Hinterzange der Hobelbank in L-Form - warum?

Tilia

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Ich bring hier mal Frage ein, die ich mir manchmal stelle, und bis heute noch nicht selbst beantworten konnte.

Und zwar geht es um die Hinterzange vieler Hobelbankmodelle, die in L-Form ausgeführt sind.
(Es geht nicht um die deutsche Vorderzange.)
Also beispielsweise etwa so wie bei den Modellen hier in diesen alten Katalogabbildungen:
https://kataloge.holzwerken.de/index.html?name=steiner&lfdnr=3#&gid=1&pid=9

Die L-Form ist ja weit aufwändiger zu fertigen als einfach nur ein einfacher gerader Block.
Also muss hinter dem Aufwand ja irgendeine Absicht, ein gewollter Nutzen, eine bestimmte Anwendung dahinter stehen...? Es entsteht ja dadurch zwischen der Bankplate und dem kurzen L-Stück ein Freiraum.....

An meiner alten Ulmia Hobelbank ist die Hinterzange ebenfalls L-förmig ausgeführt.
Und immer wieder wenn ich sie Nutze frage ich mich: Warum?

Habt Ihr da vielleicht Antwort(en) für mich?

Grüße!
 
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Tilia

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Danke @ChrisOL und @Johannes für die Links und auch fürs Nachrreichen von dem richtigen Link!

Ich hab da jetzt auch in den ausführlichen Texten gelesen, kann aber die Antwort auf meine Frage zur Hinterzange noch nicht konkret finden. Könnt ihr mir da evtl. nochmal weiterhelfen?

In der Antwort #3 im verlinkten Thread aus 2019 hattest Du geschrieben:
Fazit: früher wurde eine Führungsleiste aus Holz zur ParallelStellung dort angebracht.
Okay.. zur Parallelstellung - von was? Und parallel in Bezug auf was?
Und wie sah diese Führungsleiste aus?

Ich kann es leider grad nicht finden...
 

ChrisOL

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Ich habe versucht ein paar Bilder zu finden. Die sagen oft mehr als Worte

Hier schau mal

Eine sehr alte Führung von unten fotografiert. Die Zange wurde damals wohl in einer Art Kasten geführt. Dafür brauchte man dann diese L Form.

https://encrypted-tbn0.gstatic.com/...sIwfvMp16AhDfeZe8RFtsuolGR97XArFu5dyx02A&s=10

Hier an einer neuen Bank

https://www.heimwerker-test.de/images/testbilder/big/sjoebergs-sb11-sm05-werkbaenke-57154.jpg



Ich vermute, dass man früher diese zusätzliche Führung aus Holz benötigt hat als noch Spindeln aus Holz zum Einsatz kamen.

Dann hat man Spindeln aus Metall verwendet die Bauweise wurde wohl bei behalten.
 

Johannes

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Hallo zusammen,
hier ein paar Gedanken von mir. Als die Spindeln noch aus Holz waren und auch später, als die Spindeln noch nicht so gut in den Spindelkasten eingepasst waren wurde meist am unteren Ende des L eine Leiste mit Führung installiert um für eine lineare Bewegung der Hinterzange zu sorgen.
Ich nutze die Stelle gerne um Teile einzuspannen, die etwas zu groß sind um sie in der Hinterzange zu spannen. Hierfür ist es aber notwendig, dass die Spannschraube versenkt eingebaut ist.
Darüberhinaus denke ich,ist jetzt die Form der Hinterzange mit dem L einfach nur Tradition.

Es grüßt Johannes
 

Lorenzo

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Ich hab da schon Schubkästen und ähnliches gespannt um Zinkenüberstände zu verputzen. Das schöne ist, dass der zu verputzende Fläche dann auf der Hinterhand liegt, und sich keine Vibrationen aufbauen. Alles was es braucht ist n Klotz um die Lücke zwischen Bank und Zange zu schließen, geklemmt wird dann nur aber einer Korpusfläche. Man kann stramm spannen ohne dass es irgendwas verdrückt.
Inzwischen mach ich das meist anders:
_DSC9610.jpg
So kommt man schöner dran, aber das spannen ist aufwendiger mit Seitenbankhaken plus Holdfast und nenn Bett als Auflage.

Kurz, ich benutz den kurzen Arm vom L zum spannen. Nicht oft, Annett wenn man ihn auf dem Zeiger hat kann er schon auch mal nützlich sein.
 

Tilia

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Danke Euch für alle Antworten und Beiträge hier bisher!

Das mit der Führungsschiene klingt ein ganzes Stück weit schon mal schlüssig. Danke dafür.

Zugegeben, ich hatte irgendwie was 'Spektakuläreres' erwartet.... In Richtung einer ganz bestimmten handwerklichen Anwendung, irgend ein Trick oder so. Klar Spannen an sich geht, wie Lorenzo ja auch schreibt und zeigt. Zum Einspannen von verleimten gezinkten Schubläden, ohne Boden, würden mir vielleicht auch noch ein zwei Möglichkeiten mehr an dieser Ztelle einfallen. Damit werd ich mal bissel rumprobieren.

Ich hatte da selbst auch schon, so zweidrei mal, was drin gespannt. Z.b. nen Sägebock für Laubsägearbeiten. Auch den Hobelbank-Schraubstock von Ulmia hatte ich mal testweise dort drin, mit so einem zugehörigen, zweiseitig ausgeklinkten, fetten Unterklotz, aber dann ist ja der untere Flügelmuttergriff hinter der Zange, und dadurch nur seher schwer zugängig. Das ist an der Vorderkante der Bank eingespannt weit besser und praktischer. Und auch der Abstand der vorgegebenen Öffnung hat dafür nicht gestimmt.

So wirklich zum Spannen ist die Verbindung der L-Elemente der Zange ja auch nicht wirklich gemacht, von der Formschlüssigkeit und Belastung her, wie zahlreiche gelöste Verbindungen an Zangen alter Werkbänke genau in dem Bereich ja zeigen.

Nun ja.

Ich vermute, dass man früher diese zusätzliche Führung aus Holz benötigt hat als noch Spindeln aus Holz zum Einsatz kamen.

Dann hat man Spindeln aus Metall verwendet die Bauweise wurde wohl bei behalten.

Schon möglich dass es so ist.
Aber wundern würde (oder tu) ich mich darüber schon sehr. Gerade im Handwerk, wo man ja nahezu bei jedem Handgriff darum bemüht ist, das so effizient und rationell wie möglich auszuführen (und ggf. den Arbeitsablauf entsprechend anzupassen und zu verbessern). Diese mehrfache Fingerzapfenverbindung zu fräsen und zu fertigen ist ja kein unerheblicher Aufwand. Das, über viele Jahrzehnte hinweg, bei zahllosen Hobelbänken, weiterhin zo auszuführen, ohne erkennbaren Nutzen, das erschließt sich mir irgendwie nicht...

Andererseits, mitunter an modernen Werkbänken werden die Hinterzangen ja auch in L- sowie auch in gerader Form gefertigt und angeboten.

Der Gedanke kommt mir gerade: Wäre es vielleicht möglich dass das L-Stück auch ein Gegengewicht auf der Mechanik bildet (Balace, Gleichgewicht), damit die Zange nicht im Laufe der Zeit nach vorne überkippt und anfängt zu hängen?

Grüße.
 
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pedder

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QUOTE="Johannes, post: 1249487, member: 47904"]
Hallo zusammen,
hier ein paar Gedanken von mir. Als die Spindeln noch aus Holz waren und auch später, als die Spindeln noch nicht so gut in den Spindelkasten eingepasst waren wurde meist am unteren Ende des L eine Leiste mit Führung installiert um für eine lineare Bewegung der Hinterzange zu sorgen.
Ich nutze die Stelle gerne um Teile einzuspannen, die etwas zu groß sind um sie in der Hinterzange zu spannen. Hierfür ist es aber notwendig, dass die Spannschraube versenkt eingebaut ist.
Darüberhinaus denke ich,ist jetzt die Form der Hinterzange mit dem L einfach nur Tradition.

Es grüßt Johannes
[/QUOTE]

DIe Hinterzange ware eigentlich ein Holzgestell rund um die Spindel. Meine erste Bank hatte sowas auch noch. Ahnen kann man das bei dieser Zeichnung https://i0.wp.com/blog.lostartpress.../12/Shaker-tail-vise.jpg?resize=850,977&ssl=1
 

pedder

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brubu

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und warum haben die modernen Ulmia das nicht mehr?
Weil Ulmia laut deinem Link die Führung neu anders gebaut hat. Ob sie besser ist kann ich nicht beurteilen, meist wird anders konstruiert um Kosten zu sparen. Wenn die Proportionen auf den Fotos stimmen ist die Hinterzange sehr lang, für mich eher zu lang.
Bin mir nicht sicher ob ich eine Ulmia wollte müsste ich eine neue Hobelbank suchen.
 

pedder

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den Klotz braucht es nicht, wenn man das Befestigungsreilvertikal ausrichten würde. das ist da nur zur optischen Gefälligkeit.und vielleicht weil die verschraubung im Hirnholz nicht ideal ist. IMG_20251009_081425.jpg IMG_20251009_081414.jpg
 

Tilia

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Danke @pedder für die Bilder.

Gestern hatte ich, nach brubu´s Beitrag, auch mal nachgeschaut und meine Zange ist sehr, sehr ähnlich Deiner ausgeführt.
Und bei mir sind ebenso auch ein par Sägespuren in der Zange verewigt wie auch bei Dir auf den Bildern zu sehen:

photo_2025-10-09_21-23-34.jpg

es scheint also Leute zu geben, die diese Stelle gerne zum Sägen von irgendwas benutzen. Ich habe das irgendwann auch mal ausprobiert, aber so sehr man sich auch bemüht, es ist kaum (vernünftig) möglich so zu sägen, dass die Säge nicht in die Hobelbank/Zange geht. Dafür ist es also auch nicht gemacht.

den Klotz braucht es nicht, wenn man das Befestigungsreilvertikal ausrichten würde.
Das hatte ich gestern auch kurz gedacht. Wenn man den Flansch Vertikal ausrichtet und verschraubt ..... würde das schon irgendwie gehen, auch ohne dieses L-Stück. .... naja .... irgendwie(!) halt.

das ist da nur zur optischen Gefälligkeit.und vielleicht weil die verschraubung im Hirnholz nicht ideal ist.
Ja das denke ich mittlerweile im Laufe des Threads auch, und kann mich damit nach und nach auch "anfreunden". Der Klotz bildet einen optischen Abschluss und verdeckt die Mechanik von der Rückseite der Zange her. Und weil man das bisher, mit der vorher benötigten Parallel-Führungsschiene, so als L ausgeführt hatte, hat man es (optisch) dann eben einfach so beibehalten. Kann mir auch vorstellen dass es noch andere Mechaniken (anderer Hersteller) gibt, die etwas mehr in das L-Stück hineinragen.

Trotzdem komisch irgendwie. Die Hobelbank ist ja eigentlich so ein durchdachtes und einfaches Ding. Und irgendwie kommt mir das Eck so vor wie: "irgendeine Lösung musste hier eben herhalten." und das hat sich dann einige Zeit hartnäckig gehalten...
 
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wasmachen

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HinternDiwan
Das L ist für mich oft die Ablage. Längeres Teil zum handhobeln zwischen die Haken. Ich leg den Handhobel dann beim L ab.
Auch, wenn beim L der Haken im.hinteren Loch ist...
Warum den Hobel nicht auf der Hobelbank selber? Ganz einfach: da liegt er unergonomisch auf der Seite, und es ist alles voll Hobelspänen...

Ob das der Grund ist? Weiss ich nicht. Jedenjalls würde die Spundel bei Hinholz nicht halten...
 

pedder

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Meine Bank ist gebaucht aus einer Berufsschule. Ne Menge junge Leute mit zu viel Kraft und zu wenig Respekt...
Ich will sie immer noch mal aufarbeiten, aber irgendwie mag ich sie auch so.

Natürlich kann man auch den Bereich zum Spannen benutzen.
Das ist alles so massiv gebaut, kein Problem.
Aber da ist die Schraube für die Gratleiste. Kollisionen mit Werkstücken sind vorprogrammiert.

wenn meine Bank da nicht so eingebastelt wäre, würde ich den Teil vielleicht sogar benutzen, wenn man rund ums Werkstück gehen kann.
 
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