Lackieren ohne giftige Dämpfe

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ww-nussbaum
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Hallo!

Ich habe nun eine Zeit lang gesucht aber dazu noch nichts konkretes gefunden.

Mein Traum: Ohne Gestank Möbel lackieren die auch beanspruchbar und gut reinigbar sind.

Gibt es eine Möglichkeit ohne diese giftigen Dämpfe zu lackieren/ölen und trotzdem tolle Ergebnisse zu bekommen?
Speziell geht es darum in einer sehr kleinen und schlecht lüftbaren Werkstatt lackieren zu können.
Meine Werkstatt hat ca. 18m2, und alle Lackarbeiten stinken noch am nächsten Tag sehr stark. Im Winter kann ich leider auch nicht draußen lackieren.
Im Sommer habe ich schon draußen mit Verdünnungs-Lacken von Adler lackiert und die bisher besten Ergebnisse gehabt. Auch mit Spraydosen von Adler habe ich schon tolle Endergebnisse erzielt. Dies waren alles keine Wasserbasislacke und haben enorm gestunken.

Erste Versuche mit dem Ölen:
Ich habe jetzt aus der Not heraus ein Universal Öl vom Aldi probiert. Dieses stinkt gar nicht, aber die fertige Oberfläche wirkt auf mich noch etwas unbelastbar und zu wenig glatt.
Ich abe es 2mal stark geölt und und am Ende mit Kückenrolle poliert (ging kaum zu polieren)

Könnt ihr mir bitte ein paar Lacke oder gerne auch Öle empfehlen und eure Erfahrungen damit berichten?

Ich möchte damit vor allem Möbel so lackieren/ölen können, dass diese problemlos mit einem nassen Lappen gereinigt werden können. Auch sollte die Lackschicht auf den Möbeln was aushalten (eine gewisse Härte oder Wiederstandsfähigkeit haben), denn auf einen Couchtisch wird ja auch mal eine Schüssel hingestellt usw...

Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt, ansonsten bitte einfach nachfragen. :emoji_wink:
 

Mitglied 42582

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Grundsätzlich kannst du mit Wasserlacken lackieren, die stinken in der Regel nicht so. Ich kenne da jetzt nur das Sortiment von Hesse-Lignal, eine Maske mit Filtern (Lösungsmittel+Partikel) wirst du aber dennoch benötigen.
In absehbarer Zeit werden wir wahrscheinlich sowieso nur noch Wasserlacke bekommen können, da die EU versucht den Lösemittelanteil in Lacken immer weiter einzugrenzen, bis er dann irgendwann gar nicht mehr da ist.
Beim Öl solltest du dir eins mit möglichst geringem Leinöl-Anteil besorgen, dann stinkt auch das nicht mehr so.
Um geölte Flächen etwas glatter zu machen eignen sich übrigens Wachse. Die sind nach dem trocknen mit einem Baumwolltuch aufpolierbar.
 

Nordwind

ww-nussbaum
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Seit ich meine Küche komplett mit Hartwachsöl behandelt habe, bin ich absolut begeistert von dem Zeug. Ich hab' die gesamte Küche nicht nur im Keller, sondern sogar in der Wohnung gestrichen, schrittweise, von beiden Seiten, drei Anstriche. Das zog sich über Wochen, aber der Geruch hat nicht gestört, ich hab' teilweise im gleichen Raum gekocht. Zugegebenermaßen hab' ich die Tür zum Rest der Wohnung weitgehend geschlossen gehalten, aber ich mag's genauso wenig, wenn die ganze Wohnung nach Essensgerüchen riecht.
Die Oberfläche ist schön gleichmäßig, matt glänzend, und sehr robust geworden.

Meine Küchenarbeitsplatte ich geölt. Die hält einiges an Flüssigkeiten aus, aber das Öl gibt keinen mechanischen Schutz. Dafür ist das Buchenholz der Platte recht robust.
 

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ww-nussbaum
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@HolzLackwurm
Ja an Wasserlacke dachte ich auch schon, jedoch habe ich keine Ahnung was hier gut ist und wie beständig die Sachen sind.

@Roostie
Ja das mit der EU und den Lösungsmitteln habe ich auch schon vernommen. Man bekommt im Einzelhandel auch nicht mehr alles zu kaufen.
Angst macht mir das beim Lackieren von Metall. Mein Erfahrungen besagen dass sich Lösungsmittellacke ins Metall fressen und dadurch besser haften als wasserlösliche Lacke die nur eine Art Latexschicht bilden.

Die "Wachse" klingen interessant. Kannst Du mir da was konkretes empfehlen? Muss man davor ölen? Wenn ja, womit?

@Nordwind
Hartwachsöl klingt ja super. Kannst Du mir da ein konkretes Produkt empfehlen?
Kann man das alleine verwenden oder muss man es mit Wachs kombinieren?
Musstest Du es polieren, wenn ja, womit macht man das am Besten?
 

Nordwind

ww-nussbaum
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Ich hab' viel mit dem Aqua-Lack von Clou gearbeitet. Die Oberfläche wird bei mir nicht so Babypopoglatt wie bei anderen Lacken, aber sie ist sehr robust. Ich hab' meinen Küchentisch damit lackiert, und der muss wirklich was mitmachen, da ich darauf auch kleinere Bastelarbeiten erledigte. Ich musste mir wirklich Mühe geben, mal einen Anlass für eine Neulackierung zu finden. (Ein wochenlang darauf stehender Blumentopf hat's dann geschafft.)

Für meine Küche hab' ich das Hartwachsöl von Osmo benutzt. Die ersten beiden Schichten waren 'Dekorwachs farbig', die Deckschicht war Hartwachsöl von Osmo. Dünn aufgetragen und nach dem Trocknen mit einem Lappen poliert. Ich hab' hier im Forum irgendwo einen Thread dazu aufgemacht, da hab' ich auch eine Menge guter Tips bekommen.
 

Holz-Fritze

ww-robinie
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Mal zum Thema EU und Lösemittel. hier geht es nicht um die Lösemittel im Produkt, sondern um die Lösemittel bei der Herstellung. Die Hersteller dürfen gewisse Imissions-Grenzwerte von Lösemitteln bei der Produktion nicht überschreiten, deswegen wird vornehmlich im Baumarktsektor alles auf Wasserlack umgestellt.
 

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ww-nussbaum
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Ok danke für die sehr hilfreichen Antworten.:emoji_slight_smile:
Ich werde mich als nächstes einem Hartwachsöl widmen und auf dem für mich neuen Gebiet Erfahrungen sammeln.

Das klingt jetzt für mich wie eine einfach Variante meinen Werken den passenden Lack zu spendieren.
 

WinfriedM

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@Holz-Fritze: Da muss ich klar widersprechen. Es geht ganz eindeutig darum, Produkte herzustellen, die weniger VOC enthalten. Aus dem Grund, dass diese Lösemittel eben bei Verarbeitung in die Umwelt gelangen und man dies nicht mehr will. Aus ökologischer Sicht vollkommen sinnvoll.

@Entry: Adler produziert doch auch hochwertige wasserbasierte Lacke. Wenn du vermutlich sowieso einen Fachhändler hast, der Adler anbietet, lass dich doch von dem mal beraten, was er aus dem Adler-Sortiment empfiehlt. Ansonsten auch mal bei Zweihorn oder Hesse-Lignal gucken.

Wasserbasierte Lacke enthalten übrigens auch Lösemittel, auch hier sollte gelüftet werden. Und wie Michael schon schreibt, es gibt viele flüchtige Stoffe, die man nicht riecht, die aber durchaus schädlich sein können. Und bei den meisten Ölen hat man Gerüche, die aber natürlichen Ursprungs sind und völlig unschädlich. Leinöl riecht nunmal recht charakteristisch, Tungöl ebenso und nahezu alle Öle basieren zu großen Teilen auf diesen Ölen.

Was Aldi an Ölen verkauft, kannst du vergessen. Besorg dir mal ein ordentliches Öl und teste. Ein recht gutmütig riechendes lösemittelfreies Öl wäre z.B. das Biofa Arbeitsplattenöl. Auch das oben erwähnte Osmo Hartwachsöl ist empfehlenswert. Es enthält zwar Lösemittel, die riechen aber nur wenig.

Richtig lecker wirds mit Ölen von Auro. Die meisten von denen enthalten Orangenöl als Lösemittel. Wer es mag, wird damit glücklich. Auch die Öle von Natural-Farben.de rieche ich immer gerne.
 

Holz-Fritze

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@Holz-Fritze: Da muss ich klar widersprechen. Es geht ganz eindeutig darum, Produkte herzustellen, die weniger VOC enthalten. Aus dem Grund, dass diese Lösemittel eben bei Verarbeitung in die Umwelt gelangen und man dies nicht mehr will. Aus ökologischer Sicht vollkommen sinnvoll.

Diese Aussage stammt vom Clou Service als ich mich nach den Unterschieden alter zu neuen DD Lacken erkundigt habe. Mir wurde erklärt es ginge um die Emissionen bei der Herstellung

Aber letztlich kommt es ja aufs gleiche raus.

Hier mal ein Link: http://www.lacke-und-farben.de/fileadmin/templates/img/pdf/DLI_Dokument_8.pdf
 

Nordwind

ww-nussbaum
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Ich hab' meine Küche zwar erst seit einem halben Jahr im Gebrauch, aber ein nasser Lappen (mit dem ich die Türen neben der Spülmaschine und unterhalb der Spüle regelmäßig abwische, wenn irgendetwas gekleckert hat), haben der Oberfäche bisher überhaupt nicht geschadet, und auch wenn die Kleckerspuren schon angetrocknet waren, hab' ich sie einfach mit Wasser und einem Microfasertuch abrubbeln können. Insofern bin ich ich ziemlich begeistert.
Test mit darauf stehendem Wasser oder Wasserringen hab' ich noch nicht gemacht, da meine Arbeitsplatte ja geölt ist, aber die Türen wische ich nie trocken nach, wenn ich sie abgewischt habe.
Das heisst, das stimmt nicht ganz: Mein Nachttisch ist auch mit dem Hartwachsöl behandelt, und darauf steht häufiger eine Teetasse. Wasserrand hat da nicht stundenlang draufgestanden, aber 10 Minuten oder so, ehe ich's gemerkt habe, gab's da schon. Alles unproblematisch.
 

WinfriedM

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Was Öle nicht so mögen: Hochprozentiges, starke Laugen und stark färbende Flüssigkeiten. Sowas schnell abwischen.

Öl lässt sich aber auch schnell nacharbeiten, wenn mal was schief geht.
 

frankundfrei

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Ölen und lüften

18m² im Keller bei schlechter Belüftung ist natürlich nicht so optimal. Ist der Keller wenigstens beheizt?

In Wasser emulgierte Öle verarbeiten sich anders als Öle die durch Lösemittel verdünnt wurden. Es ist also nicht nur eine Frage der Auswahl, sondern auch, wie ich mit dem Verarbeiten zurecht komme. Wasser lässt die Holzfaser quellen - was u.U. einen Zwischenschliff nötig macht.

Naturöle brauchen zum Trocknen Sauerstoff - ein gutes Lüften wäre also tatsächlich von Vorteil. Die Umgebungstemperatur hat auch einen Einfluss auf die Trocknungszeit.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

WinfriedM

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Feucht abwischen ist überhaupt kein Problem, dass überstehen geölte Oberfläche recht lange, auch mit Spüli oder milden Seifen. Von Mikrofaser raten vielen Hersteller ab, die können bei häufigem Gebrauch eine frühere Nachölung nötig machen.
 

tomcam

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Die Festool Surfix Öle sind mein absoluter Favorit, für Deine Anwendung: Heavy Duty , ist für innen, stark beanspruchte Oberflächen, kann man noch einpolieren und machen eine sehr angenehme Oberfläche. Sind rein natürlich.
 

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ww-nussbaum
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Hi Leute!

Ich wollte euch mal einen Statusupdate geben. Ich habe jetzt schon einige Öle ausprobiert und bin bist jetzt sehr begeisert.
Am Besten kam ich mit dem Hartwachsöl von Adler (Lengo Hartwachsöl) Legno-Hartwachsöl - Legno-Öle & -Wachse - Wachse, Öle, Innenlasuren - Produkte & Lösungen - ADLER zu recht.
Die Anfreuerung des Holzes ist super. Die Trockenzeit ist je nach Temperatur, Sauerstoff im Raum gut (meistens 24 Stunden).
Die Oberfläche ist mit nur einem Anstrich fertig.


Meine Verarbeitungsweise:
Geschliffen habe ich nacheinander mit Körnung 80/120/180/240
Danach mit einem Schwamm geölt. Überstand habe ich mit Küchenrolle entfernt.
Die Oberfläche war echt sehr glatt und nach dem trocknen fertig!
Vor der Trocknung stinkt das Öl sehr stark. Je mehr Durchzug im Raum ist, desto besser die Trocknung und die Gestanksabnahme nach einiger Zeit.

Ich werde mit der Zeit auch andere Öle versuchen (naturafarben.de) und bin sehr begeistert von der Vereinfachung der Lackierarbeiten durch Öle.

PS.: DANKE nochmals für die Unterstützung!
 

WinfriedM

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Ein Ölauftrag ist immer nur suboptimal, egal welches Öl du verwendest. Das liegt einfach daran, dass das Holz das Öl saugt. So lange, bis es zu trocknen anfängt. Dann ist aber die Oberfläche ausgedünnt und nicht mehr optimal gesättigt. Außerdem stellen sich noch einige Fasern auf. Beim zweiten Auftrag nährt man also die Oberfläche nochmal nach und entfernt die aufgestellten Fasern mit etwas Schleifvlies oder Schleifpapier. Öle, die nicht gut absperren, brauchen noch mehr Aufträge, weil auch beim zweiten Auftrag wieder viel Öl wegzieht.
 
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