Nachbehandlung Gartengarnitur

Some0ne

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Hallo zusammen.
Ich bin neu hier und melde mich weil ich inzw. ziemlich verwirrt bin.

Ich habe am WE eine Gartengarnitur aus gehobelter Fichte gezimmert (siehe Anhang) und mach mich nun schon eine Weile im Internet schlau, wie ich diese nachbehandeln soll.
Aber inzwischen hab ich schon so viel gelesen und bin eigentlich genau so schlau wie vorher.

Zuerst beschreibe ich vielleicht mal was wir gerne hätten.
Die Garnitur sollte Patina kriegen damit sie richtig rustikal wirkt, sollte aber vor Feuchtigkeit geschützt werden.

Die Garnitur steht das ganze Jahr südseitig auf unserer gepflasterten Terrasse wo sie von Sonne, Regen und Schnee voll bewettert wird.

Das Holz ist getrocknet und gehobelt, ansonsten keine Vorbehandlung.

Am liebsten würde ich keine Biozide anbringen, da der Tisch ja durchaus mit Essen in Berührung kommen kann.

Was ich nach meinen bisherigen Recherchen ausschließen kann, ist Dickschichtlasur oder Lack.
Ich möchte dass das Holz atmen kann.
z.Z. tendiere ich zu Ölen da es durch das aushärtende Öl eine robustere Oberfläche bekommt. Aber kann das Holz dann noch gut atmen, so dass keine Feuchtigkeit im Holz zurückbleibt.

Welches Produkt würdet Ihr empfehlen damit ich so lange wie möglich Freude daran habe.

Danke für Eure Meinungen.
 

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seschmi

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Fichte neigt halt zur Bläue. Das ist ein Pilz, der das Holz zwar nicht zerstört, aber diesem eine blau-bräunliche Farbe gibt, die nicht unbedingt jedermanns Geschmack ist. Außerdem gibt es natürlich holzzerstörende Pilze, bei der Dicke wird es aber viele Jahre dauern, bis die Bank morsch ist. Deswegen halte ich den kosmetischen Effekt für kritischer.

Bläue lässt sich durch Biozide angeblich verhindern, meine Erfahrung ist aber, dass das auch nur bedingt und zeitweilig schützt. Was hilft ist eine einigermaßen deckende Farbe, dann sieht man die Bläue nicht mehr. Oder man akzeptiert sie.

Das ist dann eine Frage, welches Erscheinungsbild Du Dir vorstellst: Je deckender (und dunkler) ein Anstrich ist, desto besser schützt er das Holz, weil weniger UV-Licht ans Holz kommt und Verfärbungen weniger sichtbar sind. Das ist auch das kritische an hellen oder farblosen Anstrichen: Wenn das Holz dunkle Flecken kriegt, sieht man das bei einer weißen Oberfläche ziemlich durch, bei einer dunkelbraunen gar nicht.

Also ist die Frage, welches Erscheinungsbild Du dir vorstellst. Wenn es deckend werden soll, habe ich mit ölbasierten Farben ganz gute Erfahrungen gemacht, konkret mit OSMO Landhausfarbe, aber Standölfarbe von Kreidezeit ist wohl ein ähnliches Produkt (mit dem habe ich keine Erfahrungen).

Wenn es nicht deckend werden soll, würde ich irgendein Öl nehmen, so dunkel pigmentiert wie für Dich noch akzeptabel. Zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Produkte spuckt die Suchfunktion genug aus. Winfried hat einen schönen Langzeittest mit Ölen und Lasuren gemacht:

reintechnisch.de - LasurenLangzeitTest

Eine Alternative ist noch Leinöl, bzw Leinölfirnis, evtl. mit Pigment. Ich habe letztes Jahr eine Terrasse mit Leinöl + Umbra-Pigment gestrichen und war sehr überrascht, wie gut das geworden ist (preislich kaum zu schlagen). Allerdings hast Du bei selbstgemachten pigmentierten Mischungen immer das Risiko, dass es nachher färbt (weiße Hose auf der Bank). Beim Leinöl solltest Du fertigen Firnis verwenden, möglichst mit Sikkativ, sonst wartest Du bis zum Frühjahr auf die Trocknung. Ich bestelle den bei Kremer-Pigmente.

Also meine Wahl wäre:

1. OSMO Landhausfarbe (oder ein Äquivalent eines anderen Herstellers in einer dunklen Farbe), wenn es deckend werden soll
2. Ein dunkel pigmentiertes Öl (Natural, Biopin oder andere), wenn es durchsichtig, aber pigmentiert sein darf
3. Wenn es "farblos" sein soll, dann einfach Leinölfirnis oder ein fertiges farbloses Öl. Nachdunkeln wird es aber auf jeden Fall, und das Öl feuert auch die Maserung deutlich an. Außerdem wirst Du dunkle Flecken durch Bläue oder andere Pilze bekommen.

Wenn die Bank so bleiben soll, führt nichts um einen Lack (Dickschichtlasur, Bootslack) herum, mit den bekannten Nachteilen, nämlich dass an kleinen Schadstellen Wasser eindringt, nicht wieder rauskann und zu großen Schadstellen führt, wenn man nicht regelmäßig (jährlich) hinterher ist. Allerdings teilst Du dieses Schicksal mit allen Besitzern von Holzfenstern. Eine geölte Oberfläche musst Du auch jährlich (oder 2-jährlich) nachbehandeln, kannst aber einfach drüberstreichen.

Ach ja: Es sieht so aus, als würde die Bank/Tisch unten in Nassen stehen. Dann wird das untere Holz schnell faulen. Hier würde ich Füsschen/Klötzchen drunter machen, z.B. ein Stück Gummi, Bautenschutzmatte oder ein Klötzchen aus resistenterem Holz.
 

Some0ne

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Danke seschmi für die Ausführliche Antwort.
Also Lack / Dichschichtlasur scheidet def. aus.

Den Langzeittest hab ich schon durchgeackert und tendiere eigentlich ein wenig zur Osmo Klar-Öl Lasur.
Allerdings ist diese soweit ich jetzt in Erfahrung bringen konnte, Schichtbildend.
Heißt dass dann das die Atmungsaktivität eingeschränkt ist?

Grundsätzlich möchte ich die Garnitur nur gegen Pilze schützen.
Sie kann ruhig verwittern und grau werden.
Toll wäre wenn durch ein aushärtendes Öl die Oberfläche des Tisches etwas belastbarer gemacht würde. Schränkt das dann auch wieder die Atmungsfähigkeit ein?
Ist das mit jedem Öl der Fall oder nur mit speziellem Hartöl?

Die Füße sind übrigens schon mit Gewindefüßchen ausgestattet und haben dadurch ca. 1,5cm Abstand zum Boden.

Danke und lg,
Harald
 

WinfriedM

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Welchen Farbton wolltest du denn erreichen?

Von der Konstruktion her hab ich Sorge: Wenn die Bretter alle fest verschraubt oder verleimt sind, erscheint mir der Abstand viel zu klein. Bei Regen quellen mir hier 9cm breite Testbretter bei diffusionsoffener Behandlung etwa 6-9 mm in der Breite! Und den Raum holen die sich mit großer Kraft.
 

seschmi

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Ohne Biozide wirst Du den Pilzbefall (v.a. Bläue) nicht verhindern können. Mit Bioziden übrigens auch nicht (so meine Erfahrung), weil ein einfaches "Draufpinseln" nicht tief genug eindringt. Alles was Du machen kannst, ist, dunklere oder deckende Farbe zu verwenden, dann sieht man den Pilzbefall nicht. Da ist er trotzdem. Wie es nachher aussieht, hängt auch vom Standort ab, starke Sonne bleicht die Pilzflecken auch wieder etwas aus. Klar Ölen bringt trotzdem etwas für den Holzschutz, weil das Wasser nicht so einzieht, sondern abperlt.

Um die Atmungsaktivität würde ich mir keine Sorgen machen. Wichtig ist v.a., dass die Farbe nicht abblättert, wie viele Dickschichtlasuren, sondern abwittert wie die Öle oder Dünnschichtlasuren, so dass man ohne totales Abschleifen nachbehandeln kann.

Ein aushärtendes Öl macht die Oberfläche nicht belastbarer, Fichte bleibt weich. Das ist wie mit der Glasscheibe auf dem Sofakissen: Die bricht einfach durch, wenn sie belastet wird. Grundsätzlich sollte eine Beschichtung nicht wesentlich härter sein als die Unterlage, das ist aber hier auch nicht der Fall. Die Außenbeschichtungen bleiben alle relativ weich, das ist auch gut so und Absicht, damit sie das Arbeiten des Holzes mitmachen können.

Wie gesagt: Pilzflecken werden mittelfristig kaum zu verhindern sein (so meine Erfahrung mit Fichte). Entweder Du akzeptierst das und nimmst ein klares Öl, oder Du willst es nicht, dann brauchst Du was farbiges, damit man die Flecken nicht sieht. Behandeln würde ich aber auf jeden Fall, v.a. den Esstisch, damit man ihn auch mal abwischen kann. Sonst saugt er jeden Fleck auf.

Zu den unterschiedlichen Ölen können Dir andere mehr sagen, ich fand, ehrlich gesagt, die Unterschiede nicht so riesig, und nehme heute, wenn ich keine bestimmte Farbe will, meist einfachen Leinölfirnis mit Sikkativ. Der ist preislich unschlagbar, aber nicht schichtbildend. Auf dem Tisch ist etwas Schichtbildung aber vielleicht ganz praktisch, lässt sich besser abwischen. Da fehlt mir die Erfahrung mit verschiedenen Produkten - bisher habe ich Clou und Biopin verwendet, war beides OK, aber auch nicht schichtbildend.

Ich selbst würde aber auf jeden Fall ein (leicht) pigmentiertes Öl nehmen, die Möbel werden ohnehin viel dunkler werden.
 

frankundfrei

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Terrassenmöbel aus massiver Fichte schützen

"Atmungsfähigkeit" und Pilzschutz widersprechen sich auf Dauer. Denn die Fungizide werden durch die gewünschte Offenporigkeit mit der Zeit ausgewaschen. Es müsste dann regelmäßig neu Biozide aufgebracht werden.

Wenn nun die "Atmungsaktivität" erhalten bleiben soll - dann darf die die gewünschte Schutzschicht auf der Oberfläche die Offenporigkeit nicht zu sehr einschränken. Also eher einen dünnschichtigen Film anstreben und diesen öfters erneuern. Weniger öfters als viel auf einmal.

Natural Naturfarben setzt bewusst neben Naturharze auch Kieselgur für seine Anstriche ein. Dadurch bleibt die Diffussionsfähigkeit bei einem schichtbildenden Schutzfilm besser erhalten.

In Deinem Fall würde ich das Terrassenöl einsetzen. Dieses zweimal in Abstand von einer Woche auftragen und dann jährlich nachpflegen. Andi hat auf Fichte mit dem Terrassenöl die verschiedenen Farbtöne getestet und Muster angelegt.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

Some0ne

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Alles klar!
Hab eigentlich von Anfang an zu Öl tendiert und werde das jetzt auch so machen.

Was mich jetzt aber doch etwas beschäftigt ist die Aussage von WinfriedM mit dem quellen von 6-9mm

Die Tischpfosten sind ~30cm breit und 6,5cm stark!
Der Abstand zwischen den Pfosten ist ~3-4mm
 

Naturöler

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Das würde mich auch beschäftigen.
meine geölte Bangkirai-Holzterasse pendelt zwischen 0 und 8 mm-Fugen,
teilweise noch mehr, je nach Wetterlage.
Schätze deine Fugen werden nach 1 Woche Dauerregen "zu" sein.

Übrigens: Winfrieds Test zufolge ist das terrassenöl leider nicht so der Bringer
 

Some0ne

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Hm. Solange Sie nur zu sind. Blöd wäre es wenn die Schrauben vom Riegel abreissen!
Jeder Pfosten ist 3x am Riegel mit 6x130 Holzschrauben befestigt!
 

Naturöler

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ICH bin nicht zu, ich meinte die Fugen :emoji_wink:

Meine terrassendielen arbeiten zwar fleissig in Hitze und Nässe, aber dadurch hat es zum Glück noch keine Edelstahlschrauben abgerissen, und ich habe damals ein etliche 100 davon reingedreht.

Wie auch immer: es wird sich zeigen ob es nur zuquillt oder auch noch dabei Schrauben killt. Aber deine Möbel sind schon üppig im Querschnitt, alter Schwede!
 

Some0ne

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Ja hört sich fast so an. Hab aber auch nicht Dich gemeint :emoji_grin:

Ich werde mich dann vielleicht doch für ein Öl entscheiden dass quellen so gut es geht verhindert.
Hat jemand Erfahrung mit Osmo Klar-Öl Lasur?
Hat ja beim Langzeittest recht gut abgeschnitten. Ist das nun ein Öl oder eine Lasur?

Ich denk mal drüber nach ob ich die Fugen nicht vergrößere!
 

WinfriedM

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Übrigens: Winfrieds Test zufolge ist das terrassenöl leider nicht so der Bringer

Das kommt so etwas auf den Blickwinkel an. Wie Frank schon schrieb, ist auch meine Erfahrung: Lieber alle 6 Monate mal nachpflegen, als 2 Jahre zu warten. Wer das so macht, hat mit dem Terrassenöl ein erstklassiges Produkt.

Wer hingegen die Wartungszyklen möglichst lang ausdehnen will, sollte ein Produkt mit längerer Standzeit wählen (z.B. Osmo Terrassenöl). Wobei so lange Wartungszyklen oft stärkere Verfärbungen mit sich bringen und dann die Aufarbeitung aufwändiger ist. Auch die stärkere Schichtbildung mit starker Pigmentierung sieht nicht unbedingt natürlich aus.

Hier mal im Bild zu sehen auf Massaranduba nach einem Jahr Bewitterung:
http://www.wikidorf.de/reintechnisch/uploads/Inhalt/holz-oelen18.jpg

Von links nach rechts:
1. Natural Terrassenöl im Farbton Lärche
2. Leinöl Firnis.
3. unbehandelt
4. Osmo Bangikrai Öl.
5. Natural Lasur Nuss.
6. Biopin Teak Öl.
7. unbehandelt

Nach 2 Jahren sieht es dann so aus:
http://www.wikidorf.de/reintechnisch/uploads/Inhalt/2013-05-01-Massaranduba.jpg


Ich hatte letztens mal eine Bank gesehen, die mich zum Nachdenken brachte. Die sah wunderbar gepflegt aus, obwohl schon einige Jahre alt. Die wurde einmal im Monat recht schnell frisch geölt. Vielleicht ist das ja die langfristig bessere Strategie, die in der Summe auch weniger Arbeit macht und zu dauerhaft sehr guten Oberflächen im Außenbereich führt. Ich werde hierzu auch mal Tests machen.
 

Naturöler

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hallo winfried,

ja, das osmo bangkirai-Öl sticht schon krass heraus.
ich hatte das ja auch 2 oder 3x im einsatz.
Diese künstliche Schminkoptik hat mir dann aber gar nicht mehr zugesagt, schaut echt grauslich aus. Wie angemalt, bäh!

Die ganzen Öl-Firmen schreiben ja alle man soll das jährlich neumachen, und das kostet dann je nach Fläche richtig Asche.
 

Snekker

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Ich würde Leinölfirnis nehmen das härtet aus und gibt eine gute Oberfläche. So viel ich weiß gibt es Leinölfirnis auch mit Pilztötenden Kräuterextrakten. So wie das aussieht steht die Garnitur ja nicht direkt im Freien sondern etwas geschützt Ich würde sagen was gut genug ist für die Traditionsschifffahrt, die ja obendrein mit Salzwasser zu kämpfen hat, kann nicht schlecht sein für deine Terrassen Garnitur.:emoji_slight_smile::emoji_slight_smile::emoji_slight_smile:
 
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