Holz Oberflächenbehandlung selber machen

heissim

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Hallo zusammen,

Momentan beschäftige ich mich mit der Herstellung verschiedener Holzwachsöle, Wachsöle und wie sie alle heissen. Bisher nur auf Basis von

Bienenwachs
Carbaubawachs
Balsamterpentinöl
Leinölfirnis

Heute die ersten Versuche gemacht. Dabei die Zutaten in Marmeladengläser gepackt und zugeschraubt. Ich wollte momentan vom Erhitzen des Balsamterpentinöls absehen da das Zeug recht gut entzünden soll.

Rezept 1:
60g Balsamterpentinöl
30g Bienenwachs in Flocken

Rezept 2:
60g Balsamterpentinöl
30g Bienenwachs
30g Leinölfirnis

Frage hierzu: kann es sein dass das Leinöl das Auflösen des Bienenwachses verlangsamt oder gar verhindert?

Was nützt ihr für Rezepte und für welchen Anwendungszweck? Wäre cool wenn ihr eure Erfahrungen postet und am besten gleich das Rezept dazu.

Lg Simon





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SteffenH

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Ich wollte momentan vom Erhitzen des Balsamterpentinöls absehen da das Zeug recht gut entzünden soll.

Das macht man am besten im Wasserbad, dabei kann nichts passieren. Die fertige Wachs/Terpentin Mischung kann man dann mit dem Leinöl mischen.
 

heissim

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Das macht man am besten im Wasserbad, dabei kann nichts passieren. Die fertige Wachs/Terpentin Mischung kann man dann mit dem Leinöl mischen.



Danke für den Tipp - ich werde das probieren aber soweit ich weiss entzündet Balsamterpentinöl ab 33 Grad. Aber tatsächlich wissen wie das läuft tue ich nicht.


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Georg L.

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soweit ich weiss entzündet Balsamterpentinöl ab 33 Grad.
Ich glaube du verwechselst da etwas. Balsamterpentin hat einen Flammpunkt von 33°C, d.h. ab dieser Temperatur kann sich durch verdunstendes Terpentin ein zündfähiges Terpentin-/Luftgemisch bilden. Wenn du in der unmittelbaren Umgebung nicht mit offenem Feuer hantierst, passiert da garnichts.
Zum Vergleich: Handelsübliches Superbenzin hat einen Flammpunkt von etwa 25°C und trotzdem gehen die Autos nicht reihenweise in Flammen auf.
Viel wichtiger in diesem Zusammenhang ist die Zündtemperatur, d.h. die Temperatur bei der sich der Stoff selbst entzündet, z.B. an einer heißen Oberfläche. Die Liegt bei Terpentin bei etwa 250-260°C.
Also das Glas in in einem wassergefüllten Topf auf dem Küchenherd erhitzen (max. 100°C bei kochendem Wasser) dürfte keine Probleme bereiten, außer vielleicht Stress mit der besseren Hälfte.:emoji_slight_smile:
 

WinfriedM

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Etwas lösemittelfreies kann ich da noch empfehlen:

5g Carnauba
10g Bienenwachs
85g Leinölfirnis

Das Wachs bei etwa 80-100 Grad im Öl schmelzen und einrühren. Nach dem Abkühlen hast du eine salbenartige Konsistenz. Kannst du als Finish oder Alleinbehandlung verwenden. Falls zu hart, nochmal erwärmen und etwas mehr Leinölfirnis dazugeben.
 

Eder Franz

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Die Frage finde ich sehr interessant. Ich finde es übrigens echt toll wenn DIYler eine derart hohe Fertigungstiefe anstreben. Keine Ironie! (Ich selbst überlege schon, Seife zum Seifen von Holz herzustellen.)

Nun zum Öl: Ich habe kürzlich eher zufällig ein Video zum Ölen von Holz gesehen.

https://www.youtube.com/watch?v=RO5k7ev0_e0

Ich könnte mir vorstellen, dass es von selbigem Herrn, der hier die Ölung zelebriert, auch eine achtstündige Video-Anleitungen gibt, wie man Nussbäume pflanzt und Bienen züchtet, um dann später Holzwachsöle herzustellen. Achtung beim Betrachten: Es kann zu Entschleunigung und ASMR kommen!
 

Eder Franz

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Nu komm mal langsam runter. Das ist teil der Therapie. :rolleyes:
 

Keilzink

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Bienenwachsflocken lösen sich ohne weiteres in Terpentin, da muss nichts erhitzt werden. Einfach über Nacht und bei Zimmertemperatur stehen lassen, am nächsten Morgen aufrühren. Man kann auch noch eine kleine Menge zerriebenes Harz zugeben, Kollophonium eignet sich gut, das erhöht etwas die Oberflächenhärte. So ist das ein sehr altes Rezept, damit wurden Möbel behandelt, bevor der Schellack nach Europa kam.

PS: Manche Menschen reagieren allergisch auf Terpentin.
 

drwitt

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Guten Abend,
Sorry, wenn ich diesen Faden nach einem halben Jahr nochmal aufnehme, aber ich hab noch ein, zwei Nachfragen:

Man kann auch noch eine kleine Menge zerriebenes Harz zugeben, Kollophonium eignet sich gut, das erhöht etwas die Oberflächenhärte.
Was meinst Du genau mit „kleine Menge“? Gibt's da ein Zuviel?

Bienenwachsflocken lösen sich ohne weiteres in Terpentin … Einfach über Nacht und bei Zimmertemperatur stehen lassen, am nächsten Morgen aufrühren
Jetzt hatte ich die Idee, cool, zum Experimentieren machste Dir eine Art konzentrierte „Stammlösung“, dann haste nicht für jedes Winz-Experiment die Schmelz-Sauerei auf dem Herd... Also: Immer alles rein, fett 1:1, ergibt das Sinn? Wenn das dann eindickt, dürften Flaschen wie Schellack-Polituren doch ausfallen, oder?

Danke und viele Grüße
Carsten.
 

Keilzink

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Guten Morgen!

Das alte Rezept, was mir vorliegt lautet so:
Sechzehn Teile Bienenwachs, 4 Teile Harz, ein Teil Venezianisches Terpentin.
Das Bienenwachs wird gehobelt, und dem Terpentin beigegeben. Über Nacht stehen lassen, dann das Harz einrühren. Wenn nötig nachverdünnen.


Praktisch umsetzbarist das so nicht, vor allem: gehts um Volumen oder Gewicht?
Ich habe ein altes Honigglas genommen, es zu einem Drittel mit Balsamterpentin gefüllt. Dann auf einer alten Küchenreibe gereinigtes Bienenwachs gehobelt, bis das Glas voll war(ruhig etwas stopfen). Am nächsten Tag durchgerührt, zwei Teelöffel zerstossenes Kollophonium (oder Damar) zugegeben und verrührt. Wenn das zu dick ist, kann man noch mit Balsamterpentin verdünnen - das Ganze sollte eine Konsistenz haben wie eine feste Creme.
Das Terpentin auf keinen Fall erhitzen, das ist in mehr als einer Hinsicht gefährlich!

Also: Immer alles rein, fett 1:1, ergibt das Sinn? Wenn das dann eindickt, dürften Flaschen wie Schellack-Polituren doch ausfallen, oder?

Also den Satz verstehe ich nicht.

Andreas
 

drwitt

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Guten Morgen!
Guten Morgen!
>Also: Immer alles rein, fett 1:1, ergibt das Sinn? Wenn das dann eindickt, dürften Flaschen wie Schellack-Polituren doch ausfallen, oder?
Also den Satz verstehe ich nicht.Andreas
Äh, ich auch nicht. War schon spät, sorry. Aber ich weiß noch, wies gemeint war: „Ergibt es Sinn, sich eine fette Wachs-Stammlösung herzustellen? Ich befürchte, dass diese Lösung in der Flaschen aushärten wird.“ – Aber heute morgen befürchte ich, dass diese Befürchtung Sinn ergibt :emoji_wink:

Zum Terpentin: So wie ich die Sicherheitsdatenblätter von Kremer lese, liegt die Entzündbarkeit bei 220°C. Demnach ist es eine gute Idee, die Buddel nicht gerade neben der heißen Herdplatte zu öffnen, sondern den Schmelztopf vom Herd zu nehmen. Wenn das geschmolzene Wachs im Wasserbad 90°C hat, liegt das auch unterhalb des Siedepunkts von 154° von Balsamterpentinöl.

Beste Grüße
Carsten.
 

Keilzink

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... die Dämpfe enthalten allergene Stoffe. Unter Umständen können sich Dämpfe auch entzünden.
Und, ich glaube ich hab es hier schon mehrfach geschrieben: Das Wachs löst sich restlos im Terpentin auch ohne die Zuführung von Wärme, egal in welcher Form. In alten Rezepten kann man lesen "Das Wachs schmilzt im Terpentin". Dazu muss man es aber nicht erwärmen, das "Schmelzen" beschreibt nur bildlich den Vorgang, wenn das Wachs sich auflöst.
Wer aber allergene Stoffe inhalieren möchte und Sylvester vorfeiern - bitteschön!

Das Ergebnis dieses Rezepts kannst du nicht in Flaschen füllen, dazu ist es bei weitem nicht flüssig genug - wenn es richtig angesetzt wurde. Was du erhälst, kann man am ehesten mit Bohnerwachs vergleichen, von der Konsistenz her.
 

WinfriedM

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Kolophonium kann ich nicht empfehlen, darauf reagieren viele allergisch. Die Naturfarbenhersteller nehmen seit vielen Jahren auch kein Kolophonium in Reinform mehr, sondern irgendein Kolophoniumester.

Die Frage wäre da auch: Was soll so ein Harz da überhaupt bringen?
 

Keilzink

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... angeblich soll es helfen, die Wachsoberfläche etwas härter zu bekommen. Kolophonium ist übrigens ein wesentlicher Bestantdteil des Terpentins, letztlich wird Kolophonnium aus Terpentin gewonnen. Durch die Zugabe soll lediglich der Anteil im Terpentinöl erhöht werden. Damar soll aber ein guter Ersatzstoff für Kollophonium sein.
Aber letztlich gilt: Terpentin ist gesundheitsschädlich und umweltgefährdend. Und einzelne Inhaltsstoffe können Allerien auslösen, bei Menschen, die darauf empfindlich reagieren. Ich gehöre zum Glück nicht dazu.
 

Macchia

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Ich gehöre zum Glück nicht dazu.
ich Gott sei Dank auch nicht, jedoch wenn ich zu lange damit arbeite wird es mir regelmäßig leicht übel.
...
1 Teil Bienenwachs
1 Teil Kolophonium
3 Teile Terpentin

ist die Tunke die ich mit einem Lappen auf Stahl streiche (nur Innenbereich)

angeblich soll es helfen, die Wachsoberfläche etwas härter zu bekommen
ist nicht Leinölfirnis plus Naturharz (u.a. Kolophonium) = Hartöl ?

lese neugierig hier weiter... immer wieder spannend.
smörrebröd, smörrebröd röm pöm pöm pöm:emoji_slight_smile:
 

kgb007

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Ich verwende gern Tungöl. Balsamterpentin in einen Topf die gleiche Menge Tungöl drüber und aufkochen lassen( ich schnupfe die Dämpfe nicht ein). Ein Löffel Bienenwachs und die Hälfte Carnaubawachs dazu und die Mischung ist fertig. Carnaubawachs hat einen wesentlich höheren Schmelzpunkt als Bienenwachs und wird somit auch abriebfester. Durch das Kochen wird die Oxydation und Vereesterung angeschoben.
 

Friederich

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Ich habe ein altes Honigglas genommen, es zu einem Drittel mit Balsamterpentin gefüllt. Dann auf einer alten Küchenreibe gereinigtes Bienenwachs gehobelt, bis das Glas voll war(ruhig etwas stopfen). Am nächsten Tag durchgerührt, zwei Teelöffel zerstossenes Kollophonium (oder Damar) zugegeben und verrührt.
Hallo Andreas,
bist du sicher dass sich das Kollophonium auch gelöst hat? Als feste Partikel nur untergerührt bringt es ja nichts.
Ich hätte da zuerst das Kollophonium im Terpentin gelöst. Und dann erst das Wachs zugegeben.
 
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Keilzink

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... ja. das hat sich gelöst, jedenfalls habe ich keine körnigen Strukturen in der Mischung. Ich habe damals allerdings Damar genommen, in einem Porzelanmörser zerrieben. Das Terpentin wirkt auf das Wachs wie ein Lösungsmittel, und ebenso auf das Harz. Gelöste Harze sind ein wesentlicher Bestandteil des Terpentins. Von daher würde ich sagen, dass es egal ist, wann du das Harz reingibst.
 

WinfriedM

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Wachs dickt ja die Mischung stark ein, so dass sich Harzstücke evtl. nicht mehr vernünftig lösen können bzw. es keine homogene Mischung mehr wird. Ich würde zuerst Harz in Balsam-Terpentin auflösen und dann erst Wachs dazu.
 

Macchia

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Ich würde zuerst Harz in Balsam-Terpentin auflösen und dann erst Wachs dazu.
ja, Übernacht stehen lassen genügt, wenn man es vorher zerbröselt hat (Hammer / Tuch), dann Wachs dazu.
Hab es noch nicht gleichzeitig versucht (halte mich an ein Rezept vom Schmiedeforum).
Allerdings kommt es dann noch ins Wasserbad (ca. 60°) etwas rumrühren, fertig.

OT:
bei kleineren Stahlobjekten, bei denen es möglich ist zu erwärmen, gebe ich das "Wachs" auf die heisse Oberfläche.
empfohlen werden hier 100°, soweit komme ich aber nicht im Normalfall (Aufwand zu groß), ergibt eine
schwarz/dkl.graue, seidenmatt schimmernde Oberfläche.
 
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