Neuling mit Fragen zur Überlastung und Leistung einer Drehmaschine

DerRogo

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Hallo zusammen,

evtl. habt ihr es schon in meiner Vorstellung gelesen. Ich arbeite mit kleinen Teilen (Schmuckherstellung) aus Holz, Speckstein und Zinn. Neuerdings auch mit einer Proxxon FD150/E. Ich weiß, dass die Maschine echt mini ist und damit auch nur entsprechend gearbeitet werden sollte. Das sollte mir aber auch ausreichen, da meine Werkstücke sich eh immer im unteren Zentimeterbereich (maximal 2x2 oder so) befinden.
In der Regel klebe ich Holzstücke zusammen, drehe die rund und plan (wenn sie denn rund sein sollen) und mache da einen Ring oder Anhänger raus. Anschließend verzieren, polieren etc.

Da mir Vorgestern eine Drehmaschine kaputt gegangen ist, habe ich direkt folgende konkrete Fragen. Die erste Frage konnte mir der Hersteller schon beantworten, die schreibe ich hier nur mit auf damit ihr nachvollziehen könnt, warum die Maschine wahrscheinlich überlastet wurde.

1. Ich habe mit einem 12mm Forstnerbohrer (im Reitstock) in ein 20mm Rundstück (Ebenholz und Speckstein) ein ca. 1cm tiefes Loch gebohrt. Das war unklug. Nicht vorgebohrt, 30 Grad in der Wohnung und zu tief. Da hat die ganze Geschichte blockiert. Anschließend hat die Maschine auch schon beim normalen Längsrunddrehen in Buche ständig blockiert und der Motor hat komische Geräusche gemacht. Die Frage: Ist der Motor jetzt beschädigt und ist das der Grund dafür das die jetzt weniger Leistung hat und immer blockiert? Ich habe die Maschine ausgetauscht aber möchte den Fehler nicht erneut machen.

2. Sollte es mit der Maschine möglich sein ein 20mm Buchestück abzustechen? Habe ich schon mehrmals gemacht aber ich möchte die Maschine nicht überlasten.

3. Mein Drehstahl PROXXON 24524 Drehstahlsatz 6 x 6 mm ist schon recht beansprucht. Also bei einem Seitenstahl ist die Spitze nicht mehr so richtig spitz und bei meinem Abstechstahl ist die Schneide schon rau. Sind die jetzt schon stumpf und auch daher blockierte die Maschine? Wenn ja, warum sind die schon stumpf? Ich habe die auf der Maschine insgesamt evtl. 15 Stunden benutzt. Kann das am Speckstein liegen?
Fällt mir grade noch ein: Ich drehe das Holz und den Stein immer auf niedrigster Umdrehung (800). Ist das zu niedrig und daher leidet der Drehstahl?

4. Da meine Drehstähle irgendwie schon komisch werden (siehe oben) bin ich am überlegen mir Drehstähle mit Wendeplatten zu holen. In die FD150 kommen 6x6mm Drehstähle rein. Kann ich da auch 6x10mm (10 breit) reinpacken? 6x6 gibts nicht so viele...

Das sollte erstmal reichen an Fragen und hoffentlich mir meine Angst nehmen die Maschine zu überlasten. Achja ich habe grade über 30 Grad in der Wohnung. Das sollte man nicht vergessen bzgl. der Kühlmitteltemperatur (also die Luft).

Vielen vielen Dank!!

Roger
 

WinfriedM

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Die Maschine hat recht wahrscheinlich einen gewöhnlichen Gleichstrommotor, wie man ihn auch in Akkuschraubern hat. Die sind in der Regel recht robust. Unmittelbar gehen die nicht kaputt, es geht immer um thermische Überlastung. Wenn du also über längere Zeit zu große Leistung abforderst. Dann wird er heiß. Die Hitze macht 2 Probleme: Einerseits gehen die Magnete kaputt, werden entmagnetisiert. Andererseits kann irgendwann die Isolierung der Wicklung zerstört werden.

Ich würde schauen, irgendwie am Motor eine Temperaturfühler anzubringen. Wenn du direkt dran kommst, reicht dafür auch ein Finger. Wenn du den nur noch kurz anfassen kannst, hast du 50 Grad erreicht. Das wäre schon das Limit.

Ein 12er Forstner ist für diese Maschine wohl schon zu viel. Drehstähle müssen bei Holz immer gut scharf sein. Ich nutze Hartmetallbesetzte Drehstähle, die halten ewig. HSS ist frisch allerdings noch etwas schärfe. Was die Proxxon-Stähle taugen, weiß ich nicht. Es sind aber HSS-Stähle. Die kannst du aber problemlos nachschärfen.

Abstechen 20mm sollte gehen. Beim Abstechen kann man aber so einiges verkehrt machen. Kann schnell zum Klemmen kommen, wenn du z.B. den Stahl nicht genau 90 Grad einspannst. Auch muss er genug freigeschliffen sein und die Höhe muss stimmen.
 
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DerRogo

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Hallo, Danke für die Antwort. Das mit den 50 Grad ist momentan sicher schnell erreicht. Was ich grade noch gelesen habe, ist dass man Holz mit viel höheren Drehzahlen bearbeiten sollte. Bei meinen 20mm Durchmesser wäre das eine Drehzahl von um die 2500 (bei Schnittgeschwindigkeit für Holz: 10m/sec). Da liege ich mit meinen 800 ja ziemlich drunter. Das macht es dem Motor wahrscheinlich auch nicht leichter. Aber mich wundert es echt, warum meine Drehstähle schon abgenutzt sind. Evtl. auch wegen der Drehzahl? Ich habe vom Nachschleifen keine Ahnung und glaube auch kein Gerät für :emoji_frowning2:

Müsste wohl mein Tellerschleifgerät dann sein... Nur ob das HSS Stahl schleifen kann. Ist ja auch nur so ein kleines Ding :emoji_slight_smile:
 
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Morgen Roger
Schönen Schmuck machst du
Ich mag einfache und klare Formen bei denen eine angenehme Oberfläche
und ein gut ausgewähltes und interessantes Material das Aha-Erlebnis bringen.
Drehstühle haben so zwischen 0-150 Watt
Eine Unimat sl hat so knapp 100
Wenig Leistung hat auch den Vorteil, dass man schnell merkt wenn der Stahl richtig nicht schneidet.
Deshalb gilt auch hier ,, hören, sehen, fühlen ,,
Gilt eigentlich überall.
Also hören wie der Motor jammert, sehen wie die Späne sind und mit Gefühl zustellen.
Und ein sehr wichtiges Thema ist die Schleiferei

Gruß Joachim
 

Aquarious

ww-birke
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Puh... also mit Verlaub, drehen ist nicht Deine Stärke...
Stähle müssen scharf geschliffen sein und auf Spitzenhöhe eingestellt sein. (Mittelachse der Drehmaschine).
Nachschleifen der Stähle am Schleifbock mit geeigneter Scheibe. (Achtung, kann nur ein geübter Profi).
Bei Holz großen Spanwinkel anschleifen.

Denke für Dein Problem hilft nur einen Fachmann zu fragen.
Hast Du in Deinem Bekanntenkreis einen Dreher/Mechaniker/Drechsler?
Evtl. wohnt auch jemand im Forum in Deiner Nähe und kann helfen.

Wendeplatten ist kpl. der falsche Weg, Wendeplatten benötigen stabile starke Maschinen mit hoher Drehzahl.
Grund ist daß Wendeplatten nur mit hohem Schnittdruck funktionieren. Das macht Deine Maschine nicht mit.
HSS reicht für Holz vollkommen. (Drechsler benutzen HSS).
Nicht zu viel Material nehmen (mehrere Schnitte machen), dann überhitzt auch nichts.
Also milimeterweise zustellen, dann bekommst Du auch schnell ein Gefühl für den fließenden Span.
Falls Du im Ostalbkreis wohnst könnte ich Dich unterstützen.
 

schrauber-at-work

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Mahlzeit,
Bei Holz großen Spanwinkel anschleifen.
Richtig dazu kleiner Keilwinkel und großer Freiwinkel dann klappt das mit HSS in Holz, Aluminium, Kunstoff....sehr gut.

Wendeplatten ist kpl. der falsche Weg, Wendeplatten benötigen stabile starke Maschinen mit hoher Drehzahl.

Naja, gibt mittlerweile schon gute Wendeschneidplatten für so gut wie alle Materialien. Allerdings passen die Halter nicht zur Baugröße des "Maschinchens".

Mit HM Werkzeugen mit aufgelötet Hartmetall Platten wird das nix, die müssen erst passend geschliffen werden (Dazu benötigt man entsprechende Schleifmaschienen/ Schleifscheiben).

HSS ist bei dem Maschinchen und der Anwendung schon der richtige Weg. Dazu einen brauchbaren Doppelschleifbock mit sauber abgezogenen Scheiben (Würde nach was gebrauchtem z.B. Gema o.ä. schauen).

Der Werkzeugverschleiss kommt m.M.n. vom Speckstein, ist halt mineralisch.

Gruß SAW
 

WinfriedM

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Wendeplatten ist kpl. der falsche Weg, Wendeplatten benötigen stabile starke Maschinen mit hoher Drehzahl. Grund ist daß Wendeplatten nur mit hohem Schnittdruck funktionieren.

So verallgemeinern kann man das glaube ich nicht. Ich hab hier einige Wendeplatten an einer kleinen Drehmaschine im Einsatz, die problemlos für Holz funktionieren. Ist ja auch nichts weiter, als scharf geschliffenes Hartmetall. Klar gibts da auch Unterschiede, was die Winkel angeht oder Mikrofase.

Anschleifen: Einen feinen Nachschliff bekommt man auch gut mit einer Diamantfeile hin. Aber das Schärfen von Werkzeugen ist wirklich eine herausfordernde Angelegenheit. Das ist der Vorteil von Hartmetall-Drehmeißeln, die brauchst du im Hobbybereich jahrelang nicht zu schärfen.

Ich nutze hauptsächlich diesen Satz hier, für deine Maschine vermutlich zu groß:
https://www.dittmar-werkzeuge.de/OPTIMUM-Drehmeissel-Satz-16-mm-11-tlg..html
 

DerRogo

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Hallo zusammen,

vielen Dank schon mal für die netten zahlreichen Antworten!

Ich habe mir bisher mal folgendes gemerkt:
- Abnutzung des HSS Drehstahls ist bei Holz und Steinbearbeitung in der Tat sehr hoch. Muss ich mir wohl mal das Selberschleifen auf einen Schleifbock vornehmen. Oder mal nach 6x6mm Hartmetall suchen.
- Wendeplatten lieber nicht -> Selberschleifen ist besser
- Meine Maschine war bei der Temperatur und meiner ungeduldigen Bearbeitung einfach überlastet und somit hat sich der Motor verabschiedet. Ist sicher auch über 50 Grad warm geworden.

Ich frage mich aber noch:

Ich habe bisher im Forum (auch in anderen Quellen) nichts konkretes darüber gefunden wie die optimale Schnittgeschwindigkeit für Holz auf einer Drehbank aussieht. Ich habe mal gelesen, dass diese so bei 10m/Sek (Sek!) liegt aber ob das stimmt weiss ich nicht. Wenn ich jetzt damit in eine Berechnung gehe und von einem 20mm Werkstück ausgehe dann liegt die Drehzahl bei ca. 9000. Wenn man das jetzt mal realistisch halbiert ist man noch immer bei 4000.
Ich habe das Holz mit 800er Drehzahl bearbeitet. Kann und sollte ich also die Drehzahl deutlich erhöhen? Also eher so um die 2000 und mehr?
Ich muss auch sagen, dass ich ein wenig Schiss hatte vor den hohen Drehzahlen :emoji_slight_smile:

Habt ihr da Erfahrungen? Ich habe konkret zur Drehzahl noch nichts gefunden. Außer einen langen Threat zur generellen Bearbeitung von Holz auf einer Drehbank :emoji_slight_smile:

Vielen Dank!

Roger
 

Daniboy

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Die 10m/s habe ich hier auch gefunden:
https://www.drechsler-forum.de/berichte/drehzahltabelle.pdf

Bei deinen kleinen Durchmessern kommt man halt auf diese Drehzahlen.
Rein logisch gedacht, sollte aber eine kleinere Schnittgeschwindigkeit auch gehen, wenn man die Zustellgeschwindigkeit entsprechend anpasst, oder?

Da ja Holz nicht homogen ist und immer die Gefahr besteht, dass sich mal irgendwie ein Teil auflöst, ist deine Bemerkung mit Respekt vor der hohen Drehzahl wahrscheinlich ein gutes Bauchgefühl. Auch sehr kleine Teile auf einer nur 100 Watt Maschine können wahrscheinlich großen Schaden anrichten. Schutzbrille ist hast du ja, über Gesichtsschutz kann man nachdenken.
 

DerRogo

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Schutzbrille :emoji_grin:

Ich habe auch einen Gesichtsschutz den ich dabei aufsetze. Die Maschine kann bis 5000 Drehzahl. Da fliegt die dann aber weg glaub ich :emoji_slight_smile: Ich werde mal lieber nur bis 2000 / 2500 gehen. Da muss ich den Riemen für umlegen.
 

DerRogo

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Also das mit der Schnitt- und Zustellgeschwindigkeit ist mir eh ein Rätsel wie ich das bestimmen sollen :emoji_slight_smile: Ich mache das ja alles mit der Hand. Mit einer CNC Maschine wo ich das alles einstellen kann, kann ich das ja noch nachvollziehen... Ich würde mal sagen (da ich ein Angsthase bin) das beides bei mir recht niedrig also langsam ist. Daher hoffe ich, dass 2500 Umdrehungen voll OK sind.
Hab heute meinen Schleifbock bekommen. Puhh wie gesagt, Angsthase. Jetzt erstmal weiter reinlesen.
 

WinfriedM

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Bei kleinen Holzwerkstücken (Rundholz bis 20mm) gehe ich in der Regel auf Maximum von 3000 UPM. Aber Holz ist da sehr gutmütig, du hast da einen großen Drehzahlbereich, wo es hinreichend gut funktioniert. Geht also auch deutlich langsamer. Wenn du unrunde Dinge aufspannst, musst du eh stark mit der Drehzahl runter, sonst würde die Maschine vom Tisch hüpfen oder das Werkstück fliegt dir um die Ohren.

HSS hält übrigens bei Holz auch recht lange, du hast sie dir vermutlich mit dem Speckstein ruiniert.
 

DerRogo

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Ich habe heute auch schon zwei der HSS Drehstähle mit einer kleinen Diamantpfeile per Hand nachgeschliffen. Das ging sogar sehr gut. Hat ein wenig gedauert aber das Ergebnis ist glaub ich gut.

Ich warte noch auf kühleres Wetter, dann probiere ich es aus.
 
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