Reparatur IKEA Armlehnstuhl

conny_g

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Hallo zusammen,

um auch mal wieder was zu posten ein "Mikro-Projekt" :emoji_slight_smile:
Habe nicht alles fotografiert, hatte eigentlich nicht vor das zu dokumentieren. Aber wenn einen das Ergebnis freut, dann möchte mans dann doch posten...

Meine Frau hat für den Balkon eine IKEA Garnitur quasi gratis geangelt und natürlich ist die dafür nicht mehr in neuwertigem Zustand - das Holz ist an kritischen Stellen schon etwas morsch und so brechen beim Armlehnstuhl nacheinander die Latten der Sitzfläche aus.
Nach Inspektion des Schadens erschien es mir nicht sinnvoll da irgendwie dran rumzufräsen und Teile einzuleimen - das war schon zu grossflächig morsch. Und die ganze Fläche hat sich sowieso schon geworfen und sitzt sich unbequem. Also beschloss ich die Sitzfläche einfach neu zu machen.

Als Ausgangsmaterial diente ein 2 Meter 50x70 Douglasie-Balken, der vom Hochbeetbau übrig blieb und schon lange herumsteht.
Den habe ich passend abgelängt für die verschiedenen Leisten und mit der Tischkreissäge so in Scheibchen geschnitten, dass meine Teile von 21mm und 16mm Dicke dabei rauskamen. Hätte ich auch mit der Bandsäge machen können für dünnere Schnitte, hätte aber jeweils kein einziges Teil mehr rausgebracht und das Holz hat auch so locker gereicht.
Alle Latten mit 4mm-Fräser abgerundet.

Spannend war dann wie ich die Zapfenverbindungen machen würde. Da habe ich dann festgestellt, dass 10mm Zapfen genau passen und dass das die Dicke des dicksten Domino-Fräsers ist. Und dann war noch ein schöner Zufall, dass der breiteste Schlitz, den die Domino kann genau für die schmalen Latten passte.
Für die breiten Latten musste ich dann einfach in ca. 10mm Abstand 2x fräsen, dann passte das auch.
Die Schlitze waren also schon mal gelöst.

Für die Zapfen entschied ich mich das mit der Tischfräse zu machen und einfach auf der Längsseite entsprechende Falze zu fräsen.
Brauchte für die Feineinstellung eine Testserie. Danach dann dasselbe mit der Schmalseite.
Dann Abrunden der Zapfen mit der Raspel - das war der aufwändigste Teil jeden Zapfen zum passen zu bekommen.

Dann alle Teile schleifen, verleimen mit Soudal 40 PU-Leim und Lasieren mit palisanderfarbener 08/15-Farbe aus dem Baumarkt.

Zeitaufwand: 3 Abende je ca. 2-3h
Stundenlohn darf man da gegen die 50 Euro, die so ein Stuhl neu kostet nicht rechnen... :emoji_slight_smile:

Der zeitaufwändigste Teil (60-70%) war die "improvisierte" Schlitz & Zapfen-Verbindung.
Da würde ich mir das nächste Mal eine sehr viel schnellere Methode für die Zapfen ausdenken wollen.
Wie macht ihr das?

Ciao,
Conny


Die defekte Sitzfläche.
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Douglasie-Balken zerteilt und in Scheibchen geschnitten. Erste Zapfen-Fräsungen.
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Fertig zum Schleifen und Verleimen.
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Stuhl wieder voll funktionsfähig.
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U.Tho

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Konsequenterweise hätte ich aber den Rest vom Stuhl auch lasiert. (Vorher schleifen)
 

Lorenzo

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Find ich gut Conny!
Den ganzen Stuhl auf neu machen wäre sehr viel mehr Arbeit. Viele Ecken, Kanten und schmale Zwischenräume, sehr undankbar das alles zu schleifen. Hät ich auch nicht gemacht.. :emoji_wink:
 

conny_g

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Konsequenterweise hätte ich aber den Rest vom Stuhl auch lasiert. (Vorher schleifen)

Ja, das könnte man machen. Das wäre dann aber auch auf Tisch und die große Bank übergesprungen und ein grosses Renovierungsprojekt geworden. Wollte ja nur kurz den Sitz reparieren :emoji_slight_smile:
Machen wir schon noch, aber mal separat.
 

conny_g

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Für zukünftige Schlitz & Zapfenverbindung dieser Art in größerer Stückzahl denke ich grad drüber nach, ob ich mir das Leigh FMT in vereinfachter Form nachbauen soll.
https://www.leigh.de/schlitz-und-zapfenfraesgeraete-technik.htm

Das ist ja mechanisch einfach ein "Pantograph" der das Template 1:2 auf den Fräser abbildet.

Wäre ja etwa sowas:
- Kasten aus Holz als Basis (mit Sockel zum auf den Tisch klemmen)
- 2 Lagen Plexiglas obendrauf wo rechts die Zapfenführung "linear" drin ist und links ein Platz wo man ein 3D gedrucktes Schlitz/Zapfen-Template einlegen kann
- Plexiglas für die Montage der Fräse, die dann rechts und links jeweils den Zapfen hat

Plexiglas, weil das auch dünn (2-3mm) schon eine hohe Steifigkeit hat und ich es einfacher mit dem Lasercutter bearbeiten kann als z.B. Alu.
 

Lorenzo

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Wie ist denn deine Maschinenaustattung sonst? Man kann mit der Kreissäge gut zapfen, oder auch mit nem Frästisch oder noch besser (vor allem bei größeren Werkstücken) mit der Tischfräse.
Die Templates musst du für jede Zapfengröße neu machen, bis dahin hast du auch die Säge 2 mal eingestellt (einmal Längsschnitt, einmal Querschnitt)
Ich denk das lohnt sich nur wenn man relativ häufig zapft, und am besten viele Zapfen in der gleichen Größe herstellt.
Aber es kann natürlich auch Spaß machen sich was zu bauen was man nicht so oft braucht... :emoji_wink:
 

conny_g

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Die Zapfen an sich waren ja mit dem Frästisch schnell gemacht, aber sie dann per Hand zu runden und dabei jeden Zapfen manuell zu prüfen und nachzuarbeiten....

Mir macht es mehr Spaß für 4h eine Vorrichtung zu machen als 2h die Zapfung rund zu raspeln :emoji_grin: - das hat mich enorm genervt und das schon bei 16 Zapfen.
Ich bin bei so einer "schnellen Reparatur" nicht der Typ, der sich geduldig mehrere Abende in die Werkstatt stellt und Schlitz und Zapfen mit dem Stechbeitel macht.

Und ja, natürlich - das Template müsste ich für jede Zapfengröße neu machen. Mit einem 3D Drucker aber gar kein Thema: Im CAD die genauen Maße ermitteln, Template anpassen, 2h 3D Drucken, fertig.
Natürlich lohnt sich das nur, wenn man wie in diesem Fall eine Serienproduktion von eingezapften Leisten hat.
Lohnen tut es sich der gerade gemachten Erfahrung nach bereits bei 8-10 Stück, die an beiden Enden gezapft werden. :emoji_slight_smile:
 

Lorenzo

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Ganz ehrlich, auf das Geraspel hät ich auch nciht so viel Lust. Es gibt 2 andere Möglichkeiten.
Du kansst auch die Dominolöcher eckig stemmen. Das geht wirlich schnell wenn du genau das passende Eisen hast. Ich würd sagen 20 Sekunden pro Zapfloch, und dann hochgerechnet auf die 20 Zapflöcher.. in ner Viertel Stunde erledigt.
Oder, wird nie mehr jemand sehen, und macht an der Stabilität auch nicht viel aus. Du sägst deine Zapfen an den vier Ecken unten am Zapfengrund ein wenig ein, setzt oben am Hirnholz des Zapfens ein Stemmeisen an, und klopfst einmal drauf. Dann hast du zwar keine so schöne Rundung, aber in nullkommanix passt der Zapfen dann ins Dominoloch.

Ich gehör zu denen die das gerne von Hand machen, aber ich kann so Vorrichtungen durchaus was abgewinnen. Vor meiner ersten Schlitz und Zapfen Verbindung hab ich den Pantorouter von Matthias Wandel gebaut. Und dann nie ernsthaft eingesetzt und wieder verkauft.
Ich schau mir aber auch gern an was du dir für den Selbstbau ausdenkst.
 

conny_g

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Mal ein bisschen in Fusion 360 rumgezeichnet...

Holzbox / -block mit gefrästen T-Nuten - das böte alle Möglichkeiten das zu fräsende Objekt irgendwie zu fixieren.

Oben drauf 2 Plexiglas-Platten, unten 3-4mm, drüber 4mm.
In der Mitte das Fenster durch das gefräst wird.
Rechts die Nut in der der rechte Dorn läuft.
Links kommt das Template rein.

Etwas weiter oben dann die Plexiglasplatte auf der die kleine Makita Oberfräse sitzt, mit den 2 Dornen jeweils rechts und links.
Da bräuchte es noch einen Haltegriff links.

Gespart hab ich mir jetzt bei dieser "Skizze" auch die Halteschrauben mit Langlöchern für die Plexiplatte und die Bohrungen für die Schrauben der Oberfräse. Da muss man bestimmt auch in den Maßen noch nacharbeiten.

Das ist jetzt praktisch die Essenz der Vorrichtung von Leigh, ein paar nette Features fehlen zB. zur Ausrichtung der Fräsung oder Komfort beim Spannen.
Sieht eigentlich ganz machbar aus, braucht jetzt noch Verfeinerung in der CAD-Zeichung für ein paar Details.
Ich lass das mal sacken, ob ich darauf Lust habe :emoji_slight_smile:
 

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conny_g

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Hallo,
dafür gibt es von Guido Henn die Zauberkiste:
https://www.holzwerken.net/artikel/archiv/fraesen-leicht-gemacht-die-zauberkiste

Beste Grüße - Haarald


Ja, fast. Ein wesentlicher Unterschied, wo mir die Leigh besser gefällt, ist, dass die Leigh als Pantograph arbeitet und ich für den Zapfen eine Vorlage habe, die ich aussenrum umfahren kann. Während die Zauberkiste ein Inlay als Template hat, dass ich supervorsichtig an der Aussenkante abfahren muss - und wenn ich abrutsche ist mein Zapfen im Eimer.

Dann sowas war auch mein erster Gedanke und genau das wäre mir nicht idiotensicher genug :emoji_slight_smile:
 

Holzrad09

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Da würde ich mir das nächste Mal eine sehr viel schnellere Methode für die Zapfen ausdenken wollen.
Wie macht ihr das?
Diese Minizapfen kann man schnell auf der Säge machen
DSC_0190.JPG DSC_0191.JPG

Aber auch auf der Fräse ( Frästisch geht auch )
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Die Stemmlöcher hätte Ich mit der Stemmmaschine gemacht, da braucht man auch anschließend den Zapfen nicht rundraspeln.
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Dann hätte Ich alle Brettchen auf der Kantenschleifmaschine vorgeschliffen und zum besseren anfädeln eine kleine Fase an die Zapfen geschliffen.
Muss man dann natürlich mit dem rausquellenden PU Leim aufpassen, wenn die Stühle nicht bewittert werden, reicht auch ein normaler D3 Weißleim.
LG
 

conny_g

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Diese Minizapfen kann man schnell auf der Säge machen
...

Aber auch auf der Fräse ( Frästisch geht auch )
...

Die Stemmlöcher hätte Ich mit der Stemmmaschine gemacht, da braucht man auch anschließend den Zapfen nicht rundraspeln.
...

Dann hätte Ich alle Brettchen auf der Kantenschleifmaschine vorgeschliffen und zum besseren anfädeln eine kleine Fase an die Zapfen geschliffen.
Muss man dann natürlich mit dem rausquellenden PU Leim aufpassen, wenn die Stühle nicht bewittert werden, reicht auch ein normaler D3 Weißleim.
LG

Hallo Holzrad,

das Erstellen der Zapfen auf dem Frästisch war flott und easy, tatsächlich steckte die meiste Arbeit im manuellen Abrunden für die Domino-Schlitze.
Da liegt also der Knackpunkt für's nächste Mal.
Also entweder auch die Zapfen gleich rund fräsen können (Leigh-ähnliche Vorrichtung) oder die Schlitze eckig machen.

PU-Leim: Stuhl ist voll bewittert, deshalb waren die alten Latten ja durchgebrochen, weil das im Sinne von konstruktivem Holzschutz eine Schwachstelle ist. In den Zapfenverbindungen bleibt das wasser und verwittert das Holz.
Deshalb habe ich mir PU-Leim verleimt und eine ganze Weile den Schaum abgewischt sowie nachher den Rest abgeschliffen....

Ewig halten muss das bei meiner neuen Sitzfläche aber eh nicht, der Rest der Möbel wird schneller verrottet sein als mein Teil. :emoji_slight_smile:
 
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