HPL und ABS-Kante verkleben

Yuezbin1

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Hallo zusammen,

wir fertigen des Öfteren Arbeitsplatten selbst indem wir eine 38mm Spanplatte mit HPL belegen und danch die ABS-Kante anfahren. In manchen Fällen fahren wir die Kante auch als erstes an. Ich bin mir aber nicht sicher ob es dann an der Verklebestelle zischen Kante und Schichtstoff zu Ablösungen kömmen kann. (Weißleim auf ABS-Kante).

Habt ihr Erfahrungen damit gemacht, ggf. einen anderen Kleber im vorderen Bereich aufgetragen?

VG Martin
 

carsten

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Hallo

Jahre her aber da standen wir genau vor dem Problem. War eine provisorische Platte für ein Buffet. Nachträgliche Kante war wegen Wasserbeständigkeit meinem Chef zu riskant, auch wenn Provisorium. PU Kante usw war damals noch nicht. Wir haben die ABS Kante mit TEsa abgeklebt. Das ganze auf der Breitband kalibriert und im vorderen Bereich der Kanten eine dünne Spur PU angegeben und verstrichen, der Rest ,mit normalem Weißleim. Das Provisorium hat vor Ort mehrere Monate gehalten und die Platte hat danach noch etliche Jahre als Arbeitsplatte für alles mgl bei einem Freund (Schrauber KFZ und Co) gedient.
 

KeX1

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wir beschichten sehr viel bei uns.

oftmals mit Sprühkleber der Fa. ASK Systemklebstoffe. Tolles Zeug.

Anschließend ABS Kante mit EVA oder PUR Kleber.

Empfehlenswert bei Rohen Platten oder Mattem Schichtstoff ist immer zu kalibrieren.

Rohe Platten sprühen wir auch doppelt mit dem Kontaktkleber ein, sodass wir kein ungewolltes Saugen der Trägerplatte haben.

Achtung! Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich Metalldekorschichtstoffe der FA Egger gerne mal sehr extrem stark ausdehen.

Pfleiderer kann das mit den XP Schichtstoffen auch ganz gut, jedoch geht Egger mit dem besagten Dekor soweit, dass der Schichtstoff sich von der Platte sprengt und nur noch an der ausgehärteten PUR Kante hängt.

Egger bestreitet dies, aber 3 Versuche haben das bestätigt.
 

Mitglied 130525

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Hallo zusammen,

wir fertigen des Öfteren Arbeitsplatten selbst indem wir eine 38mm Spanplatte mit HPL belegen und danch die ABS-Kante anfahren. In manchen Fällen fahren wir die Kante auch als erstes an. Ich bin mir aber nicht sicher ob es dann an der Verklebestelle zischen Kante und Schichtstoff zu Ablösungen kömmen kann. (Weißleim auf ABS-Kante).

Habt ihr Erfahrungen damit gemacht, ggf. einen anderen Kleber im vorderen Bereich aufgetragen?

VG Martin
Ist zwar schon etwas älter der Beitrag, aber dieses Thema setzt mir auch gerade etwas zu. Habe das Verfahren, zuerst ABS danach Hpl Fläche mit Weissleim D3 letztes Jahr das erste mal bei einer Küchen AP angewandt, hab da auch ein Muster bei mir behalten, bei welchem ich regelmäßig den Kantenbereich ordentlich mit Wasser benetze und eintrocknen lasse. Bisher konnte ich dabei weder Ablösungen noch sonst was negatives feststellen. Ich werde das ganze aber so in Zukunft nicht mehr machen, um mir die Sorgen zu sparen. Wobei ja der Grundgedanke dabei ganz gut ist. Man hat dabei nämlich die Kantenfuge von der Fläche weg, denn auch PU reagiert auf manche Chemikalien kritisch. Man weiß ja schließlich nicht, auf was für Ideen die Kunden so kommen.
 

Mitglied 130525

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Ok, wir hatten das auch hin und wieder so gemacht in der Firma in der ich gelernt habe. Hab mir da nichts weiter dazu gedacht, nur seit ich selbstständig bin, bin ich oft sehr vorsichtig und hinterfragend geworden.
 
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Alexthebest

ww-pappel
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Bin gerade zufällig auf den Beitrag gestoßen und auch, wenn es schon etwas her ist mit dem letzten Beitrag eurerseits, muss ich kurz meine Erfahrung teilen: wir verkaufen bereits seit über 30 Jahren Tischplatten an ein Labor im jährlich 3-stelligen Stückzahlbereich (tlws. in der Vergangenheit sogar 4-stellig). Die Tische werden mehrmals täglich mit Desinfektionsmittel tatsächlich "geflutet". Daher ist die Wasserdichtigkeit an dieser Stelle Elementar für die Standhaftigkeit. Wir bekommen die "abgenutzten/ausgemusterten" Platte nach etwa 15-20 Jahre im Dauereinsatz zur Entsorgung zurück geliefert (Kanten/Kantenbereich sind nie aufgequollen zurückgekommen, lediglich Abnutzung/Verschleiß auf der Oberfläche selbst). Daher kann ich an dieser Stelle eine verlässliche Aussage darüber machen, das eine P2, die vorab mit 2mm ABS-Kanten mit normalem Schmelzkleber bekantet wurde (mit Flachfräser in Kantenmaschine) und im Anschluss mit handelsüblichem D3 Leim mit HPL belegt wird (anschließend Überstand mit Oberfräse (und Anlaufring) angefast), ohne jegliche Zweifel der Feuchtigkeit im Dauereinsatz standhält. Natürlich haben wir vor ca. 30 Jahren Tests diesbezüglich gemacht und die beschichtete Spanplatte (in Verbindung mit der 2mm ABS) mehrere Monate in eine Regentonne gelegt. Das Teil bliebt bis zum Schluss des Testversuchs in einem neuwertigen Zustand, sodass wir diese Verfahrensweise im Serienverfahren guten Gewissens einsetzen konnten. Wenn ihr bspw. mal die Kanten an einem Mc´Donals Tresen od. Tisch begutachtet, werden ihr feststellen, das dort die Kanten genauso ausgeführt werden. (zumindest in dem Locations, in denen ich bereits unterwegs war). Dort stehen die Tische auch unter massiver Feuchtigkeitseinwirkung, wenn man bedenkt das diese mit Sicherheit über 50 mal PRO TAG feucht gewischt werden. Was ich dazu noch sagen sollte: Die P2 kommen von der Firma Egger im Zuschnitt und werden von uns NICHT kalibriert. Sprich Roh beschichtet.
 

brubu

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Hallo zusammen
Altes Wissen und die Geschichte wiederholen sich immer wieder. Vor der ABS Kanten Zeit waren Kanten in HPL oder Massivholz an Fronten und Arbeitsplatten Standard, dann kalibrieren und mit HPL belegen. Das ist immer noch beste Qualität, wird aber mangels Wissen und wegen der Kosten fast nicht mehr gemacht.
Bei stark mechanisch beanspruchten Arbeitsflächen machen wir Hartholzkanten und fasen das HPL stark um Beschädigungen vorzubeugen.
Wenn Weissleim zu heikel war wegen der Feuchtigkeit haben wir mit einem speziellen Harnstoffleim mit Aktivator, der kalt sehr schnell aushärtete, belegt. Ohne geheizte Presse gab es kaum Spannungen. Den Leim gibt es aber nicht mehr.
Gruss brubu
 

magmog

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Hallo zusammen
Altes Wissen und die Geschichte wiederholen sich immer wieder. Vor der ABS Kanten Zeit waren Kanten in HPL oder Massivholz an Fronten und Arbeitsplatten Standard, dann kalibrieren und mit HPL belegen. Das ist immer noch beste Qualität, wird aber mangels Wissen und wegen der Kosten fast nicht mehr gemacht.
Bei stark mechanisch beanspruchten Arbeitsflächen machen wir Hartholzkanten und fasen das HPL stark um Beschädigungen vorzubeugen.
Wenn Weissleim zu heikel war wegen der Feuchtigkeit haben wir mit einem speziellen Harnstoffleim mit Aktivator, der kalt sehr schnell aushärtete, belegt. Ohne geheizte Presse gab es kaum Spannungen. Den Leim gibt es aber nicht mehr.
Gruss brubu


Guuden,

.... würdest Du bitte Hersteller und Produkt nennen?
Es scheint ein sehr interessantes zu sein.
 

brubu

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Guuden,

.... würdest Du bitte Hersteller und Produkt nennen?
Es scheint ein sehr interessantes zu sein.
Bitte um etwas Geduld, es gab ein Nachfolgeprodukt aber in 3 Komponenten und nur noch in grösseren Mengen. Formaldehyd war auch drin.
Es ist schon lange her und ob ich noch etwas finde weiss ich nicht. Der Leim war Pulver Harnstoff mit wohl Weissleim in Pulverform, jedenfalls ein Gemisch.
Zur Hauptsache wurde der Leim auf Folienkaschieranlagen verwendet und beim Aufwalzen der Vernetzer, Härter (was auch immer, es war eine schwache Säure) dazu gesprüht.
Gruss brubu
 

brubu

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So nun habe ich die Angaben im "Altpapier" gefunden.
Es war Collano Reaktant 730 "extrem schnelles Verleimverfahren", danach Collano SE 630 "2K Klebstoff für Massivholz sowie Formverklebungen"
ob es den noch gibt? Meine Notizen sind von 2006!

Der Reaktant 730 war in Pulverform plus flüssiger Vorstrich, der SE 630, Komponente A Harnstoffpulver 20kg, Komponente B PVAc-Kunstharzpolymerisat flüssig 10kg, Vorstrich Collano SE Maleinsäure-Harnstofflösung 5kg, alles zusammen also 35kg und für uns zuviel.
Der Vorstrich kann trocken oder feucht auf dem HPL sein, spritzen, Streichbürste oder Schwammauftrag.
Presszeit bei 20°C, 8 Minuten, das war sehr gut, bis der Vorstrich auf beiden HPL und der Leim beidseitig aufgebracht war, war die Presszeit um.

Wasserbeständigkeit war C3 (nicht D) in Anlehnung an EN 12765, keine Ahnung mehr was das war.
Es war ein bisschen kompliziert aber für grössere Arbeiten sehr gut handwerklich zu verarbeiten ohne mit verzogenen Teilen aufgrund der Presstemperatur rechen zu müssen. Für Teile die in Formen nicht geheizt werden können auch ideal.

Wir haben den Leim als es den Reaktant nicht mehr gab nie mehr verwendet. Den Reaktant haben wir im Spitalbereich gebraucht.
 

VENEREA

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Sowas hatten wir mal von Bindulin, und ich glaube den gibt es noch.
Also da wird auch einseitig der Vernetzter aufgetragen und auf der anderen der Harnstoffleim.

Gruß Sebastian
 

brubu

ww-robinie
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Hier Seite 71 habe ich Maleinsäure gefunden, zur Beschleunigung der Härtung von Harnstoffleimen.
https://bindulin.de/Leimfibel/leimfibel.html bei Harnstoffleimen ab Seite 50 ist der Zusatz von Maleinsäure erwähnt.
Nach technischen Merkblättern mit genaueren Angaben habe ich nicht gesucht.
Naja da fragt man sich wieso diese Leimverfahren weitgehend unbekannt sind.
Gruss brubu

Auch sonst ist die Bindulin Leimfibel interessant, z.B. Winterleim bis -10°C
 
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VENEREA

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Wir haben alle Leime von Bindulin. Als ich noch in der Lehre war in Fürth/Unterfürberg hatte ich immer den Job gehabt den Leim im Werk zu kaufen/holen. War vllt. 5 Kilometer entfernt.

Gruß Sebastian
 

Schreinersein

ww-esche
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Naja da fragt man sich wieso diese Leimverfahren weitgehend unbekannt sind.
Naja, Du hantierst beim Verarbeiten mit staubigen Pulvern, die Formaldehyd enthalten, welches in ausreichender Dosierung als krebserregend gilt. Und kalt pressen geht auch mit (bei Furnier: gefüllten) Weißleimen. Aber natürlich kann man es immer noch Kaurit Leime kaufen in ne verarbeiten. Entweder heiß in der Presse oder kalt mit Aktivator
Was m.E. viel spannender ist sind wirklich wasserfeste Kaseinleime.
 

brubu

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Entweder heiß in der Presse oder kalt mit Aktivator
Was m.E. viel spannender ist sind wirklich wasserfeste Kaseinleime.
Hallo
So schnell habe ich keinen Weissleim mit Aktivator gefunden der bei HPL Belag kalt in weinigen Minuten abbindet. Bei Handauftrag hat man meist etwas viel Leim weil es mehr Zeit braucht, also sind die Presszeiten eher länger als die Hersteller angeben.
Könntest du bitte dazu ein Produkt verlinken, gerne auch zu den Kaseinleimen, danke.
Gruss brubu
 

Schreinersein

ww-esche
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Weißleim mit Aktivator ist nicht... (Zumindest so weit ich weiß)
Das bezog sich auf die Kauritleime.
OT:
Kalk-Kaseinleim ist jetzt vielleicht auch für Deinen Anwendungsfall nicht zielführend, aber es ist ein spannendes Thema, keine Kunststoffe drin, bei entsprechender Kalkzugabe wasserfest, musst Du selbst anrühren und ist nicht lagerfähig, also nur direkt verwendbar.
Wenn man wiederholbare Qualität benötigt, muss man Kaseinpulver nehmen. Wenn man Magerquark verwendet, kann die Qualität/Festigkeit schwanken.
Beispielrezept für etwas längere Topfzeit mit Abstrichen bei der Wasserfestigkeit:
https://www.kremer-pigmente.com/de/info/rezepte/kaseinleim-fuer-holz/
Es gibt wohl alte Segelflieger, bei denen zur Reparatur nur Kalk Kaseinleim zugelassen ist.
 

brubu

ww-robinie
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Danke, dann habe ich es falsch verstanden.
Kaseinleime sind altbekannt, früher auch in den Zimmereien weil sie auch bei tieferen Temperaturen aushärten. Ein grosser Holzbauer hat einmal aus Umweltgründen wieder Versuche gemacht. Den aktuellen Stand kenne ich nicht. PH neutral ist der Leim nicht und daher bei gewissen Hözern mit Vorsicht einzusetzen.
Gruss brubu
 
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