AnnaPeng

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Hallo,

ich habe ein paar Fragen bezüglich eines alten Klaviers. Es dürfte ca. von 1910 sein, es klingt gut und lässt sich gut spielen. Es wurde allerdings von einigen Vorbesitzern als Blumen- und Kerzenständer missbraucht.

Wie ihr auf den Fotos unschwer erkennen könnt sieht es relativ schlecht aus. Ich würde ihm gerne wieder zu altem Glanz verhelfen, zumindest soweit es geht ohne gleich am Bettelstock gehen zu müssen.

Habt ihr Tipps? Bezüglich abschleifen, Furnier ausbessern, Schelllackauftrag? Generelle Bedenken? Gute Erfahrungen mit Ähnlichem?

Ich bin Tischlerin, aber Instrumente sind ja doch eine spezielle Kategorie. Und mit Restaurationen hatte ich auch eher wenig Kontakt.

Ich wär für jeden Hinweis dankbar :emoji_slight_smile:

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IngoS

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Hallo,

In Hamburg ist doch Steinway. Schau doch da mal vorbei. Vielleicht kannst du da Informationen abgreifen.

Gruß Ingo
 

dascello

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Nadann!
Nur für ein Projekt das Schellackieren zu lernen wäre Unsinn.
Das gezeigte Klavier hat wohl noch Gebrauchswert, aber einen Verkaufswert sehe ich nicht,
Daher: Mach es so wie es dir gefällt. Abschleifen und Spritzen vielleicht, oder Wandfarbe drauf und shabby chic.
Vorher die Tasten und die Mechanik rauszunehmen benötigt keine Kenntnisse der Raketentechnik.
Dann einfach machen!

Meint

Michael
 

marcus_n

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Derartige Klaviere stehen hier im Sommer immer an öffentlichen Plätzen zur Erheiterung und des öffentlichen Spieles für Tage herum.
Schleifen würde ich nicht, da gibt es Leute die danach behaupten der Klang wäre dahin.
Vielleicht kommt die Restauratoren-Riege noch in den Beitrag.
Andernfalls würde ich die Patina erhalten und bestenfalls aufpolieren. Bissl aufhübschen, mit einem Ballen glänzender machen. Hat vielleicht auch was. Art Brut oder so.
Ich durfte tatsächlich mal einem Restauratoren zugucken, wie er einen Flügel, der leicht mattiert war, wieder zu vollem Glanz gebracht hat. Es gibt hier in der Innenstadt so ein Traditionsgeschäft, das einen eigenen Restauratoren beschäftigte. Aber das ist tatsächlich eine andere Galaxie. Atemberaubend.
Eine komplett neue Oberfläche entspricht nicht dem Wert des Instrumentes.
 

bello

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Ich würde da nur mit einfachsten Mitteln erst einmal versuchen, es aufzuhübschen, und würde zur Clou Schellackpolitur greifen für etwa 20.- €. Zumindest habe ich so einige eher wertlosen Teilen zu neuem Glanz verholfen.
 

joh.t.

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Was ist es denn für ein Fabrikat.
Mein Klavierbauer sagt Blüthner Leipzig und noch ein anderer würde lohnen.
Habe auch so ein altes Schätzchen, das aber4 noch besser aussieht.
Da du Schreinerin bist würde ich vielleicht mal versuchen die Untere Platteunter der Tastatur zu lackieren, sozusagen als nicht ganz so sichtbares Probestück.
Ob man Nc Lack über Schellack spritzen kann müssen hier die Experten sagen.
Gibt es einen persönlichen Bezug?
Mein Blüthner ist das Hochzeitsgeschenk meiner Großmutter.
 

dascello

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Selbst im Falle von Blüthner, Steinway oder Bösendorfer ist der Wert einesheruntergekommenen Klavier (nicht Flügels) überschaubar, weil die Renovierung dann immer noch teurer ist als das Endprodukt. Ein Klavier ist ein Hausmusikinstrument, nichts für die große Bühne!
 

Johannes

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Hallo Anna,
zunächst einmal, ich würde garnicht an dem Klavier machen. Das sieht doch ganz so aus, als hätte das Klavier einige, sehr gute Parties überstanden!

Wenn es schwärzer werden soll, würde ich es zunächst mit Spiritus abwaschen, dann mit schwarzer Lösungsmittelbeize nach pinseln, dann mit NC-Ballenmattierung streichen und dann mit einer Politur drüber gehen.

Es grüßt Johannes
 

seschmi

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Ob es Schellack ist, lässt sich eigentlich sehr einfach testen: Einfach mal mit Spiritus probieren, wenn es sich löst, ist es Schellack. Nitrolacke wurden ja erst später erfunden, ich weiß gar nicht, ob es 1910 außer Schellack oder Ölfarbe überhaupt noch viel gab.

Davon nicht abschrecken lassen: Viele Leute denken bei Schellack an Hochglanzpolitur, was natürlich schwierig ist. Wenn man aber keinen Hochglanz will (was hier sowieso fehl am Platz ist), ist Schellack ein normaler Lack, den man abtönen kann (z.B. mit Mixol) und rollen, streichen oder mit dem Ballen auftragen. Er lässt sich eigentlich gut verarbeiten und auch polieren, so lange man keinen Hochglanz anstrebt.

Jetzt warten wir mal, was die Restaurateure raten.

Achtung Laienmeinung: Ich würde das Klavier erstmal gründlich reinigen und dann an unauffälliger Stelle schauen, ob sich mit etwas abgetöntem Schellack die Kratzer unauffälliger gestalten lassen. Verschwinden werden die so nicht, wäre auch nicht mein Ziel - das ist halt die Geschichte des Instruments. Aber, wie gesagt, nur mein Ansatz, fachkundig sind andere.

Schleifen würde ich auf keinen Fall, das richtet nur Schaden an, und Schellack lässt sich auch so entfernen.
 

welaloba

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Habe vor Jahren mal mit Herrn Blüthner telefoniert, genau wegen der Oberfläche, er konnte "beim besten Willen nicht ernsthaft Auskunft geben, ob Nitro oder Schellack", es war dann Nitro. Ich würde zunächst die hell gescheuerten stellen mit Wasserbeize angleichen, dann mit Nitrofüllgrund vorsichtig mit spitzem Pinsel die fehlende Oberfläche ergänzen, überpolieren oder wachsen käme viel später. Hier Oberfläche abnehmen ist absolut kontraproduktiv, egal, welches Ergebnis am Ende rauskommen soll.
 

dascello

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Habe vor Jahren mal mit Herrn Blüthner telefoniert, genau wegen der Oberfläche, er konnte "beim besten Willen nicht ernsthaft Auskunft geben, ob Nitro oder Schellack", es war dann Nitro. Ich würde zunächst die hell gescheuerten stellen mit Wasserbeize angleichen, dann mit Nitrofüllgrund vorsichtig mit spitzem Pinsel die fehlende Oberfläche ergänzen, überpolieren oder wachsen käme viel später. Hier Oberfläche abnehmen ist absolut kontraproduktiv, egal, welches Ergebnis am Ende rauskommen soll.
Spannend. Ich wusste gar nicht, dass es noch einen Herrn Blüthner gibt......
Gruß an den Bahnsteig!
 

AnnaPeng

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Hallo,

Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten! Zu lesen, dass es unterschiedlichste Herangehensweisen gibt und sie auch fundiert klingen, hilft ungemein.

Ja, es gibt eine persönliche Beziehung zu dem Klavier, es ist seit Herstellung im Familienbesitz meines Mannes.

Die Herstellerfirma ist Hoffmann & Kühne aus Dresden.

Grüße
 

dascello

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Liebe Anna,

wenn es fehlerfrei spielt, wenn die Wirbel halten, wenn die Dämpfung zuverlässig arbeitet (kein ungewolltes Nachklingen), dann kann das innen ja bleiben wie es ist.
Wenn nicht: Klavierbauer sind auch bereit, ein äußerlich mitgenommenes Instrument technisch topfit zu machen.
Das geht dann nach Aufwand und mit Angebot.

Außen hat also mit innen nicht viel zu tun. Und deshalb bist du komplett frei, was du damit machst.
Wobei Werners Vorschlag (nicht überrasdchend) der fundierteste zu sein scheint.


Es grüßt von der Wupper

Michael
 

seschmi

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Habe vor Jahren mal mit Herrn Blüthner telefoniert, genau wegen der Oberfläche, er konnte "beim besten Willen nicht ernsthaft Auskunft geben, ob Nitro oder Schellack", es war dann Nitro. Ich würde zunächst die hell gescheuerten stellen mit Wasserbeize angleichen, dann mit Nitrofüllgrund vorsichtig mit spitzem Pinsel die fehlende Oberfläche ergänzen,

Gab es denn 1910 überhaupt schon Nitrolacke? Wikipedia schreibt, die seien erst in den 20ern auf den Markt gekommen.
 

netsupervisor

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Jedes Instrument hat seinen Charakter, auch wenn es der gleiche Typ und Hersteller ist. Jedes Instrument erzählt eine Geschichte und die kann man auch oft gerne sehen. Das heißt nicht, dass die Geschichte immer unbekümmert fortbestehen muss, man kann sie auch ändern.
Meine Instrumente (Klavier, Gitarre usw.) erzählen auch eine Geschichte, man sieht dass sie benutzt werden. Hochglänzende Klaviere in Schwarz gibt es viele, so eine optische Veränderung ist was Individuelles. Ich würde es nach Belieben aufhübschen, vielleicht aber auch die Geschichte nicht ganz "überdecken". Wenn die Gusskörper keine Risse haben oder die Mechaniken in Ordnung sind, kann man es auch wieder wie "fabrikneu" wirken lassen. Bei meinem Klavier sieht man auch, wo die Noten gestanden sind, da ist es halt jetzt matt.
 
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