Marples Säge aufarbeiten

Todde

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Hallo Holzwerker und Sägenfreunde,

im Urlaub in Spanien habe ich auf einem Flohmarkt eine alte Marples-Säge aus Sheffield erstanden.
Der Zustand ist alt aber ok, soll heißen das Blatt ist gerade aber angerostet.
Der Griff hat zwei Risse, die ich erstmal durch Verleimen stabilisieren wollte.
Was sollte ich noch tun, um die Säge wieder einsatzbereit zu machen?

Sie hat 12 TPI und könnte von der Form her eine Zinkensäge sein. Was meint Ihr?
Durch den massiven Rücken ist sie ziemlich schwer.

Auch das Schärfen wollte ich an der Säge lernen. Sägeprobe s. Bilder.

Freue mich über Rückmeldungen,
Gruß Todde
 

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dew-tool

ww-robinie
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Hallo

Der Fachmann für deine Säge ist Pedder schreib ihn doch mal an der hilft dir bestimmt weiter.

Gruß Jürgen
 

zündapp

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Hallo Todde

Schöne Säge, vor ein paar Jahren habe ich auch einmal eine Sheffield -Rückensäge aufgearbeitet und habe darüber hinaus einige alte englische Werkzeuge in Gebrauch.
Was mir zu Deiner Säge einfällt:

Marples ist eine super Marke, meiner Meinung nach haben die (von den alten Werkzeugbauern) neben Mathiesson den besten Stahl verwendet. Meine Marples Drechseleisen und Stechbeitel werden nicht schneller stumpf als ein moderner A2 Stahl. Daher würde ich das Blatt der Säge erhalten und keinesfalls ersetzen.
Das Schnittbild Deiner Säge sieht für mich nicht so schlecht aus, auch die Bezahnung erscheint für so altes und viel gebrauchtes Werkzeug überraschend regelmäßig. Also vorsichtig schärfen, viel Material musst Du hier wohl nicht abtragen.

Zum Renovieren: Ich würde beim Reinigen nichts verwenden, was zu viel Material abträgt, also kein Schleifpapier oder so. Damit veränderst Du die Form und das wäre schade. Besser ist ein Schleifvließ. Für Blatt und Rücken Rostlöser, für den Griff Fensterreiniger oder Spiritus. Wenn der Griff einigermaßen glatt und sauber ist kannst Du ihn z. B. mit Truoil versiegeln, das bekommt man im Zweifelsfall auch wieder ab.

Die Schrauben scheinen mir nicht original, das heißt, der Griff ist eventuell schon einmal vom Blatt gelöst worden und dabei sind wohl die original Schrauben gestorben. Vorteil: vermutlich lässt sich der Griff leichter lösen. Nachteil: eventuell erwarten Dich beim Lösen des Griffes noch böse Überraschungen.

Also, soweit mein Senf dazu. Glückwunsch zur Säge und viel Spaß beim Herrichten.

Wolfgang
 

pedder

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Hallo Todde,

vielen Dank für die pn!

Aussagen ohne die Sägen in der Hand fallen mir immer schwer und müssen nicht stimmen.

Das ist wohl nicht wirklich ein Dovetailsaw, dafür ist die Bezahnung
etwas grob und nach meiner Vermutung (vielleicht kannst Du das mal messen)
das Blatt mit 0,6-0,7mm etwas stark. Ich halte das für eine Allroundsäge.
Gefeilt ohne Fleam, dafür teilweise mit ordentlich Rake. Fast schon wie eine deutsche Absetzbezahnung.

Ich habe mit der Schärfanleitung gelernt, die Dieter Schmid in seinem Katalog hat.
Schrfen und Schrnken von Sgeblttern
Und mit diesem Video.
Sharpening a Dovetail Saw - Fine Woodworking Video

Da gab es aber die Anleitung von Friedrich auch noch nicht.
Das Schärfen von Handsägen
(Ich mache vieles anders als Friedrich beschreibt, aber seine Sägen sind sehr scharf und sehr exakt gefeilt.)

Am besten (und ausführlichsten) gefällt mir der Film von Andy T auf Englisch.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=...k5DbTl710qw3VOAM86LqKQ&bvm=bv.123664746,d.ZGg
(in den zwei Stunden könnte man aber auch schon einige Säge gefeilt haben.
Ist her was für kalte Winterabende)

Allen Anleitungen gemein ist, dass sie zu wenig Wert auf das Licht legen, (Friedrich ist da noch am beste).
Bevor ich die Zahnspizzen nicht so sehe: Fange ich nicht an zu schärfen. Es macht keinen Sinn.
http://2.bp.blogspot.com/-IC8hGJgrdb4/U26D2ipUy-I/AAAAAAAAExc/fsFTeslFAGg/s1600/IMG_0391.JPG


Bei Deiner Säge würde ich als erstes den Rücken wieder in Seine Ausgangspositioon bringen. Er hat schläge auf die Spitze erhalten, wahrscheinlich weil das Blatt krumm war. Hier habe ich das gezeigt, halt nicht ganz entfernen.

Old Ladies: Hill Late Howel

("Ich würde" meint nicht, "ich empfehle es". Das kann auch schief gehen.) Dann würde ich vor allem anderen das Blatt entrosten.
Hier habe ich mal gezeigt, wie ich es mache:
Old Ladies: Suchergebnisse für ulmia 348
(Auf meinem Blog findest Du dann auch noch ein bisschen mehr zu Rückensägen.)

Dann Schärfen.
Dann Sägen!!! Das ist wichtig, Sägenschärfen kann süchtig machen:
So you want to get into using old saws...? : Hand Tools - UKworkshop.co.uk
Liebe Grüße
Pedder
 

Todde

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Hallo Wolfgang und Pedder,
vielen Dank für Eure Antworten und die vielen Literatur- und Filmhinweise.

Das Blatt hat tatsächlich eine Stärke von 0,8 mm.

Interessant finde ich Deine Einschätzung Pedder, daß die Säge einen Schlag von oben bekommen hat.
Ich dachte die sich zur Spitze in verjüngende Höhe des Blatts wäre Absicht.
Allerdings verwundert mich das Ausmaß des "Hineinrutschens" in den Rücken. Dieser ist 2 cm hoch, das Blatt verjüngt sich um ca. 1,3 cm. Das hieße, das das Blatt im Originalzustand nur 0,7 cm im Rücken steckt (Annahme: es ist über die gesamte Länge gleich hoch). Ist das normalerweise so?

Frage an Pedder: welche Nachteile beim Sägen hat es, das Blatt so zu lassen (ich traue mir die von Dir beschriebene Entfernung und erneute Einführung des Blatts in den Rücken ehrlich gesagt nicht zu.) Wie halten die Blätter eigentlich? Steht der Rücken unter Spannung, wird geklebt?

Danke & Gruß
Todde
 

pedder

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Hallo Todde,

dass die Linien der Wange und des Rückens nicht parallel laufen ist aus meiner Sicht
ein sicheres Zeichen, dass der Macher sie anders ausgeliefert hat. Einer Deiner
Vorbesitzer wollte das offenbar anders.

Ich finde das nachteilig, weil man erheblich Schnitthöhe verliert. Das Sägeverhalten
verändert sich auch, das muss aber ja kein Nachteil sein.


Die Blätter halten in solchen Rücken nur durch die Federkraft des Rückens. Di ekann
sehr kräftig sein. Ich durfte neulich eine moderne aus den USA reparieren, die
erstaunlich stark geklemmt war.

Liebe Grüße
Pedder
 

Todde

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Hallo Pedder,

wie bekomme ich das Blatt wieder ordentlich in den Rücken hinein, wenn ich das Blatt so wie von Dir auf Eurer Homepage beschrieben aus dem Rücken entferne?

Oder sollte ich es nur so weit am Fuß der Säge aus dem Rücken ziehen, bis es parallel zum Rücken verläuft?

(Irgendwie sieht die Säge ja ein wenig wie eine "tapered saw" aus, oder?)

Danke für Deine hilfreichen Tipps,
Gruß Todde
 

Kunstbohrer

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Servus,
Ich hab auch so eine altes Unikat. Die einzige Westliche säge die ich noch nutze.
Den griff hab ich etwas angeschliffen und geölt (immer noch so das er etwas Pathina hat)
Den rücken etwas entrostet, und das blatt hat sich duch die benutzung wunderbar blank geschnitten.
Schleifen habe ich an ner billigen Baumarktsäge geübt bisvor ich mir die schöne Säge kaputt gemacht hätte.
 

Todde

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Hallo zusammen,
ich habe jetzt bei der Säge das Blatt nach der Methode von Pedder vorn aus dem Rücken gezogen. Tatsächlich war es bis zum Anschlag eingeschlagen (siehe Bild).
(und in Griffnähe nur ca. 0.7 cm tief im Rücken geklemmt.)
Bis auf eine Blatthöhendifferenz von 2-3 mm ist der Rücken jetzt parallel zum Blatt, weiter ging es mit sanfter Gewalt nicht.
Als nächstes werde ich den Griff verleimen und etwas säubern. Dann habe ich hoffentlich eine gute Allzwecksäge.

Vielen Dank für Eure Tipps und Hinweise! Das war wie immer hilfreich.

Grüße, Todde
 

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pedder

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Hallo Todde,

Deine Frage aus #7 hatte ich übersehen, aber inzwischen hast Du es ja hinbekommen. Viel Spaß mit der Säge!

Liebe Grüße
Pedder
 
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