Leinölfirnis selbst anrühren und verdünnen - ungiftig?

JPT

ww-pappel
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Hallo,

ich dachte, ich lass mal die Finger von all den segensreichen Produkten der Chemieindustrie. Das ist aber garnicht so einfach.
Ziel: Leinölfirnis 1:1 verdünnt für innen.

Leinöl ist ein Naturprodukt, die "Firniszusätze", vor allem das Sikkativ aber nicht unbedingt, der Terpentinersatz erst recht nicht.
Bei den Sikkativen handelt es sich bei den von mir recherchierten Fällen um Schwermetallsalze (Mangan, Cobalt). Wie giftig sind die nun als Salz? Gebunden im Lack? Kann ich selbst ein ungiftiges Sikkativ in Lackleinöl einrühren?
Sind die während der Verarbeitung giftig?

Zum Thema Terpentinersatz habe ich folgendes gefunden: Terpentin ist eine – zufällige, wechselnde – Mischung aus mindestens 200 hochgiftigen (krebserzeugendes Benzol!) Abfall-Lösemitteln. Es ist mit Sicherheit das giftigste, das man im Hause haben kann! Das klingt für mich zwar extrem überspitzt aber in der Basis recht glaubwürdig, da die Hersteller gerne verschweigen, was genau enthalten ist bzw schwammige Begriffe wie Naptha und Paraffin verwenden.
Ist es ausreichend Aromatenfreien Terpentinersatz zu verwenden (also ohne zB Benzol), oder ist das immernoch giftig?
Echtes Terpentin (Balsamterpentin) ist auch keine ungiftige Alternative?
Das Terpentin ist nach wenigen Tagen vollständig verdunstet? Es geht hier also nur um die Schadstoffbelastung während der Verarbeitung?

Auf meine Anfrage bei der Firma Meyer habe ich die Antwort bekommen, dass Alkohol als Lösungsmittel für Leinöl leider nicht funktioniert. Wäre wohl zu einfach gewesen.

Vielen Dank
 

SteffenH

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Es gibt heutzutage eine sehr große Auswahl von ausgezeichneten Produkten, bei denen Schadstoffbelastung und Funktion in einem akzeptablen Verhältnis steht. Insbesondere bei Leinölprodukten gibt es bei der "Bio"-Fraktion reichhaltige Auswahl. Ich bezweifle, dass man sich selbst irgend etwas "besseres" zusammenmischen kann. Es ist meiner Meinung nach auch ein Trugschluss, dass Produkte der Chemieindustrie zwangsläufig "giftiger" sind als Bio-Produkte. Balsamterpentinöl oder Orangenschalenöl als Verdünnungsmittel sind ebenfalls nicht sehr gesund.
 

Fiamingu

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Hier mal das richtige Rezept für Leinölfirnis.
- 1L Leinöl für Firnis
- 300 - 500 ml Terpentin oder Terpentinersatz
- 45 ml Sikkative
Terpentin verdunstet zu 99% und die Sikkative
verbleiben mit dem Leinöl im Holz. Zurück bleibt
ein nicht unangenehmer geruch nach Leinöl.
 

Komihaxu

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Auf meine Anfrage bei der Firma Meyer habe ich die Antwort bekommen, dass Alkohol als Lösungsmittel für Leinöl leider nicht funktioniert. Wäre wohl zu einfach gewesen.
Dann ist vielleicht Schellack die Lösung für dich (anstatt Leiöl). Lass dich von den Anleitungen zur extrem aufwändigen Schellackpolitur nicht irritieren, eine einfache Schellackmattierung mit 1-2 Schichten lässt sich noch einfacher verarbeiten als ne Dose Kunstharzlack.
 

welaloba

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Hallo Namenloser JPT,
ich finde, du solltest mal erzählen, was genau du vorhast zu beschichten mit Leinölfirnis.
Dann kann dir vielleicht eher geholfen werden mit Auskünften. Dieses Rumgezackere, alles Material sei giftig, geht mir auf den Senkel. Teilnahme am Straßenverkehr ist auch giftig. Schellack entwachst wird ebenfalls mit enormem Chemieeinsatz hergestellt. Und wie der Schellack in Indien und sonstwo geerntet und raffiniert wird, möchten wir auch nicht so genau wissen.
Und: Beim Werksbesuch einer Frankfurter Firma für Wachsherstellung zeigte sich, dass viele Tonnen täglich hergestelltes Synthetikwachs ausschließlich aus Erdöl hergestellt werden.
Sorry, das ging jetzt schon fast komplett am Thema vorbei.
Gruß Werner
 

Fiamingu

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Moin Mark,



muss das Gemisch nicht noch erhitzt (gekocht?) werden? :confused:

Und wenn ja - wie lange?

Nein, das ist bereits fertig zur Verarbeitung.
Jedenfalls das was ich HIER kaufe. Das Mischungs-
verhältnis / Rezept für den Firnis steht direkt
auf der Leinölflasche. Bloss nicht das vom
Aldi verwenden. Das ist nicht geeignet und ranzt.
Bis jetzt bin ich äusserst zufrieden mit der Mischung.
Fraglich ist, ob es die einzelnen Zutaten in D noch
zu kaufen gibt oder man nur fertige Mischungen
findet. Hier ist es genau das Gegenteil. Selbst anmischen
ist hier angesagt. Das Gemisch wird nicht erhitzt. Das
Leinöl wird gekocht und entschleimt. Das geschieht
aber beim Hersteller.
 

WinfriedM

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Kann ich bestätigen: Verdünnen von Leinölfirnis ist in den meisten Fällen nicht nötig und bringt auch keine Vorteile.

Wenn du doch verdünnen willst: Waschbenzin (ordentlicher Qualität) ist klar definiert und relativ harmlos. Noch harmloser sollen die Isoaliphate sein, z.B. Shellsol T. Fast alle Naturfarbenhersteller setzen bei Lösemitteln mittlerweile auf Isoaliphate.
 

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Hallo JPT,
wozu möchtest du denn Firnis überhaupt verdünnen? Ist er dir für die Verarbeitung zu dickflüssig, kannst Du ihn auch erwärmen. Er dringt dann auch besser ins Holz ein.
 

tinitus

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Hier mal das richtige Rezept für Leinölfirnis.
- 1L Leinöl für Firnis
- 300 - 500 ml Terpentin oder Terpentinersatz
- 45 ml Sikkative
Terpentin verdunstet zu 99% und die Sikkative
verbleiben mit dem Leinöl im Holz. Zurück bleibt
ein nicht unangenehmer geruch nach Leinöl.

Hallo,

wo bekommt man diese Sikkative?
 

WinfriedM

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Den Deutschen wurde sowas abgewöhnt, hier kauft man alles fertig. Die Spinnrad-Läden haben ja mit ihrem "Ich mix mir alles selber" auch nicht überlebt.

Sikkative sind schon eine absolute Spezialität hier, die man in der Regel nur Online bekommt, z.B. bei kremer-pigmente.de. Müsste dort auch cobaltfrei sein.
 

pedder

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Die Idee, dass man das als Laie spontan besser und ungiftiger hinbekommen soll als Naturfarbenhersteller, die sich damit lange beschäftigt haben, finde ich erstaunlich. Sind die zu doof?

Leinos, Auro, Naturalfarben wären meine Anlaufpunkte.
 

ChristophW

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Die Idee, dass man das als Laie spontan besser und ungiftiger hinbekommen soll als Naturfarbenhersteller, die sich damit lange beschäftigt haben, finde ich erstaunlich. Sind die zu doof?
Es gibt da denke ich verschiedene Aspekte. Einmal wird man in der gewerblichen Produktion ggf. Stoffe einsetzen die eine breite Anwendung und einfache Handhabung erlauben und andererseits solche die der Haltbarkeit dienen oder Ersatzstoffe die günstiger sind.
Man muss nur mal auf die Zutatenliste diverser Lebensmittel schauen und sich wundern was da alles selbst in scheinbar simplen Speisen verbirgt.

Man kann also durchaus Stoffe einsparen. Ob das bei einem simplen Firnis relevant ist sei mal dahingestellt.
 
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