Holzbau studieren?

wotree

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Hallo liebe woodworker community! :emoji_slight_smile:
Nachdem ich das Glück hatte bei einem professionellen Baumhausbau dabei zu sein, habe ich mich nun endgültig in den Werkstoff Holz verliebt.
Fürher war mein Wunsch immer Architektin zu werden, aber das nachhaltige Bauen und der Werkstoff Holz gefallen mir persönlich einfach super gut!
Deshalb würde ich gerne ein Hochschulstudium in diesem Fach absolvieren...oder vielleicht auch ein duales?!
Habt ihr Erfahrungen mit den Studiengängen in Rosenheim, Kuchl oder etc gemacht?
Lieben Dank!
Wotree
 

yoghurt

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Hallo wootree,
Dir ist schon klar, dass es sich einem Holzbaustudium um ein Ingenieurs-Studiengang handelt? Bist Du in Mathe so sattelfest und hast Du Spaß daran? Ich meine, wenn Dir das bauen Spaß macht würde ich es näherliegender finden eine Ausbildung zur Zimmerin oder Tischlerin zu machen. Ansonsten kann ich Dir zu den Hochschulen leider nichts sagen, weil ich Trottel in Berlin Bautechnik studieren habe.... Die Holzbau Angebote an meiner Uni hatten mit meiner Erfahrung als Tischler NIX zu tun!n
 

wotree

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Hi Joghurt,
Jap das weiß ich. Gottseidank war ich im Mathe Abi (wenn auch nur Grundkurs) ziemlich gut und es fiel mir jetzt auch bei meinem Architektur Praktikum in der 10. nicht sehr schwer für eine der Mitarbeiterinnen alles mögliche für die Anträge zu berechnen. Mathe hat mir bisher zu mindestens immer Spaß gemacht. Um künstlerisch zu agieren, muss ich davor einfach ausrechnen, was überhaupt möglich ist.
Nichtsdestotrotz befürchte ich, dass die künstlerische Seite etwas zu kurz kommt hierbei. Aber ich denke, das hängt dann ganz von einem selbst ab.
Was gab es denn für Holzbauangebote an deiner Uni? Und klar Handwerkerin werde ich damit nicht, obwohl das auch richtig Spaß macht :emoji_grin:
 

yoghurt

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Hallo wotree, (sorry, diesmal richtig geschrieben!)
da wurden Holzkonstruktionen berechnet. Ich habe damals ein Pfettendach bis zum erbrechen berechnen dürfen. Relevant ist dann jeweils mit der gültigen DIN1052 klarzukommen. Lastannahmen, Tragfähigkeits- und Gebrauchstauglichkeitsnachweise, die Berechnung von Verbindungsmitteln. Mir war das zu theoretisch. Klar, ich habe das bewältigt - aber Spaß machen mir ganz andere Sachen.
 

falco

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Aus persönlicher Erfahrung würde ich raten (wenn man es denn möchte) Bauingenieurwesen zu studieren und sich dann auf Holz zu spezialisieren, die Stellen für einen reinen Holzbauingenieur dürften nicht all zu vielfältig sein. Gerade mit dem Hintergrund dass du auch Entwurf machen möchtest (mussten wir damals auch, Gestalten, Entwurf, Baukonstruktion, den ganzen Tüddelkram eben).

Aber ohne ist es nicht, Schulmathematik ist schnell am Ende und Physikgrundlagen müssen sitzen, vor allem in der Statik und der Bauphysik.

Mit der Praxis hat das übrigens nix zu tun, das größte was ich bisher gebaut habe ist ein Carport und das natürlich Privat. Wenn man keine Berufsausbildung hat braucht man entweder ein Talent zum Konstruieren oder man lässt es sein.
 

wotree

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Ja das kann ich verstehen Yoghurt!
Ich denke, dass ich wenn ich tatsächlich in Richtung Holzbau im Hinblick auf Baumhäuser oder andere Alternative Wohnungsformen gehen möchte und diese dann auch selbst entwerfen und konstruieren möchte, dieses Wissen brauche.
Wahrscheinlich ist es dennoch gut auch in einer Ausbildung praktisches Können zu sammeln.
Lieber Falco, tatsächlich möchte ich mich beschränken, denn moderne Wohnbauten, Beton und Stahl das sagt mit einfach nichts so zu... Nach einem Holzbaustudium vll dual mit einer Zimmerfraulehre, hätte ich ebenfalls die Möglichkeit noch einen Master in Architektur dranzuhängen. Ja in Deutschland sind die Stellen für Holzbauingenieure wahrscheinlich rar. Gerne werde ich dann auch ins Ausland gehen.
 

Sägenbremser

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Guten Abend @wotree

das wichtigste bei der Wahl eines Studienganges, bei
dir sogar eine ganze Liga, ist die Begeisterung für das
was du schaffen möchtest. Das dazu benötigten Wissen
ist immer erwerbbar und es fällt auch nicht besonders
schwer sich in gänzlich unbekannte Themen einzuarbeiten
wenn es eine klar definierte Ausrichtung gibt.

Soll heissen- fang an der Basis an, Zimmerfrau, das sorgt bei
der späteren Realisierung der Projekte für hohe Kompetenz.
Vertiefe dein Wissen in einem breit angelegtem Studium des
Bauwesens und du wirst dabei Erfahrungen machen die sich
nicht so ganz einfach mit einem Einzelprojekt belegen lassen.
Ob jetzt das Baumhaus als Ergebnis dabei übrig bleiben wird,
ist in der Form eher nebensächlich, es ist nur ein Einzelprojekt.
Wichtiger ist dabei das sich deine Erfahrungen/Wissen über diese
Form der Ausbildung breit auffächern lassen und du zu jedem
Zeitpunkt selber über deine Tätigkeiten entscheiden kannst.

Liebe Grüsse, Harald
 

Noar

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Ich habe Holztechnik in Eberswalde (in Brandenburg, nahe Berlin) studiert, mich dabei nach dem Vordiplom auf Holzbau spezialisiert
Ist inzwischen auch schon wieder mehr als 12 Jahre her, mir hat das Studium dort aber sehr viel Spaß gemacht. Gerade das es sich dabei um eine Fachhochschule gehandelt hat, also der praktische Teil nicht zu kurz kam, fand ich toll. Zu meiner Zeit hatte die FH auch eine sehr gut ausgestattete Studententischelerei, welche man nutzen konnte. Wenn ich heut im Bastelkeller stehe, dann träum ich noch manchmal von den damaligen Möglichkeiten...

Da es mich nach dem Studium ans andere Ende der Republik gezogen hat, hab ich keine Ahnung wie es dort heut so zugeht. Hier mal der Link, falls Interesse besteht: HNE Eberswalde                                                          

Als ich dort studiert habe, war es so, das man sich nach dem Vordiplom (damals ar es noch ein Diplom-Studiengang) für eine der beiden Fachrichtungen Holzbau oder Möbelbau entschieden hat. Sicher hat man auch vom jeweils anderen noch etwas mitbekommen, grundsätzlich war es eine Spezialisierung auf deinen Bereich.

Wenn ich heute nochmal vor der Wahl stehen würde, ich würde mich vermutlich wieder für ein Studium dort entscheiden. Was ich allerdings anders machen würde: Ich würde heute vorher eine Lehre als Tischler oder Zimmermann machen. Ich kam damals frisch vom Abi und gerade zu Beginn war die fehlende Praxis schon schade. Man muss sich halt alles Handwerkliche mehr oder weniger selbst aneignen.
 

falco

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Ich würde heute vorher eine Lehre als Tischler oder Zimmermann machen. Ich kam damals frisch vom Abi und gerade zu Beginn war die fehlende Praxis schon schade. Man muss sich halt alles Handwerkliche mehr oder weniger selbst aneignen.

Kann ich so unterschreiben, direkt nach dem Bund studiert, ich hätte es heute auch anders gemacht.
 

wotree

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Ja Sägenbremse, begeistert bin ich auf jeden Fall!
Mein Wunsch wäre es nur Spezialist auf dem Gebiet Holzbau zu werden und das bietet mir, auch wenn ich mich natürlich danach noch fortbilden kann, ein breitangelegter Studiengang nicht.
Die nächste Zeit werde ich nutzen in längeren Praktika praktische Erfahrungen zu sammeln und mich dann vielleicht auch erst zu einer Ausbildung oder einem dualen Studium entscheiden.
Dankeschön Noah für die ausführliche Antwort! Es ist schön zu hören, dass dir das Studium damals gut gefallen hat. Der Studiengang den ich bisher besonders interessant finde, befasst sich auch mit Holztechnik, Holzbau und Möbelbau und nach einem Jahr kann man sich spezialisieren...
 

civil engineer

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Mein Wunsch wäre es nur Spezialist auf dem Gebiet Holzbau zu werden und das bietet mir, auch wenn ich mich natürlich danach noch fortbilden kann, ein breitangelegter Studiengang nicht.

Hallo,

das siehst Du meiner Meinung nach etwas blauäugig. Durch ein Studium wirst Du zu keiner Spezialistin in irgendwas. Spezialistin wirst Du on the job durch die Abwicklung entsprechender Projekte. Meine Erfahrung: 80% dessen, was Du im Studium machst, brauchst Du im Berufsleben nie mehr. Problem: Niemand weiß, welche 20 % man hinterher braucht. Wenn Du die 20% bräuchtest, ist Dein Wissen aus dem Studium veraltet.

Mein Rat wie oben schon: Studier breit, nimm Grundlagen, die Du versuchen musst zu BEGREIFEN, mit. Auswendig gelerntes Spezialwissen ist kaum was wert, weil es zu schnell veraltet. Auf Basis der begriffenen Grundlagen mußt Du Dir im Berufsleben benötigtes Wissen sowieso selbst aneignen, bzw. abschätzen können, wann Du einen Spezialisten mit ins Boot nehmen musst.

"Baumhausspezialistin" würde ich jetzt mal als brotlose Kunst ansehen. Das mag ein nettes Hobby sein, mit dem man ab und an mal ein paar € dazu verdienen kann. Weil Menschen, denen sowas im Hirn rum pfurzt, bauen ihr Baumhaus selber. Das sind dann Individualisten, die nix von der Stange kaufen. Oder wohlhabende Menschen, bei denen Geld keine Rolex spielt. Aber um bei denen einen Fuß in die Tür zu bekommen, brauchst Du kein Spezialbaumhauswissen, sondern Du musst wissen, wie Du in solche Kreise rein kommst. Also eher eine jet set girl Ausbildung?! Wer weiß?

Gruß
 

wotree

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Hallo Civil engineer,
ich glaube du hast mich elementar falsch verstanden. Ich möchte nicht nur in die Richtung Baumhausbau gehen, sondern in jeden Bereich des Holzbaus.
ich frage mich nur, inwiefern mir ein breitangelegtes Bauingenieurstudium in dem Bereich des Holzbaus mir mehr helfen kann als ein Holzbaustudium an einer Fachhochschule, die sehr viel praktisch in Projekten arbeitet?
Das mit der Jet Set Girl Ausbildung überlese ich mal!
 

civil engineer

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ich frage mich nur, inwiefern mir ein breitangelegtes Bauingenieurstudium in dem Bereich des Holzbaus mir mehr helfen kann als ein Holzbaustudium an einer Fachhochschule, die sehr viel praktisch in Projekten arbeitet?
Das mit der Jet Set Girl Ausbildung überlese ich mal!

Hallo,

sorry, wenn ich Dir mit der jet set Ausbildung zu nahe getreten bin. Ich war auch naiv, als ich jung war:emoji_wink:. Das gibt sich im Laufe der Zeit.

Praktische Projekte im Studium sind halt meiner Meinung nach für' n Popo. Weil Realität mit den drei entscheidenden Faktoren Geld, Geld und Geld (sorry, Termine und Qualitäten spielen auch eine Rolle, werden dann aber letztendlich doch auch wieder über Geld geregelt) ist was anderes als im Studium schöne Plänchen malen. Problem ist eben, Du bist mit dem Studium fertig und kannst nichts brauchbares. Ist jetzt nicht auf Dich persönlich bezogen, das geht wohl jedem so. Was Du brauchst, hattest Du nicht im Studium, was Du hattest, brauchst Du zum Großteil nicht. Wenn Du ins Arbeitsleben eintrittst, beginnt das Lernen. Ist beim Gesellen ebenso. Dann mußt Du Dir Deine Praxis erarbeiten. Und das geht mit breiten Grundlagen meiner Meinung nach leichter. Ich kann mich mit einem Ingenieur für konstruktiven Ingenieurbau bis zu einem gewissen Grad über ein Tragwerk unterhalten und in der Thematik ein wenig mitreden, obwohl ich keinen einzigen Nachweis nach den aktuellen Normen mehr führen könnte. Warum? Weil ich für die grundlegenden Sachen einigermaßen begriffen hab, was dahinter steckt. Ein Balken biegt sich heute noch genau so wie vor 20 Jahren. Heute werden aber andere Normen etc. für die Dimensionierung und den Nachweis verwandt wie vor 20 Jahren. Kann ich nicht rechnen, dafür weiß ich aber ungefähr, warum ein Tragwerk aus Holz, Stahl, Stahlbeton, Spannbeton oder Mauerwerk ggfs. unterschiedlich konstruiert werden muss.


Ich will Dich nicht überzeugen, dass das der richtige Weg ist. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Geh den Weg, den Du für den richtigen hältst, alles andere ist sowieso zum scheitern verurteilt. Und in 10 Jahren schreibst hier Deine Erfahrungen nieder :emoji_wink:.

Gruß
 

Alter Polier

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Hallo
Meine Meinung als alter Zimmermann, Lass den ganzen neumodischen Schnikschnack ,Lerne den Zimmermannsberuf,gehe auf Wanderschaft nach alter Zunft und Du wirst sehen, ob Du die Jahre deiner Arbeit genießen wirst!!!
Gruß Uwe
 

falco

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Es ist doch immer ein wenig so wie früher, als einem die Eltern gesagt haben, man solle das Schulleben genießen solange man noch kann. Was das genau bedeutet wusste man auch erst als es vorbei war.
 
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