Klaviaturdeckel

whiskas6870

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Hallo, ich bin hier Neuling habe aber schon wahnsinnig viel gelernt als ich die Beiträge durchforstet habe- Meine Frage ist folgende: ich habe ein Klavier wollte es verkaufen doch viele schreckt dieser Deckel (ich poste mal paar Bilder) ab. Nun möchte ich versuchen ihn auf eigene Faust so herzurichten, dass er ein gutes Bild abgibt (hab derzeit keine Kohle um einen Klavierbauer zu bezahlen). Im Furnier fehlen Teile und viele Kürschner sind da links vorhanden wo der Wasserrand ist. Ich wollte nun so vorgehen: Schellack abnehmen (Ethanol Stahlwolle), die Kürschner mit Hautleim unterfüllen und Stück für Stück mit warmen Zulagen pressen (habe leider keine Profipresse aber einige Zwingen). Ist es dann vom Arbeitsablauf richtig das Furnier zu schleifen oder sollte ich erst bei den Fehlstellen die Ränder glätten und mit neuen Furnierteilchen füllen?

Über eine hilfreiche Antwort würde ich mich freuen.
 

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welaloba

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Versuch? Fragen über Fragen...

Hallo, falls du whiskas heisst, rede ich dich so an; kurz und knapp das folgende:
Also, wenn du von Versuch sprichst, solltest du schon fast die Finger davon lassen. Erstens: Streiche den Begriff Stahlwolle in diesem Zusammenhang aus deinem Repertoire, vor allem bei losen Furnieren. Du würdest alle losen Bröckchen vollends abreißen und wegschmeißen. Streiche die Überlegung, zuerst den Schellack abzunehmen und dann das Reparieren zu beginnen. Schau erst mal, ob du passende Furniere auftreibst, um die Fehlstellen zu ergänzen. Bist du sicher, dass du nachher die Oberfläche - vor allem was die Farbigkeit angeht, an den Rest des Klaviers bzw. an die anderen wurzelfurnierten Flächen angleichen kannst??? Bedenke: Abgenommene Patina legt Holz frei, das dann mit neuem Oberflächenmaterial ganz anders angefeuert wird. Auch das neu Behandeln aller Wurzelholzflächen bringt nicht unbedingt ein befriedigendes Ergebnis...
Langer Rede kurzer Sinn: Bist du in der Lage, mit deinen Mitteln ein Gesamtbild herzustellen, das es ermöglicht, das Klavier zu verkaufen? Stehen (Zeit-)Aufwand und (Geld-) Ergebnis in einigermaßen vernünftiger Relation?
Grüße aus Hessen: Werner
 

whiskas6870

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Hallo, Werner, danke für deine Antwort, ich heiße Diane. Der Aufwand steht sicher nicht in Relation zum Ergebnis, vor allem falls mein Versuch schiefgeht. Ich bin im Moment auch nicht darauf angewiesen es so schnell wie möglich loszuwerden es steht gut bei mir und deswegen dachte ich an eine eigene Reparatur.

Deine Anmerkungen haben mich nachdenklich gemacht, vor allem die mögliche Veränderung der Farbigkeit des Furniers. Falls ich mich trotzdem daran wage, werde ich mich, wie du sagst erst einmal auf die Rekonstruktion des Furniers beschränken.

Grüße aus Bayern, Diane
 

dascello

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Hier mal was an Werner:
Ich finde, Du hast einen ganz schön dreisten Ton drauf. "Neuling fragt Profi" heißt das hier. Diese Demotivationskacke, die Du hier abziehst (auch bei Ottos Anfrage) passt bei aller Sachkompetenz, die Du zugegebenermaßen mitbringst, überhaupt nicht ins Bild.

An Diane: Lies mal den Thread an Otto durch (auch n Klavier) und bewerte, ob die Arbeit bei Deinem Klavier lohnt. Sieht aus wie aus der Zeit vor dem WK I. Könnte ein Oberdämpfer sein. Dann auweia!

Gruß

Michael
 

whiskas6870

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Hallo Michael, das Klavier ist ein Markenklavier laut Seriennummer von 1901. Es ist ein Oberdämpfer und das Innenleben ist schon hergerichtet. Resonanzboden ohne Risse, Mechanik überholt usw. Es ist auch vom Klang her sehr angenehm, wäre das nicht der Fall gewesen, hätte ich es innen auch nicht herrichten lassen. Es fehlt nur noch das Äußere, also ist das Auweia nicht ganz so arg wie es scheinen mag.

Ich bin auch handwerklich nicht mit 2 linken Händen ausgestattet worden, gehe aber meine Baustellen sehr gemütlich an.
 

welaloba

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Hallo Diane, wir sehen, es lohnt sich. Die Arbeit an Furnierschäden beginnt in der Regel damit, vorhandene lose Furniere niederzuleimen. Dazu bitte keinen Weißleim wie Ponal o.ä. verwenden, dieser verträgt sich meistens nicht mit alten Knochenleimschichten, will sagen, wir finden keine dauerhafte Festigkeit - vor allem dort nicht, wo wir nicht den alten Leim entfernen können. Ich empfehle flüssigen Fischleim, zu kaufen beispielsweise bei "www.kremer-pigmente.de". Fischleim hat den Vorteil der langen offenen Zeit, muss nicht erhitzt werden, ist aber "100 % Bio" und verbindet sich immer mit Knochenleim. Braucht etwas länger zum Trocknen - am besten über Nacht - ist wasserlöslich auch nach dem Trocknen. D.h., herausgequollener Leim kann auch später mit Geduld und anfeuchten noch entfernt werden. Beim Leimen bitte die Papierzulagen nicht vergessen.

Wenn die losen Wurzelfurnierteile sehr spröde sind und du in Sorge bist, diese würden wegbröseln, so kann es hilfreich sein, diese erst etwas anzufeuchten und ohne Leim zu pressen; Wenn trocken, dasselbe mit Leim wiederholen. Manchmal reicht auch anfeuchten und pressen, um den alten vorhandenen (Knochen-) Leim zu reaktivieren, aber darauf kann man sich nicht verlassen.
Wer dann die verbleibenden Fehlstellen ordentlich füllen will, besorgt zuerst das passende Furnier, legt es wie eben beschrieben mit anfeuchten und pressen erst mal eben. Dann die Oberfläche herstellen: Farbigkeit prüfen durch Anfeuchten mit Alkohol, evtl. beifärben mit Körnerbeize (Lieferant s.o.) Lackoberfläche aufbringen, Stücke ausschneiden und einpassen. Dabei die Furnierstärke beachten. Schöne eingepasste Stücke lassen sich beim späteren Überarbeiten der Oberfläche prima mit bearbeiten und fallen am wenigsten auf, wenn die Schnitte eher kurvig verlaufen, also nicht einfach rechteckige Stücke einpassen. Es gibt auch Ausstecher für Furnierflicke, funkt. so ähnlich wie Keksausstecher, nur dass man mit dem Hammer draufschlagen kann...
Diesen Beitrag erstens für Dianes Klavier und zweitens als Antwort auf den Beitrag "Demotivationskacke"
Gruß Werner
PS: Gemütlich angehen ist das Beste fürs Möbel. Kann fortgesetzt werden.
 

whiskas6870

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Hallo, Werner!

herzlichen Dank für deine ausführliche Hilfestellung. Ich habe mir schon im Vorfeld Hautleim besorgt, Fischleim hatte die Klavierstimmerin für einen losen Tastenbelag benutzt, ich werde mal sehen mit welchem ich besser zurecht komme. Mit den Arbeiten brauche ich jetzt sicher bis Weihnachten, weil ich meistens nur abends mal ein bis zwei Stündchen Zeit aufbringen kann. Wenns dann um die Farbe geht melde ich mich gerne wieder und stelle dann auch Bilder rein wie der Deckel ausschaut.

Bis bald Diane
 

dascello

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Liebe Diane,

ich habe gerade eine ganze Flasche Fischleim bestellt und erhalten, die ich im Leben nicht aufbrauchen werde. Soll ich Dir was davon schicken, eh er schlecht wird?
Auch ich brauche den fürs Verkleben von Filz auf Holz.

Gruß aus dem westlichen Regen.

Michael
 

whiskas6870

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Hallo,

nachdem ich jetzt ein viertel Stündchen Zeit hab noch zum Thema: Werner, ich glaube du wolltest mich einfach mit klaren Worten zum Nachdenken anregen in wie weit meine Fähigkeiten ausreichen dieses Stück zu bearbeiten denn nur mit einem "bisschen ankleben" ist es ja nicht getan. Und ist das Stück letztendlich verdorben ist der Schaden um so höher.
Nicht umsonst ist der Beruf des Restaurators an ein Studium geknüpft und mit umfassendem Wissen, künstlerischem Geschick und Verständnis verbunden. Wahrscheinlich haben sich dir die Haare gesträubt als du meinen ersten Beitrag gelesen hast.
 

welaloba

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Hi Diane, nur ruhig Blut. ich bin eigentlich ganz gelassen und jeder kann mit seinem Klavier veranstalten was er möchte. Ab und an nimmt eine(r) ja auch mal eine Empfehlung an. Das freut einen dann.
Wenn Fragen zu Furnier auftauchen, kann ich vielleicht mit ein paar Bröckchen Nusswurzeln aus der Zeit aushelfen...
Frohes Schaffen wünsche ich dann noch.
Werner
 
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