Massivholzplatten Industrielle Herstellung?

Holzfragen

ww-nussbaum
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Hallo Zusammen,

da ich gerade einen kleinen Massivholztisch für meine Schwester baue, habe ich mich in den
letzten Wochen sehr intensiv mit dem Thema Massivholzplatten beschäftigt.

Es gibt ja stäbchenverleimte Platten und Massivholzplatten, die durchgehende Lamellen
aufweisen. Beide werden ja industriell hergestellt so hat man mir im Holzhandel gesagt.

Im Baumarkt sehe ich in letzter Zeit immer mehr 4 cm starke Holzplatten mit Baumkante, die so um
die 300 Euro liegen. Sie unterscheiden sich schon sehr von den keilgezinkten und den
üblichen Lamellen die nur 5 cm breit sind. Die Platten im Baumarkt bestehen aus
breiten Riegeln. Sieht so aus, als ob sie handgefertigt werden, oder sind die auch
industriell hergestellt?

Außerdem würde mich mal interessieren ob diese Platten auch wirklich aus nachhaltiger
Forstwirtschaft stammen. Da steht ja immer FSC Zertifiziert, doch für solch einen Preis
ist man ja schon skeptisch.

Weiß jemand ab das FSC Zertifikat genau so schwammig ist, wie bei der Herstellung der Kleidung?
Bei der Kleidung müssen ja nur 10 % der Herstellung in einem EU Land vorgewiesen werden, um
das MADE IN EU Zeichen zu erhalten. Ist das bei den Holzprodukten auch so? Sind die meisten
gar nicht FSC Zertifiziert?
 

WoodyAlan

ww-robinie
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Nunja. FSC Holz kommt meines Wissens oft aus Plantagenpfkanzungen. Ne Plantage braucht Platz und was da vorher stand kann man sich ausmalen. Und sind dann oft auch Monokulturen… ich geb auf das Siegel nix.

Google mal nach fsc und Kritik…allerdings is es immer noch besser als aus direkten Raubbau.
 

Martin45

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Gibt ja immer wieder Holz, das aus rumänischen Urwäldern (illegal) eingeschlagen wird und dann auch noch ein FSC Zettel drauf bappt. Habe mal zu beidem einen Bericht im TV gesehen. Mit dem Tropen-FSC-Holz ähnliches Spiel. Da werden Mengen exportiert...
Ich glaub dem FSC nicht mal das Papier auf dem es gedruckt ist.
Ich kenne einen Holzhandel, der sich auf Eiche Leimholz in Optik mit breiten Lamellen und Baumkante spezialisiert hat, dort steht, meine ich, dass die das in Rumänien produzieren. Aber ab wann ist es handgefertigt, ab wann industriell? Ich denke das läuft jedenfalls nicht vollautomatisch ab, wie bei 0815 Fichtenleimholz.

Ehrlich ist vermutlich nur das lokale Family-Owned Sägewerk oder der lokale Förster.
 
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Holzfragen

ww-nussbaum
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Habe mir gerade ein paar Berichte zur Kritik des Zertifikates durchgelesen. Danke Woody für die Info. Sehr interessant. Hätt ich mir auch denken können das da nicht alles mit den Rechten Dingen zu geht.

Und heute Abend schaue ich mir mal Tatort rumänischer Wald auf Youtube an. Danke Martin. Ich würde tatsächlich gerne mal die Produktion dieser Platten, die überall heute angeboten werden, mit eigenen Augen sehen. Es gibt ja im Netz sehr viele Anbieter dieser Holzplatten. Es ist ein riesen Geschäft in den letzten Jahren geworden. Bei uns um die Ecke ist auch ein Möbelhaus, der eigentlich Sofas verkauft. Auf der oberen Etage hat er aber ein paar Esstische stehen. Alles "Designer Esstische"! Der Preis beläuft sich zwischen 600 und 900 Euro für einen handgefertigten Massivholztisch. Hab mal gefragt woher die Tisch kommen und einer der Verkäufer meinte vom Hersteller! Hm. Nächstes mal traue ich mich mal und frag wer dieser Hersteller ist!
 

Martin45

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Diese Tische in der Preisklasse würde ich "Handelsware" nennen. Klar hat die auch mal jemand zusammengebaut. Massivholzmöbel aus Asien werden ja z.T. auch tatsächlich "handwerklich" gebaut, siehe YT. Aber eben unter völlig anderen Bedingungen als hier. Arbeitzeiten, Arbeitssicherheit, Maschinen.
 

derdad

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Ich habe einige Jahre in Afrika gearbeitet. Dort bekommst du jedes Gütesiegel, jede Bestätigung, jeden Nachweis. Für alles. Der Preis muss stimmen, nicht unbedingt die Ware. Wichtig ist der Betrag der nicht auf der Rechnung steht.
Deshalb bin ich bei jedem Zertifikat sehr, sehr skeptisch.
LG Gerhard
 

brubu

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Hallo zusammen
Dass bei FSC viel faul ist haben verschiedene Medien seit Jahren dokumentiert, darunter auch BBC in Afrika. Ob sich deswegen etwas ändert?
Ich traue solchen Labeln nicht weil sie länderspezifisch sind, das heisst FSC Holz aus Deutschland, Schweiz, Österreich könnte gut sein.

Aber in vielen anderen Ländern ist FSC nicht halb so streng, und meist noch schlimmer, es werden nicht einmal diese Minimalregeln eingehalten.
Genau genommen ist FSC nur innerhalb eines Landes vergleichbar.
In unseren Ländern haben wir genug Gesetze zum Schutz des Waldes und brauchen nicht zusätzlich undurchsichtige Labels die Geld abkassieren. So gibt es bei uns Förster die diese Labels öffentlich anprangern und Säger die nicht mehr mitmachen.
Gruss brubu
 

greiner61

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Naja, man kann sich ja die Tischplatte auch selbst bauen! Eigenes Holz oder gekauftes Holz aus der Nähe. Ist nicht viel Aufwand, wenn ein paar Maschinen vorhanden sind. Mein nächstes Sägewerk (2 km weg) hatte voriges Jahr einheimisches Nussbaumholz in 6 cm Stärke und 200 cm Länge; die Breite variierte von 60 bis 80 cm:emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:ro Stück € 50,-. Die Platten waren so toll, dass man diese als Solo-Tischplatte auch verwenden konnte.
Mein Nachbar und ich haben die ganze Ware gleich aufgekauft.
Ich denke, wir sollten uns wieder auf die Werte und Holzsorten bei uns konzentrieren!
Ich werde heuer im Winter eine ältere Linde und Eiche fällen; mit der Lebensplanung sollte sich es sich ausgehen, dass ich dieses Holz noch selbst verarbeiten kann.

LG Helmut
 

Martin45

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Eigenes Holz oder gekauftes Holz aus der Nähe.
Ich denke, wir sollten uns wieder auf die Werte und Holzsorten bei uns konzentrieren!
Ich bin da ja ganz bei dir, aber bei euch in "den Bergen" ist das wesentlich leichter getan, als bei uns im Flachland, wo die meisten klassischen kleinen Sägewerke (die es bei euch noch gibt) ausgestorben sind. Selbst mit Mobilsägern etc. ist es recht mau. Erst so langsam bessert sich die Lage wieder, dafür haben die dann aber oft für die meist eher mittelmäßige Qualität gesalzene Hipster-Preise.
 

Mitglied 30872

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... Mein nächstes Sägewerk (2 km weg) hatte voriges Jahr einheimisches Nussbaumholz in 6 cm Stärke und 200 cm Länge; die Breite variierte von 60 bis 80 cm:emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:ro Stück € 50,-. ...
Ich denke, wir sollten uns wieder auf die Werte und Holzsorten bei uns konzentrieren!...
Tja, aber wer kauft nicht gerne unter Wert? Du ja auch nicht.
Und, Frage an die Profis, woher kommt denn das Nussbaumholz, das Ihr so verarbeitet?
 

Holzfragen

ww-nussbaum
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Diese Tische in der Preisklasse würde ich "Handelsware" nennen. Klar hat die auch mal jemand zusammengebaut. Massivholzmöbel aus Asien werden ja z.T. auch tatsächlich "handwerklich" gebaut, siehe YT. Aber eben unter völlig anderen Bedingungen als hier. Arbeitzeiten, Arbeitssicherheit, Maschinen.
Den Begriff "Handelsware" finde ich gut! Und gibt es auch einen treffenden Begriff für einen handgefertigten Tisch auf Bestellung?
 

Clemens J.

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Hallo,
Den Begriff "Handelsware" finde ich gut! Und gibt es auch einen treffenden Begriff für einen handgefertigten Tisch auf Bestellung?

Ja klar, "maßgefertigt nach Wunsch des Kunden". Dass das dann teuerer wird ist aber schon klar. Besprechung vor Ort um die Gegebenheiten zu klären, (nicht jeder Tisch passt durch das Preppenhaus bzw. um die Ecke). In der Fa. wo ich gelernt habe, musste für einen Konferenztisch in einem Neubau das Fenster wieder ausgebaut werden und der Tisch mit einem Autokran in das Obergeschoß durch das Fenster gehievt werden). Aber klar das war schon ein Tisch mit Überlänge- und Überbreite. (aber nicht der berüchtigte Tisch von Putin :emoji_wink:).
Auch macht sich der Schreiner ein Bild der übrigen Ausstattung des Aufstellortes und berät entsprechend (sollte zumindest so sein).
Im Möbelgeschäft wird ein Möbel optimal präsentiert und die Platzverhältnisse dort sind entsprechend.
Wenn es optimal läuft, wird vor dem verleimen der Platte ein Foto von der zu erwartenden Optik (Maserbild usw.) gemacht, und dem Kunden gezeigt, oder der Kunde kommt in die Werkstatt um das in Natura zu betrachten.

Dann noch das Thema Tischgestell, ein gesondertes Thema. Holz oder Metall, wie soll es aussehen, bei Holz noch das Thema Holzart usw.

Dafür bekommt der Kunde einen Tisch den er sich genau so gewünscht hat und den er vielleicht in seiner Entstehung begleitet hat.

Krönung des ganzen:

Der Kunde hat eigenes Holz in entsprechender Dimension, selbst gefällt, vom Großvater gepflanzt z.B.
Daraus wird dann ein Tisch in absprache mit dem Schreiner.

Viele meiner eigenen Möbel sind aus Holz aus dem Wald den meine Vorfahren gepflanzt, oder gehegt haben. Von meinem Vater oder Bruder gefällt, zur Säge gebracht und auf Wunschmaß eingeschnitten, auf dem Hof zur Trocknung aufgehölzelt und dann selber gebaut wurden.
Da steckt was drinn, was kein gekauftes Möbel bieten kann.


Gruß Clemens
 

Mitglied 30872

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Den Begriff "Handelsware" finde ich gut! Und gibt es auch einen treffenden Begriff für einen handgefertigten Tisch auf Bestellung?

Handelswaren sind Waren, an denen keine weiteren Produktionsschritte vorgenommen werden. Sie werden im Rahmen des Handels nur weiter gereicht. Somit stehen im Möbelhaus ausschließlich Handelswaren. Das ist auch der Tisch aus Afrika. In der Tischlerei werden aus Handelswaren Tische hergestellt. Wenn man den direkt beim Tischler kauft, gibt es insofern keine Bezeichnung. Wenn der Tisch über den Handel verkauft wird, wird er zur Handelsware. Hat also auch nichts mit Preisklasse zu tun.
 

Clemens J.

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Noch was "Platten mit Waldkante und durchgehenden "Lamellen".
Wer sowas selber mal gemacht hat, weiß, dass das Leimen mit dieser "krummen" Kante gar nicht so einfach ist. Da braucht es in der Regel entsprechend angepasste Zulagen. Das kostet zusätzlich Zeit und sorgt auch mal schnell für Frust.

Grüße Clemens
 

IngoS

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Noch was "Platten mit Waldkante und durchgehenden "Lamellen".
Wer sowas selber mal gemacht hat, weiß, dass das Leimen mit dieser "krummen" Kante gar nicht so einfach ist.

Grüße Clemens


Hallo,

Habe neulich im Möbelhaus einen Tisch mit Waldkante gesehen, bei dem auch die Borke noch mit dran war. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass die Platte außen extra krumm gesägt wurde und als Borke irgendwelches braunes Kunststoffzeug angepappt wurde.
Häufig werden Tischplattenkanten extra im Waldkantenlook wellig gesägt. So kann die Platte aus geraden Lamellen erstmal einfach verleimt werden.

Gruß Ingo
 
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Martin45

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Ich würde den Schreinertisch als Maßanfertigung sehen. Wie einen Anzug vom Schneider.
Wir könnten jetzt tolle Begriffe erfinden. Tischlertisch, Schreinertisch, Tischlerware Manufakturware, Tisch-lerWare usw.
Da du ja i.d.R direkt beim Schreiner kaufst, wird es da meist keine Handelsware.

Ja, diese wellige Kante, die vermutlich nur "angesägt" war, habe ich im Baumarkt auch schonmal gesehen. Die Kunstborke ist mir neu.
 

Holzfragen

ww-nussbaum
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Weiß Jemand von Euch ab wann es Massivholzplatten als Handelsware gegeben hat? Die Platten mit Baumkante in breiten Riegeln gibt es meiner Beobachtung nach seit 6 bis 7 Jahren. Seit der Trend mit den modernen Tischen auf Metallkufen gekommen ist. Ist aber auch nur meine Gefühl. Aber mich würde mal interessieren, wann keilgezinkte und schmale Lamellen auf den Holzmarkt kamen. Gibt es Leute im Forum, die dies miterlebt haben?
 
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