Rundholz auftrennen per Hand früher

m_hofmann2001

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Hallo, wie wurde früher Rundholz per hand zu Bohlen aufgetrennt? und kennt jemand literatur bilder, oder videos?
 

Jungschiss

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Hi!

Es gab unterschiedliche Techniken. Hab mal in einem Roman gelesen, dass es Sägegruben gab. Oben stand einer und unten stand einer und beide zogen bzw schoben zusammen eine Säge. Der der unten stand war natürlich der arme Stift, der die ganzen Späne ins Gesicht bekam....

Die Japaner habens natürlich alleine gemacht mit einer 4 Meter langen Ryobasäge mit lasergehärteten Zähnen aus dem Hause DICK! :emoji_grin:

Sorry besser weiss ichs auch nicht! Ich hoffe das ich jetzt nicht dafür gerügt werde!
In letzter Zeit muss man hier aufpassen was man sagt und fragt.:rolleyes:
 

derdad

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Schönen Abend!
Es wurde so gearbeitet wie der Jungschiss es geschrieben hat: Eine Grube ausgeschaufelt, Querhölzer drüber, und dann den Stamm draufgerollt. Mit der Schlagschnur angezeichnet und gesägt. Dazu wurde eine lange Säge mit Griffen an beiden Enden verwendet. Bei kleineren Stammdurchmessern kann das Ganze auch ein einzelner Mann machen.
Alternativ wurde auch ein Holzgestell gebaut auf das der Stamm gerollt wurde.
In Afrika wird in dieser Weise heute noch gearbeitet. Ich hab des öfteren dabei zugesehen. Die Männer die das machen werden als Pitsawer bezeichnet. Pit ist die Grube und Saw bekannterweise die Säge. Da der Transport von Stämmen dort meist ein Problem ist wird das dann gleich vor Ort im Wald gemacht. Die geschnittene Ware lässt sich dann leichter transportieren.

lg
gerhard
 

kobalt

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Interessant, dass das teils heute noch so gemacht wird. Mal angenommen, der Stamm hat 80cm Durchmesser. Wie lange braucht man mit der Methode so Pi mal Daumen für einen Schnitt von 4m Länge?
 

derdad

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Interessant, dass das teils heute noch so gemacht wird. Mal angenommen, der Stamm hat 80cm Durchmesser. Wie lange braucht man mit der Methode so Pi mal Daumen für einen Schnitt von 4m Länge?

Naja, wenn menschliche Arbeitskraft kaum etwas kostet, dann ist "Pitsawing" noch immer die günstigste Art Schnittholz herzustellen. 1 Liter Treibstoff (Benzin) in Uganda kostet beinahe das Selbe wie bei uns. Nicht im Verhältnis, sondern in direktem Preis (im Jahr 2003 war 1l Super bei 1750 Ugandashilling = 0,85 € )!!! Und das ist in etwa die Hälfte von dem, was z.B. ein gut bezahlter Handwerker am Tag verdient. Oder das Gleiche eines Taglöhners. Jeder Einsatz von Energie (ausser Spucke und Schweiß :emoji_wink:) ist sehr teuer.
Ausserdem wird bei solchen Arbeiten kaum in Arbeitszeit abgerechnet, sondern in Stücklohn. Daher ist es auch schwer zu sagen wie lange für eine gewisse Länge gebraucht wird. Ich war auch nie so lange dabei, sondern hab es meist im vorbei Fahren gesehen.
Geschichte am Rande: Ich wollte mir für den Garten einen wirklich massiven Tisch machen und hab einmal 2 Pitsawer bei der Arbeit gefragt, wieviel sie für den Stamm verlangen, wenn sie ihn nur in der Mitte auftrennen und sonst ganz lassen. Dann haben sie ausgerechnet wieviel Bretter sie aus dem Stamm bekommen und das war der Preis. Auf meinen Hinweis, den Stamm auf Bretter aufzuschneiden würde ja um vieles länger dauern als nur aufzutrennen, kam die Antwort: aber anders verdienen sie mehr. Also ein bisschen eine andere Einstellung zu Arbeitszeit und Preis als hierzulande. Aber ich weich vom Thema ab :emoji_open_mouth:

lg
gerhard

P.S.: muss mal meine Fotos durchsuchen, ich glaub ich hab sogar Bilder davon.
 

edelres

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Bretterschneiden

Hallo Forumsfreunde

Im deutschsprachigem Raum wurde diese Methode zum Brettersaegen vor ca 1600 verwendet. Seit ca 1400 gab es Saegemuehlen, welche durch Wasserkraft oder Wind angetrieben wurden.

Die Zimmerleute benutzten diese Methode bis Mitte 1800 am Bau.

Im Schreinerhandwerk wurde die Blocksaege zum Auftrennen von duennen Brettern und zum Furnierschneiden bis Ende 1800 verwendet.

mfg

Ottmar

PS: Ich finde es genial, dass unsere Vorfahren, die Grubensaege nach unten verjuengten, dadurch wurdeit mit weniger Kraft gesaegt, gleichzeitig ergab sich
dadurch ein fast automatischer Vorschub.
 

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m_hofmann2001

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hy ottmar, mal wieder super bilder, hast du noch mehr ?
und wollte noch mal wegen den bauanleitungen nachfragen? kleinmöbel so gegen 18/1900.

Vielen dank für deine ganzen bemühungen hier im forum .
 

m_hofmann2001

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hallo nochmal,
die säge auf dem letzten bild ist ja eine Klobsäge, weiß jemand, ob man eine solche heute noch irgendwo bekommt, oder wie man selber eine herstellen kann?

Gruß
Marc
 

elgarlopin

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Bohlen schneiden

Ein kleiner Nachtrag:

@jungschiss:

Keine Angst, du wirst nicht gerügt!

Ich habe vor etlichen Jahren in Frankreich (Guédelon) mit so einer Säge gearbeitet.
Ist ein Projekt der experimentellen Archäologie. D.H. es wird ein Schloss gebaut, allerdings nur mit Material und Werkzeugen der entsprechenden Zeit. Da diese natürlich nicht zur Verfügung stehen und die Museen sie zu diesem Zweck nicht herausrücken, muss der Projektschmied und der Projekttischler auch diese Werkzeuge erst einmal herstellen! Auch wieder ausschließlich mit der damaligen zeitgemäßen Technologie. Sehr interessant!
Nun zur Säge: Nun kommt doch noch ein kleiner "Anschiss" an jungschiss.
Du schreibst: "Oben stand einer und unten stand einer und beide zogen bzw schoben zusammen eine Säge". Versuch das mal! Geht auch mit einer 2-Mann Schrotsäge. Klappt so nie, da die Säge i.d.R. nicht gespannt ist.
Erste Regel dabei: Beide, oben und unten, dürfen ausschließlich ziehen, sonst hast du den Effekt einer Japansäge, die gestoßen wird. Knick und klemm!:eek:
Dazu müssen natürlich die beiden Säger gut aufeinander eingestellt sein und im "Takt" bleiben. Wie man sich nach einem Tag dieser Arbeit fühlt... der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt!
Resultat ist jedoch eine Menge Respekt vor altem Handwerk und deren Produkten!
elgarlopin
 

derdad

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Ein kleiner Nachtrag:


Erste Regel dabei: Beide, oben und unten, dürfen ausschließlich ziehen, sonst hast du den Effekt einer Japansäge, die gestoßen wird. Knick und klemm!:eek:
Dazu müssen natürlich die beiden Säger gut aufeinander eingestellt sein und im "Takt" bleiben. Wie man sich nach einem Tag dieser Arbeit fühlt... der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt!
Resultat ist jedoch eine Menge Respekt vor altem Handwerk und deren Produkten!
elgarlopin

Wobei der Untere den Hauptpart übernimmt, und der Obere hauptsächlich als "Rückholfeder" fungiert.


lg
gerhard
 

elgarlopin

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Richtig, gerhard: Der "Unter" die Hauptkraft; dafür der "Ober" die Verantwortung für die Kontrolle und Korrektur des Schnitts/ der Richtung! Wie so oft im Leben: Der eine mehr Hirn - der andre mehr Schmalz!:emoji_slight_smile:

Franz
PS. War 'ne geile Erfahrung in Frankreich!
 

m_hofmann2001

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aber wie stell ich mir so eine säge her und was nehme ich für ein sägeblatt?
weil zu kaufen wird es die ja wahrscheinlich nicht mehr geben?

Gruß
 

m_hofmann2001

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da steht aber nichts drüber drin, wie groß , welches blatt ich verwenden kann usw.
vielleicht meldet sich der schreiber aus guedellon ja noch mal..
 

derdad

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Am Besten wär vielleicht du gehst einmal in Holzfäller oder Sägewerksmuseum und siehst dir große Handsägen an.
Um es nachzubauen wär wahrscheinlich ein Sägeblatt einer Blockbandsäge das richtige Ausgangsmaterial.

lg
gerhard
 

m_hofmann2001

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ja auch schon dran gedacht, nur gibbet bei uns in der nähe sowas nicht. vielleicht hat noch jemand literatur und abbildungen
 

derdad

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Als Alternative: Bei uns wurden früher (bis in die 50er Jahre) aus zugefrorenen Teichen und Seen Eisblöcke gesägt, die dann in Eiskellern eingelagert und zur Kühlung verwendet wurden. Speziell Brauereien haben so etwas gemacht. Deshalb hatte jede Brauerei einen großen Teich dabei. Die Sägen waren ähnlich, als "Underdog" fungierte ein Steinblock. Vielleicht ist ja das eine Ansatzrichtung die du verfolgen kannst.

lg
gerhard
 

elgarlopin

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@ m_hofmann2001:

Literatur m. vielen Abbildungen:

Schadwinkel, Heine, Einf. M. Gerner. Das Werkzeug des Zimmermanns. 1986. Verlag Th. Schäfer. Hannover. ISBN 3-88746-070-7

Franz
 
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