PU oder Weißleim für Thekenkanten?

Werkelfrau

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Hallo,

ich arbeite im Ladenbau, unter anderem bauen wir Kühl-und Heißtheken.
Nun wurde seit Jahren an der Kantenanleimmaschine mit Weißleim gearbeitet (Meißt mit Spanplatten und Kunststoffkanten).
Ab und an gibt es scheinbar das Problem daß die Materialien -auch an den Kanten- später durch viel Feuchtigkeit am Standort aufquellen.
Nun wurde -auf Rat eines Kollege hin- beschlossen die Kanten nur noch mit PU-Leim aufzuziehen, was zum einen aufwändiger ist (Jede Kante vorher mit Trennmittel bearbeiten damit man danach nicht stundenlang putzen muß, die Maschine verdreckt/verklebt extrem), und zum anderen bin ich nicht sicher ob das wirklich sinnvoll ist.
Für den Schichtstoff wird nun Kauritleim benutzt, was mir noch einleuchtet, weil wir ansonsten D3 Weißleim nutzen.
Ich muß morgen mal nachschauen welchen Weißleim genau wir bisher für die Kanten verwendeten, aber vielleicht hat ja jemand Erfahrungswerte damit?
Bleiben die Kanten mit PU tatsächlich wasserbeständiger?

Danke schonmal und Gruß, Werkelfrau :emoji_slight_smile:
 

carsten

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Hallo

Kantenaleimmaschien und Weißleim ist mir unbekannt.
Der immer noch gängige Kleber ist EVA. Bei den Schreinern meist als Schmelzkleber bekannt. Die Verarbeitung erfolgt mit Kantenaleimmaschinen recht vollautomatisch.
Moderne Maschinen lassen sich mit Wechseleinheiten auch für PUR Schmelzkleber ausrüsten. PUR ist deutlich Feuchtigkeitsbeständiger als die klassische Schmelklebervariante. Eine Maschine mit automatisierter Trennmittelsprüheinheit und Putzeinrichtung ist bei PUR zu empfehlen.
 

Werkelfrau

ww-kastanie
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Huhu,

sorry, mein Fehler, natürlich Schmelzkleber.
Umrüsten läßt sie sich (Druck anpassen usw.), nur haben wir eben -keine- Trennmittelsprüheinheit, was das alles doch etwas aufwändig macht, vor allem bei der großen Menge an Kanten die aufgefahren werden müssen.
Eben um die Feuchtigkeitsbeständigkeit ging es mir, ob der Effekt den Mehraufwand rechtfertigt.
Aber das scheint ja tatsächlich so zu sein...
 

wasmachen

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Hab das mal mit ner Front oberhalb vom Ceranfeld probiert...

Die PU Version hat genau gleich lange gehalten wie EVA.

Ging mir darum, ob die MDF dann besser hält, bis die quellen anfängt.
 

Werkelfrau

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Hi,

wir nutzen meißt Span, bei Theken die viel Feuchte abbekommen können CDF, MDF fast nie.
Leider habe ich die Teile die aufgequollen sind nicht selbst gesehen.
Da der Schichtstoff aus Kunststoff ist, wie die Kanten, kann ja nur die Fuge von der Kante das Problem sein.
Und da ist eben die Frage ob PUR da Sicherheit gewährleistet. Doch wenn nur eine kleine Stelle der Kantenfuge in die Trägerplatte hinein zugänglich für Wasser ist dürfte der Kantenleim auch nichts mehr helfen, denk ich mal.
 

Neige

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Persönlich bin ich der Meinung, dass das Aufquellen nicht zwingend am verwendeten Leim liegt, eher daran, dass mir die Spanplatten als Träger bei Dickkanten nicht optimal scheint. Die meisten Herstelle von z. B. Arbeitsplatten fahren, wenn ich richtig liege, Kanten mit PU an.

Die Erfahrung aber zeigt mir, dass Platten mit Postformingkanten dauerhafter sind.

Daher meine ich, dass eine Platte mit Postformingkante, deren Unterseite mit feuchtigkeitsabweisendes Gegenzugpapier belegt ist, besser Feuchtigkeitsabweisend ist, wie eine SpaPla mit Dickkante und daher weniger zum Qellen neigt.
 

Werkelfrau

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Postformingkanten sind super, damit können wir aber nicht arbeiten. :/
Die Thekenelemente sind zu variabel vom Zuschnitt her (Verschiedenste Winkel, kleine Teilstücke usw.)
Also wird alles an der Plattensäge zugeschnitten und dann eben bekantet.
 

Neige

ww-robinie
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...Ab und an gibt es scheinbar das Problem daß die Materialien -auch an den Kanten- später durch viel Feuchtigkeit am Standort aufquellen.


Wie definiert sich denn ab und an? Hab ihr da Erfahrungswerte dokumentiert?
Ferner schreibst du -auch an den Kanten- wo denn noch, an Gehrungsschnitten?

Edit:
Die DIN/EN 204 sagt ja über eine wasserfeste Verleimung aus, dass D3
mit häufiger kurzzeitiger Wassereinwirkung geeignet ist und D4
für den Innenbereich mit häufig und lang anhaltender Einwirkung von abfließendem Wasser bzw. Kondenswasser geeignet ist.
Insofern vermute ich, das PU in euerm Fall auch wenig nützt. Die Kunden scheinen ja die Theken regelrecht zu fluten, oder extrem lange heißem Wasserdampf auszusetzen.
Was meine Idee jetzt wäre ist, sich mit dem Plattenhersteller in Verbindung zu setzen und da eine Möglichkeit zu erörtern, wie und in welchem Rahmen Platten "wasserfest" lieferbar wären.
 

magmog

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Guude,

Möbel btw. Innenausbau ist mit nass und Spanplatte nicht wirklich kombinierbar.

Mal Kleberhersteller nach evtl. geeigneterem Kleber befragen und in kritischen Bereichen die Auftragsmenge des Klebers erhöhen.

Zum testen ein paar Schmelzkleberstückchen tagelang in Spüliwasser aufbewahren. Manche quellen oder werden opak, andere verhalten sich neutral.
 

Werkelfrau

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@Neige: Ich müßte da mal genauer nachforschen, bei welchen Theken, bei welchen Materialien, an welchen Stellen das schon vorgekommen ist.
Ich selbst hatte nur einmal bisher Nacharbeiten, eine Front (Türen) aus MDF *kopfschüttel*.
Stattdessen nahm ich dann CDF (Laut unserem Meister feuchtebständig), Kaurit zum belegen und PUR für die Kanten.
Ich vermute vor allem bei den Heißtheken wird es problematisch wegen des Wasserdampfes.
Eigentlich ist bei solch einer großen Firma davon auszugehen daß sich Leute professionell mit solchen Problemen beschäftigen die nicht wie ich ahnungslos in einem Forum nachfragen müssen :emoji_grin:, aber es hat mich einfach mal interessiert ob es hier Erfahrungswerte dazu gibt...

@magmog: Sobald sich die Gelegenheit ergibt wollte ich tatsächlich einige verschiedene Probestücke zu testen machen. Unter anderem auch weil ich beweisen will daß, richtig verarbeitet, Sprühkleber genauso gut ist wie der Kontaktkleber den wir verwenden um z.B. 2 PVC-Platten zu verbinden.
Werden wohl so einige Teststücke *g*

Danke für die Rückmeldungen bis hierher :emoji_slight_smile:
 

Gnampf

ww-kirsche
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Die Professionalität stirbt hin und wider mal mit extravaganten Kundenwünschen oder der Kurzsichtigkeit des Planers, leider. Wenn solche Schäden öfter auftreten, sollte man die Konstruktion überarbeiten, das muss nicht am Kleber liegen. Leider bauen die Planer ihre Objekte meist nicht selber auf, sodass Fehler erst spät entdeckt werden. Im Kundenbereich kann man sich mit allen Materialien austoben aber im Arbeitsbereich gilt eher "Form Follows Funktion". Wir haben unsere Theken an den Problemstellen meist so konstruiert das Fugen vermieden und Postforming-Platten verwendet wurden. Wir waren zwar nur ein kleiner Betrieb aber die Einrichtungen waren zuverlässig.
 

WinfriedM

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Egal welchen Kleber du verwendest, es bleibt immer eine kritische Situation, die Kante wirklich 100% wasserdicht zu bekommen. Und das auch noch dauerhaft.

Genaugenommen muss ja der dünne Schichtstoff mit der Kante eine dichte Verbindung ergeben. Wegen der dünnen Klebekante keine leichte Aufgabe. Da reicht schon eine kleine Luftblase beim Auftrag...
 

Sägenbremser

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Die von dir gestellte Problematik ist uns ja nicht
ganz fremd, deine Versuche mit Sprühkleber der
üblichen Lieferanten werden sicherlich interessant.

Denke auch das wir uns zuweilen etwas zuviel Kopf
über die Anforderungsprofile machen, sprich wir bauen
unsere Möbel nach Anforderungen die wir als technische
Optimallösung betrachten, sehen aber nicht das es zur
selben Zeit zigtausende Badezimmermöbel auch richten.

Habe als Lehrling/Geselle in den ganz frühen 70ern noch
Gewerbemöbel mit Pattex Spezial+HPL gebaut. Würde ich
in der Form heute bestimmt nicht mehr versuchen wollen.
Aber vor einem Jahr habe ich in Paris eine grosse Anlage in
einem Flughafen wieder gesehen, die hat auch nur Spuren
der Zeit und wird immer noch verwendet. Es gibt in Köln
noch immer viele Textilreinigungsbetriebe die immer noch
die alten Thekenanlagen aus dieser Zeit verwenden, eine
Farbgebung im Stil der frühen 70er ist jetzt gerade wieder
sehr aktuell, orange/braun/grün kommt hier richtig gut.

Gruss Harald
 

johannes79

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Ich würde für Eure Anforderungen Platten verwenden, die feuchtebeständiger sind als normale P2 Spanplatten, z.B. P3 Spanplatten (ehemals V100) oder Multiplexplatten. Für den Korpusbau sind manche (wenige) Dekore sogar als direktbeschichtete P3-Spanplatte erhältlich.

Mit einem (korrekten) Leimauftrag mit PU-Leim an der Kantenanleimmaschine sollte dann nichts mehr passieren.
 

Hamburger Jung

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Als Trägermaterial kann ich Phonotherm empfehlen. Damit habe ich bisher gute Erfahrung gemacht.
Ähnlich wie Spanplatte zu verarbeiten und wirklich wasserfest.
 
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