Mein Homeoffice Schreibtisch - Projekt

bdik111

ww-kirsche
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Hallo Zusammen und ein frohes neues Jahr.

Endlich ist es soweit und ich habe alle Pflichtprojekte abgearbeitet und kann endlich meinen neuen Schreibtisch bauen. Ich mag Kontraste und somit sollten zwei unterschiedliche Holzarten benutzt werden, hell und dunkel zusammen in einem Projekt. Nein, keine Angst kein Nuss und Ahorn..... Mal was anderes, hier bei uns im Süden der USA wächst unheimlich viel Hickory und das Holz kann sehr hell sein, fast schon weiß auch wenn es keine Freude ist damit zu arbeiten .... Im Kontrast dazu habe ich mal einen Restbestand an Sapele gekauft der jetzt benutzt werden soll. Das Hickory habe ich von einem kleinen, lokalen Sägewerk bekommen, leider klatschnass aber ich konnte mir die Bretter aussuchen.

Ich mag moderne, eher unkonventionelle Formen und somit habe ich im Design mal etwas neues und anderes gewagt.

Aber um überhaupt mit dem Projekt beginnen zu können musste das Holz erst einmal getrocknet werden. Um das zeitnah fertigt zu bekommen musste ich ein anderes Projekt vorziehen dass auch schon lange geplant war: Eine kleine Solar-Trockenkammer:

Ich habe dazu ein Modell aus dem Netz etwas kleiner nachgebaut. Muss nicht schön sein sondern funktionieren. Der Bau hat 4 Tage in Anspruch genommen und ich habe alles an Restholz, Restplatten etc verwendet dass ich irgendwo bekommen konnte da das Zueg unverschämt teuer geworden ist. Der Platz reicht für 1.25 Kubikmeter Holz bis zu einer Länge von 3.75m. Die Luft feuchte wird über 4 Klappen in der Rückwand geregelt.

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Geheizt wird nur durch die Sonne, was hier im Süden ganz gut funktionieren sollte. Die Sonne strahlt durch ein Plexiglas Dach in die Kammer

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Um möglichst viel Hitze zu bekommen wird sowohl innen als auch außen alles schwarz angestrichen oder verkleidet

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Zwei Ventilatoren sorgen dafür dass genug Luft durch den Holzstapel zirkulieren kann.

Die erste Ladung Holz besteht aus Hickory und Rot-Ulme. Beide haben eine Feuchte von ca 27%. Gestartet wurde der Lauf ende Juni. Als Höchsttemperatur im Sommer erreiche ich etwa 55 Grad. Könnte wahrscheinlich mehr sein wenn da eine alte Eiche mir nicht das Licht nehmen würde.
Ich war allerdings wirklich überrascht dass bereits nach bereits 6 Wochen die 28mm Hickory Diehlen bis auf 8% runter getrocknet waren (im Inneren gemessen, außen am Brett war keine Feuchte mehr messbar). Defekte konnte ich ebenfalls keine feststellen mit Ausnahme von 2 Brettern die sich verzogen hatten.

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Lorenzo

ww-robinie
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Das ist der Virginia Tech Wood Drying Kiln oder?
Genau so einen hab ich schon mal gebaut, mit paar Schreinern auf Jamaica die immer viel zu nasses Holz verarbeitet haben.
Das Ding ist absolut genial, und ich will unbedingt noch so ein Teil irgendwo hier auf dem Grundstück unter kriegen! Wenn man
das gut abdichtet, und mit ner kleinen aktiven Lüftungsanlage betreibt die Luftfeuchte gesteuert ist, dann kann man damit auch hierzulande und auch im Winter noch deutlich schneller zu trockenem Holz kommen als durch Lufttrocknung.
Supercool!
Auf der Seite hab ich damals die PDF mit der sehr guten Bauanleitung gefunden:
https://vtechworks.lib.vt.edu/handle/10919/98866?show=full
Ich bin gespannt auf den Schreibtisch :emoji_slight_smile:
 
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Gelöscht stwe

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Wow, cooles Projekt! Danke auch für die Anleitung, Lorenzo.
Mit welchem Messgerät hast du die Holzfeuchte bestimmt?

Muss dieses Teil zwingend nach Süden ausgerichtet werden oder reicht z.B. auch die Nachmittags/Abendsonne bei Westausrichtung? Damit erreicht man dann zwar vmtl. nicht die allerhöchsten Temperaturen, aber mit ein wenig mehr Trocknungsdauer könnte man das vielleicht wettmachen oder?
 

Lorenzo

ww-robinie
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Das Ziel ist gar nicht so sehr maximal mögliche Temperatur, ich denk dass es kein Problem ist. Kuck dir die PDF mal an, ist jetzt schon 5 Jahre her dass ich die das letzte mal gelesen hab, aber da waren auch Angaben zu Dachneigungen je nach Standort, und Trocknungsdauer je nach Sonnenstunden pro Tag erwähnt, wenn ich mich nicht irre. Rund um das Teil gibt's auf jeden Fall super Infos.
Im Prinzip kannst du damit eigentlich wenig falsch machen, und schneller als ohne Kiln wird's immer sein.
 

bdik111

ww-kirsche
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Danke euch beiden, ja Lorenzo hat recht. Dachneigung ist ein wichtiges Thema je nach Standort, bei mir sind es 35 Grad in DE wären es ca. 45-50 wenn ich mich nicht irre (Breitengrad von deinem Wohnort). Feuchte wird geregelt durch die Lüftungsklappen an der Rückwand. Auch die Leistung deiner Ventilatoren müssen zu deiner Holzmenge passen. Dachfläche bestimmt wie viel Holz da reinkommt und/oder drin sein muss. Machst du den kiln nur halb voll musst du die Hälfte des Daches abdecken oder dein Holz trocknet zu schnell und es gibt Probleme. Sonnenstunden bestimmen wie lange deine Ladung braucht.
Ich habe die Lüftungsklappen die gesamte Dauer über zu gehabt. Dadurch wird deine Luft im Inneren schnell gesättigt und das Holz trocknet dann nicht mehr weiter. Durch die hohe Luftfeuchte entsteht in der Nacht Kondenswasser und das Holz wird aussen klatschnass. Dadurch entspannt sich das Holz und es gibt keine Risse. Das war für mich der sicherste Weg und es hat super funktioniert. Da die gesamte Kammer nicht Luftdicht ist trocknet dein Holz dann trotzdem weiter

Hier noch ein weiterer Link: https://www.popularwoodworking.com/projects/solar-kiln/
 

bdik111

ww-kirsche
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Nachdem nun mein Hickory fertig getrocknet war konnte es endlich losgehen. Ich habe mich beim ersten Schrank vor allem für den hellen Teil vom Holz entschieden ohne den dunkleren Kern. Zuerst die Seitenwände:

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Die Bodenplatte konnte etwas bunter sein. Im Nachhinein habe ich das fast bereut da es ein wunderschönes Holz ist

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Der Schubladenkasten noch ungeschliffen

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Regalböden aus Sapele-Resten

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Die einzelnen Rückwände aus einem einfachen Hickory Rahmen mit Sapele Füllung

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Und dann ein erster Pass Test

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bdik111

ww-kirsche
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Türen und Rückwände (hier ist der Rahmen noch nicht verleimt) haben eine 7mm Füllung aus Sapele. Hier habe ich mal einen ganzen Anhänger voll davon geschenkt bekommen

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Nicht über die Form wundern, das ergibt sich später aus dem Gesamtbild

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Der Deckel ist fast weiß geworden

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Die ersten Schubladen habe ich auch bereits angefangen

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Ed-o-mat

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Tamm
Sieht bisher wirklich toll aus! Allerdings schmerzt es mich, wenn ich mir die "Boden"platte anschaue...
 

bdik111

ww-kirsche
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Die eigentliche Schreibtischplatte habe ich aus Sapele gemacht. Ganze 2.50m lang. Rundherum aufgedoppelt und mit einer großen 45 Grad Fase versehen. Auf einer Seite wird die Platte auf dem oben gezeigten Schrank aufliegen, auf der anderen Seite steht er auf einer Platte.

Um die Platte gerade zu halten habe ich eine Nut eingefräst die an beiden Seiten eine 30 Grad Schräge hat.

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Jetzt werden jeweils 2 dieser Leisten eingelassen

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Dann Mittig ein kleines Brett ein-geleimt. Somit sieht man die Nut von der Seite des Tisches nicht. Dieser Klotz dient dann auch als Auflagefläche für den Schrank
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Die andere Seite des Tisches steht auf einer "Seitenwand" die mit Dominos und deren Verbindern befestigt wurde

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Eine kräftige Hickory Bohle sorgt zusätzlich für Stabilität.

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Dann erste Passversuche. Bitte nicht wundern ueber die unglaublich schlechten Bilder. In der "Abstellkammer" in der Schreibtisch erst einmal unterkommen muss ist kein Platz und kein gutes Licht....

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bdik111

ww-kirsche
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Und jetzt kommen wir auch schon zum letzten Schrank der etwas kleiner ist.

Diesmal habe ich nicht den selben Fehler gemacht wie bei dem ersten. Die etwas "unruhigere" Platte kommt nach oben

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Auch die Seitenteile haben etwas vom schönen Kern

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Erster Passtest, rechts kommt eine Tür hin und links 3 Schubladen

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Zwei Regalböden

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Finnisch wie bei mir fast immer mit Rubio Monocoat Pure

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