Sattlernähmaschine

gleiter

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Grüßt Euch!

Vielleicht findet sich ja hier im Forum jemand der sich auskennt, oder kennt jemanden der sich auskennt. :emoji_grin:

Ich habe eine SINGER - Sattlernähmaschine, Alter unbekannt, dürfte aber schon ein paar Jahre am Buckel haben weil sie noch mit einem Fußantrieb ausgestattet ist.

-) Eine Macke hat die Maschine - wiewohl sie mechanisch klaglos funktioniert kommt es immer wieder vor dass einzelne Stiche ausgelassen werden, mitunter hat es also die beiden Fäden in doppelter Stichlänge. An sich kein Drama, aber für mein aktuelles Projekt möchte ich gerne Ziernähte in Kontrastfarbe zum Leder setzen, da würde ein Aussetzen störend auffallen.

-) Ich habe noch immer nicht heraus gefunden wie man die Stichlänge verstellen kann, aktuell setzt die Maschine die Stiche recht eng, diesmal hätte ich allerdings gerne eine größere Stichlänge.

Das wär's auch schon, und egal welche Firma ich anschreibe oder wen ich frage - niemand kennt sich mit diesen Dingern mehr aus, also streue ich nun meine Suche so breit wie möglich.

Dank und Gruß, André.
 

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edelres

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Sattlernaehmaschine



Hallo André

Gratulation zu dieser Maschine, das ist ein richtiges Arbeitspferd.

Die Maschine hat eine Rundschiffeinrichtung diese wurde von Singer, nach Ablauf des Patentes, in den zwanziger Jahren eingefuehrt. Die aelteren Singermaschienen hatten ein "Langschiff"

Die Stichweitenverstellung = Nadelvorwaertsbewegung erfolgt an der Fluegelmutter A.
b1.JPG
Durch verschieben des Gleitstueckes wird die Stichlaenge eingestellt.

An den Fluegeln D wird die Naehrichtung geaendert.

Die Fortbewegung des Leders/Material erfolgt im Zusammenspiel von Pressfuss und Nadelvorwaertsbewegung in der tiefsten Stellung der Nadel ist der Pressfuss angehoben und die Nadel schiebt das Material, bei der Aufwaertsbewegung der Nadel senkt sich der Pressfuss und haelt das Material bis zum naechsten Stich fest.
b2.JPG

Das Auslassen von Stichen = keine Schlaufenbildung wird an B oder/und C durch Aendern der Fadenspannung eingestellt. So dass Ober- und Unterfaden gleiche Schlaufen bilden.

Schiffchen.jpg

Am Schiffchen ist Aussen eine Stahlfeder welche den ablaufenden Faden andrueckt diese Einstellung ist sehr kritisch und sollte nur in kleinsten Bewegungen der Schraube erfolgen.

Aus dem Gedaechtnis nach dem letzten Benutzen einer solchen Maschine vor ca 30 Jahren.

Als Gedankenastoss

mfg

Ottmar
 

gleiter

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Hallo Ottmar!

Vielen Dank für diese fundierte Antwort.

Die Flügelmutter - rot A - hatte ich schon von einem Ende zum Anderen bewegt, allerdings ohne merklichem Einfluss auf die Stichlänge.

Spielt hier vielleicht - grün B - eine zusätzliche Rolle? Zur Zeit ist da genau keine Spannung/Druck drauf.

Allerdings habe ich inzwischen heraus gefunden dass - grün A - ebenfalls einen Einfluss auf die Stichlänge hat, je weiter unten das arretierbare Schiebeteil, desto weiter der Stich. Ganz oben ist die Stichlänge sehr klein.

Scheint wohl als müßten - rot A - und - grün A - aufeinander abgestimmt werden?

An der Fadenspannung habe ich in der Tat sehr lange arbeiten müßen bis es gepasst hat - erschwert zusätzlich dass die originale Feder im Schiffchen gebrochen ist und durch ein Zusatzteil ergänzt wurde. Generell ist die Fadenspannung nun eher streng, denkst Du dass ein Ändern auf "ein wenig lockerer" das Problem des zeitweisen Aussetzens beheben könnte?

Last not least die Frage ob Du zu - grün C - was sagen kannst, was wird denn hier eingestellt?

Dass diese Maschine ein echtes Arbeitstier ist kann ich voll bestätigen - vier Lagen Vollleder sind kein Problem.

Danke auch für die zeitliche Einordnung, liegendes Rundschiffchen bedeutet also Baujahr ab um die 1920er Jahre.

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

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Keilzink

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... ich verwende ab und zu noch eine alten Singer mit Langschiff, allerdings nicht für Leder, sondern für Stoff.
Wenn du bei solchen Maschinen einen zu langen Stich bekommst, dann heisst das, dass der Oberfaden beim Einstechen nicht unter dem Rundschiff durchgezogen wurde. Die Fadenschlaufe, die sich unter dem Tisch bildet, war dann nicht gross genug, wird deshalb vom Schiff nicht erfasst und wieder durch das Einstichloch nach oben gezogen. Das sieht dann aus, als ob du einen doppelt so langen Stich hast. Abhilfe läuft dann bei meiner Maschine nur über die Oberfadenspannung - die ist in dem Fall zu stark. Die Fadenspannung muss man aber auch neu justieren, wenn man einen dickeren oder dünneren Faden einsetzt. Unterfadenspannung ist auch bei Langschiffen eine sehr diffizile Sache, wie Ottmar schon geschrieben hat.

Zur Stichlänge kann ich nichts beitragen, die funktioniert bei meiner Maschine anders, über eine Stellschraube, die ins Getriebe geht.

Andreas
 

gleiter

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Danke auch Dir, Andreas.

Habe jetzt mal die Oberfadenspannung ein kleines bißchen entspannt und auf einer Teststrecke von 70 cm keinen Aussetzer gehabt.

Gruß, André.

P.S.: Soll eine Handtasche werden. Rotes Leder mit gelben Ziernähten.
 

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Keilzink

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... und mit Holzeinsatz!? Ist das Nussbaum mit Splint? Sieht super aus!
Ich hoffe, so eine Sattlernähmaschine läuft mir auch noch mal über den Weg.

Andreas
 

edelres

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Stichweitenverstellung

Hallo André & Andreas,

Die Stichweite wird durch die Auslenkung des Nadelschaftes erzielt gruen A ist vermutlich die richtige Stelle, verfolge das Gestaenge, welches den Schaft bewegt/auslenkt. Es ist ein einfaches prima funktionierendes System. Ich kann mich leider nicht mehr genau an die Verstellung erinnern, da ich meist nur grobe/weite Stiche benutzte. Die Maschine funktionierte einfach immer!

Nur wenn ich den Faden wechselte verstellte ich die Oberspannung, wie Andreas es gut verstaendlich beschrieben hat.

Wenn ich die Maschine vor mir haette koennte ich es in ein paar Minuten herausfinden

mfg

Ottmar

PS:ich besass eine aehnliche Maschine mit Handradantrieb, leider habe ich die bei meiner Auswanderung in D gelassen. Ich habe die Maschine einfach benutzt was immer auch anfiel, z. B. ein Schlittengeschirr fuer einen Neufundlaenderhund, oder eine Lederabdeckung an einer Kaufhausrolltreppe um zu verhindern dass jemand die Finger unter den Handlaufgummi stecken konnte.
 

gleiter

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Danke schön.

Das mit der Stichweite ist nun geklärt, es ist in der Tat -grün A-


Gerade eben (18.30 !!!) hatte ich einen Rückruf der Fa. Pfaff - ein Kenner der Materie hat mir eine halbe Stunde lang Feinheiten erklärt.

Schaut das bei Deiner Maschine auch so aus, Andreas?

Die mit 1 markierte Schraube hat einzig die Funktion den gesamten Kopf mit der Nadel justieren zu können - soll einzigartig sein bei alten Singermaschinen.

Schraube lockern und den Kopf einstellen, das läßt sich im Bereich von einem guten mm verschieben -2- . Schiffchen ohne Spule eingelegt, die Nadel muß ganz knapp am Schiffchen vorbei fahren können ohne zu schrammen.

Das ist lt. Aussage des Technikers die einzig richtige Methode um auslassende Stiche beheben zu können.

Habe das jetzt bei meiner Maschine gemacht, eine halbe Spule verarbeitet und keinen einzigen Aussetzer...

...ist halt eine kleine Spielerei bis es passt, und wenn die Nadel am Schiffchen aufsetzt war's das wohl auch für die Nadel.

Spannend allemal!

Und ja - das ist Nuss mit Splintanteil. 2,5 mm Starkfurnier und zwei Gegenlagen Buche 0,7 kreuzverleimt - war auch eine Spielerei bis ich da hin gekommen bin, leicht und gleichzeitig stabil...

Gruß, André.

P.S.: So ganz nebenbei habe ich auch heraus gefunden dass diese Maschine 1907 im schottischen Singer-Werk Clydebank produziert wurde - wie schön dass seinerzeit das Unwort "Obsoleszenz" noch nicht erfunden war und in Folge praktiziert wurde... :emoji_grin:
 

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Keilzink

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... meine ist noch ein paar Jahre älter und mit Langschiff ausgestattet. Bei diesen Maschinen wird das Langschiff unter der Arbeitebene hin und her geführt und nimmt bei dieser Bewegung die Fadenschlaufe auf. Das Schiff ist in einer Art Korb gelagert, der an einem Schwenkarm sitzt. An der Auflage dieses Arms gibt es eine ähnliche Verstellmöglichkeit. Das alles sitzt aber, wie gesagt, unter der Arbeitsfläche der Maschine. Die Verstellung ist bei dir wesentlich komfortabler gehalten. Kann natürlich damit zu tun haben, dass man öfter was verstellen muss, wegen dem überwiegend schweren und zähen Materials, für das die Maschine gebaut ist - im Gegensatz zu meiner einfachen normalen Stoff-Nähmaschine.
Der Hammer ist allerdinmgs, wie gut und problemlos das Teil immer noch funktioniert, nach dem es über 120 Jahre alt ist. Übrigens werden diese alten Singer in Indien immer noch nachgebaut - genau wie die Stanley-Hobel zum Beispiel. Die neuen "Singer" gehen allerdings an die asiatischen und afrikanischen Märkte. Der Witz dabei: Jeder einfache Dorfmechaniker kann sie reparieren.

Andreas
 

gleiter

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Hab's letztendlich doch geschafft.

Die Maschine ist eine Zicke, einmal auf einen Faden perfekt eingestellt versagt sie leider wenn ein Faden mit anderer Stärke eingelegt ist. Dauert halt wieder bis eine neue passende Einstellung gefunden ist nebst Einspannen einer passenden Nadel - ich nehme als Lehre nur noch eine Fadenstärke zu verwenden und gut soll's sein...

Vielen Dank für Eure Tipps und Ratschläge, ich habe wieder ordentlich dazu gelernt.

Gruß, André.
 

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Selina

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Das ist eine schöne Tasche! Aber auch, wenn das Thema eigentlich schon erledigt ist: hast du mal versucht, die Nadel zu wechseln? Mir ist das oft passiert, dass die Nadel tadellos aussah, aber die verrücktesten Fehler ausgelöst hat.
 
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