Hocker im Ishitani Stil

bberlin

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Motiviert durch euer positives Feedback zu meiner letzten Vorstellung und durch die im Keller liegende Eschenbohle, habe ich mich gleich am mein nächstes Projekt gemacht.

Diesmal sollte es ein Hocker im Ishitani Stil werden. Ishitani Furniture ist ein japanischer Youtuber, der - finde ich - wirklich sehr schöne Möbel herstellt. Die Videos sind angenehm ruhig gehalten, ohne Drama und Fluchen, einfach nur die Freude am Arbeiten mit dem Werkstoff Holz. Leider hat Ishitani nun fast schon 1 Jahr lang keine neuen Videos mehr hochgeladen, ich hoffe, dass sich das bald ändert. Inspiriert wurde ich durch folgende Arbeit von ihm.


Wie bereits beim letzten Projekt habe ich fast vollständig auf den Einsatz von Maschinen verzichtet. Dazu jedoch später mehr.

Los ging es mit dem Grobzuschnitt für Sitzfläche und Beine. Der Hocker sollte eine Sitzfläche von 42x30cm erhalten und 43cm hoch werden. Beim Kauf der Bohle habe ich die Mittelbohle erwischt mit wunderbar stehenden Jahresringen. Daher war ich bei der Lamellenbreite mutig und habe die Sitzfläche aus nur 2 Lamellen erstellt. Mal sehen, ob sich das rächen wird. Da das Holz wirklich sehr gerade war, habe ich vor dem Verleimen nur die Schnittkante abgerichtet und das Abrichten der Fläche dann nach dem Verleimen. Das ging sehr gut. Früher hatte ich immer zunächst die einzelnen Lamellen abgerichtet und danach nochmals das Leimholz nach dem Verleimen. Keine Ahnung, was "fachlich richtig" ist.

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Im Anschluss ging es an die Herstellung der Stuhlbeine, die ich gehobelt habe. Dabei habe ich auch das "Hobelbrett" verwendet, das ich im Rahmen meines letzten Projekts in Ermangelung einer Hinterzange gebaut habe. Mein Hobelbrett ist ein 20cm breites und 1,20m langes Stück 30mm dickes Multiplex, das ich auf der einen Seite in meiner Vorderzange und am Ende mit einer Schraubzwinge festspanne. In das Brett habe ich in einem Raster 15mm Löscher gebohrt, in die ich Buchenrundstäbe als Bankhaken stecken kann. Gespannt wird über einen Keil, wie man gut auf dem Bild erkennen kann. Das ganze funktioniert erstaunlich gut. Selbst beim Arbeiten quer zu Faser kann das Brett gut fixiert werden.

20210523_122254.jpg

Die Beine haben einen Durchmesser von 30mm und sind natürlich nicht 100% kreisrund, aber das sieht man nicht und man fühlt die Handarbeit. Die letzten paar cm sind abgesetzt auf 25mm.

Jetzt ging es an den Schritt, vor dem ich am meisten Respekt hatte, und den ich auch maschinell durchgeführt habe. Das Bohren der Löcher. Die Löcher stehen in einem Winkel von 17,5 Grad zur Diagonale. Um die Löscher zu bohren, habe ich eine kleine Vorrichtung gebaut, die ich zusammen mit der Bohrmaschine auf eine alte Tischplatte geschraubt habe. Die Bohrer sind Qualitätsbohrer im 5er Pack für 7,99Euro von Lidl, die Maschine ein Qualitätsprodukt von Scheppach. Zunächst habe ich von oben mit 25mm bis fast auf den Grund gebohrt, dann mit einem dünnen Bohrer den Durchstich gemacht und im Anschluss mit 30mm von unten. So verschwinden die 30mm der Stuhlbeine in der Sitzfläche und oben schauen 25mm heraus. Ich hoffe es war verständlich.

20210529_174054.jpg

Jetzt noch Rundung an die Seiten angehobelt, was wirklich erstaunlich gut ging und sehr viel Spaß macht.

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Die Stuhlbeine sollten oben wir bei Ishitani verkeilt werden. Das Thema hatte ich etwas unterschätzt. Da meine Ryoba nur eine Schnittbreite von 0,7mm hat, musste ich sehr dünne Keile herstellen. Das würde ich beim nächsten Mal anders machen, weil die Keile dann auch schwer einzuschlagen sind.

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Nun noch die Beine gekürzt auf eine einheitliche Länge (Spielkarten eignen sich hierfür hervorragend), etwas geschliffen und mit Osmo Hartwachsöl behandelt .

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Zu Beginn hatte ich noch vor, so wo Ishitani die Sitzfläche mit Rillen zu verzieren. Nach einigen Versuchen habe ich das aber aufgegeben, weil es überhaupt nicht geklappt hat.

Edit: Bildergröße angepasst
 
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Lorenzo

ww-robinie
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Sehr schön geworden Bernd! Gefällt mir richtig gut :emoji_thumbsup:
Mich würde interessieren was bei den Rillen nicht funktioniert hat? Sind die die verlaufen? Oder unregelmäßig tief geworden.
Ich hab mir, als ich das Video das erste mal gesehen hab, auch gedacht dass es super aussieht mit der durch die Vertiefung durchlaufenden Maserung. Und die Oberfläche ist sauber geschnitten, die kommt also weiterhin richtig gut raus.
Hab mir das schon mal vorgemerkt als Möglichkeit für später.
 

lasos84

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Spitze - und gut nachzumachen, auch für weniger erfahrene Holzwerker ohne großen Maschinenpark!
 

bberlin

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Hallo Lorenzo,

ich habe es probiert mit Schnitzwerkzeugen, die ich noch von meinem Vater habe. Ich habe versucht, diese so scharf wie nur möglich zu bekommen, so wie Ingo und Carsten es hier geraten hatten.

https://www.woodworker.de/forum/threads/ishitani-wie-kriegt-man-das-hin.117539/
Ich fand auch, dass sie auch sehr scharf waren, zumindest für mich. Als ich es dann probiert habe, ging es gar nicht. Je nach Anstellwinkel bin ich entweder gar nicht richtig in das Holz gekommen oder ich habe beim Drücken längere Fasern herausgerissen. Ich habe dann auch probiert, die Linien mit einem Cutter vorzuschneiden, um das ausreißen zu minimieren. Das ging etwas besser, aber gut war es auch nicht.

Carsten und Ingo meinten, es hänge wohl auch vom Holz ab. Vielleicht funktioniert es besser in anderen Hölzern. Nussbaum oder Ahorn könnte ich mir vorstellen, weil ich die als homogener empfinde als Esche. Vielleicht hatte ich auch nicht das richtige Werkzeug. Oder das Werkzeug war nicht scharf genug. Oder ich kann es nicht. Wie Du siehst, es gab zu viele Stellschrauben und dann habe ich es für dieses Projekt gelassen.

Falls Du es hinbekommst, dann würde es mich sehr interessieren. Den Effekt finde ich nämlich super.
 

Lorenzo

ww-robinie
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Ich hab genau einen einzigen Hohlbeitel hier, den werd ich mal schärfen und das ausprobieren. Ich hatte bisher nur einmal ein Schnitzeisen in der Hand, das war in der Ausbildung, und ganz am Anfang. Da ist auch nicht alles gerade geworden was gerade sein sollte... :emoji_wink:
IMG_0675.jpg
War aber Weymouth Kiefer, und von daher sehr gutmütig.
Die für Hartholz doch sehr porige und langfaserige Esche ist vielleicht wirklich nicht so gut geeignet.
Ich werd mal testen und dann berichten.

P.S.: Ich hab das grad mal getestet, mehr dazu in dem von dir verlinkten Fragethema, das hier ist ja deine Projektvorstellung.
 
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