Rauspund zu Platten verarbeiten

janisholz

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Hallo Holzwerker,

Rauspundbretter sollen zu Platten zusammengesetzt werden. Dazu habe mich erstmals damit beschäftigt, wie Bretter eigentlich im Baum sitzen und was man beachten muss, wenn man je nach Verwendungszweck Bretter nutzt. Interessant, was man bei der Holzwerkerei alles lernt. Aber es bleiben praktische Fragen:

Vorhaben:
Ich möchte einen Rollunterschrank für meine Kreissäge und die Fräse bauen. Ein Rahmen soll nicht hergestellt werden, sondern Holzplatten direkt miteinander verleimt, die vorher aus Rauspundbrettern erstellt werden.

Material:
Rauspund-Bretter aus Douglasie, 2,1cm x 11cm x 200cm

Fragen:
  1. Dürfen die Bretter für die Platte verleimt werden oder müssen die lose bleiben und nur gesteckt werden?
  2. Die Rauspund-Bretter sind Seitenbretter (allso kein Riffholz) und die meisten Bretter haben die Kernseite oben, nur wenige die Splintseite. Müssen Kern/Splint abwechselnd nach oben geleimt werden? Dann müsste ich noch Bretter nachkaufen.
  3. Ich will die Bretter zuerst mit +2cm Länge zusägen - leimen - und dann erst auf die korrekte Länge sägen. Oder gibt es wichtige Gründe, zuerst die volle Brettlänge zu leimen und später zu sägen? (Aus Platzgründen gefiele mir die erste Variante besser.)
  4. Über die Breite soll Holz bis zu 10% schwinden. Heißt das, dass 8 Bretter x 11cm = 88 cm um bis zu 9cm schwinden? Das würde mir dann ja die Schubladen im Schrank zusammenquetschen :emoji_frowning2:

Bin gespannt, wie es richtig geht.
Janis
 

tomkaes

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Rauhspund ist gehobeltes Bauholz mit N&F für Zimmererarbeiten,
z.B. als Blindboden auf einer Kehlbalkenlage oder Dachschalung.
Zulässig sind 18-20% Holzfeuchte im Auslieferungszustand, damit ist die Anwendung für maßhaltige Bauteile / Verleimung nicht gegeben.
Die N&F Verbindung ist mit Luft hergestellt (Nuttiefe größer wie Federlänge / untere Nutwange zurückgestzt, damit die Sichtseite beim verlegen schliesst. Das ist keine Verbindung zum verleimen.
Kauf dir ein paar preiswerte Seekiefer Sperrholzplatten, damit hast du mehr Aussicht auf Erfolg.
 

yoghurt

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Hallo Janis,
ich bin da ganz bei Thomas, kauf' Dir Sperrholz!

Ansonsten:
Holz kann in der Breite bis zu 10% schwinden und quellen, allerdings bezieht sich diese Aussage auf die Spanne vom Fasersättigungspunkt (30%HF) bis zur Darrtrockenheit (0%HF). Beide Werte sind in Wohnräumen nicht zu erwarten, es sei denn die Feuerwehr sieht sich gezwungen ein C-Rohr einzusetzen oder der Klimawandel führt zu Bedingungen, bei denen die Holzfeuchte nicht mehr zu unseren zentralen Problemen gehört.
Korpusse in Brettbauweise baut man üblicherweise so, dass die Kanten von Seiten und Böden vorne Längsholz zeigen. Deswegen wäre das Schwinden in der Tiefe des Korpus zu erwarten und würde die Schubkästen nicht quetschen. Ein unübersehbares Problem stellt dann die Vollholz-Rückwand dar, denn dort stoßen Längs- und Querholz auf einander. Weswegen man dort dann eben wieder Sperrholz oder ein Rahmen-Füllungssteuerung-System verwendet.
Was die guten alten Verleimregeln angeht bin ich im Laufe der Jahre vorsichtig geworden. Je tiefer man sich damit beschäftigt, desto mehr fällt auf, welche Ungereimtheiten die Literatur und Praxis mit sich bringen. Sie zu befolgen ist aber eher richtig als falsch!

Insgesamt lässt mich die Art Deiner Fragen Dir nahelegen, Dir mal den "Möbelbau" von Spannagel zu beschaffen bzw., meinetwegen aktuelleres aus dem angelsächsischen Sprachraum. Dein Anliegen einen persönlichen Kontakt herzustellen kann ich nur begrüßen. Ich hoffe es findet sich jemand in Deiner Gegend! Wir sind heute dank YouTube um einiges weiter als vor ein paar Jahren, abe es bleibt dabei, dass Wissen etwas anderes ist als Können!
 

yoghurt

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Hallo Micha,
Klar, heute geht nix mehr ohne System! Aber nur welche mit Bluetooth verwenden!
 

janisholz

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ich bin da ganz bei Thomas, kauf' Dir Sperrholz!

Gut, dass ich vor vor Beginn der Arbeit gefragt habe :emoji_slight_smile: ... noch besser wäre es gewesen, wenn ich vor dem Kauf gefragt hätte: Jetzt habe ich 20 Rauspundbretter 2,1cm x 11cm x 200cm.
Will gerade weder Blindboden der Dachschalung bauen ... und als Brennholz zu schade
... einer 'ne kreative Idee, was man daraus machen könnte?
 

raziausdud

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Hallo,

um es klar zu machen: meines Erachtens ist es kein Problem, die einzelnen Bretter mit ihren Nut und Federn zu verleimen. Dabei zumindest grob die Verleimregeln einzuhalten hast Du ia selbst erkannt.

Nur bei der späteren Anwendung solltest Du längere Strecken "Querholz auf Längsholz" vermeiden. Besonders verleimt. Verschraubung mit etwas größeren Löchern hilft. Andererseits haben wir hier Weichholz. Und ein nicht gerade riesiges Proiekt. Also ich denke für einen kleinen Korpus, der wohl auch nicht den Anspruch "künstlerisch wertvoll" erhebt, sollte das Ganze schon hinhauen.

Grüße
Rainer
 

janisholz

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Also ich denke für einen kleinen Korpus, der wohl auch nicht den Anspruch "künstlerisch wertvoll" erhebt, sollte das Ganze schon hinhauen.

Grüße
Rainer

Danke für diese Sichtweise. Ich hatte meine Vorstellung, die Bretter zu einer Platte zu verleimen eigentlich schon verworfen ... aber Du erinnerst mich praktisch daran, um was es für mich als Anfänger geht:
Handeln, versuchen und Erfahrungen sammeln ... auch wenn etwas in die Hose geht.

Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich etwas neu machen muss ... und ein paar billige Rauspundbretter vernichtet sind. Und die Zeit zählt nicht ... ist Lehrzeit :emoji_slight_smile:

um es klar zu machen: meines Erachtens ist es kein Problem, die einzelnen Bretter mit ihren Nut und Federn zu verleimen. Dabei zumindest grob die Verleimregeln einzuhalten hast Du ia selbst erkannt.

Splint an Splint und Kern an Kern ist klar. Zusätzlich mal die rechte Seite oben und mal unten? Oder ist das nicht so wichtig, da ich eh nicht genug linke Seiten für oben hätte?

Nur bei der späteren Anwendung solltest Du längere Strecken "Querholz auf Längsholz" vermeiden. Besonders verleimt. Verschraubung mit etwas größeren Löchern hilft.

Es soll ein nach vorne offener Kasten werden; siehe unten Anhang. Das heißt, ich muss mir 5 Platten zusammenleimen oder vielleicht noch eine zusätzliche Zwischenplatte (85 x 60) zwischen die beiden Seitenplatten. Die Ausrichtung der Bretter in den Platten habe ich eingezeichnet.

1. Womit werde ich eher glücklich: Alternative I oder II?
2. Die Platten werden aus Brettern geleimt, aber ist es ok, dann auch die erstellten Platten aneinander zu leimen?
3. Also, wie könnte das was werden?
 

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janisholz

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... ich vergaß:
die anderen Warnungen, Hinweise und Empfehlungen habe ich natürlich gelesen und dafür danke ich ebenfalls. Ich kan daher nachvollziehen, dass es aus Profisicht suboptimal ist, mit den Rauspundbretter einen Korpus zu bauen. Aus oben genannten Gründen, will ich dennoch daran Erfahrungen sammeln :emoji_slight_smile:

Aber vielleicht kann mir jemand zu meinem Plan (über diesem Beitrag) noch Tipps geben, damit doch was Brauchbares rauskommt :emoji_slight_smile:
 

raziausdud

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Hallo nochmal,

Variante 1, da sind Seiten, Boden und Deckel unproblematisch, werden in der gleichen Richtung schwinden oder quellen, das könntest Du auch verleimen, ich würd es mit Gehrungen 45 Grad und der Klebebandmethode machen. Rückwand schrauben, am besten mit Verstärkungsleisten so etwa 30x30mm innen an den Kanten, dann sitzen die Schrauben nie im Stirnholz, außerdem im Brett etwas weiter von der Kante entfernt, da splittert das Holz nicht mehr so leicht auf.Trotzdem vorbohren, in den Brettern der Durchlass plus 1mm, in der Verstärkungsleiste minus 1-2mm, nur dort sollen die Schrauben fassen.

Die Verstärkungsleiste wäre an Deckel und Boden parallel zur Brett-Faser, diese Verbindung könntest Du auch leimen. Daran die Rückwand nur oben und unten verschrauben dürfte statisch genügen, wenn sich die Rückwand von innen rechts und links genau an die Seitenwände anlehnt (die Rückwand verhindert das seitliche Schwanken der Konstruktion). Also die Rückwand nicht aufsetzen sondern einsetzen. So sähe man von vorn keinerlei Schrauben.

p.s. wenn die Rückwand auch noch quer verlaufend verleimt wäre, ginge meines Erachtens sogar die Rückwand oben und unten an der Verstärkungsleiste verleimt, völlig ohne Schrauben, eingesetzt wie oben beschrieben.

Wenns schwer verständlich geschrieben ist, reiche ich bei Bedarf gern eine einfache Skizze nach.

Viel Spaß und Erfolg
Rainer
 

janisholz

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Und für die Platte nehme ich die Bretter Splint an Splint - sind alles Seitenbretter mit und Kern in der Mitte.
Ist es nötig, linke und rechte Seiten abwechselnd zu legen?

Wenns schwer verständlich geschrieben ist, reiche ich bei Bedarf gern eine einfache Skizze nach.

Viel Spaß und Erfolg
Rainer

Danke. So will ich das machen.
Dein Angebot, eine Skizze nachzureichen, nehme ich sehr gerne an und warte dann noch so lange, bis ich loslege.

Gute N8
Janis
 

raziausdud

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So, hier die Skizze. Ansicht des "Holzkastens" von hinten mit der einzusetzenden Rückwand mit waagrecht liegenden Planken. Oben und unten innen die Verstärkungsleisten, Vorbohren und Verschraubung angedeutet.

Beim Zeichnen ist mir dann aufgefallen, das meine p.s.-Idee meines letzten Postings (alles Leimen) doch nicht so doll war. Die Pfeile links sollen andeuten, dass in dieser Richtung unterschiedliches Schwundverhalten zwischen Seitenwand und Rückwand vorkommen kann. Deshalb die Rückwand durch etwas größere Löcher schrauben. Die Rückwand oben und unten mit ca.1mm "Luft", rechts und links darf es passen.

Und noch eine Einschränkung hätte ich. Die 45-Grad-Gehrungsverleimung der Platten mit Klebeband und Spanngurten der Platten nur, wenn die Kanten gerade sind, also da keine leichte Berg-und Talbahn durch die einzelnen Planken drin ist. Das müsstest Du beurteilen. Ansonsten schlag ich vor, alles über Verstärkungsleisten wie bei der Rückwand gezeigt verbinden.

Das Holz vorm Verleimen und Zuschneiden ein paar Tage in der zukünftigen Umgebung akklimatisieren.

Ich hoffe, ich hab das meiste richtig bedacht, ich hab den Kopf gerade privat etwas voll. Aber ich bin sicher, größere Fehler werden die anderen Forums-Teilnehmer mir/uns nicht durchgehen lassen ...:emoji_wink:

Grüße
Rainer
 

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janisholz

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So, hier die Skizze. Ansicht des "Holzkastens" von hinten mit der einzusetzenden Rückwand mit waagrecht liegenden Planken. Oben und unten innen die Verstärkungsleisten, Vorbohren und Verschraubung angedeutet.

[...]

Grüße
Rainer

Danke schön, jetzt ist es ganz klar.

Ich glaube, ich muss mir doch einmal wenigstens ein kleines Büchlein über den Bau von Holzmöbeln kaufen, um ein paar Grundlagen (Verleimregeln, geeignetes Holz, Oberflächenbehandlung) zu lernen. Im Internet muss man sich die Dinge fragmenthaft zusammensuchen und bewerten, ob sie richtig oder falsch sind. Spannagel "Möbelbau" wird öfter empfohlen. Gibt es auch was aktuelleres empfehlenswertes, was für den Anfang gut geeignet ist?

N8
Janis
 

raziausdud

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Hallo Ianis ,
(ia, bei mir funktioniert immer noch ein Buchstabe nicht ...)

den "Spannagel" hab ich zwar auch, für mich als (so sehe ich mich) Durchschnitts-Amateur eigentlich zu speziell. Ich habe vom Inhalt vielleicht 5-10 Prozent für mich verwerten können. Grundlegende praktische Erfahrung, was man wie und wo misst, anreisst, stemmt, sägt usw. setzt der voraus.

Das Buch (nicht meines...:emoji_wink:) kannst Du Dir ia mal gebraucht kaufen, durchstöbern und eventuell (ohne großen Verlust) wieder verkaufen.

Ansonsten hier mal die Suchfunktion nach "Bücher" durchforsten. Es gibt gute Allgemein-Literatur, z.B. das Handbuch-Holzwerken.

Was mir immer geholfen hat: einfach mal die Welt durchstöbern, "abgucken". Wie sind (die heimischen) Möbel konstruiert usw. Und Fragen stellen, z.b. was passiert mit einfachen Möbeln, wenn man die Rückwand weglässt usw. (eventuell hier um Antwort bitten ...:emoji_wink:). Andere Beiträge einfach mitlesen.

Grüße
Rainer
 

janisholz

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Nun bin ich einige Schritte weiter mit meinem Multi-Funktionstisch für Kreissäge und Oberfräse.
Meine Zeichnung (erst einmal ohne Schubladen und Oberfräse) ist fertig, siehe Anhang.

Meine Rauspundbretter haben eine andere Verwendung gefunden, ich habe mir jetzt ESB-Platten geholt - OSB wollte ich nicht, um mir erst einmal keine weiteren Gedanken um das Schwinden von Quer x Längsholz zu machen.

Die Grundplatte, Rückwand und sonstigen Außenwände sind 22mm ... das sollte ordentlich stabil sein. Der Rest sind 18mm.

Bevor ich jetzt mit dem Sägen der Einzelteile beginne:

1. Das Gewicht habe ich mal durchkalkuliert: ca. 60kg!!! Habe ich es mit den 22mm Plattenstärke übertrieben? Oder ist das ein passables Gewicht?
2. Ist mit Durchbiegeproblemen bei der Grundplatte mit 1,30m Länge zu rechnen?
3. Wie Verbinden? Reicht "spaxen"? Oder Leim + Spax? Sehr lange Spaxe?

Schönes Wochenende
Janis - der mit laufender Kreissäge auf Eure Antworten hofft :emoji_slight_smile:
 

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Khartak

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Um so schwerer desto "Standfester" und stabiler. Ich finde nicht, dass du übertrieben hast. Bedenke die Wahl der Räder. Ich habe gute Erfahrungen mit denen hier:
Set 80 mm Blue Wheels Elastik Rollen als Lenkrollen 2L+2LDS Transportrollen 1A | eBay
Noch besser wären 4 fixierbare Rollen.

2. Mach zwei dicke Zargen unter der Bodenplatte, dann biegt auch nichts mehr durch.
3. Bei OSB/ESB leimen & verschrauben. Leim alleine reicht bei OSB/ESB nicht. Schrauben müssen nicht besonders lang sein. 50er reichen.
 
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