen" weil einem das Abstandshölzchen Öl wegsaugt oder noch Öl vom letzen mal dran ist
c) "Streifen" weil die Unterlage auf der man ölt etwas vollgesifft ist und ja zwangsläufig eine Seite immer unten liegt

Gerade Buche scheint wohl etwas "zickig" zu sein, da die irrsinnig viel Öl saugen kann und man dann halt ggf. Flecken bekommt wo zu wenig Öl ist, oder schlecht geschliffen wurde.

Das jetzt der Natur anzulasen finde ich aber etwas Merkwürdig... die kann da sicher nix für.
 

anacronataff

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Danke für die Antworten. Gut zu wissen, das auch andere meinen, dass solche Streifen nicht in Ordnung sind.
WinfriedM schrieb:
(...)Die Streifen laufen ja gleichmäßig über alle Lamellen(...)
Ja genau, die Streifen meine ich.

WinfriedM schrieb:
(...)Beim Ölen fallen solche Nachlässigkeiten viel stärker auf, als beim Lackieren. (...)
Der Schreiner war gerade nochmal hier. Er will sich der Sache doch annehmen. Er meinte auch, dass so etwas beim Ölen eher passiert als beim Lackieren.

läubi schrieb:
Für mich sieht das wie Abdrücke vom lagern/umschichten aus
Das meine ich auch. Ich habe aber eher die Vermutung, dass der Fehler schon beim Vorlieferanten passiert ist. Der Schreiner hat nämlich in die oberen und unteren Kanten der Türen Locher gebohrt gehabt. Er meinte, dass er dort die Türen hat zum Ölen befestigt und diese ohne stapeln und umlagern hat drehen können.

Der Schreiner will die Türen nächste Woche nochmal mitnehmen und "Überarbeiten", was immer auch das heisst.
Meine Frage somit: Bekommt man solche Streifen weg? Durch z.B. erneutes Ölen und oder Schleifen? Oder soll ich besser direkt auf neue Türen bestehen?

Gruß Gerd
 

ChristophW

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Meine Frage somit: Bekommt man solche Streifen weg? Durch z.B. erneutes Ölen und oder Schleifen? Oder soll ich besser direkt auf neue Türen bestehen?
"Es kommt drauf an" wie man so schön sagt :emoji_wink: Ich würde hier jetzt aber kein "Faß aufmachen" sondern den guten Mann werkeln lassen, wenn die Nachbesserung immer noch unzufrieden stellend ist kann man immer noch einen Austausch fordern.
 

anacronataff

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(...)sondern den guten Mann werkeln lassen(...)
Aber wie könnte er das schaffen? Schleifen und ölen wäre ok. Aber da es sich um einen Schlafzimmerschrank handelt, achten wir besonders auf "naturbelassen".
Ich will halt vermeiden, dass er da mit irgendwelchen Chemiebomben dran geht, wovon wir nichts mitbekommen.
 

obsidianhydra

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Er wird wahrscheinlich neu Schleifen und Ölen.
Es kann aber tatsächlich sein das diese Streifen nicht vollständig verschwinden.
Hatte selbst auch schon den Fall das Verfärbungen, horizontal, durch fast den gesamten Stamm liefen.
Diese Verfärbungen wurden erst nach dem Beschichten wirklich sichtbar. Ich hatte den Eindruck das dass Material an diesen Stellen eine andere Dichte hatte. Bei einem Test mit Wasser-Beize wurde dann deutlich wie massiv der Unterschied in der Struktur des Holzes war.
Wenn die Linien wirklich gerade verlaufen würde ich auf einen Lagerfehler tippen. Wenn sie nicht schnurgerade sind könnte es auch am Material selbst liegen.
 

WinfriedM

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Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist nochmal schleifen und dann vorsichtig ölen, also beim ersten Ölen möglichst nur sehr kurzzeitig einziehen lassen und ein Öl verwenden, was nicht so heftig einzieht. Das bisher verwendete Livos Koimos sollte da gut funktionieren.

Es irgendwie "Chemisch" wegmachen kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaub, da braucht ihr euch keine Sorgen zu machen.
 

Schleimel

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Die Streifen sind bei der Produktion der 3-Schichtplatten entstanden. Die Deckschichten sind in der Regel fertige zusammengesetzte Deckfurniere, die zum Verpressen nur noch beleimt auf den Träger gezogen werden. Die fertigen Deckfurniere werden dem Produzenten gebündelt und palettiert angeliefert. Druckstellen sind dabei leider häufig und verschwinden auch nicht durch das anschließende Kalibrieren der verpressten Platte. Der Schreiner kann nichts dafür, hat aber die A..karte.
Am Besten verpresste Mehrschichtplatten vor der weiteren Verarbeitung leicht wässern, um Fehlstellen zu erkennen.
 

anacronataff

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(...)Es kann aber tatsächlich sein das diese Streifen nicht vollständig verschwinden.(...)
Das wäre aber nicht so schön. Muss ich dann damit leben oder darf ich Ersatz in Form von ganz neuen Türen fordern?

(...)Wenn die Linien wirklich gerade verlaufen würde ich auf einen Lagerfehler tippen. (...)
Absolut gerade. Also wohl Lagerfehler....

Schleimel schrieb:
Die Streifen sind bei der Produktion der 3-Schichtplatten entstanden.
Ja? Sicher?

Schleimel schrieb:
(...)Die Deckschichten sind in der Regel fertige zusammengesetzte Deckfurniere(...)
Ähh, ich dachte Furnier sei extrem dünn....also ich hab hier noch ein kleines Musterstück von dem Material. Dort ist eine Kante noch nackt. Man sieht also die drei Schichten. Siehe Bild unten. Das soll Funier sein?

Gruß Gerd

SAM_0781_1.jpg
 

Holzsinn

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Hallo,
ich schalte mich etwas spät ein, aber meiner Meinung nach kann der Schreiner auf alle Fälle nichts für die Längsstreifen, für die Querstreifen vielleicht. Solches Leimholz, wie hier verwendet, wird aus zwar gleich breiten Leisten verleimt, die jedoch in völlig unterschiedlich Richtung gewachsen sind. Mal läuft die Wuchsrichtung von unten nach oben, mal umgekehrt. Ausserdem sind bei so maschinell hergestellten Platten die Leisten oft stark abhölzig, d.h. der Faserverlauf ist nicht parallel, sondern ziemlich schräg zur Oberfläche. Da so offenporiges Holz dann mehr Oberflächenmaterial aufnimmt, wird es einfach dunkler und dies starken Farbunterschiede entstehen, egal welches Öl man nimmt. Die Querstreifen sind meines Erachtens nach auf den maschinellen Schliff ab Werk zurück zu führen. Da kann der Schreiner wahrscheinlich auch nichts dafür, er hätte vielleicht selber noch mehr nachschleifen und sicher auch vor dem Ölen wässern sollen. Ich würde mal nachfragen, welche Arbeitsschritte er gemacht hat, dann sieht man gleich, ob er auch gewässert hat. Das reduziert normalerweise die Farbunterschiede.
Ich halte Kurse für Oberflächenbehandlung und die Kursteilnehmer kommen immer mit der Frage, wieso Leimholz so "farbig" wird. Es ist halt etwas anderes, wenn die Holzplatten maschinell im Werk oder vom Schreiner selbst hergestellt werden. Aber das macht man heute wohl nicht mehr so oft, vor allem weil es auch einen erheblichen Preisunterschied geben würde, den der Kunde ja meist nicht gerne zahlen würde.
 

anacronataff

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(...)kann der Schreiner auf alle Fälle nichts für die Längsstreifen(...)
Die Längsstreifen bemängle ich auch gar nicht.

(...)für die Querstreifen vielleicht.(...)
Genau, es geht mir um die Querstreifen.

(...)Die Querstreifen sind meines Erachtens nach auf den maschinellen Schliff ab Werk zurück zu führen. (...)
Nicht falsch gelagert?

(...)Da kann der Schreiner wahrscheinlich auch nichts dafür, er hätte vielleicht selber noch mehr nachschleifen und sicher auch vor dem Ölen wässern sollen. (...)
Mit "Wässern" hätte man also die Querstreifen entdecken und diese dann beim Lieferanten reklamieren können?
 

WinfriedM

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Den Schreiner fragen, welche Arbeitsschritte er gemacht hat und ihm vielleicht noch Vorschläge machen, wie er es besser machen kann, kommt bestimmt sehr gut an :emoji_wink:
 

anacronataff

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Den Schreiner fragen, welche Arbeitsschritte er gemacht hat und ihm vielleicht noch Vorschläge machen, wie er es besser machen kann, kommt bestimmt sehr gut an :emoji_wink:
Das will ich ja auch nicht machen. Ich will ja nur wissen: Hätte er die Streifen z.B. mit "Wässern" o.ä. vorher entdecken können? Ja oder nein?
 

Besserwisser

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Mal kurz meine Einschätzung:
Die Querstreifen sind beim Schliff mit der Breitband oder Zylinderschleifmaschine entstanden und keine Druckstellen von Stapelleisten. Da lege ich meine Hand für ins Feuer. Ob vom Hersteller der Dreischicht oder dem Schreiner kann keiner sagen. Ich tippe auf letzteren.
Weder durch vorheriges Wässern noch durch nochmaliges Abschleifen wird man dessen Herr, speziell bei Buche.
(*btw: Holzsinn, dein Beitrag liest sich so, als ob zum Ölen vorheriges Wässern unbedingt dazu gehöre. Das möchte ich fachlich mal GANZ stark bezweifeln.*)
So, und jetzt kommt das für den Kunden interessante: Ob diese Streifen, die meiner Erfahrung nach mit der Zeit weniger deutlich werden, tatsächlich einen juristischen Mangel darstellen darüber lässt sich lange und trefflich streiten. 10 Gutachter und 11 Meinungen.
 

WinfriedM

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@Besserwisser: Hast du eine Erklärung dafür, warum die beim Schleifen in der Art entstehen? Und kann man das vermeiden?

Ich lasse ab und zu mal beim Schreiner Buche Vollholz durch die Breitband schieben. Bisher hatte ich solche Streifen nicht.

Wässern - das sehe ich auch so - ist kein Schritt, den man beim Ölen machen muss. Wird im professionellen Bereich so gut wie nie gemacht. Findet sich auch in so gut wie keinem technischen Merkblatt der Ölhersteller.
 

uli2003

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Die Querstreifen sind beim Schliff mit der Breitband oder Zylinderschleifmaschine entstanden und keine Druckstellen von Stapelleisten. Da lege ich meine Hand für ins Feuer. Ob vom Hersteller der Dreischicht oder dem Schreiner kann keiner sagen. Ich tippe auf letzteren.

Da gehe ich d'accord. Querstreifen von der Breitband, vermutlich von letzten Verarbeiter. Oder er hat sie gar nicht mehr geschliffen, bzw. den Erstschliff zu fein.
Mit wässern würde das wahrscheinlich nicht auffallen.

Grüße
Uli
 

schorsch

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Hallo,
Meine Vermutung.
Sollten die Steifen durch das Schleifen entstanden sein , müsste dies vor dem Aufteilen der Platte passiert sein, da sich die Streifen etwa auf der gleichen Höhe befinden, -also höchstwahrscheinlich beim Plattenhersteller. Ich vermute diesem ist die Platte in der Schleifmaschine hängen geblieben und er hat mit einer groben Körnung eine tiefe Querrinne hineingeschliffen.
Der Schreiner hat die Platte auf jeden Fall nochmals nachgeschliffen, allein schon um die Kanten bündig zu schleifen und um eine feinere Oberfläche zu erzielen. Ob er dabei nicht bis zum Grund der Querrinne geschliffen hat liese sich feststellen.
Was mir aber noch wahrscheinlicher erscheint, ist eine Verfärbung durch Stapelleisten bei der technischen Trocknung der Rohware. Diese kann tief sein.
Während man den Schleiffehler relativ einfach beseitgen könnte, hat man bei der Verfärbung verloren, zumal man die Platte beiseitig abschleifen muss um die Symetrie zu erhalten.
Ich würde jetzt aber erst mal warten, vieleicht verlieren sich die Streifen durch das Nachdunkeln und heraustrocknen des Öls.
Immer noch besser als neue Türen die vielleicht keine Flecken mehr haben dafür aber verzogen sind.
Gruß Georg
 

Melanie

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Wässern

Wässern muss nicht unbedingt sein, wirkt aber in jedem Fall ausgleichend, was die Aufnahme des Oberflächenmittels angeht. Ausserdem sieht man im feuchten Zustand Ungleichmäßigkeiten besser. Sein muss Wässern vor dem Ölen nicht, aber es hilft, eine gleichmäßigere Oberfläche hinzubekommen.

schöne Grüße, Holzsinn
 

anacronataff

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So, ich wollte noch eine Rückmeldung geben:
Der Schreiner hat die Türen nochmal bearbeitet und die Streifen sind nicht mehr zu sehen.
Danke für Eure Unterstützung und Meinungen.
 
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