Qualitätsunterschied Trocknungsprozess von Kammer- zu luftgetrocknet

willyy

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eine Frage bzgl. des Trocknungsprozesses:

Angenommen man hat identische Holzsorten und Abmessungen, das eine wird entsprechend lange luftgetrocknet, das andere qualitativ gut kammergetrocknet.
Ich meine damit, von jemandem der es kann, nicht zu schnell mit Ruhezeiten etc. pp.
z.B. Bohlen 30 mm Eiche luft- und kammer-, oder Buche luft- und kammergetrocknet.

Würden die sich absolut identisch verhalten? Verzug nach dem Auftrennen, innere Spannungen ?
Oder nimmt das eine schneller wieder Feuchtigkeit auf als das andere ?

Grüße
Thomas
 

Andreas W.

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Hallo willyy,

ohne das objektiv belegen zu können -

Würden die sich absolut identisch verhalten?
Ja.


Verzug nach dem Auftrennen, innere Spannungen ?
Bei identischem Wuchs: kein Unterschied.


Oder nimmt das eine schneller wieder Feuchtigkeit auf als das andere ?
Bei gleichem Trocknungsgrad und identischer Umgebungsfeuchte: nein.

Ein Unterschied ist, daß Du auch mit allen Verrenkungen mittels Lufttrocknung in unseren Breiten nicht wesentlich unter 12% Holzfeuchte kommen wirst.

Gruß, Andreas
 

Friederich

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Bei langer Lagerung baut das Holz schon innere Spannungen ab. So wie jedes Material ("Kriechen")
Dürfte aber nur selten von Relevanz sein; wie z.B. bei Geigenbauern.

Kammertrocknung muss auch nicht unbedingt sein, wenn man es vor der Verarbeitung noch eine Weile im geheizten Raum lagert.
 

wasmachen

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Aus Erfahrung kann man sagen, das luftgetrocknetes Material sich ruhiger verhält. Ob das jetzt eher am gesamt langsameren Prozess liegt oder wg fehlendem/geringeren 'Feuchtigkeitsgefälle' im Inneren des Materials kann ich nicht belegen.

N 'dry aged' Steak ist auch was anderes, und wer das Steak nach dem Grillen etwas 'rasten' lässt bemerkt auch nen Unterschied....
 

magmog

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Eine „qualitativ hochwertige Kammertrocknung" bedeutet, dass optimiert nach Holzart und Stärken vorgegangen wird.
Dazu benötigt es eine entsprechende Anlage mit einer entsprechenden Steuerung und hochqualifizierte Fachleute.

Material, dass unter diesen Bedingungen nach entsprechend hochwertiger vorbereitender Aufarbeitung des Materials
getrocknet wird, mit entsprechendem weiteren Umgang bis zum Verarbeiter,
ist allen anderen Materialien in jeder Beziehung eindeutig überlegen.
Letztlich sogar preislich!
Manche Freunde aus dem Forum wurden bereits aus solchen Quellen versorgt,
ich hoffe, dass sich ihre Erfahrungen mit den meinigen treffen.
 

brubu

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Hallo zusammen
Wir kennen beides, die "qualitative Kammertrocknung" tönt sehr gut, aber meist erfolgt die bezüglich Geschwindigkeit an der oberen Grenze weil sie teuer ist. Dies kann zu Spannungen führen. Aus dem Instrumentenbau ist mir ein Betrieb bekannt der ausdrücklich luftgetrocknetes Holz verarbeitet. Aber wie die das Holz im Betrieb weiter auf die nötigen Werte heruntertrocknen ist mir nicht bekannt. Wer Zeit und Platz hat kann einfach einen entfeuchteten Lagerraum einrichten, so trocknet das Holz schonender. Selber langsam trocknen ist die andere Möglichkeit.
Wichtig ist nach der Trocknung eine gewisse Lagerzeit um die Feuchtigkeit im Inneren auszugleichen.
Unterschiedliche Versuche haben wir nie gemacht. Bei uns wird das Holz nie sofort nach dem Trocknen verarbeitet.
Gruss
 

magmog

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eine hochwertige Kammertrocknung ist so gut wie sie angewendet wird.
Dass manche pfuschen ist kein Grund sie grundsätzlich in Zweifel zu ziehen.

Gut durchgeführt wird nicht nur mit Wärme und Luft gearbeitet, es wird zwischendurch auch Wasser und/oder Dampf eingesetzt.
 

willyy

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Material, dass unter diesen Bedingungen nach entsprechend hochwertiger vorbereitender Aufarbeitung des Materials
getrocknet wird, mit entsprechendem weiteren Umgang bis zum Verarbeiter,
ist allen anderen Materialien in jeder Beziehung eindeutig überlegen.
Hallo Justus,
sowas hab ich schon öfter in versch. Threads mal gelesen, aber in welchen Eigenschaften genau ist das dann bessser? Warum ist das überlgen ?
Das versuche ich rauszufinden.
 

derdad

Moderator
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Ich habe noch in einer Zeit gelernt da war kammergetrocknet eher die Ausnahme denn die Regel. Wir haben sehr viel Massivholzarbeiten gemacht. Ich war in meinen ersten Gesellenjahren auf Türen spezialisiert. In diesen Jahren habe ich natürlich auch sehr viele Rahmentüren für innen und Haustüren angefertigt (und etliche Kastenfenster). Mir persönlich war lange gelagertes, natürlich getrocknetes Holz immer lieber als kammergetrocknetes. Gute Holzauswahl vorausgesetzt war natürlich getrocknetes spannungsärmer. Ich hatte nie Probleme mit verzogenen Türen. Probleme gab es nur, wenn ich mangels lagernder Holzart zu künstlich getrocknetem greifen musste. Bei nat.get. konnte ich bei 50er Pfosten (Bohlen) auch einseitig hobeln bis ich meine 40mm hatte. Alles blieb gerade. Bei künstl.get. musste ich immer beidseitig gleich viel entfernen, sonst war der Bogen vorprogrammiert.
Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
LG Gerhard
 

magmog

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technische Trocknung ist nicht gleich technische Trocknung,
siehe hier:

https://hugokaempf.de/holzlexikon/trockenkammer

Die Kondensationstrocknung ist durch besondere Programme der Steuerung
in den letzten Jahren zusätzlich wesentlich verbessert worden.

Bei der üblichen Trocknung, egal ob natürlich oder technisch,
wird das Holz von außen ständig trockener Luft ausgesetzt,
sodass die Oberfläche schneller trocknet als der Kern.
Der so entstehende Unterschied der Feuchtigkeit im Schnittholz von außen nach innen
treibt den Feuchtestrom ("Diffussion") im Schnittholz an, aber leider im äußeren Bereich stärker als im inneren.
Dieser Feuchtestrom behindert dabei die Erwärmung des inneren Holzes und damit dessen Feuchteverlust.
Das verlängert den Trocknungsprozess und führt zu Druck- und Zugspannungen im Schnittholz,
die zu einer schlechteren Qualität des Endproduktes führen.

Bei modernen Kondensationstrocknern wird das Schnittholz in kurzer Zeit auf eine höhere Temperatur erwärmt.
Danach stoppt die Erwärmung und die Ventilaton, sodass das Schnittholz Zeit bekommt sich von der harten Behandlung zu erholen.

Die Temperatur wirkt der Feuchtigkeitswanderung entgegen. Wenn die Ventilatoren abgestellt werden, beginnt die Temperatur auf der Schnittholzoberfläche zu sinken, da die Energie genutzt wird, um das Wasser, welches aus der Schnittholzoberfläche austritt, zu verdampfen.
So findet eine Angleichung der Temperaturen innerhalb des Holzes statt.
Das Temperaturgefälle im Schnittholz ändert dadurch die Richtung. Beide Kräfte arbeiten nun von innen nach außen, damit erhöht sich die Geschwindigkeit der Trocknung des Schnittholzes bei gleichzeitigem Ausgleich.

Die kurzzeitige Wärmezufuhr ist eine Stressbelastung für das Schnittholz. Der Feuchtestrom vom Inneren befeuchtet die Oberfläche in der Ruhephase. Bevor der Feuchtegradient und das Temperaturgefälle zu weit abfallen, beginnt ein neues Trocknungsintervall.
Dieser Wechsel erfolgt mehrmals, allerdings von komplexen Algorithmen gesteuert
die in langen Versuchsreihen entwickelt wurden und werden.

Der Erfolg dieses Verfahrens ist mir seit langem vertraut,
Fehler wie kleine Windrisse in Massen an den Oberflächen treten nicht mehr auf,
das Verziehen von hochkant getrenntem Material ist minimiert bis nicht vorhanden
wie auch das Klemmen oder Aufspreizen von Trennschnitten

Zur Mathematik der Holztrocknung gibt es eine Doktorarbeit aus 2003:

https://www.google.com/search?q=Anw...yBwY2LjE0LjG4B7UU&sclient=mobile-gws-wiz-serp
 
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teluke

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Trocknen muss man vorsichtig und mit "Gefühl"

Mein Trockner funktioniert nicht vollautomatisch.
Einstellen kann ich die Temperatur und die Laufzeit des Kompressors.
Zusätzlich habe ich in der Kammer zwei Ventilatoren mit Heizstäben hängen.

Ich gehe so vor.
Zuerst mal wird das Holz für min. 1 Jahr nach dem Aufschnitt im Freien gelagert, natürlich abgedeckt.

Dann kommt es in den Trockner.
Dort schalte ich die Heizventilatoren ein und den Kondensationstrockner. Diesen aber nur mit 25% Laufzeit.
Die Heizventilatoren schalten die Heizstäbe bei über 40°C ab und funktionieren dann nur noch als Ventilatoren.
Die Temperatur stelle ich auf 50°C ein.

So läuft der Trockner, je nach Holzdicke, 2-3 Tage.
Die Luftfeuchtigkeit bleibt in der Zeit hoch.

Dann erhöhe ich die Laufzeit auf 50% und lasse das bis zum Ende der Trocknung so.
Die Temperatur bleibt dabei auf 50-55°C. Das sorgt dafür dass da kein Schädling überlebt.

Insgesamt dauert das ca. 3 Wochen.
Dann schalte ich ab und lasse den Trockner abkühlen.
Die Luftfeuchtigkeit steigt dabei wieder an.
Das Holz hat dann 8-12% (ja nachdem wo man misst). Mir ist das trocken genug.
Das Holz verarbeite ich aus dem Trockner heraus.

Erst wenn ich wieder trocknen muss kommt der Rest raus und ins Trockenlager.

Da ich Holz aber so verarbeite dass sich dieses weiter dehnen/schrumpfen kann ist das so trocken genug für mich.
 

teluke

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In der Hauptsache Eiche von 25-45mm.
Die Startfeuchte liegt um die 15%.
 
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