Informationen zu altem Eichentisch gesucht

sonicbiker

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Liebe Mitforenten,
der unten gezeigte Tisch ist bei uns ohne Bestimmung und eigentlich oft im Weg, auch weil er durch die Diagonalen zwischen den Beinen eher unpraktisch ist. Bevor ich mich nun intensiver der Frage widme, ob ich ihn verkaufe, restauriere oder doch noch irgendwo eine sinnvolle und standesgemäße Verwendung finde, bin ich auf der Suche nach mehr Informationen darüber:
Was daran ist original, was später dazu gebastelt? Hier denke ich vor allem an die Verstrebung zwischen dem Beinen. Vielleicht auch die Klötze in den Ecken zwischen Längs- und Querzargen? War die Platte mal verleimt oder immer schon aus einzelnen Brettern zusammengesetzt? Für letzteres spricht m.E. die Befestigung auf den Zargen. Liege ich mit einer zeitlichen Einordnung um 1890 richtig?
Vielen Dank für eure Informationen!
Viele Grüße und allen schöne Weihnachten
Wolfram
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Keilzink

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Zur Zeit: Das Zierfries an den Beinen oben und die "Tatzen" unter weisen Richtung der Möbel, die Rabenau um 1910 für die Leipziger Nikolaischule gemacht hat. Die Ausführung ist oben etwas feiner, unten etwas gröber, die Rinne im Bein kommt bei den Originalen soweit ich weiß, ebenfalls nicht vor. Ich denke, ein Nachbau aus der Zeit nach 1910. Das Baumuster war damals ungeheuer beliebt, das kann zeitlich bis in die 1940er gehen. Tatsächlich kann man Möbel nach diesem Muster heute noch neu kaufen. Ua bei Manufaktum.

LG, Andreas
 

welaloba

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Hallo, meine Epocheneinschätzung liegt bei 1920 - 1930, das nur wegen der Gestaltung der Beine, schau mal bei Rabenauer Eichemöbel.
Dort wurden ca. 1910 die ersten Möbel in diesem Design ausgeliefert, wenn ich richtig liege.
Die Platte aus unterschiedlichen Brettern, die Eckklötze in der Zarge und auch die diagonalen Streben sehen eher aus wie nachträgliche "Verbesserungen".
Bei mir wäre das was zum zerlegen und anderweitig verwenden oder Sperrmüll.
Nachtrag: Andreas kam mir zuvor.
 

sonicbiker

ww-esche
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Vielen Dank, Andreas und Werner (@Keilzink und @welaloba )!
damit lässt sich der Tisch für mich viel besser einordnen und es bestätigen sich meine Vermutungen, was das Bauliche angeht.
Die Idee, das Holz des Tisches für andere Zwecke zu recyceln gefällt mir gut. Würde ich den Tisch so wie er ist verkaufen, hätte ich fast das Gefühl, den/die Käufer:in etwas "über den Tisch zu ziehen" :emoji_wink:
Viele Grüße,
Wolfram
 

Keilzink

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... wie Werner sagte: Verwertung oder entsorgen kommt am ehesten in den Sinn und in Frage.

Wenn man allerdings gewillt ist, eine gute Menge Zeit zu investieren und den Tisch komplett und tiefgehend zu überarbeiten - also nicht im eigentlichen Sinne zu restaurieren, sondern zerlegen, abschleifen ausbessern, zusammenleimen, neu fassen - dann kann man ein interessantes " pièce de résistance" für ein modernes Ambiente erhalten.

Man muss sich das ja mal vorstellen: mindestens 100 Jahre lang war dieser Tisch im Gebrauch - und tut immer noch seinen Dienst. Da haben Generationen dran gefrühstückt, Wein getrunken und Karten gespielt, darauf wurden Kinder gewickelt und Eheprobleme diskutiert. Dann kam seine Zeit in einer Werkstatt oder einem Schuppen, einer Garage, auf ihm wurde die Kettensäge repariert und der Mofa-Vergaser durchgeblasen. Und mit ein paar kleineren Reparaturen hat er das alles gepackt.
Das ist Holz, gut verarbeitetes Holz. Kein anderes, mir bekanntes Material legt regelmäßig solche Karrieren hin.

LG, Andreas
 

Hondo6566

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Zum Tisch wurde ja alles wesentliche bereits gesagt. Dass aus Profi-Sicht der Tisch Schrott bzw. Wertlos ist - ist aus deren Sicht sicher richtig. Aber für einen Hobbyisten, dessen Zeit nicht berechnet wird ist das ein interessantes Objekt zum Aufarbeiten. Weil die Grundform des Tisches finde ich einfach schön. Ich würde die Platte schleifen, ggf. neu verleimen wenn notwendig, das Fußkreuz rausnehmen und auch die Füße schön schleifen. Dann das ganze mit Leinöl behandeln und einfach weiter nutzen. Die Eckklötze würde ich drin lassen, sieht man ja nicht.
 

sonicbiker

ww-esche
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Ich würde die Platte schleifen, ggf. neu verleimen wenn notwendig, das Fußkreuz rausnehmen und auch die Füße schön schleifen. Dann das ganze mit Leinöl behandeln und einfach weiter nutzen. Die Eckklötze würde ich drin lassen, sieht man ja nicht.
Ich habe da auch schon hin und her überlegt. Aber mit den von dir, Andreas, angesprochenen Arbeiten ist es bei Weitem nicht getan: auch die Schlitz- und Zapfenverbindungen des Tischgestells haben sehr gelitten, Teile sind ausgebrochen und Loses wurde an etlichen Stellen genagelt.
Viele Grüß, Wolfram
 

Hondo6566

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Hallo,
dann Nägel und Platte entfernen, Schonhammer ansetzen und Tischzarge zerlegen und neu verleimen. Wo Holz fehlt oder marode ist rechtwinklig aussägen mit Handsäge oder Multitool und neue passende Holzstücke aus Eiche einleimen. Maserrichtung beachten. Wo nur kleinere Lücken im nicht sichtbaren Bereich aufzufüllen sind, würde ich z.B: von Uhu den Epoxi-Stick nehmen zum kneten. Ist innerhalb einer halben Stunde fest und kann auch überschliffen werden. Verwende den auch des öfteren. Ist doch eine schöne Arbeit für 2 Feiertage wo man quasi eh gezwungen ist zu Hause zu bleiben. :emoji_grin:
 

IngoS

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Hallo,

ich könnte mir auch gut vorstellen, den Tisch wieder schön aufzuarbeiten (nicht restaurieren).
Übrigens interessant, wie die Platte an den Zargen befestigt ist. Heute heißt das Pocket hole. Das habe ich bisher nur bei Shaker Möbeln gesehen.

Also, Platte runter, neu verleimen, auch wenn die Bretter nicht verleimt waren.
Zargen und Beine trennen, wo Zapfen abgebrochen sind, neu anarbeiten, oder durch dicke Dübel ersetzen.
Platte mit Nutklötzen befestigen.
Das Kreuz unten kann auch weggelassen werden, wenn es zu doll stört.
Alles schön überschleifen, Hartwachsöl drauf und der Tisch macht locker noch mal 50 Jahre.

Gruß

Ingo
 

sonicbiker

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Vielen Dank für euren Input!
Dann lasse ich die neuen Informationen und Gedanken zu meinem Tisch ein bisschen sacken und entscheide dann. Ermutigt habt ihr mich jedenfalls zu allen Varianten :emoji_wink:
Viele Grüße, Wolfram
 
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