Hallo Dirk!
Zuallererst mal ist zu sagen, dass es schöne möbelstücke sind. Ich würde so in etwa auf anfang 1900 tippen. Vielleicht auch später, so bis 1930.
Nun kommt es drauf an wie "neu" es wieder werden soll. Um es "nur" aufzufrischen, würde es reichen die stücke ein paar mal dünn einzulassen. Hinweise dazu findest du im beitrag "wasserflecken auf nussbaum". Dabei müssten die meisten flecken halbwegs verschwinden. Die lackoberfläche sieht ansonsten auf den fotos noch halbwegs intakt aus.
Um die stücke zu restaurieren bedarf es etwas mehr arbeit, wobei auch schon einige erfahrung nötig ist. Die glatten flächen würde ich abschleifen. Ein schwingschleifer mit nicht zu grobem papier ist in diesem fall einem excenterschleifer vorzuziehen, da der schwingschleifer nicht so viel material abnimmt. Papier ab 120 und feiner. Verklebt zwar schnell, aber du schleifst nicht so schnell durch. Ich glaub aber auch dass du mit einem schleifklotz und per hand guten erfolg hast, da schellack eigentlich sehr spröd ist und durch die erwärmung durch schleifmaschinen das papier noch schneller verklebt. Vom ablösen mit spiritus und stahlwolle halte ich auf den geraden flächen weniger. Das verschmiert mehr als man herunterbekommt. Ist aber einen versuch wert.
Am besten wär es natürlich den lack mit der ziehklinge abzuziehen. Doch so einfach dieses stück blech ausschaut, es hat so seine tücken in der handhabung, vor allem beim schlärfen, und ist deshalb für laien weniger geeignet.
Die geschnitzten teile sind die eigentliche herausforderung. Hier ist vielleicht spiritus wirklich die beste lösung. In den ecken, kanten und vertiefungen wird aber nichts anderes übrig bleiben, als mit irgendwelchen spitzen gegenständen den lack abzukratzen. Bin gespannt welches holz da hervorkommt. Kann sein dass es irgendwas leicht zu schneidendes (z.b. linde) ist, und es wieder gebeizt werden muss.
Als abschliessenden schliff für alles würde ich 150 oder 180 empfehlen.
Das abschliessende lackieren muss letztendlich wirklich ein profi übernehmen. Ich repariere/ restauriere zwar hauptberuflich sessel, und bessere auch immer wieder schellackoberflächen aus, wúrde mich aber nicht über deinen tisch und schrank trauen.
Also profi bezeichne ich restaurateur oder einen tischler der sich mit so etwas abgibt, aber keinen maler. Die sind profis in anderen bereichen.
Möbel aus der angegebenen epoche sind zwar derzeit im antiquitätenhandel "nichts wert", aber trotzdem sind der tisch und schrank zu schade um verpfuscht zu werden.
Ich hoffe ich habe dich nicht allzu sehr mit dem arbeitsaufwand geschreckt.
Viel spass
gerhard