Notwendigkeit u. Dimensionierung Gratleisten/Zarge für Tischplatte

sebasdf

ww-pappel
Registriert
8. September 2013
Beiträge
5
Hallo zusammen,

ich haber vor, einen Esstisch aus einer Buche Leimholzplatte zu bauen. Die geplanten Dimensionen wären 2400x1000x40mm mit in Längsrichtung durchgehenden Lamellen.
Das Design soll ungefähr in diese Richtung gehen. Die Tischplatte würde ich als fertige Leimholzplatte kaufen.


Für den Entwurf stellen sich mir jetzt folgende Fragen, die ich mangels Erfahrung nicht einschätzen kann:

1. Wird sich die Tischplatte bei diesen Dimensionen unter Eigenlast merkbar durchbiegen? Die Kufen könnte man ja um das zu minimieren in den Bessel-Punkten unterbringen (wären ca. jeweils 50cm vom Plattenende), reicht das?
Falls nein, würde ich die Kufen etwas weiter nach außen setzen und dazwischen mittig eine Zarge setzen, wäre das eine akzeptable Lösung?

2. Die Gestellkufen ließen sich als "angeschraubtge Gratleisten" zweitverwenden. Reicht das bei diesen Dimensionen zur Stabilisierung? So aus dem Bauch raus wäre ich bei 40mm eher skeptisch, zumal die Gestelle in Querrichtung 25cm von der Kante entfernt enden sollen.
Falls nein, wie viele und wie starke Gratleisten würde die Platte benötigen? Standardmaß scheint Leistenhöhe 1,5 mal Plattenstärke, 1/3 der Plattenstärke eingenutet sein. Würden da 2 Gratleisten (jeweils bei den Gestellkufen) ausreichen?


Vielen Dank für alle Antworten,

Sebastian
 

IngoS

ww-robinie
Registriert
5. Februar 2017
Beiträge
8.978
Ort
Ebstorf
Hallo,

du kannst doch die oberen Teile des Fußgestells länger machen.
So hast du dann zwei untergeschraubte Stabilisierungsleisten.
Da reichen auch 40 mm Dicke aus, weil die ja wesentlich breiter sind, als eine normale Gratleiste.
Wenn du, wie geplant, die Fußrahmen 50 cm vom Ende positionierst, wird sich die Platte auch nicht biegen,
Die große Auflagefläche auf dem Fußboden neigt zum Wackeln, wenn der nicht ganz eben ist.

Gruß

Ingo
 

AhornBay

ww-esche
Registriert
19. März 2015
Beiträge
596
Schönen guten Morgen Sebastian,
auf dem von Dir verlinkten Bild ist das schlecht/unzureichend zu erkennen.

Gibt es eine Zarge an dem Tisch?

Wenn nein, stellt sich für mich die Frage, wie die Stabilität in Längsrichtung hergestellt werden soll.

Wenn die Tischbeine in Langlöchern mit der Tischplatte verbunden werden und an diesen beiden Stellen dann die Platte halten, übernehmen sie an diesen Stellen die Funktion der Gratleisten. Hält wahrscheinlich auch.

Mir waren aber beide oben genannten Punkte (fehlende Zarge & nur zwei Gratleisten) zu heikel (es steckt doch zu viel Geld & Arbeit drin) und habe sowohl eine Zarge und mehrere Gratleisten eingebaut. Wenn - wenigstens - eine Zarge eingebaut wird, könnte man auch auf die weiteren Gratleisten verzichten und die Platte mit Nutklötzchen an der Zarge befestigen - und so die Gratleistenfunktion übernehmen lassen.

Wie ich das Thema gelöst habe ist auf dem Blog zu sehen: https://holzwerkstattblog.com/projekte/2015-2/esszimmertisch/

Herzliche Grüße

Tom
 

IngoS

ww-robinie
Registriert
5. Februar 2017
Beiträge
8.978
Ort
Ebstorf
Hallo nochmal,

hüte dich davor, quer zur Faserrichtung irgendwo in Tischmitte Einfräsungen für Gratleisten, T Stahl Schienen oder ähnliches vorzunehmen.
Die Stabilität der Platte wird dadurch erheblich geschwächt, du erhältst geradezu eine Sollbruchstelle.
Bei der Befestigung des Fußgestells an der Platte solltest du die Schrauben seitlich versetzen, um eine Bessere Seitenstabilität zu erreichen.

Gruß

Ingo
 

AhornBay

ww-esche
Registriert
19. März 2015
Beiträge
596
Hallo Ingo,

zu Deiner Bemerkung

"hüte dich davor, quer zur Faserrichtung irgendwo in Tischmitte Einfräsungen für Gratleisten, T Stahl Schienen oder ähnliches vorzunehmen.
Die Stabilität der Platte wird dadurch erheblich geschwächt, du erhältst geradezu eine Sollbruchstelle."

meint ein gewisser Herr Spannagel

"Eine weit vollkommenere Art, Brettflächen geradezuhalten und sie dennoch quellen und schwinden zu lassen, stellt die Anwendung der Gratleiste dar. Sie findet deshalb nur bei nichtabgesperrten, massiven Brettflächen, {...} Anwendung. {...} Die Gratleisten werden immer nur quer zur Langholzfaser eingeschoben."

Herzliche Grüße

Tom
 

carsten

Moderator
Teammitglied
Registriert
25. August 2003
Beiträge
18.542
Alter
50
Ort
zwischen Koblenz und Wiesbaden
Hallo

ich glaube Ingo meinte das explizit mit Tischmitte nicht allgemein Gartleiste.
Hab ich auch noch nie gesehen dass die Gartleiste in der Mitte einer Platte liegt.
Das hier die statisch ungünstigste Stelle ist eine horizontale Platte zu schwächen bruacht man wohl nicht näher erleutern
 

AhornBay

ww-esche
Registriert
19. März 2015
Beiträge
596
Hallo Carsten,
die Tischmitte zu schwächen ist tatsächlich ein Thema.

Der Themenersteller möchte eine 4 cm starke Platte 2,4 m lang bauen. Rechts & Links die Tischbeine; d.h. freitragend so etwa 2 m. 1/3 Gratnut - Tiefe. In Kombination mit einer Zarge hätte - ich - da keine Bedenken.

Das bei dem von mir gebauten Tisch in der Mitte noch zwei zusätzliche Gratleisten eingebaut wurden ist schlicht meiner Befürchtung geschuldet, dass die Platte nicht gerade bleibt. Heute, mehrere Jahre nach dem Bau, kann ich sagen, dass die Platte gerade geblieben ist, nicht durchhängt und nichts gerissen ist. Das in einem Raum mit Fußbodenheizung und 15 kw Ofen. Bei mir ist die Platte rd. 5 cm stark und rd. 1,8 m freitragend.

Herzliche Grüße

Tom
 

IngoS

ww-robinie
Registriert
5. Februar 2017
Beiträge
8.978
Ort
Ebstorf
Hallo Carsten,
die Tischmitte zu schwächen ist tatsächlich ein Thema.

Der Themenersteller möchte eine 4 cm starke Platte 2,4 m lang bauen. Rechts & Links die Tischbeine; d.h. freitragend so etwa 2 m. 1/3 Gratnut - Tiefe. In Kombination mit einer Zarge hätte - ich - da keine Bedenken.

Das bei dem von mir gebauten Tisch in der Mitte noch zwei zusätzliche Gratleisten eingebaut wurden ist schlicht meiner Befürchtung geschuldet, dass die Platte nicht gerade bleibt. Heute, mehrere Jahre nach dem Bau, kann ich sagen, dass die Platte gerade geblieben ist, nicht durchhängt und nichts gerissen ist. Das in einem Raum mit Fußbodenheizung und 15 kw Ofen. Bei mir ist die Platte rd. 5 cm stark und rd. 1,8 m freitragend.

Herzliche Grüße

Tom

Hallo Tom,

nur mal um das mit Zahlen zu verdeutlichen.

Wenn man in eine 4 cm dicke Platte eine 12 mm tiefe Nut in der Mitte einfräst,
wird die Biegefestigkeit mehr als halbiert. So was würde keiner freiwillig tun.
Diese extreme Schwächung müsste man mit zusätzlichen Maßnahmen wieder mühsam auffangen.
Dass dein Tisch hält, ist der 5 cm dicken Platte und der Tatsache geschuldet, dass du die , in meinen Augen unnötigen, Gratleisten nicht genau in der Mitte platziert hast.

Gruß

ingo
 

sebasdf

ww-pappel
Registriert
8. September 2013
Beiträge
5
Danke schon mal für die Hinweise.

@Ingo
Das mit der Gratleiste nicht in die Mitte hätte ich glatt nicht bedacht, obwohl natürlich offensichtlich. Die Idee mit den verlängerten Oberteilen der Fußgestelle als angeschraubte Gratleiste ist auch clever, das reduziert den Aufwand bei der Herstellung doch erheblich, die (Hobby)Tischlerehre würde ich da mal hintenanstellen.
Danke auch noch für den Hinweis auf die Auflagefläche. Der Boden dürfte aber halbwegs eben sein, so dass das mit einer Lage Filzgleiter behoben ist.

@Tom
Nutklötzchen in eine mittige Zarge wären keine Option, da ich wenn nur in die Mitte eine einzelne Zarge gemacht hätte (zwei am Rand wären optisch nicht gewünscht). Da werd ich mal noch irgendwo einen Onlinerechner suchen und die Durchbiegung kalkulieren.


Bei den Gratleisten riskiere ich es vermutlich mal mit der angeschraubten Variante und den Tischgestellen. Wie würdet ihr so aus dem Bauch heraus den Schraubenabstand wählen? zwei Reihen mit je 20cm Abstand?
Wäre es evtl. als einfach machbare Stabilisierung noch eine Idee die Tischplatte zusätzlich von unten mit Längsschlitzen zu versehen?



Grüße,
Sebastian
 

IngoS

ww-robinie
Registriert
5. Februar 2017
Beiträge
8.978
Ort
Ebstorf
Hallo Sebastian,

wenn du tatsächlich längs mittig eine Zarge anbringen möchtest (ist m. E. nicht nötig)
so wird diese natürlich nicht mit Nutklötzen befestigt, sondern einfach untergeleimt.
Die Faserrichtung ist ja die gleiche, wie bei der Tischplatte.
Hier geistert, gerade was Massivholzbau anbelangt, so einiges Halbwissen durchs Forum.

Gruß

Ingo
 

sebasdf

ww-pappel
Registriert
8. September 2013
Beiträge
5
Also mal schnell online in einem Statikrechner eingegeben (Näherung der Tischplatte als Balken sei gestattet) ergibt bei 200kg mittiger Belastung eine Durchbiegung von 1,5mm. Ich denke da werde ich auf die Zarge verzichten und mit vielleicht in dem Platz eine Unterbringung für Ansteckplatten o.ä. einfallen lassen
 

naturschreiner

ww-pappel
Registriert
31. März 2018
Beiträge
1
Netzfund

Hallo!

Es gibt Hersteller die liefern Tische bis zu 4 Meter Länge ohne Zargen und lösen das Problem mit mehreren eingefrästen und verschraubten Gratleisten aus Eisen kombiniert mit einer Verspannung (sieht auf den Bildern nach Gewindestangen od. ähnl. aus).

verspannung_gegen_durchhaengen_klein.jpg


grosse_tische_xxl_verspannung_gegen_durchbiegen_eiche.jpg


Das wäre doch auch eine Möglichkeit. Lässt sich auch relativ einfach nachmachen. :emoji_slight_smile:
Ob's dann über die Jahre auch seinen Zweck erfüllt ist eine andere Sache.
 

Herbert 10

ww-robinie
Registriert
20. Februar 2010
Beiträge
1.175
Ort
Sapparalot , die riskieren nix :emoji_grin:
Sogar Nuten gefräst um die Spannungen zu nehmen .
Bei einem reinen Massivholztisch würde mir das aber nicht gefallen .
In diesem Fall mit den Edelstahbeinen könnt ich mich sogar damit anfreunden .
 
Oben Unten