Metabo KGS 254
Hallo Holzwürmer,
zuerst einmal möchte ich mich hier auch vorstellen. Ich bin Tobi, 21 Jahre alt, und habe seit einem Jahr den Holzbau für mich entdeckt und bin nun in meiner Freizeit dabei mir meine Möbel selbst zu zimmern.
Natürlich war ich dabei schnell an die Grenzen meines Maschinenparks gestoßen (Makita Akku-Schrauber und Stichsäge), weswegen ich mir nun eine Kappsäge mit Zug gekauft habe: Die Metabo KGS 254. Wieso ausgerechnet diese und welchen Eindruck sie bisher hinterlassen hat, werde ich im Folgenden erklären, in der Hoffnung, anderen (jungen) Heimwerken, mit knappen Budget, bei ihrer (Kauf-)Entscheidung zu helfen.........
Vorab möchte ich anmerken, dass mich nicht entscheiden konnte, wo ich diesen Beitrag nun am besten posten soll. Wenn er hier nicht hergehört, bitte ich einen Admin, ihn einfach zu verschieben in die richtige Kategorie. Danke.
Nun zu der KGS, ich habe mich natürlich vor dem Kauf im Internet informiert, hier in diesem Forum, und überall dort, wo es um Kappsägen ging. Auffallend ist, dass es nach fast einhelliger Meinung in allen Foren keine "billigen" und guten Sägen gibt. Auf der anderen Seite kann sich nicht jeder nur eine Kappsäge für jenseits der 500€ leisten und will es auch nicht, genau wie ich.
Ich wählte den Mittelweg und kaufte eine Säge mit den Schnittleistungen, die ich benötige (Bretter 35-40cm breit, Kanthölzer bis 80mm dick) und von einem Hersteller, der auch hochwertigeres Werkzeug im Programm hat. Insgesamt habe ich 260€ für die Säge bezahlt, also durchaus ein Preis, für den man ein Mindestmaß an Qualität erwarten kann.
Kommen wir nun zur Säge und ihrer Qualität, leider ließ sich während meiner Recherche kein Erfahrungsbericht zu dieser Säge finden, der mehr beinhaltete als Werbetexte oder Aussagen wie: "Die Schnittleistung ist gut, bin damit zufrieden".
Aus diesem Grund werde ich jetzt ein bisschen weiter ausholen und mal haarklein alle Sachen beschreiben, die mir positiv als auch negativ aufgefallen sind.
1. Die Säge wird als mobile Kappsäge beworben, die auf die Baustelle mitgeführt werden kann und immer vor Ort ist. Ich bin bei Leibe nicht schwächlich, im Gegenteil, aber bis ich das Monster aus der Kiste hatte, war ich schweißgebadet. Dabei ist aber nicht das Gewicht das Problem, sondern man kann sie nicht richtig anfassen (kein Platz um mit den Fingern unter die Säge zu greifen) und außerdem ist sie eben sehr unhandlich...
2. Natürlich gleich losgelegt, alle Zubehörteile angebaut und gleich mal rausgeschleppt, um sie auszuprobieren. Stecker in die Dose in unserem Gartenhäuschen und Knopf betätigt --> Säge läuft kurz an und geht sofort wieder aus. Der Grund die Säge braucht einen enorm hohen Anlaufstrom 8,7A, man sollte also sicherstellen, dass man nicht den x-ten Abzweig einer Stromleitung erwischt.
Also Kabel gelegt und erneut probiert, siehe da sie läuft und es klingelt ---- in den Ohren. Selbst ohne eingetauchtes Sägeblatt macht die Säge einen tierischen Lärm! Ich könnte mir nicht vorstellen, dass das Geräusch in einem Kelleraum angenehmer wird, als bei mir im Freien....
3. Nachdem die Startphase nicht so gut verlief, kommt nun (endlich) Begeisterung auf, die ersten Schnitte.
Hierbei möchte ich anmerken, dass ich jetzt nur für mich als Hobbywerker spreche, dass ein Schreinermeister mit meinen Ergebnissen evtl. nicht zufrieden ist mag sein.
Natürlich habe ich gleich sämtliche Schnittvariante in unterschiedlichen Holzstücken probiert. Sei es jetzt das kappen von Leistchen oder von großen 80x100 Balken, das Schnittbild ist gerade, glatt und mit ganz wenig bis gar keinem Ausriss am Rand.
Gehrungsschnitte zeigen das selbe Bild.
Den gekippten Sägekopf habe ich getestet, aber nicht kontrolliert, da er für mich nicht interessant ist.
Brettschnitte sind vom Schnittbild ebenfalls top, solange man ein bisschen probiert und modifiziert. Getestet habe ich an Multiplexplatten in den Stärken 12 und 21mm. Was ich mir prinzipiell angewöhnt habe von der Stichsäge her, dass ich jede Schnittlinie mit Kreppband abklebe um ein Ausreißen zu verhindern oder zu minimieren. Dies ist auch hier bei dem 48 zähnige Blatt nötig, wie es bei 60gern oder gar 80gern aussieht kann ich nicht sägen (a)
. Kurzum, klebt man seine Schnittlinie ab, erzielt man schönere Schnittergebnisse, als die große Plattenwandsäge meines Holzhändlers.
Praktisch hierbei sind der Schnittlaser und die Led-Beleuchtung, naja.... Letztere ist für mich ein Gag, da ich im Freien nicht sehe, ob sie an ist oder nicht, der Laser ist allerdings Gold wert, ich würde nicht auf ihn verzichten wollen.
4. Widmen wir dem Zug der Säge einen eigenen Punkt. Ich hatte die Befürchtung, dass dieser auf Grund des niedrigen Preises qualitativ minderwertig ist. Meiner Meinung nach aber weit gefehlt. Der Sägekopf hat bei maximalem Auszug höchstens 1mm Spiel nach rechts und nach links. Das klingt jetzt viel, aber dafür musste ich wirklich sehr viel Kraft aufwenden. Im normalen Sägebetrieb ist es unmöglich den Kopf zu verrücken. Messstücken aus Holz, die ich gesägt habe ergaben nach dem Taschenmessschieber Breitendifferenzen von weniger als 0,2 Milimeter auf 25cm Brett bei 20mm Stärke (Da kann ich allerdings auch nicht sagen, ob es jetzt wirklich vom Sägen kommt, oder ob das Brett von Werk aus an einer Seite nicht gerade war.... Meiner Meinung nach so wenig Differenz, dass man sie getrost vernachlässigen kann, selbst wenn man ein sehr exaktes Maß braucht).
Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich gemütlich säge und nicht die Säge mit Gewalt durch das Brett jage, wobei sie das ebenfalls mühelos meistert, aber eben mit Qualitätseinbußen.
5. Nun zu einem wirklich garstigem Punkt. Ordentlich gesägt, die Sonne geht unter, langsam mal zusammenräumen. Aber im Eifer des Gefechts nicht aufgefallen: Der Staubfangsack hat nur eine Platzhalterfunktion:
Der ganze Tisch und die Mechanik der Säge sind mit Holzspänen übersäht.
Ich habe über eine halbe Stunde gebraucht, um aus allen Ecken der Säge die Späne abzusaugen, und das war auch nur teilweise erfolgreich, weil die Säge gut geölt war und die Späne somit überall klebten, wo mal Öl hingelaufen ist.
Nun inzwischen nach dem 6. Einsatz (in der Regel 20-25 Schnitte in Kanthölzern bis 50mm und Brettern) habe ich mich entschlossen mal den Zug und die Lampenfächer auseinanderzunehmen und ggf. zu reinigen.
Gerade die Region des Lasers und der Arbeitsleuchte sind ein beliebtes Anflugziel der Späne:
Dem entsprechend sah es hinter der Blende auch aus, da ging nicht mehr ein einziger Holzspan rein, das Drumherum der Lampen war vollständig mit Spänen aufgefüllt.
Der Zug hat innerhalb des Gehäuses Schaumstoff/Filz-Pads, die das Eindringen von Holzspänen in die Kugellager verhindern, aber diese "Filter" waren schon ziemlich vollgesetzt......
Erstaunlicherweise habe ich bisher nahezu keinen Staub an den Lüftungsschlitzen des Motors gefunden, dieser scheint so platziert zu sein, das wirklich nur der Rest der Säge im Spanregen versinkt....
Zusammenfassung:
+ Kostet nicht die Welt und kann somit auch mal ein Teil des Jahres getrost in der Ecke stehen
+ klasse Schnittergebnisse
+ durch den stabilen Zug vielseitig einsetzbar (Plattenschnitte, habe bis 40cm Breite geschafft, Nuten und Aussparungen sägen)
+ für Hobbyprojekte absolut ausreichende Präzision
- unhandlich und schwer, unglücklich anzuheben
- sehr, sehr laut , ist schon an der Schmerzgrenze des Gehörs
- die Spanabfuhr mit Fangsack funktioniert absolut und gar nicht!
Fazit:
Die Schnittqualtität ist für diesen Preis absolut top! Sehr wenig, bis kein Ausriss am Rand, absolut gerade Schnitte, selbst bei vollem Auszug zusätzlich noch sehr große Schnittleistung ---- ein gutes Allroundgerät, was meiner Meinung nach dem Hobbywerker absolut zufriedenstellende Schnittergebnisse liefert. Dafür müssen im Komfort eben Einbußen hingenommen werden, wobei ein Paar Ohrenschützer und eine Platte unter der Säge (wenn sie nicht stationär irgendwo steht) da nicht großartig ins Gewicht fallen.
Bis hier hat Metabo eigentlich alles richtig, bzw. ein bisschen ungeschickt gelöst. ABER die Säge ist im Innenraum nicht ohne Absaugung zu benutzen (außer man steht auf Großputz in der Werkstatt) und im Außenbereich nur grenzwertig, da man die Späne ja nicht einfach liegen lassen kann, weil sie so auf kurz oder lang das Sägen zur Qual machen (Tischdrehung ist schwergängig, der Zug hängt -- nur wenn man sie nicht reinigt!). Sprich die Säge muss nach jedem Nachmittag Holzarbeit mindestens mit dem Staubsauger gereinigt werden und alle 3-4 Male mit Tuch und Teflonspray wieder hergerichtet werden
Ich werde in den nächsten Tagen mal einen Kärcher Allessauger über den Metabo-Multi-Adapter anschließen und dann nochmal kurz berichten, ob ein "Staubsauger" ausreichend ist, oder ob die Säge eine richtige Absauganlage benötigt, denn dann hat sie sich alle Vorteile, die sie sich bisher in der unteren Mitteklasse (preislich gemeint) erkämpft hat, verspielt......
Hiermit bleibt es jetzt jedem selbst überlassen, ob er sich darauf einlässt, oder ob er doch ein bisschen mehr Geld berappt, für eine Säge, die dann vielleicht(!) ganz andere Probleme hat, die nicht so leicht in den Griff zu bekommen sind, oder als letzte Möglichkeit doch soviel Geld ausgibt, dass es dann nicht mehr die Säge ist, die Probleme macht. Hoffe ich habe hier einige Fragen beantwortet, die automatisch kommen, wenn man sich mit den günstigeren Kappsägen beschäftigt und dabei dann über kurz oder lang auch auf die KGS 254 stößt...
Viele Grüße
Tobi
PS: Ich hoffe ihr verzeiht mir evtl. Schreibfehler, ich habe in dem langen Text vermutlich nicht alle gefunden...