Neustart als Tischler?!

[Fliegenpilz]

Hallo und gesundes Neues Jahr!

Seit einiger Zeit denke ich über einen beruflichen Neuanfang nach und komme immer wieder auf meine Jugendidee vom Tischler Handwerk.

Allerdings bin ich über 30 und habe die letzten Jahre ausschließlich am Rechner gearbeitet (Softwareentwicklung & Design; nach Ausbildung & Studium) und merke sehr deutlich, dass ich diese Monitorarbeit nicht mein Leben lang machen kann und will.

Um mich nicht weiter naiven Hirngespinsten hinzugeben bzw. realistische Schritte planen zu können hab ich ein paar entscheidende Fragen formuliert:

1. Wie bewerten die Profis unter Euch einen so späten Einstieg?

2. Findet man noch eine Ausbildung?

3. Erlaubt es die Marktsituation überhaupt darüber nachzudenken?

4. Gibt es vielleicht unter Euch auch spät Entschlossene mit Erfahrungen?

5. Würdet Ihr so eine Person Anstellen bzw. mit ihr zusammenarbeiten wollen?


Vielen Dank und Beste Grüße!

 

[yoghurt]

Hallo,
bitte such mal gründlich! Wir hatten Deine Frage in sehr ähnlicher Konfiguration schon einmal. Ansonsten schreibe ich gerne noch mal etwas dazu....

 

[Fliegenpilz]

Ein wohlbegründeter Hinweis. Wie der Esel im Pferdestall - glaubt er doch, er sei einmalig.
Aber auch erleichternd dass andere querdenken. Danke dafür!

 

[predatorklein]

Moin

1 : kein Problem
2 : kein Problem
3 : kein Problem
4 : mit Sicherheit , da muß aber jemand anderes was zu sagen
5 : kein Problem

Im Handwerk werden händeringend GUTE Leute gesucht .
Auch und gerade als Lehrlinge , und jemanden wie dich würde ich jedem Jungspund vorziehen , einfach weil man bei dir voraussetzen darf , daß du weisst wo´s lang geht

Die Zukunft sieht für Handwerker imo nicht so schlecht aus , in 5 oder 10 Jahren werden wir das noch viel deutlicher sehen .

Ich würde dann aber auf jeden Fall den Schritt in die Selbstständigkeit wagen , muß ja nicht unbedingt gleich eine 10 Mann Schreinerei werden .

Ich kenn jetzt einige selbstständige Schreiner die für größere Schreinereien arbeiten und auch noch ihren eigenen Kundenstamm bedienen .
Werkstatt benutzt man bei Kollegen , so hat jeder was davon .
" Ich helf dir , du hilfst mir " ist da das Motto .

Locker ist die Selbstständigkeit nicht , aber alleine die Tatsache sein eigener Herr zu sein wiegt schon eine Menge auf

Ansonsten stimme ich yoghurt zu , kuck dich mal im Forum um , da gibt es einiges zu lesen

Gruß

 

[kobalt]

Hallo,

so wie Du deine Situation beschreibst, klingt das, als hättest Du dir schon reiflich Gedanken darüber gemacht. Trotzdem würde ich mir diesen Schritt überreiflich überlegen und jeden Aspekt abwägen. Hast Du Familie, Kinder? Was ist mit der körperlichen Arbeit, wenn Du mal 60 bist?

Als Softwareentwickler mit abgeschlossenem Studium kannst Du dir deine Arbeitsstelle im Moment quasi aussuchen. Und bei den oftmals hier genannten Löhnen für Gesellen scheint mir das doppelte Gehalt und mehr realistisch zu sein. Wenn nicht jetzt, dann bestimmt in zehn Jahren.

Auf welche Art wirst Du glücklicher sein?

• Deinen Wunschberuf ausüben, dafür Gehaltseinbußen hinnehmen?
• Deinen augenblicklich (etwas? sehr?) ungeliebten Beruf weiter ausüben und Dir das Holzwerken als Hobby leisten können?

Ich will dich auf keinen Fall von etwas abbringen, nur sichergehen, dass Du alle Facetten in die Waagschale wirfst.

Viel Glück bei deiner Entscheidung,
Kai

 

[FredT]

Ein Beispiel aus der Familie zeigt mir, daß ein "Brot-und-Butter"-Job das A und O ist. Hat man diesen, und möglichst auf Dauer, kann man alles andere quasi "nebenbei" machen, Hobby, Ausgleich, Nebenjob, was auch immer. Und hat die finanzielle Sicherheit für sich und die Familie. Wenn der Hauptjob zu stressig wird, gibt es heute sogar die Möglichkeit, Stunden zu reduzieren. Dann eben nur 4 Tage arbeiten, mit Lohnverlust, aber einen Tag mit Gewinn hinzubekommen...

Mein Teil der Überlegung. Und das Hobby, oder auch der Zweitberuf, machen mit Sicherheit noch viel mehr Spass. Das Leben ist kein Ponyhof...

Grüße
Fred

 

[pedder]

Nur um einen anderen Anstoß zu geben:

Reduzier auf halbe Stelle und mach das Tischlern in der Freizeit. Kommt finanziell aufs gleiche raus, Du kannst aber wirklich machen, was Du willst und behälst ein Bein in der Tür.

 

[MX5Manni]

Hi,

ich bin zwar kein Schreiner aber ich bin in der IT Tätig.

Aus Finanzieller Sicht kann ich es nicht nachvollziehen.
Wenn Du in Deinem Job Gut bist, dann kannst du locker das doppelte von einem Schreiner Gesellen verdienen. Wenn Du Selbstständig bist dann um einiges mehr, mit weniger Maschinenaufwand.

Aus Ideologischer Sicht kann ich es aber nachvollziehen.
IT kann teilweise auch ganz schön öde sein. Da wünscht man sich doch mal am Ende des Tages sein Werk zu sehen und zu "begreifen" das man was geschafft hat.
Mit den Händen was zu erschaffen hat doch eine andere Befriedigung als nur zu Wissen, das man was gemacht hat.

Deswegen hab ich mir selbst eine kleine Schreinerei gebaut, arbeite aber trotzdem noch in der IT.

Gruß
Manfred

 

[Mitgliede25046]

Grüßt Euch,

mit Anfang 30 sollte an für sich ein neuer Berufseinstieg durchaus noch möglich sein. Meine Erfahrungen als Holzwurm sind recht durchwachsen. Kurzum der Tischler heut zu Tage komplettiert bzw. montiert Halberzeugnisse der Industrie wesentlich mehr, als er selber etwas aus einer Holzbohle schnitzt, was nun wirklich wenig befriedigt. Das sollte man vorher wissen. Selbst in kleineren Betrieben wird schon CNC unterstützt gearbeitet und im Bankraum komplettiert. Das was die meisten Hobbymäßig in Ihrer Werkstatt machen, hat nun wirklich nichts mehr mit der Beruflichen Realität zu tun. Ich selber bin nun knapp 11 Jahre selbständiger Einzelkämpfer und denke ebenfalls über eine berufliche Neuorientierung nach, da ich mir das körperlich bis 67 einfach nicht vorstellen kann und will. Als Hobby wiederum werde ich das durchaus weiter zelebrieren.

Ich würde an deiner Stelle mal in Erwägung ziehen ob du deine IT-Kenntnisse nicht in einer Ladenbau, Trepppenbau, etc. mit einfließen lassen kannst. Und dadurch in diese Richtung gehen könntest. Tendenziell steht deinem Entschluss in dem Alter nichts im Wege. Du solltest dir aber bewusst sein, das der Arbeitsalltag seinen Tribut kostet und das gemalte Luftschloss wahrscheinlich schnell zerplatzen wird.

Gruß Robby