Hobelbank mit Beinzarge und traditioneller Hinterzarge

der_vik

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Hallo,

vorstellen möchte ich meine selbstgebaute Hobelbank mit einer Beinzarge und traditioneller Hinterzarge - diese ist sicherlich nicht in jeder Hinsicht perfekt, aber ich bin doch sehr stolz auf das Ergebnis meiner Arbeit - zumal ich das ganze ja auch lediglich als Hobby betreibe.

Die Werkbank ist knapp 1,5m lang und etwas über 50cm breit. Die Höhe beträgt etwa 80cm. Das ganze ist aus Kostengründen aus Fichtenholz aus dem Baumarkt gebaut - verwendet habe ich Baudielen 4x20cm, die in der Mitte durchgesägt wurden und nach abrichten, dickenhobeln und so weiter eine etwa 9cm dicke Arbeitsplatte ergaben. Auch aus Kostengründen habe ich bei der Beinzarge lediglich eine Große Hobelbankspindel von feinewerkzeuge für unter 50 Euro mit Zangenschlüssel verbaut - um beim Einspannen die Parallelität zu gewährleisten habe ich einen Scherenmechanismus aus einem 1m langem Stück Stahl aus dem Baumarkt gebaut, welches auf einem dünneren Stahlblech gleitet. Das ist sicherlich meilenweit von der Performance der Benchcrafted Hardware entfernt, kostete mich aber auch nur einen Bruchteil des Preises.
Für die Hinterzarge habe ich das große Modell von feinewerkzeuge für gut 130 Euro mit Zangenschlüssel verwendet. Alles in allem dürften die Zargen etwa 200 Euro an Hardwarekosten verursacht haben, das benutzte Holz schätze ich auf um die 100 Euro. Damit sehe ich die Hobelbank als doch recht günstiges Modell an.
Für das Halten von Werkstücken bieten sich darüber hinaus noch die 19m Löcher in der Arbeitsplatte und im verschieblichen Banksklaven an.

Einige Dinge habe ich falsch gemacht - dazu gehört, dass 1,5m für eine derartige Hinterzarge einfach eine m.E. zu kurze Werkbanklänge sind. Da hätte ich auf 2m gehen sollen. Und die Schwalbenschwänze der Beine gehören an die Außenseite - das ist mir leider zu spät aufgefallen. Die Hinterzarge muss ich noch ein bisschen anpassen - ich hatte erstmal den hinteren Abschluss des "L" über die gesamte Werkbankbreite gelassen um ggfs. die Möglichkeit zu haben dies mit einer Zwinge zusammen als zusätzliche Einspannmöglichkeit zu nutzen oder mittels zwei 19mm Löchern dann ein längeres Werkstück einzuspannen - wie praktikabel das ist muss ich bei Gelegenheit ausprobieren. Und das Gewicht ist durch die Fichtenkonstruktion noch nicht optimal schwer - beim groben Sägen bewegte sich die Werkbank mit und ich habe erstmal provisorisch ein paar Winkel an die Wand geschraubt.

Bei dem jetzt angefangenen Projekt bin ich aber trotz dieser Schwachstellen sehr begeistert von der Hobelbank - sie gibt mir verschiedenste Möglichkeiten Werkstücke für die Bearbeitung sicher einzuspannen und auch die 2m langen 10x10 Balken des massiven Bettes, welches ich gerade baue, lassen sich dank ausladender Beinzarge und Bankscklaven sicher einspannen. So macht das arbeiten wirklich Spass und ich bin doch ein bisschen stolz auf meine erste selbstgebaute Hobelbank :emoji_slight_smile:

Lieben Gruß,
Vik.
 

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Leibhaftiger

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Sieht gut aus, Gratulation.

Frage: Die blauen Zwingen, sind das die Silverline Alu? Wie zufrieden bist Du denn mit ihnen? Gerade fürs Verleimen überlege ich, sie mir anzuschaffen.

Danke und Gruß
Moritz
 

der_vik

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Sieht gut aus, Gratulation.

Frage: Die blauen Zwingen, sind das die Silverline Alu? Wie zufrieden bist Du denn mit ihnen? Gerade fürs Verleimen überlege ich, sie mir anzuschaffen.

Danke und Gruß
Moritz

Hallo Moritz,

Danke :emoji_slight_smile: Ja, genau diese sind es. Ich habe nach dem Tutorial von Paul Sellers - siehe
- mit einer Latte Fichtenholz verstärkt. Soweit bin ich mit ihnen Preis/Leistungsmäßig zufrieden. Druck bauen sie auf und die immer wieder abfallende Mutter des Schlüssels vorne lässt sich mit ein bisschen Epoxy oder Sekundenkleber dingfest machen. Richtig gut und wertig fühlen sie sich zugegebenermaßen aber nicht an und ich bezweifle auch, dass sie in vielen Jahrzehnten noch funktionieren. Für den Moment tun sie es aber und für den Moment haben sie mir die Verleimung etwas größerer Sachen ermöglicht. Wenn mehr Geld fürs Hobby zur Verfügung steht werde ich diese aber vermutlich ersetzen durch wertigere Modelle (wie vieles andere sicher auch).
 

Macchia

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Gratuliere!
Keine Doktorarbeit, pragmatisch, keine übertriebenen edlen Hölzer,
selbstgebautes Cisscross/X-link, die Beinzange gefällt mir sehr gut!
Toll!
Mich würden noch weitere Bilder vom Gestell interessieren, die Verbindung zur Bankplatte,
und ganz besonders das „Croix de St. Pierre“ Paralellführung im Detail.

Da warst du zu bescheiden... mehr Doku zu dieser Arbeit bitte:emoji_thumbsup::emoji_wink:

Viel Spass mit deiner Hobelbank!
:emoji_clap::emoji_clap::emoji_clap:
 

der_vik

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Hallo,

Danke für die Blumen. Freut mich sehr, dass die Hobelbank Anklang findet. Bilder liefere ich gerne am Wochenende wenn ich wieder zurück nach Berlin gependelt bin. Vom Bau selbst habe ich gar nicht so viele gemacht, aber Details der fertigen Hobelbank kann ich natürlich easy fotografieren.
Die Verbindung des Gestells zur Arbeitsplatte ist Roubo Style wie von Macchia bereits richtig bemerkt. Den Schwalbenschwanz und den Schlitz der Beine habe ich geschnitten bevor die Arbeitsplatte fertig verleimt war - d.h. in ein verleimtes Teilstück aus 3 Balken (auch die Beine sind je 3 Balken verleimt) reingeschnitten.
Ansonsten ist unten am Gestell umlaufend über die 4 Seiten jeweils ein Balken zur Stabilisierung mittels Schlitz und Zapfen in die Beine eingearbeitet. Oben am Gestell an den Seitenteilen - das ist zwar nicht optimal vom Schwund- und Quelverhalten Quer vs Längsholz, ermöglichte aber die Verleimung an Ort und Stelle. Allzu große Feuchtigkeitsschwankungen hat mein Bastelkeller nicht und ich dachte ich wage es einfach.

Der Crisscross ist wie gesagt aus einem dicken Stück Stahl aus dem Baumarkt gefertigt. Dieser wurde mittels Flex in der Mitte durchtrennt und die beiden entstehenden Teilstücke haben je 2 Löcher reingebohrt gekriegt und die Enden wurden grob abgerundet. Eines der Löcher ist in der Mitte - da geht zur Verbindung eine Schraube rein deren Mutter mittels Durchbohrung und Einsatz von einem Stift + epoxy gegen lösen gesichert wurde. Der Abstand zwischen den beiden Stangen wird durch Unterlegscheiben gewahrt, sodass sie gegeneinander beweglich sind. Für die obere Aufhängung wurde je ein weiteres Lochbgebohrt - für eine Stahlstange die noch rumlag. Um die Belastung an die Aufhänfmgungsstelle abzufangen wurden an jeder Seite zwei Stück Stahl eingesetzt an Bein und an Zarge (Fotos folgen)
Als "GleitLager" wie gesagt ein weiteres Stück Stahl in den ausgestemmten Schlitz verbaut an jeder Seite.

Als Parallelführung wurde unten noch ein Holzstab eingesetzt und mit Wachs behandelt.

So far,
Vik.
 

der_vik

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Hallöle nochmal - ein Bild habe ich gefunden auf dem vielleicht die Hälfte des Crisscross gut erkennbar ist. Wollte es einfach mal schon reinposten :emoji_slight_smile:

Und noch eins, was die Silverline Zwingen im etwas härterem Einsatz zeigt. Sie funktionieren soweit, wenn man sie ein bisschen durch ein Stück Holz verstärkt.

Lieben Gruß,
Vik.
 

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der_vik

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Hallo,

wie gewünscht ein paar Detailbilder mit Fokus auf den selbstgebauten Scherenmechanismus als Parallelführung für die Beinzarge.

Im Prinzip habe ich im Bauhaus schlicht nach dem dicksten Stahlstab in 1m geschaut, der etwa 20mm breit ist. Ich meine die Dicke war dann 8mm. Dieser ist in der Mitte durchgeflext und hat ein Loch zur Aufnahme einer ausreichend starken Senkschraube bekommen. Zwischen den beiden entstehenden Stahlstäben und zwischen der Mutter und dem "zweiten" Stab ist jeweils eine Unterlegscheibe. Die Mutter wurde samt Schraube im locker angezogenen Zustand angebohrt und mit dem an dieser Stelle abgebrochenen 1mm starken Bohrer gegen verdrehen gesichert (das war ein bisschen anders geplant, aber als der Bohrer da so schön drinsteckte dachte ich, dass ich mir an der Stelle auch sparen kann einen Draht einzufädeln *g*). Damit die Sicherung an Ort und Stelle bleibt wurde ein bisschen Epoxy drübergeschmiert. Das Ergebnis dieser Aktion ist in den ersten beiden Bildern zu sehen - und damit hat man schon eine Schere geschaffen.
Nun muss diese aber noch vernünftig an die Zarge befestigt werden - dafür wurde an den oberen Enden jeweils ein 8mm großes Loch gebohrt und mit der Rundfeile minimal aufgeweitet. Ebenfalls wurde ein solches Loch in der Aufnahme an der Hobelbank / Beinzarge gebohrt - somit kann ein 8mm dicker Stahlstab zur beweglichen Aufhängung des Scherenmechanismus verwendet werden wie im dritten BIld zu sehen. Damit durch die entstehenden Kräfte das an der Stelle recht dünne Holz nicht ausreisst, wurden vier Aufnahmen für die 8mm Löcher aus den Resten des dünneren Stück Stahls (welches als eine Art Gleitlager fungiert) hergestellt. Dazu werden diese auf die Breite des Beins bzw. der Zarge gekürzt und mit einem 8mm Loch zur Aufnahme des Stahlstabs und einem Senkloch zur Aufnahme einer Holzschraube versehen und entsprechend angebaut wie in Bild 4 auf einer Seite zu sehen.
Nun bleibt das Problem, dass ein Stahlstab sich sehr leicht in das Holz bohren würde an der Unterseite - um dem zu begegnen wird aus einem dünneren Stahlblech (ich glaube ich hatte 4mm gekauft, aber es ist echt ziemlich egal, sollte nur halbwegs stabil gegen Verformung sein von der Stärke her) für beide Seiten jeweils ein "Gleitlager" (bestimmt die falsche Vokabel) hergestellt - dies sollte natürlich ausreichend lang sein um auch bei voll ausgefahrener Beinzarge die Unterseite des Scherenmechanismus gegenzulagern. Beide Bleche mit ein paar Senklöchern versehen und in die ausgefräste/ausgestemmte Aufnahme verschraubt wie in Bild 5 halbwegs gut ersichtlich. Den Scherenmechanismus am unteren Ende jeweils so abrunden, dass das runde zum Gleitlager zeigt. Um eine gewisse Neigung herzustellen - also das die Zarge oben zuerst schließt war meine Lösung ein Stück Sperrholz unter das Gleitlager zu schrauben. (das kann man in Bild 1 auch erahnen).
Jetzt haben wir also eine Beinzarge, diese schließt zwar jetzt oben sehr gut, aber wackelt noch ein bisschen zu den Seiten - um dies zu beheben habe ich einen 19mm dicken Stab unten in die Zarge eingebaut, der über ein 20mm Loch im Bein der Hobelbank ein wackeln verhindert. Dies ist in Bild 5 sichtbar. Damit das ganze gut gleitet wurde der Stab mit Wachs eingeschmiert. Ein bisschen Widerstand gibt es beim drehen aktuell zugegebenermaßen, ich denke aber der wird sich über die Zeit rausarbeiten. Wenn ich die Hobelbank so nochmal bauen würde, würde ich aber vermutlich an der Stelle das Loch zur Führung übers Bein noch ein bisschen mit der Rundfeile aufweiten oder mir einen 21mm Bohrer besorgen :emoji_wink:

Im letzten Bild ist noch ein bisschen mehr vom Gestellt zu sehen. Die Verbindungen zwischen den Beinen, die ich einfach mal Seitenteile nenne, sind mit Schlitz und Zapfen in die Beine eingearbeitet. Da ich nicht besonders viele lange Zwingen habe, habe ich diese Seitenteile quasi als zusätzliche Zwingen designt - das Dübelloch ist im Zapfen etwa 1mm versetzt, so dass die Verbindung sich beim einhämmern des Dübels zuzieht und damit zusätzlich ein bisschen Druck von unten beim verleimen der Arbeitsplatte ausübt.

Lieben Gruß,
Vik.
 

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Macchia

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zwar schon etwas spät...
Danke für die weiteren Bilder und die Beschreibung.
(muss mal meine Benachrichtigungseinstellungen korrigieren...)
Das Problem der seitlich pendelnden Zange hat verschiedene Ursachen.
Eine davon ist das Loch im Fuss für die Spindel.
Benchcrafted begegnet dem mit einer Platte mit einem ovalen Loch die vorne in dem Fuß eingelassen wird.
Das Oval steht senkrecht und hat in der Breite nur sehr wenig Spiel zur Spindel im Zehntel Millimeterbereich.
Die Länge des Ovals ist großzügiger bemessen damit das Gewicht welches die Spindel nach unten zieht nicht
dazu führt, dass die Spindel an diesem Einsatz schleift.
Original ist das meine ich aus POM Kunstoff ich habe das aus Eiche hergestellt.
Also wird somit die Spindel seitlich geführt aber nach unten sitzt sie nicht voll auf.

Eine Ursache kann nicht abgestellt werden, nämlich die, dass die Spindel von Haus aus ein größeres Spiel hat als die sehr gut gearbeitete
Benchcrafted oder Hovarter Spindel.
 
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