Komischer Leim

Bongo

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Hallo,

ich habe mal eine kurze Frage:

Gestern in der Turnhalle stand ein kaputter, kleiner Sprungkasten, die Kästen kennt ihr bestimmt auch noch aus der Schule einfacher Kasten, perfekte Sitzhöhe oben mit Leder bezogen (auch wenn es lange her ist :emoji_wink:

Bei dem Kasten war der Deckel (also der mit Leder bezogene Teil) ab. Das ganze ist mit Holzdübeln fixiert und mit einem komischen Leim geklebt. Das sah fast aus wie gelber Schaum. War so ca. 2mm dick und flächig auf dem Rand aufgetragen. Was ist das? Jedenfalls kein normaler Holzleim.

Fragende Grüße
Bongo
 

Bongo

ww-kastanie
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Reparatur?

Hallo Micha,

ja, hab gerade mal gegoogelt, so sa das aus.

Wie repariert man das am Besten? Alten Leim mit dem Beitel abstoßen, neuen PU-Leim drauf, fertig? Muß man etwas beachten?

Danke und Gruß
Bongo
 

Polle

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Dass PU Leim besser ist weil er aufschäumt ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Sobald PU Leim die Möglichkeit hat aufzuschäumen z.B. weil nicht ordentlich gefügt wurde, ist die Kohäsion im Klebstoff einfach nur noch Grotten schlecht.
Wenn man ein bisschen logisch nachdenkt sollte man eigentlich selber drauf kommen. Man muss sich nur fragen: was hält mehr aus? Schaum der voller Luft ist oder eine feste Masse ohne Lufteinschlüsse?

Also, leg mehr Sorgfalt darauf die Leimflächen möglichst sauber und eben zu bekommen, dann brauchst du keinen teuren PU Leim. Einfacher Weißleim tuts dann genau so und das Ding hält garantiert.
 

ölfisch

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Dass PU Leim besser ist weil er aufschäumt ist ein weit verbreiteter Irrglaube. ....

...Man muss sich nur fragen: was hält mehr aus? Schaum der voller Luft ist oder eine feste Masse ohne Lufteinschlüsse?...

OK, ich werde dann demnächst beim Türen setzen mit PVAC Leim arbeiten. :emoji_wink:

Im ernst: Wer glaubt denn so etwas?
Pu nimmt man doch bei Verleimungen die nicht fügbar sind. Oder nur mit sehr viel aufwand fügbar sind.
(Ich weiß es giebt auch noch weitere Gründe.)

Im übrigen gibt es ja auch noch Montagekleber, auch auf PU Basis, welcher weniger Schäumt.

Weißleim soll auf porengeträktem Untergund halten? Ist mir neu.

Wäre mir auch neu!

Gruß M.
 

Polle

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OK, ich werde dann demnächst beim Türen setzen mit PVAC Leim arbeiten. :emoji_wink:

Wir reden hier über einen Turngerät das in einer Turnhalle steht und keiner Witterung ausgesetzt ist.

Pu nimmt man doch bei Verleimungen die nicht fügbar sind.

Nicht fügbar = nicht verleimbar, zu mindestens nicht stabile verleimbar

Im übrigen gibt es ja auch noch Montagekleber, auch auf PU Basis, welcher weniger Schäumt.

Eben. Und warum schäumt dieser weniger? Um eine höhere Festigkeit zu erreichen.
 

Polle

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Im ernst: Wer glaubt denn so etwas?

Es ist ernsthaft so. Unsere komplette Klasse und ich konnten es zuerst auch nicht glauben. Aber wenn man mal verstanden hat wie Klebstoffe eigentlich genau funktionieren und ich mein damit bis auf die Atomebene, dann versteht mans auch warum Schaumförmige Klebstoffe schlechter sind (wenn sie die Möglichkeit zum schäumen bekommen)
 

uli2003

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PU-Leim mit PU-Schaum zu vergleichen halte ich jetzt für etwas gewagt.

Natürlich hängt die Festigkeit des PU-Leims vom Expansionsfaktor ab.
Habe ich nun nicht dicht fügbare zu verklebende Teile, ist PU die erste Wahl.
Sei es wenn mal halt nicht richtig Druck aufbringen kann, oder flexible, elastische Materialien wie evtl. sogar das Leder bei dem genannten Sprungkasten mit eingeklemmt werden.

In keiner Weise ist der PU-Leim mit dem Schaum vergleichbar, außer chemisch. Lass mal einen Strang PU-Leim aus der Kartusche frei aufschäumen und aushärten. Er erreicht dennoch extreme Festigkeiten, trotz der Lufteinschlüsse.

Oder mach mal den Selbstversuch fernab der grauen Theorie - du wirst dich wundern. :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

ölfisch

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Es ist ernsthaft so. Unsere komplette Klasse und ich konnten es zuerst auch nicht glauben. Aber wenn man mal verstanden hat wie Klebstoffe eigentlich genau funktionieren und ich mein damit bis auf die Atomebene, dann versteht mans auch warum Schaumförmige Klebstoffe schlechter sind (wenn sie die Möglichkeit zum schäumen bekommen)

"Schaumförmige" Klebstoffe haben aber meist den Vorteil das sie spaltüberbrückend sind.

Und wo der Spalt unvermeidbar (oder zu hoher Aufwand) ist sollte man wohl Spaltüberbrückenden Klebstoff nutzen. Das sollte auch Dir einleuchten.

Nicht fügbar = nicht verleimbar, zu mindestens nicht stabile verleimbar

OK, ich korrigiere:

Gemeint war verklebbar anstatt verleimbar, nun zufrieden?

Im übrigen war die Anfangsfrage (grob vereinfacht)
Wie bekomme ich den Deckel wieder auf die Kiste? Und da sind sich (lehn weit aus dem Fenster :eek:) die meisten "Praktiker" hier im Forum wahrscheinlich einig.
PU-Leim oder "Montagekleber" auf PU-Basis ist hier die erste Wahl.

Und jetzt lehne ich mich noch weiter aus dem Fenster:
Weißleim (PVAC) ist wohl eine eher schlechte bis sehr schlechte Wahl, da wenig bis gar nicht Spaltüberbrückend. Ein verleimtes Kastengehäuse kaum exakt fügbar (rein praktisch) zur vorhandenen Deckplatte ist. Und zum Schluss der alte PU-Rotz in die Oberfläche des Holzes wenigstens minimal eindringt und somit das restlose entfernen auch nur mit sehr viel Aufwand zu betreiben ist.

PS:
Also, leg mehr Sorgfalt darauf die Leimflächen möglichst sauber und eben zu bekommen, dann brauchst du keinen teuren PU Leim. Einfacher Weißleim tuts dann genau so und das Ding hält garantiert.

Stimmt, der teure PU Leim... :rolleyes:

Gruß M.

Ich sag jetzt nichts mehr dazu. Sonst beiß ich noch in die Tastatur.
 

Bongo

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Bedankt!

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten!

Dank eurer angeregten Diskussion hab ich noch ein wenig übers Leimen gelernt!

Vielen Dank!
Gruß
Bongo
 

WinfriedM

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Ich kann das bestätigen, wollte es auch nicht glauben: PU-Leim, der wegen Spalten aufschäumt, hat sehr viel schlechtere Haltbarkeit.

Hier mein Test dazu:
https://www.woodworker.de/forum/boxenbau-fugenleim-holzleim-t27563.html#post108486

Für Spaltüberbrückung würde ich eher Epoxy nehmen, der hat gute Festigkeitswerte auch bei Spalten. Bei größeren Spalten dann noch Fasern hinzumischen, das bringt nochmal einiges.
 

uli2003

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Der von dir getestete PU Leim ist D4 zertifiziert - das macht für deinen Verleim-Fall schonmal mindestens 10N/mm2 - die meisten PU Kleber machen deutlich mehr wie die genannten ca. 100kg.
Irgendwie sind deine Daten fehlerhaft. :emoji_slight_smile:

Die Daten bei Aufschäumung sind nicht angegeben. Wenn der Deckel des Turnkastens nur mit 12,5 Kilo/cm² pappen sollte, ist das immer noch fest genug :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

WinfriedM

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Kurz zur Erklärung: Unverzwingt führte zur Aufschäumung, was man später an der Leimfuge deutlich sehen konnte. Und das hält dann nicht mehr sonderlich gut. Wobei du recht hast, auch die schlechteren Werte reichen in der Praxis oft noch.

Das die 100Kg nicht erreicht wurden, kann daran gelegen haben, dass nicht die Fuge, sondern das Holz gerissen ist.
 
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