Nut- und Federbretter herstellen

huggi

ww-fichte
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Profilierte Nut- und Federbretter aus dem Baumarkt besitzen auf der Rückseite zwei dünne Einschnitte. Welche Bedeutung haben diese?
Wenn ich selber Nut- und Federbretter für die Wandverkleidungen (nicht profiliert) anfertige, sollte ich diese feinen Schnitte auch anbringen?
Mit welchem Sägeblatt macht man dies am Besten?
Danke für die Antworten
 

Norbert

ww-robinie
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Hallo huggi,

die Einschnitte sind deswegen vorhanden damit sich die meist papierstarken "Bretter" (14 oder gar 12 mm) nicht übermäßig wölben. Dies auch im Hinblick darauf, daß diese Bretter i.d.R. durch Klammern an der Nutseite gehalten werden, wo die haltende Wangenstärke inzwischen bis auf 3 mm hinunteroptimiert wurde. Außerdem sind die Bretter, damit es husch, husch geht meist auch erheblich zu breit (> 120 mm), wodurch die Haltekräfte (auf die Fläche bezogen) weiter herabgesetzt werden.

Bei eigener Herstellung solltest Du aus zölligen (26 - 27 mm) Brettern gehobelte Ware herstellen, also etwa 24 mm Endmaß. Dann sind Nut und Nutwangen automatisch erheblich dicker; etwa 10 / 7 / 7 mm für obere Nutwange / Nut / untere Nutwange.

Dafür gibt es dann aber keine Klammern. Deshalb: Bretter schrauben. Aber: auf der Federseite, weil die Schraube dort mehr "Fleisch" vorfindet. Dazu: 3-4 mm Loch in der oberen Innenecke der Feder schräg vorbohren und ansenken. Die Schraube zieht so das Brett an das vorige an (trotzdem Brett vorher ankeilen) und der Schraubenkopf wird durch das nächste Brett verdeckt. Wenn Du dann noch trockenes Holz und Breiten bis zu 100 mm wählst passiert sicher auch ohne Einschnitte nicht viel.

Daher: nur ausreichend getrocknetes Holz verarbeiten. Die Rohbretter also vorher einige Tage bis Wochen luftig gestapelt akklimatisieren lassen!

Wenn jedoch die Bretter im Raumklima noch deutlich weiter herabtrocknen ist auf folgendes zu achten:

Rechte Seite (= Seite zur Stammitte) als Sichtseite ergibt bei Trocknung eine konvexe (hochgewölbte) Oberfäche mit der Gefahr, daß sich in Brettmitte Fasern lösen können. Hier helfen Entlastungsschnitte auf der Rückseite nichts, sondern erleichtern das Werfen sogar.

Linke Seite als Sichtseite ergibt eine konkave (geschüsselte) Oberfläche. Letzteres wird i.a. vorgezogen, da die Brettkanten durch die Montage fixiert sind und der Effekt dadurch vermindert wird. Hier reduzieren Entlastungsschnitte (Tiefe ca 1/3 bis 1/2 Brettstärke) die Verzugskräfte deutlich. Die Breite des Schnittes spielt nur eine untergeordnete Rolle; d.h. normales Längsschnitt- oder Universalblatt mit 3,2 mm Breite ist o.k.

Gruß

Norbert
 

Rolfhert

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Hallo Norbert,
hast Du auch eine Empfehlung fürs Fräsen der Nuten?

Rolf
 

Norbert

ww-robinie
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Schalungsfräser

Hallo Rolf,

seit Jahren verwende ich den Nut- und Federfrässatz von Felder (http://miller.felder-gruppe.at/?page=shop_node&node=893) und bin sehr zufrieden damit. Es lassen sich damit Profilbretter mit einfacher Fuge, mit angefaster Fuge und mit breiter angefaster Fuge in zwei Arbeitsgängen (1 x Nutseite, 1 x Federseite) aus gehobelten Brettern herstellen (siehe Querschnitts- und Maßbilder auf der obigen Seite).

Ich habe ihn für viele qm Fußbodenbretter und Parkettstäbe, viele qm Innenverschalung und auch für das Fräsen der Giebel-Außenbekleidungen in Boden- Deckelschalung (mit eingeschobenen Deckleisten) verwendet und ihn sogar schon an Schreiner verliehen.

Ein Vorteil ist auch, daß die Nutbreite durch Einsatz eines anderen Nutfräsers gleichen Durchmessers variiert werden und damit der Brettstärke entsprechend gewählt werden kann.

Im Prinzip sind alle diese Profilformen aber auch durch Nut-, Falz- und Fasefräser in aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen zu erreichen (Nutseite zuerst fräsen). Bei Fußbodenbrettern/Parkettstäben solltest Du darauf achten, daß die untere Fuge ca 1 mm beträgt, damit die obere Fuge dicht schließen kann. Auch sollte die Nut ca 0,5 - 1 mm tiefer sein, als die Feder erfordert. Damit sich die Bretter gut zusammenfügen lassen sollte die Feder mindestens 0,2 mm schwächer sein als die Nutbreite.

Weitere Hinweise:
1. ein Fräsanschlag mit Anschlagbrücken ist sehr hilfreich
2. ohne Vorschubapparat sollte man ein solches Vorhaben lieber bleiben lassen

Gruß

Norbert
 

Rolfhert

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Nut - Feder fräsen

Das heist, mir dem selbstgebauten Frästisch kann ich es vergessen -oder?

Rolf
 

Norbert

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Hallo Rolf,

nicht ist unmöglich, aber Du wirst eine Menge Zeit pro qm fertige Schalung benötigen.

Und bedenke: die zu leistende Zerspanungsarbeit ist erheblich, d.h. selbst eine 2000 W Oberfräse wird im Dauerbetrieb bis zur Leistungsgrenze betrieben (Wärmeentwicklung der Maschine beachten). Die Standzeit der kleinen Fräser könnte je nach Holzart auch zum Problem werden, daher regelmäßig die Schneiden mit Entharzer reinigen.

Ich bin allerdings auch der Meinung, daß man suboptimales Werkzeug durch vermehrten Zeiteinsatz kompensieren kann. Mein Rat: probier es einfach mal, und denke daran: in der Ruhe liegt die Kraft.

Gruß

Norbert

P.S.: Sorge dafür, daß die Bretter in der Höhe nicht auswandern können (Andrückvorrichtung, Rollböcke), damit sie später auch gut zusammengefügt werden können.
 
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