Oberfläche DDR Schrankwand zerkratzt

Leas

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Hallo und Grüße in die Runde,

Ich habe mich hier ein wenig aus Verzweiflung registriert in der Hoffnung,dass mir ein paar Profis weiterhelfen können.

Es geht um eine 12-teilige Schrankwand aus DDR-Produktion, genauer gesagt aus den Werkstätten Zeulenroda das Modell Berlin.

Alle Teile sind in einem hervorragenden Zustand und wurden die letzten 50 Jahre penibel von meinen Großeltern gepflegt.

Die hochglanzpolierten Oberflächen sind quasi Kratzerfrei.
Bis zum Umzug an den neuen Bestimmungsort. Dort wollte jemand in bester Absicht das Möbel pflegen und ging mit einer dieser Standard Möbel Intensiv Pfleger auf die Oberfläche los und jetzt sind diese stellenweise stark Stumpf und an einigen Bereichen richtig zerkratzt. Gerade im richtigen Winkel sieht es schlimm aus.
Leider kann ich keine Fotos anhängen da ich noch keine bekommen habe.

Nun zu meiner eigentlichen Frage:

Weiß jemand unter euch was das für eine Oberfläche ist und ob man die ohne größeren Aufwand (heißt komplett Schleifen) wieder poliert bekommt?
Im Netz findet man erstaunlich wenig dazu.

Auf den Typenschildern steht zu den Oberflächen noch folgendes :

Material : Mahagoni
Oberflächenbehandlung : gebeizt, mattiert, poliert
Oberflächenmaterial : MICHALCARD

Ich hoffe sehr, dass mir hier jemand eventuell helfen kann, da dieses Streitbare Möbelstück enormen emotionalen Wert besitzt in der Familie.

Beste Grüße und bereits ein Danke für eure Hilfe!
 

WinfriedM

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Mal so ins Blaue geschossen: Wird recht wahrscheinlich wieder aufpoliert werden können. Also mit entsprechender Polierpaste und ggf. maschinell.

Bilder wären wichtig, um was Genaueres zu sagen.
 

Eder Franz

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Versuch es doch einmal bei: deutsche Werkstätten Hellerau, Dresden.
 

ger-247

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Versuch es doch einmal bei: deutsche Werkstätten Hellerau, Dresden.

Die sind aber mittlerweile im Luxussegment zu hause. Da kümmert sich keiner mehr um eine Schrankwand.
Es sei denn, du willst die in die Suite deiner 30m-Yacht integrieren. :emoji_wink:
Mein Dad hat daheim auch noch ein DDR-Schrankwand von NEUZERA zu stehen. Kratzer hat er dort mit Autopolitur(ich glaub Rot-Weiss) behoben.
 

Eder Franz

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Vielleicht freut sich da einer, mal etwas "Geschichte" zu erleben um macht das für eine "Blaue Kachel" fertig. Weest wiisch meene. :emoji_wink:
 

Leas

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Vielen Dank für die bisherigen Antworten, leider ließ der berufliche Wahnsinn das Thema erstmal ruhen.

Ich habe mal ein Foto der Produktbeschreibung angehängt, eventuell wird daraus jemand schlau.
Leider wird auf dem Foto absolut nicht ersichtlich, wie gravierend Stumpf die Oberflächen sind.

Ich habe an einer unauffälligen Stelle mit einer hochfeinen Lackpolitur mal etwas gearbeitet. Ergebnis :Katastrophe.

Weiterhin Danke für euren Input! IMG_20190503_001311.jpg IMG_20190502_144805.jpg
 

WinfriedM

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Ich habe an einer unauffälligen Stelle mit einer hochfeinen Lackpolitur mal etwas gearbeitet. Ergebnis :Katastrophe.

Kannst du "Katastrophe" mal differenzierter beschreiben? Was genau ist passiert und wie sieht das Ergebnis aus? Ein Bild wäre auch hilfreich.

Auch wichtig: Um welche Polierpaste handelt es sich und mit was genau hast du wie poliert?
 

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
Ich halte die Oberfläche für NC-Lack, also eine maschinell auf Hochglanz polierte Nitozellulose-Oberfläche. Wäre Zeittypisch, weil auch die Möbelindustie im Osten eher ein paar Jahre hinter dem Stand des Westens hinterher war, im Westen hätte ich jetzt auf Polyester getippt.
Die Methode ist die gleiche wie bei den hochglänzenden Radioghäusen aus den 50er und 60er Jahren, die waren auch immer NC-Lack poliert. Das Verfahren nannte sich Lackpolierverfahren.

Deswegen denke ich auch, dass man die Oberfläche am ehesten mit z.B. einer Lackpolitur wie z.B. für Autolacke wieder auf Hochglanz bekommt, auf keinen fall sollte man da mit irgendwelchen der handelsüblichen Möbelpolituren rangehen.
 

BigFossy

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Bei Lackpolituren auf für's Auto gibt es riesen Unterschiede. Vor allem bei Baumarktzeug ist meist auch Wachs oder schlimmer Silikon drin.

Woher hast du das Ardbeg A?
 

uli2003

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NC Lacke reagieren auf viele Lösemittel.
Da brauchst du schon die passende Politur.
 

seschmi

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Wenn man „Michalcard“ googled, findet man ja leider wenig, außer Erwähnungen aus den 60ern - kennt niemand einen älteren Lackierer, der die DDR Zeit noch mitgemacht hat? Wie oben beschrieben, drängen sich in dieser Zeit Polyester und Nitrolacke auf. Polyester macht auch so einen Hochglanzlook, wie er damals in war, ist aber oft sehr hart und bricht leicht.

Ob Polyester oder Nitrocellulose müsste sich doch einfach mit Nitroverdünnung testen lassen- natürlich irgendwo, wo es nicht sichtbar ist. NC-Lacke werden angelöst, Polyester nicht.

Du kannst auch mal auf der Website von König Lacke schauen:

https://www.heinrichkoenig.de/de/zielgruppe/moebeloberflaechen

Die sind spezialisiert auf Behebung von Schäden. Unabhängig von den Produkten gibt es da viele Informationen zum Thema.

Auf Nitrolack habe ich selbst ganz gute Erfahrungen mit „Schleierweg“ gemacht. Das ist einfach ein Lösungsmittel zum Sprühen, was die Oberfläche leicht anlöst und dadurch Schleier entfernt. Aber auch das unbedingt an unauffälliger Stelle probieren, das kann auch total schiefgehen. Das war aber auch nicht hochglänzend. Nitrolacke müssen ja normalerweise poliert werden, um Hochglanz zu erzielen.
 

WinfriedM

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Ob Polyester oder Nitrocellulose müsste sich doch einfach mit Nitroverdünnung testen lassen- natürlich irgendwo, wo es nicht sichtbar ist. NC-Lacke werden angelöst, Polyester nicht.

Ja, so einen Test würde ich auch machen. Ich tippe auf Nitro. Die waren zumindest in der DDR gut verfügbar.
 

fahe

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...für ganz schlimme Schäden hätte ich sogar noch irgendwo ein Glas der damals üblichen NC-Mattine rumstehen. Nein, ist nicht ernst gemeint, ich habe keine Ahnung, was das Zeug die letzten 30 Jahre für ein Eigenleben im Glas entwickelt haben mag. Ich verpasse nur immer das Schadstoffmobil...:emoji_wink:

Ich kenne aus der Zeit sowohl NC-Lackierungen, als auch UV gehärtete Polyesterlacke. Auch die letzteren wurden zumindest an den Fronten meist noch einmal mit einem NC/CN-Lack ablackiert. Vom Bild her würde ich sagen, relativ eindeutig nur NC-Lack.

Der mag viele Sachen nicht, beispielsweise auch Silikonöle, die in heutigen Möbelpolituren oft enthalten sind. In Verbindung mit ungeeigneten Tüchern, bspw. haushaltsüblichen - viel zu groben - Microfasertüchern, hat man dann schnell ein verheerendes Ergebnis.

Dein Eingangspost klingt jetzt nicht so, als ob Du viel Erfahrung in dem Bereich hast, ob Du Dir also bspw. ein Schleifen ab 1200er Körnung aufwärts getrauen würdest...:emoji_wink: Weil: glänzend und transparent wird es wohl erst wieder ab Körnung 2000. Das würde ich auch erst als ultima ratio sehen.

Ich würde erst einmal dem Lackreiniger von Joha eine Chance geben. Der ist für solche Fälle bewährt, und es gibt ihn auch in sehr kleinen Gebinden.

Eine sehr gute Übersicht zur Pflege der verschiedenen Lacke findest Du hier.

PS: Glücklicherweise sind die Geschmäcker verschieden. Abgesehen vom ideellen Wert wegen Oma und Opa würde ich sowas im Kleinanzeigengrab zum Verschenken inserieren... in der Hoffnung, dass sich einer findet, der das Ding ohne mein Zutun die Treppe runterträgt...:emoji_wink:
 

WinfriedM

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keine Ahnung, was das Zeug die letzten 30 Jahre für ein Eigenleben im Glas entwickelt haben mag

Bei NC-Lacken dürfte es wie mit Schellack sein: Ist ja nur ein Feststoff in Lösemittel aufgelöst. Kannst du also vermutlich nach 50 Jahren mit Nitroverdünnung wieder passend dünnflüssig machen und dann funktioniert das wieder.
 
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