Restaurierung antiker Schreibtisch

benn1984

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Hallo,

Ich habe den Schreibtisch der restauriert werden soll hier: Damen Schreib - oder Schminktisch, Alter? schon beschrieben.
Jetzt habe ich eine Detailfrage zu einem Schubkasten.

Wie auf den Bildern zu sehen, ist der Boden geschwunden und es hat sich einerseits eine Fuge zum Doppel gebildet und an anderer Stelle ist der Boden gerissen.

Kann mir jemand mit Erfahrung in der Restaurierung sagen, ob man da überhaupt etwas macht? Den Doppel hat es zwar leicht konkav gezogen, aber sonst ist er stabil.

Außerdem würde ich gerne Eichelaufleisten in den Korpus einsetzen, damit der stumpfe Boden besser gleitet. Die würde ich gerne aufdoppeln (Glutinleim) ohne die ausgelaufene originale Fichteleiste herauszunehmen. Sie ist eingegratet. Ich weiß nur gerade nicht, wie ich das anstellen soll. Hat da jemand eine Idee?

Gruß
Benn


Also zB. die Leifuge zum
 

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carsten

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Hallo

ich hab zwar wenig Erfahrung im Restaurieren aber der "Schaden" hier beeinträchtigt ja nur die Optik von unten, da würde ich nix machen.
Eiche als Laufleisten hab ich noch nie gesehen da würde ich auf Buche oder Ahron gehen.
 

welaloba

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Den Schubkastenboden würde ich wahrscheinlich so lassen. Möglich ist andererseits: Auf der Kreissäge das gerissene Stück ganz vorn mit runtergedrehtem Sägeblatt rausschneiden, dazu die Schublade mit entsprechender Unterlage parallel zum Sägetisch placieren. Dann Ersatz einleimen.
Aber wie gesagt, es ist eher für die Optik, der Riss schadet nicht der Funktion. Meist sind diese Schübe innen tapeziert oder mit Stoff ausgeschlagen.
Was die Laufleisten angeht: Eiche ist nicht zu empfehlen, wie Carsten schon schrieb: Angesagt ist hier eher Buche oder Ahorn. Eingegratete Laufleisten lassen sich meist nach hinten rausschieben, natürlich ist die Rückwand im Weg, die geht in der Regel nach unten rauszuschieben. Ich gebe zu bedenken, einfach nur aufdoppeln wird kaum funktionieren, weil du die Höhe für die Schubkästen brauchst. Denkbar ist natürlich, ins Gehäuse zu kriechen und die Laufleisten so weit zu reduzieren, damit du mit deiner Ergänzung aufs Niveau der Traversen kommst. Hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Gruß Werner
Wichtig bei diesen Schüben istes, die Laufleisten schön glatt zu gestalten und mit gehärtetem Wachs zu glätten.
 

benn1984

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Danke für eure schnellen Antworten.
Einleimen möchte ich lieber nichts. Bei evtl. steigender Luftfeuchtigkeit drückt's dann ja womöglich den Doppel weg.

Den Hinweis mit Buche/Ahorn statt Eiche werde ich beherzigen. Hatte erstmal nur an hart gedacht... aber stimmt feinporiger ist besser.

@ Werner: ja verständlich ^^ nur leider weiß ich nicht, ob sich das so umsetzen lässt. Wahrscheinlich ist RW entfernen und rausnehmen am Ende weniger/leichtere Arbeit.

An den Zierleisten unten sind neben Nägeln auch Knochenleimreste. Aber der wurde ja auch bis ins 20. Jhd. hinein verwendet.
 

Mathis

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Genauso ist es richtig, der Riss im Boden ist nicht tragisch, seine Behebung aufwendig und absolut nicht notwendig, es ei denn du möchtest losen Gries in der Lade aufbewahren.

Die Rückwand ausbauen ist immer der beste Weg, um die Laufleisten nach hinten rauszuhauen und dann kann man die eingegrateten Laufleistem leichtest instandsetzen, als Holz habe ich bei aller Abneigung für Buche dieses Holz dort eingesetzt, da es gute Laufeigenschaften hat.
Die Schubladenseiten habe ich gern mit Ahorn ausgebessert.
War Standard bei einer grundlegenden Restaurierung.
 
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benn1984

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Ich habe gesten abend (m)ein erstes Furnierstück erneuert.
Obwohl es in einschlägigen Videos immer sehr einfach aussieht, war es natürlich etwas Gefriemel bist es geklappt hat ^^ Farbton beize ich und Fugen mache ich nächstes Mal auch besser.

Leimviskosität war auch so ein Thema. Habe ihm mit Holzthermometer am heimischen Herd erwärmt - zu Leidwesen meiner Frau :emoji_grin:

Zurück zum Thema.
Ich hab Druckstellen, siehe Fotos. Ausbügeln? Da habe Angst dass sich das Furnier löst und es ist ja auch eine sehr tiefe Katsche.
Mit leim
 

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welaloba

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Hast du bei dem Möbel keine anderen Sorgen als Furnierfehlstellen? Restaurierung beginnt mit der Mechanik, zB. die erwähnten Laufleisten. Wieso stellt sich denn in deinen neuesten Fotos die Oberfläche so grauschleierig dar?
Zum Leimen an dem Stück empfehle ich dringend die Verwendung von Fischleim. Kann wie Ponal verwendet werden - ohne Erhitzen wie bei Knochenleim, hat genügend offene Zeit, verbindet sich poroblemlos mit alten Knocheneimspuren. Fischleim besorgen zB. bei Kremer Pigmente, auch in kleinen Gebinden.
Eingedrückte Stellen rausbügeln kann der Oberfläche ordentliche Schäden zufügen.
 

benn1984

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Hast du bei dem Möbel keine anderen Sorgen als Furnierfehlstellen? Restaurierung beginnt mit der Mechanik, zB. die erwähnten Laufleisten.

Doch, aber ich kann zZ. nur eingeschränkt am Korpus arbeiten. Die SK kann ich zuhause aufarbeiten. Darum kümmere ich mich gerade erstmal um die Furnierschadstellen.


Wieso stellt sich denn in deinen neuesten Fotos die Oberfläche so grauschleierig dar?

Habe mit einem feuchtwarmen Lappen darübergewischt, um den überschüssigen Leim abzunehmen. Denke daher...
Fischleim besorge ich noch.
 

St.Graul

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Lieber die Laufleisten mit Eiche reparieren als gar nicht, weil man nicht das geeignete Holz hat. Buche nehme ich da ungern. Apfel und Birne sind mir zu kostbar. Mit Eiche habe ich gute Erfahrung gemacht. Die Erwähnung mit der verstärkter Verschmutzung bei der Verwendung von Eiche (kommt aus den 50er Jahren) mag theoretisch stimmen (wie ist das mit Möbeln aus Eiche dann generell ?). Ich kann das nicht nachvollziehen.
 

Tilia

ww-birnbaum
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Lieber die Laufleisten mit Eiche reparieren als gar nicht, weil man nicht das geeignete Holz hat.
..wenn man sich aber schon die Mühe macht, kann man es auch gleich richtig machen.

Und wenn man keine Bucheleisten da hat, dann besorgt man sich halt welche. Beim freundlichen Schreiner um die Ecke. Gibt es aber sogar auch in jedem Baumarkt in den verschiedensten Varianten, Breiten und Stärken ausgehobelt als Modellbauleisten zu kaufen.

Sicher ist Eiche besser als Weichholz. Ich habe aber auch schon Eiche-Läufe gesehen, die waren über die Zeit genau so meilentief ausgescheuert wie Weichholzläufe. In grobporigem Holz setzt sich Staub/Dreck fest und es entsteht ein Schmirgeleffekt. Der Schleifstaub der dann beim Ausscheuern entsteht verstärkt diesen Effekt.
 
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Tilia

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Ja @welaloba das hab ich mir schon gedacht. Und kanns auch irgendwie verstehen.

Schon etwas unbeholfen in den Wald (ins Forum) gerufen der Beitrag. Schade ist, dass dabei der Austausch etwas verlorengeht. Denn es gäb ja durchaus noch mehr dazu zu sagen. Z.B. auch, dass je nach Wert und Ausführung eines Möbels, auch Birnbaum, Apfel oder andere feinporige Harthölzer ganz und gar nicht zu schade sein müssen für eine klassische Schubladenführung.

Aber wir sind ja hier im Thread konkret auch bei einer Weichholzschublade. @Mathis' Version mit Aufdopplungen in Buche für die Laufleisten und Ahorn für die Schubseiten gefällt mir übrigens richtig gut.
 

Tilia

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Wegen der Druckstellen @benn1984

in den totalen Nahaufnahmen und im seitlichen Streiflicht sehen die Druckstellen glaube ich dramatischer aus als sie wirklich sind. Kann das sein? Im Größenverhältnis zum Schlüssel oder zum Ziernagelkopf jedenfalls…

Die Bearbeitung der Stellen wird nicht unbedingt einfach. Nur als Anregung möcht ich mal die Überlegung mit einbringen, dass gerade solche „Spuren“ ja auch ein Zeugnis dafür sind, dass es sich um ein altes Möbel mit einer bisher gelebten Geschichte handelt. Was hat man davon, wenn man alles blitzeblank und glatt restauriert und das ganze Möbel am Ende aussieht wie frisch aus dem 3D-Drucker?

Wäre es eine Überlegung,
oder sind die Stellen am Original doch wirklich so arg und störend?
 

welaloba

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Tilia hat ja recht, was den Austausch betrifft. Ich bin dann noch mal bei den Laufleisten. Wenn ich also erstens fürs Museum arbeite, ersetzte ich die Fichtelaufleisten möglichst unsichtbar wieder mit gut vergleichbarer Fichte, ebenso die Schienen, wenn sie sich denn ausbauen lassen. Zweitens Museum: Schiefhängende Schubladen dokumentieren Zeitgeschichte und dürfen so bleiben, sie werden eh nicht benutzt.
Wenn ich einen Kunden glücklich machen will, baue ich die Schienen aus dem Gehäuse, wenn denn auf irgendeine Art und Weise die Rückwand rausgeht. Schneide ab, was abgenutzt ist und ersetzte mit feinporiger Buche. Das gleiche passiert mit den Schubladenseiten, die schneide ich auf der Kreissäge bis kurz vorm Schlitz ab und ersetze mit feinporiger Buche. Bisschen Wachs oder Kernseife lässt die Schubkästen perfekt laufen. Ähnliches kann gelten für die Streifleisten, die ich auch schon zu ersetzen hatte.
Wenn einer behauptet, es sei ihm zu schwierig, das bisschen Buche für den Zweck zu besorgen, dann fände ich das wirklich schade. Wahrscheinlich würde die Angelegenheit auch mit Eiche funktionieren. Meins wäre das nicht.
Schönen Gruß von Werner
 

Tilia

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@benn1984 wie siehts denn aus mit den Dellen/Druckstellen? Besteht da noch weiterer Klärungsbedarf?

Wenn Sie bearbeitet werden sollen würde ich da momentan so etwa zwei Optionen sehen - einen aufwändig/komplizierteren Weg, dafür hochwertig, und eine andere, einfache und eher pragmatische Lösung.
 

Paulisch

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Tilia hat ja recht, was den Austausch betrifft. Ich bin dann noch mal bei den Laufleisten. Wenn ich also erstens fürs Museum arbeite, ersetzte ich die Fichtelaufleisten möglichst unsichtbar wieder mit gut vergleichbarer Fichte, ebenso die Schienen, wenn sie sich denn ausbauen lassen. Zweitens Museum: Schiefhängende Schubladen dokumentieren Zeitgeschichte und dürfen so bleiben, sie werden eh nicht benutzt.
Wenn ich einen Kunden glücklich machen will, baue ich die Schienen aus dem Gehäuse, wenn denn auf irgendeine Art und Weise die Rückwand rausgeht. Schneide ab, was abgenutzt ist und ersetzte mit feinporiger Buche. Das gleiche passiert mit den Schubladenseiten, die schneide ich auf der Kreissäge bis kurz vorm Schlitz ab und ersetze mit feinporiger Buche. Bisschen Wachs oder Kernseife lässt die Schubkästen perfekt laufen. Ähnliches kann gelten für die Streifleisten, die ich auch schon zu ersetzen hatte.
Wenn einer behauptet, es sei ihm zu schwierig, das bisschen Buche für den Zweck zu besorgen, dann fände ich das wirklich schade. Wahrscheinlich würde die Angelegenheit auch mit Eiche funktionieren. Meins wäre das nicht.
Schönen Gruß von Werner
Eiche würde ich für Laufleisten/Streichleisten oder generell für Züge strickt vermeiden. Bei Eiche kann es passieren das sich Spreißel ineinander arbeiten und die Züge Rauh werden.
Mit freundlichen Grüßen Pauli
 
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