Kermit-Frosch

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Hallo zusammen,

wir haben vor 2,5 Jahren ein altes Häuschen aus dem Anfang des 20 Jahrhunderts (irgendwo zwischen 1910 und 1920) gekauft. Nun möchten wir die alte historische Haustür aufarbeiten lassen. Das Haus steht in einem Denkmalbereich und eine neue nachgebaute Haustür kommt (auch für uns) erstmal nicht in Frage.
Die vorhandene Tür ist mit Sicherheit aus der Bauzeit des Hauses. Das Holz vermutlich Pitchpine. Sie wurde im Laufe der Zeit durch unterschiedliche Vorbesitzer an der ein oder anderen Stelle - ich sage mal - verbastelt. Nun hatte ich bereits Kontakt mit zwei Tischlern, die im Fach der Restauration auch aktiv sind. Ein Angebot liegt mir vor. Mit dem anderen habe ich erstmal nur mündlich Überlegungen angestellt. Im folgenden beschreibe ich kurz ein paar Arbeiten, die zur Überlegung stehen und stelle gleich meine Fragen zu den einzelnen Themen an:
  1. optische Aufwertung: Hier würde der Tischler die wirklich beschädigten Stellen ausfräsen und ein Passstück mit Lärche einlassen, die Oberfläche wird später auch wieder mit einer etwas dunkleren Lasur (Farbton teak) gestrichen
    • Mir ist klar, dass man die Stellen später wahrscheinlich nicht ganz verstecken kann (soll ja auch nicht, sonst könnten wir ja eine neue Haustür kaufen). Aber die Frau des Hauses hat Sorge, dass man die entsprechenden Stellen später mehr als notwendig erkennt: Wie sehen das die Experten hier im Forum? Lässt sich das gut kaschieren?
  2. Sicherheitstechnische Ertüchtigung: Der Schlossbereich soll ausgebessert werden (hier haben sich schon viele Bastler dran vergangen) und ein Sicherheits-Winkelschließblech (49cm) mit Mauerwerksankern angebracht werden (laut Angebot des ersten Tischlers); State of the Art wäre ja eine Dreifachverriegelung; hier sagt der eine Tischler, dass das bei historischen Türen eher zu Problemen führt, wenn das Holz arbeitet und würde allenfalls eine kleinere Variante einer Mehrfachverriegelung einbauen; der andere wiederum hält das für vollkommen unproblematisch
    • Nun die Frage: Wie ist dazu eure Einschätzung? Habt ihr Erfahrung in dieser Hinsicht gemacht? Ich muss sagen, dass mir dieser Punkt eigentlich am meisten Kopfzerbrechen bereitet, da mir die Sicherheit an der Stelle schon wichtig wäre, aber die Tür natürlich auch zuverlässig schließen soll
  3. Energetische Ertüchtigung: Es wird umlaufend eine Dichtungsnut mit Silikondichtung eingefräst, an der Unterkante eine absenkbare Bodendichtung, die Scheiben durch Isolierglas getauscht; das hört sich meiner Ansicht nach vernünftig an, halte ich (als Laie) auch für unproblematisch;
    • Hier schlägt der eine Tischler vor, die Innenseite der Tür mit einer Sandwich-Verbundplatte mit Polystyrolschaum zu belegen, um eine bessere Wärmedämmung zu erreichen; dies ist der mit Abstand größte Kostenpunkt in dem Angebot
    • Der andere Tischler (mit dem ich allerdings bislang nur telefonisch Kontakt hatte) würde das nicht anbieten; Argument ist dass die Tür ja dann von innen auch überhaupt nicht mehr original aussieht
    • Aus meiner Sicht folgendes: hinsichtlich der hohen Kosten der Maßnahme, frage ich mich, ob der Dämmwert der Tür (dahinter liegt ohnehin ein nicht beheiztes Treppenhaus) dadurch so viel verbessert wird; aktuell haben wir an kalten Tagen einen schweren Vorhand vor der Tür hängen
      • Wie wäre eure Einschätzung dazu?
      • Könnte eine solche Platte auch dazu führen, dass die Tür (wie von dem einen Tischler befürchtet) stärker arbeitet und die Schließung dann Probleme macht?
DSCF2722.jpg DSCF2713.jpg

Ich hoffe, ich habe mit der Beschreibung bis hierhin noch nicht alle abgeschreckt und es finden sich vielleicht ein paar, die entweder selbst mit der Restaurierung von Haustüren befasst sind oder ähnliche Maßnahmen schon bei sich haben durchführen lassen und bereits Erfahrungen damit gemacht haben.
Ich würde mich freuen, wenn wir ein wenig in den Austausch kommen.

Vielen Dank an alle, die bis hierher gelesen haben :emoji_slight_smile:
Besten Gruß
Thomas
 

weissbuche

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Das mit der Sandwichplatte würde ich lassen ( man kann aus einem alten Gaul doch kein Rennpferd machen). Alles andere hört sich vernünftig an. Mit einer 3- fach Verriegelung hätte ich kein Problem, haben wir bei alten Türen schon mehrfach gemacht. Ausflicken gehört bei alten Sachen dazu ( wenn es fachgerecht gemacht ist) und darf erkennbar sein. Hauptsache das schlimme 60er Jahre Butzenglas kommt raus. Schöne Tür.
 

sonicbiker

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Moin Thomas,
ja, wirklich schöne Türe! Die Mehrfachverriegelung ist natürlich ein Fortschritt in Sachen Sicherheit - aber durch das kleine Fenster kann man schnell mal in Richtung Klinke, Vorhängekette, Knauf am Zylinder oder steckenden Schlüssel greifen. Da würde ich mir auch was überlegen oder das Schließkonzept darauf abstimmen.
Grüße
Wolfram
 

joh.t.

ww-robinie
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Vielleicht findet ihr ja da einen ordentlichen Griff.

https://www.replicata.de/beschlaege-fuer-haustueren-208/

Den Edelstahl unten durch ein passendes Opferbrett in Eiche ersetzen, innen und außen.

Und vielleicht ist da auch passendes Glas dabei.

Ich habe da schon für einen Nachbau Glas nach Wunsch der Kundin sandstrahlen lassen.

https://www.replicata.de/musselinglas-tafeln-288/

Energetisch würde ich überlegen eine 2, Windfangtür hinter der Haustür zu installieren.

Da Anlage mit ähnlichen Häusern. Wie haben Nachbarn das Ganze gelöst ?
 
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Kermit-Frosch

ww-kastanie
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Hallo zusammen,

ich entschuldige mich für die lange Antwortzeit. Ich danke euch für die vielen Anregungen.

Durch eure Einschätzungen und die Einschätzung des zweiten Tischlers werde ich nun voraussichtlich eine Mehrfachverriegelung einbauen lassen. Als Sicherheitsgarnitur werden wir eine von replicata o.ä. in mattschwarz wählen.
Das mit dem Rennpferd hört sich ebenfalls richtig an. So sieht es ja auch der zweite Tischler im Erstgespräch. Daher wird die Sandwichplatte wahrscheinlich auch wegfallen.
Das Butzenglas würde ich wahrscheinlich auch durch ein Ornamentglas in Verbundsicherheitsglas oder sogar Mehrscheibenisolierglas (wenn möglich) tauschen lassen. Als Design dann eines der vorgeschlagenen Musselingläser oder ein Ornamentglas (504); so ist es an den Fenstern im Treppenhaus ebenfalls ausgeführt. Das werde ich mal noch überlegen. Die Möglichkeit, das Fensterchen zu öffnen, würde ich wohl verschließen lassen. Wir brauchen das eh nicht. Dann sollte dort so schnell niemand mehr reingreifen können. Beim Oberlicht das gleiche. Dann ist es wahrscheinlich hinsichtlich Zugluft auch etwas dichter.
Ansonsten haben wir auf der Innenseite eh seit Jahren (noch von den Vorbesitzern) einen schweren Vorhang hängen, den man bei kalten Temperaturen zuziehen kann.
Eine Windfangtür haben wir zur Wohnung hin auch sowieso, sodass wir eh nie direkt vor der kalten Haustüre stehen.

Was die Nachbarn angeht, lässt sich das nicht wirklich vergleichen. Es gibt sehr viele Mietshäuser, wo es die Besitzer offenbar wenig interessiert, wie die Türen aussehen. Da sind wenige Liebhaber (oder Spinner?!:emoji_thinking:) dabei. Außerdem gilt die Denkmalsatzung erst seit 2018, sodass es eh kaum noch historische Türen gibt. Vergleichbare Türen sehe ich im Viertel eigentlich nicht.

Ich habe aktuell noch viel anderes vor der Brust, werde mich aber voraussichtlich zeitnah wieder mit dem Tischler in Verbindung setzen und die Maßnahmen umsetzen lassen. Ich halte hier gerne auf dem Laufenden und reiche Bilder nach wenn die Tür fertig ist.

Herzliche Grüße
Thomas
 
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