Minderwertiges Leinöl erkennen?

drwitt

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Moin zusammen,

mein Holz-Thema ist aktuell das Selbermischen von Leinölfirnis und Co. Ich finds faszinierend, dass man mit zwei bis vier Zutaten praktisch 95% aller anfallenden Holzzschutz-Anstriche abbacken kann. Nun zur Frage:

Auf den Webseiten der Naturfarben- und Leinölfirnis-Hersteller liest man sinngemäß immer, nur mit „hochwertigem Leinöl ... kaltgepresst ... entschleimt ... lassen sich hochwertige Ergebnisse erzielen.“ Aber mal andersrum gefragt:

Woran erkennt man minderwertige Leinölerzeugnisse?
(Was sind verräterische Produktbeschreibungen?)

Danke und viele Grüße

Carsten.
 

Komihaxu

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Woran erkennt man minderwertige Leinölerzeugnisse?
(Was sind verräterische Produktbeschreibungen?)
Am einfachsten am Preisschild.
Wenn du den 20L-Kanister für 10 Euro bekommst, wär ich skeptisch.

Kauf halt nicht auf Ebay&Amazon von namenlosen Händlern, sondern aus mehrfach empfohlenen Quellen.
 

WinfriedM

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Ich würde bei seriösen Firmen kaufen, die eine vernünftige Qualitätskontrolle haben. Es geht vor allem um industrielle Verunreinigungen, wo dann irgendwelche giftigen Schadstoffe im Öl sind. Gar nicht so sehr um die Verarbeitungsqualität.

Persönlich vertraue ich da z.B. Biopin, kremer-pigmente, Leinos oder Auro.
 

drwitt

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OK, besten Dank, Ihr beiden,

Die Faustrgeln erscheinen mir vernünftig. Meine „Hoflieferanten“ sind auch schon einige Zeit Kremer und Kreidezeit, mit denen ich bisher auch gut gefahren bin. Aber vielleicht frage ich mal die Hersteller direkt, was die meinen.

Neben formalen Aspekten wie fehlenden Angaben zum Prozess/DIN-Normen oder nicht verfügbaren Datenblättern muss es ja sowas geben wie „ungewöhnlich dunkle Farbe“, „beißender Geruch“, „strenger Geschmack“.

Beste Grüße
Carsten.
 

seschmi

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Das kommt auch drauf an, was Du meinst. Es gibt ja verschiedene Verarbeitungsstufen. Am Anfang steht echtes Leinöl, wie man es auch zum Essen nimmt. Da würde ich wirklich nach Geruch und Geschmack gehen. Das hat aber den Nachteil, dass es noch „Schleimstoffe“ enthält, also wohl Proteine und Cellulose. Die sind eher Nahrung für Pilze als nützlich. Also wird es „entschleimt“. Dann kommt noch meist Sikkativ dazu, auch nützlich, weil es dann nicht ewig zum Trocknen braucht. Spätestens dann ist es aber nichts mehr mit kosten :emoji_wink:.
Ich kaufe immer bei Kremer, bei den Preisen lohnen sich keine Experimente. Entweder Leinölfirnis oder gebleichtes Lackleinöl.

Skeptisch würden mich Trübungen machen - dann ist evtl noch Eiweiß oder andere Verunreinigungen aus der Pflanze enthalten, das ist sicher nicht nützlich.
 

Friederich

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Minderwertiges Leinöl stinkt, trocknet schlecht bis fast gar nicht
Du meinst wohl minderwertige Leinölfirnis? Denn reines Leinöl trocknet ja sowieso nur sehr langsam.

Wie schnell ein Öl trocknet, erkannt man am besten indem man einen Tropfen auf eine Untertasse gibt.
Firnis sollte schon nach Stunden trocknen.
Andre Öle bleiben wochenlang schmierig.
 

drwitt

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Passt schon, passt schon. Der Betreff gibt das Thema ja naturgemäß verkürzt wieder. Die eigentliche Frage im ersten Post zielte schon auf Leinölerzeugnisse, Firnis also eingeschlossen. Deswegen freue ich mich auch über die firnisbezogenen Antworten

Beste Grüße
Carsten.
 

drwitt

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Aber vielleicht frage ich mal die Hersteller direkt, was die meinen.

Von der Firma Kremer Pigmente antwortete mir gleich am nächsten Tag eine Diplom-Restauratorin. Ich darf aus ihrer E-Mail zitieren:

„So leid es mir tut, aber erkennen können Sie das nicht. Man sieht dem Leinöl nicht an, ob es kaltgepresst ist oder entschleimt. Allenfalls sehen Sie die Farbe, gutes Leinöl ist möglichst hellgelb bis goldgelb. Schleimstoffe sieht man nicht. Es kann sein, dass diese sich nach längerer Lagerung absetzen, aber ansonsten wüsste ich nicht, wie man das feststellen könnte. Allenfalls kann man einen Aufstrich machen und über die Vergilbung im Vergleich zu einem entschleimten Öl Rückschlüsse ziehen, das ist aber auch eine ziemlich empirische Methode. Auch ob ein Öl kaltgepresst ist oder nicht, sieht man dem Öl nicht an und leider ist nicht definiert, ab wann ein Öl kaltgepresst ist. Da werden Sie Hersteller finden, die bei 40°C pressen und das ist wirklich kalt, aber auch mit 80°C gepresste Öle gelten noch als kaltgepresst.

Das Problem ist, umso heißer gepresst wird, desto höher ist die Ausbeute. Manche Hersteller rösten die Leinsamen noch vor dem Pressen, um diese zu erhöhen, ggf. wird das bei Speiseleinölen auch wegen dem Geschmack gemacht. Bei einem Malöl ist das aber eher schlecht, weil die Hitze das Öl dunkler macht. Im Zweifelsfall fragen Sie also besser nach. Unser Leinöl natur kaltgeschlagen (mit Schleimstoffen) und das schwedische Leinöl (entschleimt) werden beide aus ungerösteten Leinsamen gewonnen. Gepresst wird bei ca. 40°C, wobei man das nicht genau sagen kann, da sich das Öl in der Presse durch den Druck erwärmt und in der Presse kann man die Temperatur nicht messen.

Das Lackleinöl ist ein raffiniertes Öl. Ein raffiniertes Öl muss nicht unbedingt schlechter sein als ein naturbelassenes Öl. Bei der Raffination werden Schleimstoffe, Farbstoffe und Pestizide entfernt, das Öl wird dabei erhitzt und gefiltert. Dieses Öl ist fast farblos im Vergleich zu den kaltgeschlagenen Ölen. Da hier auch freie Fettsäuren entfernt werden, ist es säureärmer, trocknet aber auch langsamer als Leinöl natur.“

Also, das nenne ich mal ausführlich, da hab ich mich drüber gefreut.

Viele Grüße
Carsten.
 
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